Wieder nicht zu datieren? Hellblaue Perle.

Begonnen von StoneMan, 02. Dezember 2011, 15:08:58

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StoneMan

Moin,

Fundort ist ein erhöhter Wegrand eines alten Hohlweges auf den Ruhrhöhen
der heute asphaltiert ist.
Der Weg führt hier durch ein Waldstück, an dem ein Acker angrenzt, auf dem ich
zwei Keramikfragmente fand. Ein Henkel (Krug) grau und ein kleines helles Bodenfragment
einer kleine Schale, bei dem die Drahtspuren vom Lösen der Töpferscheibe zu sehen sind.

Noch so gerade in Augenhöhe sah ich in der fast senkrechten Böschung (etwa 1,70 m) etwas blaues
von der Größe eines bunten Stecknadelkopfes.
Ich war schon weiter gegangen, aber das blöde Ding ließ mich nicht los...
Mindestens vier Mal ging ich zurück und passierte die Stelle wie zuvor - nichts;
dann fixierte ich, nun davorstehend, die vermeintliche Fundstelle...
Nach einigen Minuten wollte ich endgültig weiter gehen, dann hatte ich es doch noch.

Es war größer als ein bunter Stecknadelkopf, das meiste der Perle war noch im Boden.


Von den Feldern in der Umgebung sind Fundbelege der Altsteinzeit gesichert.
Mittelalterliche Burgen sind ebenfalls in der Umgebung.


Die Perle sieht etwas gestresst aus - alt, Hitze? Material Glas, Keramik (?) ich kann
es nicht gut einschätzen.
Außen ist die Perle matt und annähernd opak.
Ich tendiere zu Glas, schwimmt nicht, klimpert im Glas und klackert am Zahn hart.

Irgendwie sieht sie so aus als ob sie "aufgerollt" wurde, es sind spiralige Risse zu sehen.
Kann so etwas beim Drehen von Perlen passieren und wenn ja woran liegt es?
Schlechtes Material, zu geringe Hitze?

Perle und Loch sind nicht exakt rund. Die äußerliche Erscheinung ist sichtbar unrund.
Das Loch ist fast zylindrisch und auch fast rund, die Abweichung mit Schieblehre messbar.
Die Innenwand des Loches ist nicht gleichmäßig glatt, eher uneben.
Weiterhin sind im Loch unregelmäßig angeordnete Riefen in Drehrichtung zu sehen;
partiell ist ein sehr fester weißlicher Belag, der dem Zahnstocher trotzt und sich nur widerwillig
der Nähnadel ergibt.

Teils ist die Loch- Innenfläche glänzend wie neues Glas. Die Erde im Loch saß sehr fest.

Der Kantenradius (Facette) des Loches ist an der einen Austrittseite deutlich stärker rund
als an der anderen Seite.

Meine Freude über eine "Hellblaue Perle" hält sich noch in Grenzen, erst möchte ich
von euch wissen, "alt oder neu"?
Meine Vorfreude über eure Kommentare ist allerdings groß.
Wer mehr weiß, darf sich natürlich gerne auslassen.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

master-jeffrey

 :winke:
@ StoneMan: Ich habe zwar nicht die geringste Ahnung, um was für eine Perle es sich bei der von dir vorgestellten handelt, aber ich muss dir jetzt einmal ein uneingeschränktes Kompliment für die beste visuelle Vor-/Darstellung von Artefakten jeglicher Art machen. :super:

Es ist jedes Mal eine Freude sich die verschiedenen Bilder anzuschauen.  :glotz:

mfg

Master-Jeffrey

StoneMan

Moin,

danke Jeffrey, das Fotografieren und Präsentieren ist ein übergreifender Teilbereich meiner verschiedenen Hobbys,
der mir ebensoviel Spaß bereitet, wie das Suchen selber.

Das wird alles für mein "Hochglanz-Album" aufbereitet und archiviert  :zwinker: aber es dient ja auch dem Selbstzweck,
je besser die Darstellung, desto besser können andere daraus "lesen und erkennen".


Erfreute Grüße  :winke:

Jürgen
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Antoine de Saint-Exupéry

dappeler

Da kann ich Master Jeffrey wahrlich nur beipflichten!
Weiter so, wir freuen uns auf kommende Bilder,
:winke:
Eins bist du dem Leben schuldig, kämpfe oder trags mit Ruh -
Bist du Amboss, sei geduldig, bist du  Hammer schlage zu!

Siebenpapagei

Hallo Stoneman,

ich habe vor einigen Jahren eine ähnliche Perle gefunden, siehe hier:http://www.sucherforum.de/index.php/topic,46361.msg282806.html#msg282806

Ich war lange Zeit sehr unsicher, wie ich die einzuordnen habe. Kürzlich habe ich die Perle einem Archäologen gezeigt. Der hat mir das Stück ins MA datiert. Für eine genauere Bestimmung solle ich das Stück aber nochmal vorbei bringen um in der Fachliteratur zu Perlenfunden zu blättern und Vergleichsstücke zu finden.
Deine Perle ist auch handgedreht! Neuzeitlich sieht die nicht aus. MA könnte doch auch gut passen?! Hast du die denn auch schon den Experten vorgelegt?

