Zinnknopf versilbert-Altersbestimmung

Begonnen von Derfla, 23. Februar 2010, 20:03:53

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Derfla

Ich habe hier einen Zinnknopf Vorderseite vesilbert. Zinnbleimischung, gegossen, Eisenöse wurde mit eingegossen
und ist wegoxydiert.Gußnaht ist auf der Rückseite gut zu erkennen.Durchmesser 3.9 cm. Als Stilrichtung würde ich sagen ist er ins Barock zu legen so ungefähr um 1630 bis 1670. Wer weiß mehr.

Vielen Dank im Voraus

  Hans

Derfla

Vorderseite wurde nicht übernommen
Hans

stratocaster

Zitat von: Derfla in 23. Februar 2010, 20:03:53
Als Stilrichtung würde ich sagen ist er ins Barock zu legen so ungefähr um 1630 bis 1670. Wer weiß mehr.

Hmm  :kopfkratz:
Ich denke, eher 100 Jahre jünger; ist aber eher eine Vermutung.
Loenne weiß vielleicht mehr.

Gruß  :winke:
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Derfla

Hallo Statocaster!
Loenne kennt diesen Knopf von mir schon aber ohne Rückseite und verkleinert. Ich habe Ihm einen kleinen Artikel von mir über Knöpfe zukommen lassen.Dieser Knopf mit Durchmesser von ca 4 cm entspricht wahrscheinlich einem Münzknopf-Guldentaler. Da die Altersbestimmung auch für mich sehr wage ist und ich gerade über Zinnknöpfe eine Zusammenstellung anfertige ( habe eine größere Sammlung dieser Knöpfe), bin ich sehr an einer korrekten Alterbestimmung dieses Stückes interessiert.Das war auch der Grund, warum ich ihn ins Forum gesetzt habe.Andere wissen vielleicht mehr. Das Bild auf dem Knopf entspricht möglicherweise der Verzierung eines Wappenschildes ohne Stern von einem Taler-Gulden.Mir ist so ,daß ich dieses schon mal gesehen habe. Das wäre dann ein wichtiges Indiz für die Altersbestimmung. Diese Zinnknöpfe haben häufig auf der Rückseite Großbuchstaben des Herstellers in antiqua Schrift,d.h. also nach 1500 hergestellt,sonst wären gotische Majuskeln zu sehen. Die Abbildungen auf diesen Knöpfen haben häufig noch mittelalterliche Motive. Wenn ich Zeit habe, setze ich demnächst noch eine Knöpfe rein, und erkläre sie.
Grüße Hans

stratocaster

Oha !
Da muss ich nun doch passen  :kopfkratz:

Gruß  :winke:
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Derfla

Hallo Statocaster!
Habe noch die Zeit gefunden 13 Bleizinnknöpfe zu scannen und zur Ansicht hier reinzusetzen. Der 1. Knopf ist ein Münzknopf von Salzburg vom 4 Kreuzerstück Vorderseite ( Franz Anton von Harrach 1709-1727). Dieser Knopf wurde wahrscheinlich in dieser Zeit hergestellt. Der 2. ist halbkugelförmig, mit Kerbschnitt, wie man es am Ende des Mittelalters auf gegossenen Vollkmetallknöpfen häufiger findet. Der 3. beinhaltet ein Kreuz und in den Winkeln Quadrate. Der 4. und der 5. stellen eine Kopie der Etschkreuzer aus dem Mittelalter dar. Die letzen Etschkreuzer wurden gegen Ende des 16.Jhd. geschlagen. Der 6. hat ein Kreuzmotiv wie es schon seit der Bronzezeit vorkommt. Der 7.;12. und 13. weisen ein Spiralmuster auf. Diese bilden eine ganz große Gruppe für sich, wobei der 7. der Älteste ist. Der 8. ist helmartig und unten offen. Den 9.; 10. und 11. habe ich nur zur Ansicht hereingenommen, um zu zeigen, welche Abbildungsvielfalt auf diesen Knöpfen vorkommt. Der Münzknopf von Salzburg hat einen Durchmesser von 2.2 cm als Vergleichsmaßstab für die anderen Knöpfe. Es hat also den Anschein, daß diese Knöpfe mit Eisenöse schon ab Mitte bis Ende des 16. Jhd. hergestellt wurden.Die Ösen auf der Rückseite sind häufig wegoxidiert oder schon am Gewandt ausgerissen.
MfG Hans

