Ein Grapenfragment mit angebrannten Speiseresten aus der Zeit des 16. Jhs.

Begonnen von thovalo, 29. April 2011, 21:45:19

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thovalo

Aus derselben Fundsituation:

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,49134.0.html


stammt auch dieses Fragment eines kleinen Grapens des 16. Jhs. aus oxydierend gebrannter Irdenware mit Innenglasur, der eine kleine Geschichte aus dem Alltag vor über 400 Jahren überliefert.

Das Gefäß mit in der Herdglut schwarz verfärbten Beinchen ist auf dem Herd gesprungen und ... das ist reine Fantasie ... ist dann im hohen Bogen aus dem Fenster geflogen, wo es dann wohl sehr schnell in die Befundsituation kam, aus der es vor vier Tagen geborgen werden konnte.

Insbesondere an der Außenwandung ist eine dicke Kruste der Speise angebrannt erhalten geblieben. Im Verlauf der Reinigung haben sich die Anhaftungen auf der Innenglasur trotz des längeren Antrocknens des Fundbelegs weit gehend abgelöst!

Das Gefäß stammt aus einer der zahlreichen Töpfereien am Niederrhein oder in den Niederlanden in denen solche Gebrauchsformen in Massen für einen weiten Markt produziert worden sind.


Ein spannendes Belegstück für den Alltag vor über 400 Jahren ..... !

lG  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Levante

Hallo Thomas,

wahrlich ein interessanter Fund, ich habe schon des öfteren Anhaftungen an Grapen gesehen, aber nie so schön dick erhalten.

Es handelt sich bei deinem Grapen wohl noch um ein Rheinisches Erzeugnis, in den Niederlanden ist die Form doch schon etwas abweichend.

Sehr interessant ist es auch, wie sich die Formen der Grapen in der selben zeit regional von einander unterscheiden.

Irgendwann, wenn ich mal viel Zeit habe, stelle ich dazu mal einige Beispiele ein.

Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

sludsen

Zitat von: thovalo in 29. April 2011, 21:45:19
Ein spannendes Belegstück für den Alltag vor über 400 Jahren ..... !

In der Tat, vielen dank für's zeigen!!  :super:

Da müsste man doch auch noch herausfinden können, was für ein Mahl damals in der Glut endetet. Versucht ihr das heraus zu bekommen, durch chemische Untersuchungen, oder so?

Storkianer

Klasse Fund!
Wenn ich mir überlege wie stark heute noch verbrannte Milch an und in Töpfen haftet, könnte ich mir durchaus vorstellen dass da jemand auf seinen Milchbrei nicht aufgepaßt hat :kopfkratz:

haasa2003

hallo thovalo,

auch von mir ein herzliches Dankeschön für die Bilder.

In der Tat, in diesem Gefäß ist die Milch wohl des öfteren übergekocht
und angebrannt.
Vielleicht ist es aber auch nur kondensierter Teer des verbrennenden Holzes.

Gruß Winfried
Je länger man lebt,
desto deutlicher sieht man,
daß die einfachen Dinge
die wahrhaft größten sind.

Romano Guardini, 1885 - 1968

thovalo

Das sind nach dem ersten Eindruck wohl tatsächlich Breireste und bereits vor einiger Zeit gab es einen entsprechenden Fundbeleg aus dem selben Fundzusammenhang. Leider hat sich einiges an Anhaftungen im Inneren des Gefäßes gelöst, weil die Glasur dort weniger Halt geboten hat. Selbst an germanischen Gefäßen kleben oft noch die Essensreste fest mit an. Eine Analyse wäre schön, aber wer soll das bezahlen
...... bei 0 Interesse bleibt das Zeug eben noch einige Jahr oder Jahrzehnte kleben.  :zwinker:

lG  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

sludsen

Ich hatte schon befürchtet, dass die Untersuchung der Speisereste zu teuer sein wird, schade eigentlich!

Nur Mut, Thomas, einfach mal dran lecken, danach kannst Du uns Deine Eindrücke schildern  :-D
:zwinker:

thovalo

Die Fehlstelle mitten im schwarzen "Lack" hatte ich schon weggeknuspert:


Geschmacksrichtung Nuss-Krokant .......  :super:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.