Webstuhlgewicht

Begonnen von Hadubrand, 07. September 2013, 21:02:06

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Hadubrand

Guten Abend!

Normalerweise sieht man Webstuhlgewichte immer nur mit dem seitlichen Loch, durch welches angeblich die Kettfäden befestigt wurden. An diesem Exemplar sieht man aber auch ein zweites Loch am Scheitel und eine deutliche Rille (am Bild nicht sehr gut sichtbar), die quer über dieses Scheitelloch führt. Wozu könnte denn dieses zweite Loch gedient haben und wodurch die Rille verursacht worden sein?

LG
Hadubrand

Furchenhäschen

Hallo
in welchem Fundkontext steht dieses Webgewicht?

Gruß
Peter

Silex

Gibt es noch ein 2. seitliches Loch? Du schreibst nur von "seitlichem Loch" und zeigst jeweils nur die eine Seite ...
GlückAuf
vom
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Hadubrand

Guten Morgen!

Alle meine Funde sind Oberflächenaufsammlungen und wurden ohne Ausnahmen nur von einigen zusammenhängenden Äckern im Umkreis von vielleicht 100 m im südliches Burgenland aufgelesen. Das Keramikmaterial umfasst, soweit ich das als Laie beurteilen kann, viele Perioden vom NL bis in die Neuzeit. Ich werde später einige Fotos machen.
Die ganz seltenen Silexstücke sind unsicher, sie wurden hier schon diskutiert. Aufgesammelte Geröllzerlegungen wurden auch schon diskutiert und sind noch weit mehr unsicher.

Das seitliche Loch beim Webstuhlgewicht ist selbstverständich durchgehend. Es kommt an der gegenüberliegenden Seite heraus. Sonst könnte man ja keinen Kettfaden durchknüpfen. Das vertikale Scheitelloch (zweites Loch) geht nur ein Stück in den Tonkörper hinein. Es hat keine Verbindung mit dem horizontalen Loch.

Das Material selbst ist, wie man sehen kann, ziemlich schlecht gebrannt. Die Außenschicht ist noch teilweise pulverig ziegelrötlich und schon stark verwittert. Ich frage mich, ob das vielleicht nur ein roter Anstrich war. Aber das wäre doch höchst unwahrscheinlich.

LG
Hadubrand

teabone

Hallo Hadubrand,

ich kenne solche Webstuhlgewichte, meine Fundgegend ist das Weinviertel, aus der frühen Hügelgräberzeit, ebenfalls mit Löchern in der von Dir gezeigten Art.

Abbildung in "Österreichische Geschichte bis 15 v.Chr." von Otto H. Urban, Seite 185

LG Augustin
Such- und Fundgebiet: Weinviertel, Nö.

Furchenhäschen

Hallo Hadubrand,

hier zeigte ich einmal verschiedene Webgwichte.
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,50779.msg313851/topicseen.html#msg313851
Gleich das erste Stück aus neolithischem Fundkontext hatte an selber Stelle wie dein Stück eine eingedrückte deutliche Vertiefung, allerdings kein tief eingestochenes, senkechtes Loch.
Ein funktioneller Hintergrund der senkrechten Lochung ist mirnicht bekannt.
Die waagerechte Lochung ist selbstverständlich durchgehend.

Gruß
Peter

Hadubrand

Seit ich mir dieses Video hier eben angesehen habe, kann ich mir jetzt auch ganz gut vorstellen, wie diese vertikalen Löcher und Vertiefungen in manchen alten Webgewichten entstanden sein mögen oder wozu sie gedient haben könnten.

http://www.youtube.com/watch?v=LEJjcq8r-SI

:winke: :winke:

sven

Aber die Frau spinnt doch!  :nono:
Du zeigst uns doch ein Webgewicht.
:winke: Sven

Hadubrand

Nun ja. Aber die Spindel wird bei dieser Art zu spinnen auf etwas aufgesetzt. Dazu könnte ein Webgewicht nebenbei durchaus verwendet worden sein. Durch die ständige Drehung der Spindel würde eine Vertiefung entstehen, oder diese Vertiefung wird vielleicht sogar schon vorher im Tonkörper angelegt, um der Spindel den erforderlichen Halt zu geben.

Ich denke, das wäre nicht so weit hergeholt? Spinnen und Weben gehört doch zusammen!

LG Hadubrand
:winke:

teabone

#9
Hallo Hadubrand,

das Video ist sehr schön!

Ich sehe keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der speziellen Ausformung des Webstuhlgewichts und dem Spinnvorgang!

LG Augustin
Such- und Fundgebiet: Weinviertel, Nö.

reese

Zitat von: Hadubrand in 12. Dezember 2013, 16:40:26
Seit ich mir dieses Video hier eben angesehen habe,
http://www.youtube.com/watch?v=LEJjcq8r-SI




und ich dachte ich kann spinnen! :heul: :heul: :heul:

Lg Reese

Hadubrand

Hallo Augustin,

hast Du eine andere Erklärung für diese doch manchmal zu findenden Gruben und Löcher im Scheitel der Gewichte, die ja für Spanngewichte der Kettfäden des Webstuhls keine Funktion haben können? Dass es sich tatsächlich um solche Spanngewichte handelt, ist bei den heutigen Archäologen unbestritten, jedenfalls so viel ich weiß.

Früher gab es auch Fachleute (z. B. Reinerth 1926), die eine Verwendung dieser Tonkegel für das Abspulen der Garnspindeln für möglich hielten. Das wurde aber angeblich widerlegt.

Natürlich ist meine Vermutung ja bloß eine vorläufige Hypothese, die jederzeit durch eine bessere, wenn es eine solche geben sollte, ersetzt werden kann.

LG Hadubrand

teabone

Hallo Hadubrand,

ich hab keine Erklärung für diese zusätzlichen Löcher oder Vertiefungen.
Es kommt mir nur sehr um die Ecke gedacht vor dass diese Vertiefungen mit dem Spinnen zu tun haben können, da sich überall sonst auch Vertiefungen finden lassen die sich für die Art zu spinnen wie das Video zeigt eignen würden. Einen Grund wird es aber sicher geben weil diese Löcher in Webstuhlgewichten öfter vorkommen.
Das Spinnen wurde in verschiedenen Kulturen unterschiedlich gehandhabt, da gibt es mehrere Ansätze, wobei das Ergebnis das Gleiche ist. Die Herstellung eines Fadens der in der Regel gegenläufig verzwirnt wird.
Jedenfalls werde ich die Ohren offen halten, vielleicht gibt es eine Lösung.
Die Verwendung als Spanngewicht ist vielfach auch durch Gebrauchsspuren der angeknoteten Kettfäden nachgewiesen.

LG Augustin
Such- und Fundgebiet: Weinviertel, Nö.