Verschiedenste Scherben, völlig ahnungslos

Begonnen von Sassanide, 23. Mai 2013, 20:34:25

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Sassanide

 :nabend:

Ich habe hier mal die Scherben, die ich in den letzten Wochen gefunden habe, zusammengefasst.
Zur zeitlichen Einordnung kann ich nur sagen:  :kopfkratz:
Ich bin völlig ahnungslos.

Sie stammen alle aus derselben Gegend, Acker nahe der Donau. Das Gebiet ist quasi besiedelt, seit wir uns dazu durchgerungen haben, von den Bäumen zu klettern. 

Um jeden Hinweis, der von Euch kommt, wäre ich extremst dankbar.

PS: Genauer hinzoomen oder Makroaufnahme ging nicht.

sven

Hallo,

das ist ja eine bunte Mischung!
Auf Bild 15 dürfte es sich um mittelalterliche Scherben handeln, Bild 16 könnte vorgeschichtliche Keramik sein (ist diese leichter,poröser, schlechter gebrannt?), Bild 18 zeigt jüngere Scherben, frühe Neuzeit bis rezent. Da Du das schon so geordnet hast, hattest Du sicher auch diese Vermutung, oder? Für nähere Bestimmung reichen die Bilder sicher nicht.
:winke: Sven

Ishtar

#2
Zitat von: sven in 23. Mai 2013, 20:46:59
Bild 16 könnte vorgeschichtliche Keramik sein (ist diese leichter,poröser, schlechter gebrannt?)

Bild 13 oben rechts die zwei dann ebenso. Edit: Ach sind dieselben wie auf Bild 16? :glotz:

Das Glück mit den Dachpfannen wirste wohl nicht haben. Gibt ja nur Eternit bei euch.. :Danke2:
Není všechno zlato, co se třpytí.

Sassanide

Genau, leicht, porös, schlechter gebrannt, grob...auf Bild 16

Das mittelalterliche - ist das dann sogenannte Grauware?

Habe versucht, frei nach Gespür zu ordnen.... nach Gemeinsamkeiten, und so.

Schlacke, glaub ich, war auch dabei, aber das habe ich nicht hochgeladen.

Auf dem Acker muss es jahrtausendelang lustig zugegangen sein! Kunterbunt fröhlich durcheinander.  :huepf: :laola:

Silex

DAS auf Bild 16 ....schaut schon mal gut  "alt" aus....aber eine Makrokamera brauchst Du unbedingt....wir wollen ja noch länger Spaß miteinander haben  :frech:
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Sassanide

Ach lieber Silex, ich hab ja eine.  :heul:

Leider waren ihre Akkus in der Aufladestation, als der Blitz beschloss, bei uns einschlagen zu müssen.  :wuetend:

Silex

dann müssten sie ja ziemlich voll sein
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Sassanide

zeigen nix mehr an  :teufel:

Handy und Lappi hats auch erwischt.

Silex

Bild 14 , untere Reihe, Mitte ...könnte frühmittelalterlich sein wenn die Randscherbe nach außen ausbiegend oben randlich glatt abgestrichen wäre und gold- bzw. silberglimmerig gemagert dazu . Ein evtl. hochinteressantes Thema in deiner Gegend ( nicht nur wegen der evtl. Rückschlüsse auf die Ethnogenese der frühen Bayuwaren!!!)
GlückAuf
vom
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

osman.herberger

Servus Sassanide,

ja, die Keramik auf Bild 16 müsste vorgeschichtlich sein. So wie die obere, dunkle Scherbe schaut bei mir die endneolithische bis metallzeitliche Keramik aus. Wenn Du makromäßig wieder digitalisiert bist, mach doch mal ein paar Nahaufnahmen.

Ach ja, die Teile auf Bild 15 düften mittelalterliche (Blau-)Grauware sein.

Liebe Grüße

Stefan
"Was man liebt, das asphaltiert man doch nicht ständig !" (Gerhard Polt)

Sassanide

GLIMMERIG habe ich Einiges hier liegen, was ich noch ned hochgeladen habe.

