Kugeln aus einer Kugelmühle?

Begonnen von Nitro69, 12. Oktober 2015, 22:03:18

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Nitro69

Guten Abend
Ich finde auf meinem Lieblingsacker sehr oft diese Kugeln. Ich bin mir gar nicht sicher, aus welchem Material sie sein könnten oder was der Zweck dieser Kugeln war. Sie sind auch nicht immer ganz Rund. Weiß vielleicht Jemand, woher sie stammen könnten?

RockandRole

Guten Morgen Nicole

Das könnten sogenannte Schnepper-/Schnäpperkugeln sein. Diese dienten dem einfachen Volk zur Vogeljagt und würden wie mit einer Armbrust abgeschossen.
Das sind unglaublich viele, vielleicht ist oder war auf deinen Äckern einst ein Rastplatz für Zugvögel.
Ein paar Murmeln werden auch dabei sein.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Levante

Moin  ,

bei der Menge5auf einem Acker würde ich eher an eine Produktion in der Nähe oder einer nahen Ortschaft denken. Das Material ist nicht untypisch , jedoch ist mir der Name gerade entfallen , es gibt murmeln aus Steinzeug, Irdenware , Hafnerware und eben dieser Masse , welche mich immer an Steingut erinnert. sollten aber relativ modern sein. Mehr fällt mir heute Morgen noch nicht ein.
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

scherbe

Hallo Nitro69,

welchen Durchmesser und welches Gewicht hat zum Beispiel eine solche Kugel? Mit diesen Werten könnte man über die Wichte eventuell auf das Material schließen. Bei den wenigen, kleineren sich auch farblich dunkel absetzenden Kugeln tippe ich auf Spielmurmeln.

Gruß Jochen

woodl

Servas Levante !
Der Name ist : Märbeln ! Diese wurden aus Stein, Ton, Porzellan und auch Glas hergestellt .
Gruß woodl

mc.leahcim

Gum biodh ràth le do thurus. = Möge deine Suche erfolgreich sein (Keltisch/Gälisch)
Die soziale Kälte hilft nicht die globale Erwärmung aufzuhalten!!

Caddy

Die Menge ist erstaunlich, habe ich so noch nicht gesehen.

Da gibts einen Hintergrund Nicole.
Recherche zu dem Acker/der Gegend ist erforderlich !

stratocaster

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und dennoch geschwiegen haben !

Caddy

Zitat von: stratocaster in 13. Oktober 2015, 18:11:12
So etwas vielleicht?
http://www.boehaemmer.de

Gruß  :winke:

Ist ja interessant. Das kannte ich noch nicht. Danke Strato !  :super:

Nitro69

Vielen Lieben Dank für die vielen Antworten. Die Kugeln sind unterschiedlich groß, von wirklich winzig (Durchmesser 0,8cm) über Mittelgroß (Durchmesser 1,3cm) bis hin zu Groß (Durchmesser 1,6cm). Sie wirken wie Keramik, nur irgendwie auch gleichzeitig wie ein Stein. Ich habe mittlerweile schon einen halben 1 Liter Krug davon gesammelt und es liegen dort immer noch sehr viele herum. Aber nur auf diesem Acker.... Die Große Kugel wiegt 7g die Mittlere so ca 4g, die Kleine kann ich leider nicht wiegen, meine Waage ist dafür nicht geeignet, ich Schätze sie auf so ca 1,5g. Es ist mir auch ein Rätsel, für was die einmal waren. Wegen der Unglaublichen Menge denke ich halt an eine Kugelmühle, vielleicht in Kriegszeiten, denn normalerweise sind diese ja aus Metall....  :kopfkratz:

hargo

Hallo,

zur Materialfrage fällt mir der Kalkabbau in deiner Gegend ein.
Leider gibt es keinen Hinweis im Netz, dass es an der Bieber eine Kugelmühle gab. Letztendlich war aber jeder Bauer in der Lage eine solche mit geringem Aufwand zu betreiben. Interessant finde ich auch, dass sich solche Kugeln aus Stein als Ballast im Kiel von Segelschiffen fanden. Ob irgendetwas davon in deinem Fall zutrifft, weiß ich natürlich nicht. Da bleibt dir noch ein weites Feld für weitere Recherchen.