Derfla

Habe schon wieder gemurks und Bild 1 nicht eingestellt. Man beachte auch die Buchstaben auf der Rückseite einiger Knöpfe

stratocaster

#7
Hallo Derfla

als ich die Rückseiten gesehen habe, dachte ich sofort:
"Aha, die habe ich auch"
Als ich die Vorderseiten gesehen habe, mußte ich leider feststellen:
"Oha, die habe ich nicht" und zwar wegen der Motive.
Was schätzt Du da selber zeitlich ein ?

Unten mal 2 Bilder meiner "Silbrigen" ohne Motiv und einzementierter Draht-Öse und dann ein Bild,
wo mich mal interessieren würde, wie Du den linken zeitlich einschätzt,
vor allem wegen der klobigen Ausführung der Öse denke ich schon an Anfang 17 JH
wenn nicht älter.
Oder hat sogar MKN-Sondler recht
http://www.mkn-sondler.de/frames.html
der diese Knöpfe, wie dann ja auch Deine oben ins Mittelalter zurückdatiert ?
Ich bin relativ viel in Museen unterwegs und sehe mir dann immer die Gemälde alter Meister an,
um herauszufinden, ab wann Knöpfe an der Kleidung üblich waren.
Bei Gemälden aus dem Spätmittelalter habe ich noch nie Knöpfe ausmachen können, das kommt
je nach Gegend (Holland, Spanien, ...) erst frühestens im 16. JH auf.

Gruß  :winke:
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Derfla

Hallo Statocaster!
Zuerst zu meinen Knöpfen. Ich gehe davon aus, daß sie vom Ende des Mittelalters ( 2.:6. u.7.Knopf) bis Mitte 18.Jhd.gehen,wobei der Münzknopf wahrscheinlich der Jüngste ist. Man darf nicht vergessen, daß hier verschiedene Werkstätten am Werk waren, was man sehr deutlich sehen kann
Jetzt zu Deinen Knöpfen. Andere Gegend-andere Machart. Derartige Knöpfe aus Arsenbronze habe ich hier im Süden noch nicht gesehen. Da wir über das Alter dieser Knöpfe noch nicht so genau Bescheid wissen, ist es schwierig, sie zu datieren. Sie könnten in ihrer Machart parallel zu den Zinnknöpfen angesehen werden. Meiner Meinung nach sind die dunklen Knöpfe älter als die hellen. Daß diese Knöpfe keine Verzierungen aufweisen, liegt wahrscheinlich daran, daß Arsenbronze eine viel höhere Temperatur zum Gießen benötigt und dieser Guß in der Form hängengeblieben wäre.  Nicht umsonst sind diese Knöpfe sonst graviert. Betrachtet man Knopf Nr.10 von mir, so findet man dieses Muster auch auf frühen Scheibenknöpfen. Jetzt zu Deinem speziellem Knopf. Daß die Öse nachträglich eingegossen wurde ist eigentlich ein Zeichen für früher. Man muß aber aufpassen, da gleichzeitig immer mehrere Herstellungsmethoden nebeneinander angewandt wurden, weil sich damals immer mehr der Knopfherstellung zukehrten und hier auch Pfuscher am Werk waren. Das Alter kann man so doch stehen lassen.
Nun zu den 2 Bleiknöpfen. Sehr schöne Stücke aus dem Mittelalter. Zeitliche Eingrenzung ist schwierig-gegen Ende?
Ich habe noch 11 Knöpfe eingeskannt davon sind 5 Doppelknöpfe.
Der1. und 3. aus dem Mittelalter, der 2. wahrscheinlich später (Hohlknopf);der 4. Weißmetall mit eingegossener Öse; 5 und 6 die üblichen Arsenbronzeknöpfe, Nr. 7 bis Nr.11 habe ich wegen den Mustern hereingenommen.
Zu Bildern später.  Hat mich doch der Computer herausgeworfen als alles geschrieben war. 
Gruß
Hans


Derfla


stratocaster

Hallo Derfla,

schon mal Danke für Deine Beiträge.
Alles höchst interessant.  :super:
Wo hast Du Deine Datierungen her ? Gibt es da spezielle Literatur ?
Ich bin, wie oben geschrieben, beim Mittelalter nachwievor sehr skeptisch.