Wann ist denn wieder Erntezeit, und wann kommt die Archäologin endlich wieder aus dem Urlaub.... *motz*

thovalo

Zitat von: Sassanide in 23. Mai 2013, 20:55:30
Genau, leicht, porös, schlechter gebrannt, grob...auf Bild 16

Das mittelalterliche - ist das dann sogenannte Grauware?

Habe versucht, frei nach Gespür zu ordnen.... nach Gemeinsamkeiten, und so.

Schlacke, glaub ich, war auch dabei, aber das habe ich nicht hochgeladen.

Auf dem Acker muss es jahrtausendelang lustig zugegangen sein! Kunterbunt fröhlich durcheinander.  :huepf: :laola:


Reduziert gebrannte Irdenware des 12. - 13. Jhs. wäre perfekt formuliert und näher datiert!


So in der Übersicht ist das ein ganz typischer Ackerquerschnitt ohne das damit der Hinweis auf besondere Siedlungsaktivitäten verbunden wäre. Die urgeschichtlich wirkenden Fragmente sind leider zu unscheinbar um näher angesprochen werden zu können.


lG thomas   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Sassanide

Danke, Thovalo!

Da ich heute noch einen Golfball gefunden habe, kann man wenigstens sagen, dass dort mal Herrle mit Hund langgelaufen ist.  :narr:

thovalo

#13

Ich finde neben den verlorenen Bällen auch sehr häufig die Verdauungsendprodukte der Vierbeiner zwischen Salat und Rüben!
Das macht die Entscheidung zur vegetarischen Lebensart nicht unbedingt leichter!


:narr:   lG thomas   :winke:


PS:

Die reduziert gebrannte graue Keramik des hohen Mittelalters, meist Kugeltopfbelege, sind in der Regel mit dem Mist auf das Feld gelangt.


Die Keramik aus der Zeit bis zum 10. Jh. n. Chr. deutet eher auf einen möglichen Siedlungsstandort/Hofstelle/Hofeswüstung im direkten Umfeld des Platzes hin.

Das näher abklären hilft nur eine sehr beharrliche und kontinuierliche systematische Begehungsweise.

Solche Querschnitte der Fundkeramik eines einzigen Platzes sind hervorragend dazu geeignet einen geschlosseneren Überblick zu bekommen.


Sobald dann darunter fränkische (den frühmittelalterlichen Franken Merowinger/Karoinger) zuzuordnende Keramik auftauchen sollte wird es dann richtig interessant.


Im Anhang:

Ich hänge hier einige entsprechend markante Keramikfundbelege vom Freitag an die aus der Zeit vor dem 10. Jh. v. Chr. stammen.

Zunächst ein Wandfragment und ein Bodenfragment der nur sehr selten überlieferten fränkischen Nigraware.

Die Tonmasse ist hochfein "kreidig" geschlämmt und "kreidig" weich, weshalb sie gegenüber der reduziert gebrannten Irdenware des hohen Mittelalters nur ganz selten in Oberflächenfundaufkommen überdauert hat.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#14

Frühe reich mit Rollstempeln verzierte karolingerzeitliche Keramik des späteren 8. - 9. Jhs.
Das Dekor ist auch AUF dem Randumlauf ausgeführt worden.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo


Noch das Profil des letzten Keramikbelegs der oberen Bilderfolge.


Dann noch vier Bodenfragmente. Die beiden hellen Oben von fränkischen Wölbwandtöpfen des 7. Jhs.

Darunter links Bodenfragment eines Wölbwandtopfes aus der Produktion von Mayen in der Eifel des 5.-6. Jhs.

und

unten rechts das Bodenfragment eines karolingerzeitlichen Gefäßes des 9. Jhs. mit sogenannten Wackel- oder Linsenboden.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Sassanide

Klasse, Thovalo,

ich danke Dir!