mfg

Nitro69

Ja hargo, ich habe auch schon schwer recherchiert aber Leider gar nichts zu einer Kugelmühle in Bieber gefunden....  :nono: Wie gesagt es gibt sie nur auf diesem einen, relativ kleinen Acker. Da ich dort wirklich auch eine Menge anderer Sachen finde, bis in die 50er Jahre reichend, denke ich das dies mal ein Acker war, wo die Bieberer ihren Abfall entsorgt haben. Laut meiner Recherche geschah das bis eben in die 50er Jahre. Es finden sich dort auch sehr viele Knochen, Zähne von Kühen, aber auch einen menschlichen Zahn habe ich dort schon gefunden.... Wahrscheinlich wäre es sinnvoll, mich einmal an den hiesigen Heimatverein zu wenden..... Gefunden aber hat man hier in der Gegend wirklich schon einiges. Ich bin gerade dran die Ausgrabungsstelle des Bieberer Amulett zu finden, wo es ungfähr ist, wiß ich auch schon. Nur leider ist dieses Gelände wirklich riesig...... https://de.wikipedia.org/wiki/Offenbach-Bieber#Kultur_und_Wahrzeichen

hargo

Hartmut Gries, der lokale Mühlenexperte für Bieberbach und Rodach behandelt in seinen Büchern sicherlich nur die Getreide- und Ölmühlen?

mfg

Levante

Guten Morgen,

dann ist es am ehesten Porzellan, was für die Vogeljagd ebenso wie Steinzeug Murmeln vermutlich zu Scher war. Es müsste doch irgendwo einen Vogelschnepper geben mit dem man mal ballistische Versuche machen könnte um die Frage endlich mal zu klären. Kommt ja jedes Mal wieder auf wenn wir Murmeln sehen und finden.
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Nitro69

Das wäre vielleicht eine richtig gute Idee Levante  :daumen:

Leseratte

Hallo zusammen,

Da eine Mitstreiterin aus Großalmerode und ich diesbezüglich schon etwas länger an solch einem Projekt arbeiten, schlage ich Euch vor, uns anzuschließen. Wir haben einen Mittelalterschusswaffenspezialisten mit den nötigen Waffen an der Hand und ein geeignetes Grundstück. Aber, obwohl die Dinger hier in Millionen Stückzahlen hergestellt wurden, mangelt es uns an Munition (könnte daran liegen, dass mein Bezirksarchäologe immer alles kassiert, was ich finde). Also wenn Ihr Lust habt ... Eine Aktion war für den Sommer geplant, haben wir aber noch nicht hingekriegt. Jetzt haben wir es auf das kommende Frühjahr verschoben.

Liebe Grüße
Konni
Ich kenn mich nur in Almerode aus.

Wicheler

Zitat von: Leseratte in 16. Oktober 2015, 15:10:32

Da eine Mitstreiterin aus Großalmerode und ich diesbezüglich schon etwas länger an solch einem Projekt arbeiten.....

Wir haben einen Mittelalterschusswaffenspezialisten mit den nötigen Waffen an der Hand.....

.... mangelt es uns an Munition

Konni

Hallo Konni,

der Bericht über den Kugelfund hat mich neugierig gemacht, also habe ich mal ein wenig nach -> Kugelschnäpper -> Balester gesucht. Man findet ja viele Infos, aber leider keine genauen Angaben über die Funktion vom Schloß, der Stärke des Bogens usw.
In meiner Freizeit werfe ich ab und zu mein Schmiedefeuer an. So eine Baleste nachbauen, das wäre schon was. Leider fehlt mir ein genaues (historisches) Vorbild, aus den Bildern im Netz kann man die Funktion nicht richtig erkennen.
Habt ihr vielleicht eine Rißzeichnung oder eine Quelle, die genauere Infos hergibt?

Zur Munition, ich habe mir heute Morgen vom Bach mal einen Beutel Ton und einen Beutel Lehm mitgebracht. Ich denke mal, solche Kugeln kann man recht einfach in den Händen "rollen". Vielleicht könnte man das ja nach einem solchen Vorbild http://www.kugener.com/de/pharmazie-fr/69-artikel/1731-pillen-rollbrett.html automatisieren. Das Brennen im Schmiedefeuer dürfte auch kein Problem sein. Ich probiers nachher mal. Vielleicht kann man sie ja ohne vorherige Trocknung brennen.

Caddy

Zitat von: Wicheler in 25. Oktober 2015, 10:03:22
...
Habt ihr vielleicht eine Rißzeichnung oder eine Quelle, die genauere Infos hergibt?