Gruß  :winke:
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Derfla

Hallo Statocaster!
Die Skepsis ist ja auch begründet,auch bei mir. These-Antithese wie üblich. Punktdatierungen wird es eh nicht geben.Man wird nur ein größeres oder kleineres Zeitintervall angeben können. Was kann zu Datierungen führen?
I) Literaturstudium von Funden.Zeitaufwendig und teuer aber sehr wichtig.Beilspiel für mittelaltrl.Knöpfe, der Fund vom Fuchsenhof
II) Münzknöpfe sind mit einigen Ausnahmen zeitl.Zeitzeugen ihrer Herstellungszeit.Sie können datiert werden.Siehe  Münzknopf von Salzburg von mir. Auch im Mittelalter gab es Münzknöpfe vom Brakteatenstempel. Hierzu möchte ich einen Knopf vorstellen. Brakteatenknopf der noch wissenschaftlich bearbeitet wird.Dieser Knopf ist sehr interessant wegen seiner 4 Löcher ( Kreuzstich-Kreuz-christl.Symbol-Kreuzzug).Ich habe lange gesucht,ob ich hierfür den nötigen Halb-Brakteaten finde-ohne Ergebnis.Ein Brakteat mit Kreuz aus Hannover ( um 1200) in der Mitte kommt ihm in der Machart sehr nahe. Leider bin ich mit der Schrift nicht weitergekommen-Trugschrift? Die Datierung ist aber sehr wichtig. Stammt aus der Ecke von Regensburg.Habe ihn dort aus einer Knopfkiste herausgefischt.In Regensburg versammelte sich damals das Heer zum 3.Kreuzzug unter Barbarosssa. Abbildung vergrößert.
III) Bilder aus der Zeit.Für das Mittelalter selten,in der Übergangszeit schon häufiger.Z.B. ist in der Münzenrevue 2/2010  auf Seite 121 ein Bild vom Dogen Andreas Gritti mit sehr großen Knöpfen abgebidet (1524) ( kein Bild von mir-Urheberrecht). Hierzu bilde ich noch einen großen Kugelknopf-Durchmesser 4 cm-aus dieser Zeit ab.Besteht aus 2 Halbschalen, die zusammengelötet wurden.
IV) Stilvergleiche der verschiedenen Knöpfe und Macharten untereinander. Hierzu ist viel Material nötig.Auch Gürtelapliken können hierzu herangezogen werden.
V) Der Fundzusammenhang. Ist z.B. eine Münze im ursächlichem Zusammenhang mit einem Knopf,so ist der Informationswert sehr wichtig. Knöpfe aus Nichtedelmetallen werden kaum in Hortfunden anzutreffen sein.Diese Zufallsfunde sind sehr wichtig, und die Informationen sind festzuhalten. Solche Ereignisse sind meistens durch unglüchliche Einwirkungen ( Sturz, Schlägerei, Überfall,usw.) auf Menschen entstanden,wo diese Sachen verloren gingen.Die Leute waren ja schon immer nicht freundlich zueinander. Das an die Sucher. In Folgenden werd ich noch 2 Knöpfe abbilden, von denen ich die Zeit gut einordnen kann.
1) Kupferknopf;Durchmesser 1 cm; Kreuz-Pfeil-Anker-Herz (Glaube-Liebe-Hoffnung);um 1735
2) 3 Knöpfe: der mittlere Scheibenknopf-Zimmerman-dunkle Legierung,wurde höchstwahrscheinlich mitte bis ende 16.Jhd.verloren.Hatte gestern schon alles geschrieben und bin gerade beim Senden wegen Zeitüberschreitung rausgeworfen worden.Alles weg!
MfG
Hans