Vorläufer der Grauware?

Begonnen von Feldsucher, 20. Juli 2023, 22:49:47

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Feldsucher

Hallo,
Ich hab hier diese helle Scherbe gefunden. Alte Kapelle Meckesheim.
Sieht der MA Grauware ähnlich, ist aber deutlich heller. Ist das dann der Vorläufer der Grauware oder einfach eine regionale Machart die einfach heller ist?
Viele Grüße Marwin
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Wiesenläufer

Moin Marwin,

ich werfe mal vorsichtig verwittert, abgerollt in den Raum.
Manchmal sieht die Keramik bei mir, wenn sie lange an der Oberfläche gelegen hat, auch so aus.
Bestimmung wirst Du bestimmt noch bekommen.

Lieben Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

thovalo


Moin!


Auch das ist hochmittelalterliche Keramik. Grauware ist ein Hilfsbegriff und beschreibt unter dem Ausschluß von Sauerstoff grau bis fast schwärzlich gefärbte Scherben. Das bezeichnet man als Reduktionsbrand. Wenn die Zufur von Sauerstoff stärker oder gezielt eingesetzt worden ist, kann einScherben in Abstufungen hellgrau, hell bis annhähernd orangefarbig sein. Das nennt man dann einen Oxydationsbrand. Im Mittelalter gab es Alles, von .... bis ....

Vorläufer war die urgeschichtliche Keramik  ..... bei dem Römern gab es den Reduktionsbrand genauso, wie im frühen Mittelalter. Im hohen Mittelalter gab es den Reduktionsbrand als technische Tradition und in der Zeizt gab es bereits einen viel höheren Ausstoß von Gebrauchsgeschirr. Grauware ist daher nicht mit mittelalterlich gleichzusetzen oder ein allein datierender Anhaltspunkt.

Wenn in einem solchen Irdenwaregefäß Essen angebrannt war musste man es sofort wegschmeißen, weil man den Geschmack des Angebrannten nicht mehr rausbekommen konnte. Von daher gab es sehr vie entsorgte Keramik. Deutich anders als heutige Geschirre

lG Thomas  :winke:



Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Feldsucher

Hallo,
Deswegen ist wohl auch so viel Grauware auf den Äckern und bei Burgen zu finden.
Es gibt auch mittelalterliche Grauware mit grüner Glasur, die ist aber seltener zu finden.
Viele Grüße Marwin
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thovalo

Zitat von: Feldsucher in 21. Juli 2023, 13:20:22
Hallo,
Deswegen ist wohl auch so viel Grauware auf den Äckern und bei Burgen zu finden.
Es gibt auch mittelalterliche Grauware mit grüner Glasur, die ist aber seltener zu finden.
Viele Grüße Marwin


Ja die glasierte Ware aus der Zeit ist sehr selten.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Sprotte

Und wenn, dann meist innen glasiert. Möglicherweise neben ästhetischen Gründen der leichteren Reinigung wegen (?)
Heiko Schäfer hat sich für Mecklenburg und Vorpommern sehr intensiv mit der mittelalterlichen ("deutschen") und neuzeitlichen Keramik beschäftigt.

Viele Grüße
Sprotte

thovalo

Zitat von: Sprotte in 24. Juli 2023, 17:04:15
Und wenn, dann meist innen glasiert. Möglicherweise neben ästhetischen Gründen der leichteren Reinigung wegen (?)
Heiko Schäfer hat sich für Mecklenburg und Vorpommern sehr intensiv mit der mittelalterlichen ("deutschen") und neuzeitlichen Keramik beschäftigt.

Viele Grüße
Sprotte


Die Glasur im heutigen "Deutschland" nahm seit der Zeit der Kreuzzüge Fahrt auf. Es gibt frühe Stücke reduziert gebrannter Ware aus dem 12/13 Jh., es sind immer Krüge in bestimmten Formen, die tatsächich funktional sinnfrei und nur partiell von Außen an den Scherben angegossen und gebrannt wurden. Das wird als  Ausdruck von Innovation und Dekoration interpretiert.

Die feutigkeitsdurchlässige Glasur auf den Innenseiten der Gefäße, die erst im späten 15. und 16. Jh. weiträumig zur Alltagspraxis wurde, verringerte den Feuchtigkeitsverlust. Da es sich aber um Bleiglasuren handelte, vergiftete sie unwissentlich langsam den Benutzer, durch die darin vorgehaltenen oder unter Hitze zubereiteten Übergang von Bleianteilen in die Nahrungsmittel.

Erst mit der Einführung der Eisenengobe und der Salzglasur konnte man das Problem der Bleieintragung in die Nahrungsmittel über bleiglasierte Geschirre in den Griff bekommen.


lG Thomas  :winke:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Feldsucher

Vielen Dank für die Info
Grüße Marwin
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