...

Interessante Sache Wicheler  :super:
Wende Dich mal an den Lojoer hier im Forum, er hat mal was ähnliches gebaut.

Wicheler

#18
Hallo,

habe eben mal ein paar Kugeln gebrannt. Erst eine "Wurst" gemacht, in einzelne Stücke zerteilt und in den Händen gerollt. Das funktioniert genial einfach, unrunde Stellen kann man problemlos mit dem Finger gezielt verbessern.


"Naß" brennen funktioniert aber nicht. Ich habe dann einige zum Trocknen dicht ans Schmiedefeuer gelegt. Die besten Ergebnisse gabs später, in der verlöschenden Glut und langsamer Abkühlung. Kann man bestimmt auch im Holzkohlengrill machen.

Ich werde mir mal eine alte Autofeder besorgen und so ein Balester bauen, macht bestimmt Spaß und an Munition wird's nicht fehlen :super:


hargo

Hallo,

manchmal weisen diese Tonkugeln eine Delle auf. Also dort, wo sie beim trocknen auflagen.
Nach deiner Herstellungsmethode funktioniert es scheinbar auch ohne.

mfg

stratocaster

Zitat von: Wicheler in 25. Oktober 2015, 20:03:10
Erst eine "Wurst" gemacht, in einzelne Stücke zerteilt und in den Händen gerollt.


Die industrielle Herstellung von Kugeln für Kugellager funktioniert genau so.
Das Rollen allerdings zwischen zwei gegenläufig rotierenden Tellern.

Gruß  :winke:
Das Sucherforum dankt all denen,
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Leseratte

Upps, jetzt habe ich hier wohl den Anschluss verpaßt!

Hallo zusammen,

@wicheler, ich gehe davon aus, dass der junge Mann weiß, wie die Dinger gebaut werden, werde es aber auf jeden Fall erfragen und melde mich wieder.

Uns geht es bei der ganzen Geschichte vorrangig um die Munition, nicht um die Waffen. Wie gesagt, diese bei uns "Üller" genannten Tonkugeln sind in Großalmerode über mind. 4 Jahrhunderte gewerblich in Millionen Stückzahlen hergestellt und in die ganze Welt exportiert worden, z. B. England, Holland, Skandinavien, Indien, Amerika... Es gab viele verschiedene Größen und Materialien, das geht von leichter Irdenware über salzglasiertes Steinzeug bis hin zu Porzellan. Großalmerode ist weltweit die einzige Stadt, die "Üller" in ihrem Stadtwappen hat. Laut offizieller Geschichtsschreibung sind diese nur zu Spielzwecken hergestellt worden - da brat mir doch einer nen Storch -. Das Verrückte an der ganzen Geschichte ist, dass die Dinger nie wieder irgendwo auftauchen. Ich habe jedenfalls noch nie von einer Grabung gehört, wo sie in wirklich großen Mengen wieder auftauchen oder von einem Schiffswrack, was den Bauch voller Murmeln gehabt hätte oder einen indischen Murmelspielplatz oder sonst irgendwas.

Wir möchten jetzt herausfinden, ob es Waffenkonstruktionen gibt, mit denen man speziell unsere Kugeln verschießen kann. Nichtsdestotrotz könnte man bei dieser Gelegenheit  natürlich auch andere Anfertigungen probieren und dabei feststellen, ob die "Üller" irgendwie doch besonders sind. Ich kann mir ehrlichgesagt nicht wirklich vorstellen, dass ich an den Bach gehe, Ton hole, Murmeln forme, brenne im Feuer und dann damit schieße, es sind ja doch gewisse Kräfte, die auf die Kugeln wirken. Deshalb gehe ich im Moment davon aus, dass die so hergestellten beim Schussversuch auseinanderfliegen, lasse mich aber selbstverständlich gern eines Besseren belehren.

Ich habe zwar schon viele Üller hier gefunden, mußte aber den Löwenanteil abgeben, deshalb suche ich so viele wie möglich. Problematisch an der ganzen Geschichte ist, dass ich hier in Großalmerode selbstverständlich nur den Produktionsabfall, also den Schrott finde. Richtig interessant wären mal orginal verkaufte Almeröder Üller, aber ich habe bis zum heutigen Tag noch keine gefunden.