LG
7P :-)



Marienbad

moin Jürgen,
die BZ könnte ich mir gut vorstellen, Färbung und Machart könnten hinkommen.
Aber die beschriebenen Keramikscherben passen da nicht.  :kopfkratz:
Kam da nichts weiter zum Vorschein ? Kein Grabhügel in der Nähe ?

:winke:  Manfred

Marienbad

habe noch etwas Info. gefunden, schaut mal was ihr dazu sagt.  :winke:


StoneMan

Zitat von: Siebenpapagei in 18. Dezember 2011, 00:27:48
...
ich habe vor einigen Jahren eine ähnliche Perle gefunden, siehe hier:http://www.sucherforum.de/index.php/topic,46361.msg282806.html#msg282806

Ich war lange Zeit sehr unsicher, wie ich die einzuordnen habe.
...Deine Perle ist auch handgedreht! ...
Moin 7P,

vorgelegt habe ich die Perle noch nicht, werde ich erst im Januar machen.

Deine Perle hat einige Merkmale (umlaufende Riefen und Gesamthabitus), die meiner ähnlich sind.
Allein meine Perle ist im Gegenteil zu Deiner, die ja sehr schön transluzent ist, fast vollständig opak,
vielleicht ist das aber eine Folge von ungünstiger Lagerung (?).

"Handarbeit und nicht neuzeitlich" finde ich schon mal sehr interessant.

Danke für Deinen Beitrag.

Gruß

Jürgen

PS Vergleichbild Deine/meine Perle reiche ich demnächst nach.
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Antoine de Saint-Exupéry

StoneMan

Zitat von: Marienbad in 18. Dezember 2011, 00:54:11
...
die BZ könnte ich mir gut vorstellen, Färbung und Machart könnten hinkommen.
Aber die beschriebenen Keramikscherben passen da nicht.  :kopfkratz:
... Kein Grabhügel in der Nähe ?


Moin Manfred,

danke Dir für die Vergleichsbilder, hier auch Riefen rundum und diese Perlen sehen eher opak aus  :glotz:

Bronzezeit wäre für mich ja riesig - abwegig ist es nicht.

Grabhügel habe ich nicht in der Nähe.
Allerdings sind in nur mehr als 5 km Luftlinie bereits vor ~ 80 Jahren anlässlich einer
größeren Baumaßnahme eisenzeiliche Urnenscherben gefunden worden. Sehr viel später wurden
dort in der Nähe auch Reste von eisenzeitlichen Hügelgräbern (750 - 400 v. Chr.) gesichert.

Aufgrund der intensiven Landwirtschaft war jedoch alles zerstört. Jetzt ist alles asphaltiert... :nono:

Untersuchungen ergaben dennoch Anlass zu Vermutungen, dass weiter westlich möglicherweise
ein großes Gräberfeld aus der Bronze- und Eisenzeit existiert.

Ich bin dann mal wieder wech... :zwinker:

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
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Antoine de Saint-Exupéry

StoneMan

Moin,

der zuständige Archäologe hat die Perle neuzeitlich eingestuft.

Sehr geehrter Herr Xxxx,

[...]

Mit Ihrer Einschätzung der Perle – handgedreht – liegen Sie ganz richtig. Leider vermute ich aber sehr stark,
dass die Perle nicht allzu alt ist: 19. oder eher 20. Jahrhundert. Neben verschiedenen Merkmalen sprechen vor
allem die Farbe und die  - für unsere Böden – ganz ungewöhnlich gute Erhaltung für diese Einschätzung.
[...]


Mit freundlichen Grüßen

.....



Gruß

Jürgen
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Antoine de Saint-Exupéry

Levante

Sehr schade,

war aber fast schon zu erwarten bei der schönen Erhaltung und Farbe.
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

StoneMan

Moin,

wenn man bedenkt, dass sie innen im Loch wie poliert ist  :glotz: schön glänzend wie eben
Glas aussehen kann, dann ist der Zustand außen ja nicht sooo toll - na kann man nix machen  :besorgt:

Aber dennoch hat sie irgendwie etwas...


Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Wutach

Hallo Jürgen,

ich kann die Einschätzung deines Archäologe's gut nachvollziehen und hätte wohl etwas ähnliches vermutet. Andrerseits ist das am Ende auch nur eine Meinung, wenn auch eine fundierte. Ich habe z.B. ganz vergleichbare Perlen auch schon aus mittelalterlichen Zusammenhängen gesehen, und die waren stratifiziert. Derartige Stücke sind eben zeitlich sehr unsensibel. Bei schöner Erhaltung muss man nicht gleich die Neuzeit bemühen. Hier spricht meines Erachtens aber vor allem die sehr homogene und ebenmässige Oberfläche für etwas neueres. Aber letztendlich sagt das gar nichts.

LG Marc.