Leider bin ich sowas von ahnungslos, was Keramik betrifft.... Ich muss noch viel lernen, sonst rufe ich die Ärchäologin wegen jedem Sch.... an.
Wobei.... ich mach mal ein paar Fotos von meinen gestrigen Funden, vielleicht hat ja der dümmste Bauer die grössten Kartoffeln geerntet.  :-D

Seit ich zu Beginn der Woche eindeutig menschlich gebrauchte Einwegspritzen und Eternitbröckelchen gefunden habe, möchte ich war nichts mehr essen, weder tote Vögel aus Masthaltung, noch antibiotisch verseuchte Schweinchen, und auch keinen Mais, Weizen, oder Roggen!  :nixweiss: :nixweiss:

thovalo

#17
Bliebe nur noch kalorienfreie digitale Kost!   :Danke2:


Nur über den Austausch wie hier kommt die eigene Schärfung des Blickes auf das Besondere, das zumeist sehr schlicht daher kommt,
wie z.B. die Nigrakeramik auf den ersten Bildern. Die galt noch bis vor nicht allzu langer Zeit als reine Grabkeramik.
Der Eindruck konnte entstehen weil die Gefäße in geschlossenen Befunden besser geschützt gewesen sind.

Der Platz von dem die gezeigten aktuellen Fundstücke stammen ist der erste im Rheinland der diese Keramikware in sogar sehr hoher  
Stückzahl überliefert und gesichert kein aufgepflügtes Gräberfeld ist.

Aus dieser Keramik hergestellt liegen von dem Fundort inzwischen sogar Belege von Spinnwirteln mit vor.

Angefangen hat die Entdeckung des Platzes genau so wie Du bei Deinem vorgegangen bist. Eine Feldpartie abgesammelt und weil tatsächlich drei von 12 Keramikfragmente älter als das 10. Jh. waren dann die umliegenden Feldpartien mit einbezogen und dann voll im frühen Mittelalter aufgeknallt. Also weniger "dümmster Bauer" als sorgsamer Beobachter ..... und es braucht sehr viel Geduld und Gelassenheit bei O-Werten.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Sassanide

So, hier ist, was ich gestern an einer neolithischen Siedlungsstelle gefunden habe. Die vorgeschichtlichen Scherben (es sind nur 2) und die Flint-Abschläge habe ich nicht hochgeladen, nur das, was ich wieder mal als "mittelalterliche Grauware" einstufen möchte.

Zwar gehen die AKkus unserer Kamera wieder, aber wenn ich auf ie Makro-Funktion gehe wird es unscharf, bzw. überbelichtet. Ich habe keine Ahnung wie ich das hinkriegen soll, da ich mich überhaupt nicht auskenne mit dem DIng. Also wieder nur dürftige Fotos...
Du siehst- blutigster Anfänger....

Es ist ausserdem so, dass ich berufsbedingt Leute kenne, die einfach nächtens über die Äcker bei Neustadt/Do. gehen, und die halten mir dann die schönsten Münzen hin, ohne sie einem Archäologen zu zeigen, oder ohne sie fachmännisch aufzubewahren. Das macht so wütend, wenn man selber grade nicht mit Sonde gehen will, und nur Müll findet!

thovalo

 :-)

Auch wenn es sich nicht um klar ansprechbare Rand-, Boden- und Verzierungsbelege handelt würde ich die Wandungsfragmente auch als hochmittelalterlich einschätzen!

Der Schwund wichtiger archäologischer Informationen durch illegale Sondengänger ist extrem hoch und Jemand der Nachts mit der Stirnlampe sucht handelt tatsächlich auch bewusst kriminell. Kein Wenn und Aber! Wissenschaftliche Arbeit erschließt sich allerdings meist deutlich weniger über Münzen als über den Abfall der Alltagskultur der für Detektorgänger nicht interessant ist. Eben auch über die schlichte Gebrauchskeramik die Du hier zeigen kannst.

Das ist und wird immer ein Zwiespalt bleiben.


lG thomas  :winke:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.