Spinnwirtel und Co.

Begonnen von steinsucher, 26. Oktober 2007, 22:44:46

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steinsucher

Hallo Forum,

im Laufe mehrer Jahre kamen diese Keramikteile auf einem Acker in der Nähe von Geilenkirchen-Gillrath (Rheinland) zwischen vielen steinzeitlichen Teilen zum Vorschein. Die Spinnwirtel und die Henkelfragmente kann ich erkennen. Die Spinnwirtel hat einen Durchmesser von 3cm. Gibt es irgendeinen Anhalt um die Teile zeitlich einzuordnen?

Dank schon mal,

Grüsse, Fritz.

wühlmaus

Hi Fritz  :winke:

Kannst Du Morgen von den Teilen noch ein bis zwei schärfere und farbechte Tageslichtaufnahmen machen?

Die grobe Wandscherbe oben links könnte römisch sein, die mit den Streifen unten links unter Umständen neuzeitlich ...
neolithisches scheint nicht dabei zu sein ...

:winke:
Gerd


steinsucher

Hallo Wühlmaus,

mache ich Sonntag. Klar, kein Neolithikum. Waren für mich ja erst auch nur Beifunde. Ich denke mal, dass die Teile so Spätmittelalter bis Neuzeit sind. Die Spinnwirtel ist "zartrosa". Die Henkelfragmente haben die gleiche Farbe.

Schönes Restwochenende,

Fritz

Silex

wenn die Spinnwirtel rosa erscheint dann nehm ich vorgreifend meine nachfolgende Vermutung zurück.


Nach der Form würde ich auf vorgeschichtlich verweisen wollen.
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

steinsucher

Hallo Allerseits,

nach einer längeren Pause noch einmal ein Versuch mit einem besseren Foto der Spinnwirtel und den zwei Henkel-Teilen. Um die ging es mir in erster Linie. Alle drei Teile sind sehr hart gebrannt und ich denke mal auch relativ neu. Die Frage ist nur: Wie neu?

Die Farben sind nun natürlich.

Vielleicht gibt es ja vergleichbares?

Gruß, Fritz.

Rambo

#5
Ich für meinen Teil schliesse Neolithisch aus. Die Keramik ist sehr fein gemagert und der runde Henkelquerschnitt ist auch nicht Neolithisch
Gruß Rambo
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn

queque

Hallo zusammen,
von der Keramik her würde ich auf römisch tippen. Die Form des Spinnwirtels gibt es aber bis ins Mittelalter.
Viel Spaß beim weitersuchen!
Bastl

wühlmaus

Hi  :winke:

Mann, die Teile sind fiese Kopfkratzer ...  :kopfkratz: ...  :zwinker:

Bei dem Spinnwirtel wage ich keine definitive Datierung ... Ton und Form könnten durchaus römisch sein. Wenn das gute Stück von einer römischen Trümmerstelle stammen würde, hätte ich keine Probleme mit einem dementsprechenden, zeitlichen Ansatz ... Aber so als Einzelfund ohne konkreten Siedlungszusammenhang könnte er auch deutlich jünger sein ...

Bei den Henkel hast Du ein paar richtig gemeine Vertreter der Gattung Ackerkeramik aufgetan.
Um es vorweg zu nehmen: Meiner Meinung nach sind sie nicht römisch, sondern gehören zur neuzeitlichen Irdenware des 18./19.Jh.

Je nach Erhaltungsgrad und Form können sie einen braven Scherbenleser schonmal an den Rand des Wahnsinns bringen, besonders wenn er sich auf fundarmen, römischen Stellen bewegt und es auf jede einzelne Wandscherbe als Belegexemplar ankommt ...  :platt:

Das kniffelige an diese Art von Keramik ist, dass sie mit der gleichen Brenntechnik wie ihre antike Vorgängerin hergestellt wurde und teilweise die gleiche Tonvorkommen genutzt wurden...

Ein großer Unterschied zur römischen Keramik ist natürlich die wasserabweisende Glasur der neuzeitlichen Irdenware. Glasierte Stücke sind recht einfach zu erkennen und lassen sich entsprechend leicht aus dem Fundmaterial aussondern. Aber leider ist es nicht immer so einfach. Da die Glasur oftmals kleine Haarrisse hat, kann Wasser unter sie und in den "wasserziehenden" Ton gelangen. Bei Frost dehnt sich das Wasser aus und sprengt sie Stück für Stück ab. Übrig bleiben Scherben, die im besten Fall noch Reste von Glasur aufweisen.
... und wenn sich die Glasur komplett verabschiedet hat, kommt man bei der Bestimmung schon mal ins Schwitzen ...  :engel:

Wie unterscheidet man solche Irdenware von der römischen?

Erstmal durch Erfahrung. Es ist genauso wie bei den Steingeräten. Zuerst lernt man an den sicheren Artefakten, dann mit der Zeit kommt man auch mit den unsicheren und den Frostsprüngen weiter ...
Bei unsicheren Stellen nehme ich immer die definitiv neuzeitlichen, glasierten Irdenware Scherben mit, um ein "feeling" für die Zusammensetzung des entsprechenden "Tonwarensortimentes" zu bekommen. Dann vergleich ich die Scherben, bei denen ich mit der Datierung Probleme habe, mit diesem "Raster"....

Dann gibt es noch einen kleinen Trick ... oft wurde bei helleren Tonarten vor der Glasur eine dünne andersfarbige Lasur aufgebracht, die sich auch nach dem Abplatzen der Glasur noch hält ... diese Lasur gibt es nicht auf römischen Scherben.

Nun back to topic

Beide deiner Henkelscherben könnten vom Ton her römisch sein. Allerdings ist dieser Ton auch Standard bei der neuzeitlichen Irdenware ...
Bei der rechten, rötlichen Henkelscherbe sieht man noch Teile eines farblichen Überzuges, eben der neuzeitlichen Lasur, bzw Glasurgrundierung ...
und last but not least:
Die Form  :weise:
Der runde Querschnitt der Henkel ist typisch neuzeitlich. Römische Henkel sind eher flach ... 

:winke:
Gerd


steinsucher

Danke Allerseits für die Kommentare.

Ich glaube auch, dass es relativ neue Teile sind. Römisch ist in dem Bereich noch nichts gewesen und nach den Beschreibungen von Wühlmaus wird so Einiges klarer. Die rheinische Keramik aus dem 19. Jahrhundert wird (wurde?)  bei uns im Heimatmuseum als Replika verkauft. Diese hat die gleiche Farbe, allerdings bemalt und glasiert. Ein Exemplar steht sogar auf unserem Küchentisch. Wenn die Glasur fehlt, kommt das bei den Henkelfragmenten  farblich hin. Bei der Wirtel farblich auch, mir ist nur im Moment nicht klar, wie lange in unserer Gegend diese zum Spinnen benutzt wurden. Weiß das jemand? Nachdem Keramik auf dem Acker selten ist, gehe ich mal davon aus, dass sie auch nicht aus einer Grube stammt, sondern beim Düngen mit dem Mist darauf geworfen wurde.

Nochmal danke fürs mitmachen,

Gruß, Fritz.