Blitz-Sandrose

Begonnen von Michael, 14. Juli 2002, 23:44:46

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Michael

Hallo!
Also, erstmal weiß ich nicht genau ob es überhaupt den o.g. Begriff gibt.
Ich habe aber mal gehört, daß wenn Blitze in Sand einschlagen, dieser schmilzt und zu bizarren Formen erstarrt.
Meine Frage nun, kann das so ein Objekt sein. Fundort am Strand Ostsee Zingst.
gF Michael

[Bearbeitet am 14-7-2002 von Michael]
        GugF Michael, der mit dem C-Scope 1220 XD sucht

Michael

2. Ansicht
gF Michael
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Michael

und noch ne 3te.
Michael
        GugF Michael, der mit dem C-Scope 1220 XD sucht

Tomcat

Hi Michael !

hmmmmm(das hirn zermarter...)
Ha , ich habs !
Fulgurite heißen die Blitzeinschlags-schmelzröhren !
ob deine funde jedoch sowas sind kann ich leider nicht genau sagen -
ich weiß nur , dass die fulgurite extrem schwer am stück zu bergen sind (klar , warum) -
HAAALLO , EXPERTEN , was sagt ihr dazu ??

mfg
tct
Life burns!

Michael

Hallo Tomcat!
Jetzt wo du mir den Namen verraten hast, konnte ich Google befragen. Der hat mir eine schöne Seite ausgespuckt.
Viele der gezeigten Objekte haben auch diese hohlen Röhren und Gänge.
http://www.minresco.com/fulgurites/fulgurites.htm
gF Meikel
        GugF Michael, der mit dem C-Scope 1220 XD sucht

Spuernase

Hallole! :-)
Sehe ich da leicht blauen Schimmer auf dem Scan?? Wenn ja, dann tippe ich mal auf eine Calcedonkruste bei deinem Stück. Zumindest ist es mit Silizium (SiO2) verbacken. Vielleicht ne Ausfüllung von nem Grabgang etc. oder ne Umkrustung von was inzwischen weggelöstem).
Nach nem Fulgurit sieht es eigentlich nicht aus, es sei denn, es war ein Kugelblitz! :-D

Grüßlis Nasi
Situs vi late in, is et ab an et!

McSchuerf

Hallo ...

.. das Foto zeigt eindeutig Chalcedon, ein im Prinzip Entwässerungsprodukt von Opal - kein Zweifel!
Von diesem Material habe ich nämlich selbst auch einiges bei mir zu Hause!
Über Chalcedon, Flint, etc.. hatte ich damals auch schon einige Beiträge in Schatzsucher.de und anderswo geschrieben..(siehe dortige 'Suchmaschine.. und insbesondere meine Dialoge mit 'Grubenputzer').:hallo:

Ich besitze zufällig auch einen Fulgurit aus der Libyschen Wüste (6 x 3 cm gross)..wenn mein Scanner wieder mal funktioniert, scanne ich den gerne mal direkt ein und präsentier hier gerne das Foto...

Der Lechatellierit, dessen Abart der Fulgurit ist, fehlte mir nämlich noch von den insgesamt 8 SiO2-Modifikationen in meiner Sammlung. Nun fehlt mir nur noch der Stishovit.

Übrigens: Im Staatlichen Museum für Mineralogie und Geologie zu Dresden ist eine 4,60 m lange Blitzröhre zu sehen, die ein zu Stein gewordenes Abbild eines Blitzstrahls darstellt. Und es handelt sich dabei nicht mal um die längste ausgegrabene Blitzröhre der Welt!
:besserwiss:

Als Fulgurite werden heute alle durch Blitze erzeugten Glasflüsse (fulgur - lat. Blitz) bezeichnet. Mit den Fulguriten beschäftigten sich schon solche berühmten Wissenschaftler wie A. von Humboldt, Ch. Darwin, etc..

Blitzröhren sind auch aus Massel (Schlesien bekannt)..

Interessante Quelle über Blitzröhren ist auch: Lapisausgabe 92 / 7-8, S. 66 - 68.

Gruss Peter

[Bearbeitet am 15-7-2002 von McSchuerf]

Michael

Danke @ Spuernase und McSchuerf für eure  Antworten.

Also kommt es durchaus vor, daß man sowas am Strand der Ostsee finden kann, gut! Wie kommen die Gänge und Röhren in das Stück? Ausspülungen durch Wasser oder wie?
Vielleicht könnte sich doch noch mal einer die Mühe machen und mir hier schildern wie Calcedon entsteht, vorkommt usw.
Vielen Dank
Michael
        GugF Michael, der mit dem C-Scope 1220 XD sucht

Spuernase

Hallole! :-)
Also drück ich mal (verständlich! ) ab!

Also, Calcedon gehört zur Quarzgruppe oder auch XO2 (zB. SiO2).
Diese Gruppe ist sehr umfangreich und schließt viele bekannte Schmuckmineralien mit ein (zB. Tiegerauge, Jaspis, Rosen-/Rauchquarz, Amethyst, Prasem, Katzenauge, Heliotrop, Karneol, Achat, Onyx, Moosachat, Chrysopras, Aventurin und viele mehr!)
Dabei unterscheidet man die mikro-kryptokristallinen Varietäten grob in 2 Gruppen (fürs Mikroskop natürlich!!):

a)parallelfaserige, kompakte und
b)feinkörnige Quarze

Calcedon ist zu a) beizuordnen .

Calcedon ist oft bläulich gefärbt und besitzt eine nierige Oberfläche. Er kann aus einem Kieselsäuregel abgeschieden werden (hat dann meist Reste von röntgenamorpher Opalsubstanz im Kristallgitter).
Als "Achat" hat der Calcedon eine Gasblase in einem Vulkanit rhytmisch ausgekleidet (Bänderung).  Fleisch- bis orangefarbene Calcedone nennen sich Karneol, Moosachat mit Nickel grün gefärbt, Tiegerauge durch parallel eingewachsene Asbestfasern schillernd  usw.
Im Grunde sind die meisten oben aufgeführten Schmucksteine Varianten des Calcedon und nur durch die Einlagerungen im Kristallgitter unterschiedlich gefärbt.

Also, Entstehungsort ist quasi überall, wo SiO2 haltige Flüssigkeiten vorbeimigriert sind und dabei SiO2 ausgeschieden haben (Hohlräume im Vulkanit, Grabgänge von Würmern, Hohlräume von Fossilien,  Wurzelröhren , Brüche und Spalten im Festgestein etc.)
Oder wo Tagwässer (zB. Regen) SiO2 aus dem Boden gewaschen haben und in der Tiefe wieder abgeschieden haben (in Sandgruben zu finden) oder das SiO2 hat sich an Fossilien oder anderem angelagert und dabei den Sand miteingebacken (DEIN STÜCK VIELLEICHT!))

Das SiO2 kann auch atomweise die ursprüngliche Fossiliensubstanz ersetzen. Dann ist das Fossil versteinert oder silifiziert und kann mit Säure aus dem umgebenden Gestein herausgesäuert werden....

So, hoffe das reicht als Erklärung!

Grüßlis Nasi :hallo:
Situs vi late in, is et ab an et!

Michael

Hallo Spuernase!
Supi!! Vielen Dank für deine ausführlichen
Erklärungen und Erläuterungen.
Man lernt ja nie aus!

:-D:prost:

Gruß Michael
        GugF Michael, der mit dem C-Scope 1220 XD sucht

McSchuerf

Dem ist nichts hinzuzufügen. :-)