Zur Produktion jetzt auch noch was, es ist ja eh schon ein Roman. Hier hatten die Töpfer eine spezielle Technik: man hat quatratische Barren gemacht, diese dann in Würfel geschnitten und dann jeweil 10 gleichzeitig unter jedem Finger eine gedreht. Trocknen ist klar und dann kamen sie in spezielle Brennkapseln, die aussahen wie hohe dickwandige Tontöpfe mit vielen tropenförmigen Löchern drin. (Patrick hat doch bestimmt Fotos davon) Diese kamen dann mit in den Ofen. Auf jeden Fall haben Almeröder Üller eben keinen Auflagefleck und sind oft komplett rundrum salzglasiert ohne irgendwelche Flecken.

Das sind wahrscheinlich wieder mehr Infos als irgendjeman braucht, aber war toll, das mal loszuwerden, obwohl ich den Roman jetzt mit Daumen und Zeigefinger in Gips geschrieben habe. Wenn es also weitere Üllerverrückte da draußen gibt, bitte meldet Euch. Infos zur Schießaktion kommen auf jeden Fall.

Liebe Grüße
Konni
Ich kenn mich nur in Almerode aus.

Levante

Moin,

ach ich habe schon welche in den Niederlanden finden dürfen beim poldern  , aber ob die aus Almerode stammen ist nicht geklärt zu berücksichtigen sei ,dass z.b. Raren auch illwrn hergestellt hat in welchem Umfang ist aber so weit ich weiß nicht beschrieben  aber in Almerode ja auch nur bedingt Wir kennen halt die Massen aus eigener Erfahrung
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

hargo

Zitat von: Leseratte in 28. Oktober 2015, 19:41:32
Das sind wahrscheinlich wieder mehr Infos als irgendjeman braucht.....

Danke für die vielen Details. Immer interessant!

Wer wissen will, wie die "Üller" aus Großalmerode aussehen -->
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,50133.msg308801.html#msg308801

mfg

Levante

Zitat von: hargo in 30. Oktober 2015, 10:08:21
Danke für die vielen Details. Immer interessant!

Wer wissen will, wie die "Üller" aus Großalmerode aussehen -->
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,50133.msg308801.html#msg308801

mfg


Undefähr die selbe Menge haben wir nun noch selbst finden dürfen jedoch mit relativ großem Aufwand , da die Tonschichen wo die murmeln eingelagert oder eingetreten wurden diese nur unter  gewisser Anstrengung freigeben.

Aktuell kenne ich eine Stelle wo die illwrn im Wechsel mit salb Gefäßen zu Tage treten je nachdem was der Bach geleistet hat.

Jedoch liegt die Vermutung nahe das die Blüte der Murmel Produktion nicht im 17. sonder eher im 18. frühen 19. Jahrhundert lag. Zumindest lässt die Betrachtung der wenigen archäologischen Befunde diese Schlussfolgerung zu.
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

stratocaster

Zitat von: mc.leahcim in 13. Oktober 2015, 11:39:34
Hier mal was zu Murmeln und hier das Kugelmuseum.

Gruß

mc.leahcim

Interessant finde ich das Namensregister
In meiner Kindheit in Berlin-Neukölln haben wir "Bucker" gesagt.
Meine oberbayerische Frau sagt "Schusser".

Ganz interessant finde ich vor allem den Begriff "Üller".
Als Kinder haben wir zum Fußball "Ülle" gesagt.  :irre:

Gruß  :winke:
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und dennoch geschwiegen haben !


mc.leahcim

#27
Bei uns (rund um Bergheim Erft) wurde gekniggelt und das waren dann Kniggel (Ton, Glas, Eisen /Kugellager-Kugeln)

Gruß

mc.leahcim

P.S.
Zitat von: stratocaster in 30. Oktober 2015, 11:03:15
Interessant finde ich das Namensregister
In meiner Kindheit in Berlin-Neukölln haben wir "Bucker" gesagt.
Meine oberbayerische Frau sagt "Schusser".
Ganz interessant finde ich vor allem den Begriff "Üller".
Als Kinder haben wir zum Fußball "Ülle" gesagt.  :irre:
Gruß  :winke:

Es ist nur schade das da keine Orte dabeistehen so könnte man eine "Murmelnamenslautverschiebung" nachvollziehen. :kopfkratz:
Gum biodh ràth le do thurus. = Möge deine Suche erfolgreich sein (Keltisch/Gälisch)
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Wicheler

Bei uns im Westerwald hießen die Klickern

mc.leahcim

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