Ungewöhnliche Magerung

Begonnen von animus, 02. August 2018, 20:30:16

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animus

In der Regel finde ich vorgeschichtliche Scherben mit Quarz bzw. Sand und/oder Glimmer als Magerung. Die Scherbe mit der groben schwarzen Magerung ist bisher die einzige dieser Art. Levante hatte diese schon mit Basalt angesprochen. Würde wohl heißen das die Keramik importiert ist. Habe für mich ja so eine Theorie im Kopf welcher Bereich der Fundstelle welcher Siedlung bzw. Kultur zuzuordnen ist. Vom Fundort her würde ich bei der Scherbe in die Bronzezeit, Aunjetitzer Kultur tippen.

Die zweite Scherbe hat eine rote Magerung. Davon habe ich inzwischen mehrere, gefunden in einem bestimmten Umkreis. Ist das roter Feldspat? Vom Fundort her wäre das für mich Richtung Eisenzeit. Thüringische oder Jastorfer Kultur.

Was meint ihr?

Daniel

Herlitz

Hallo Daniel,

das mit der Magerung vorgeschichtlicher Keramik ist eine Wissenschaft für sich. Die ist regional und zeitlich so unterschiedlich, dass man da nur vage Aussagen machen kann. Auch bei Keramikexperten im Landesamt habe ich da noch keine Aussage dazu bekommen. Bestimmt wird da die Zeitstellung im wesentlichen nach Form und Verzierung. Einzig die Feinkeramik der Bandkeramiker lässt sich auch ohne Form und Verzierung gut bestimmen. Eher kann man von der Farbe auf den Brennprozess schließen, was dann eventuell bei der Bestimmung helfen kann. Nach meiner Erfahrung ist bronzezeitliche Keramik häufig rötlich gebrannt und hat auch teils diese grobe Magerung. Du könntest richtig liegen.
Die rote Magerung wird wohl Feldspat sein, da hast du Recht. Als Hauptbestandteil von Granit nicht ungewöhnlich, besteht doch die Magerung oft aus Feldspat, Quarz und Glimmer.

:winke: Sven

animus

Zitat von: Herlitz in 02. August 2018, 20:50:03
Einzig die Feinkeramik der Bandkeramiker lässt sich auch ohne Form und Verzierung gut bestimmen.

Was ist denn daran speziell?

Daniel

Levante


Guten Morgen,

ich sehe leider kaum eine Chance einzelne relativ unspezifische keramische Fragmente einer Kultur oder einem Kulturkreis zuzuordnen.

Deine vermeintliches Bandkeramisches Fragment aus dem anderen Beitrag ist vermutlich keine Bandkeramik. Der Scherben ist zu Dickwandig und zu Grob, wenn es ein bandkeramisches Gefäß wie auf dem Bild aus dem Netz wäre. Hier fehlt jegliche Oberflächen Bearbeitung wie sie zu erwarten Wäre. Weder innen noch außen geglättet. Und wäre die Glättung nicht mehr vorhanden wäre die Verzierung nicht mehr so fein zu erkennen.
Sicherlich gibt es gerade (aber nicht nur hier) bei den Endneolithischen Kulturen typische Verzierungen und Gefäßformen. Aber keines der gezeigten Fragmente würde ich hier sehen.


LG

Patrick
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

animus

Hallo Patrick

Ich antworte dir darauf mal in dem anderen Beitrag, da passt das besser.

Daniel

Herlitz

Zitat von: animus in 03. August 2018, 06:42:23
Was ist denn daran speziell?

Daniel

Hallo Daniel,

die bandkeramische Feinkeramik ist so fein gemagert, dass es sich fast seifig anfasst, wie Löß, in etwa. Die Oberflächen sind in der Regel geglättet und die Gefäße fast immer mit den typischen Bändern verziert. Auch sind sie recht hart gebrannt, so dass man sie mit mittelalterlicher Keramik verwechseln könnte. Im Gegensatz zur Feinkeramik benutzten die Bandkeramiker aber auch grob gemagerte und weniger hart gebrannte Gefäße, die sich kaum von anderer vorgeschichtlicher Keramik unterscheiden. In der Regel sind bandkeramische Scherben grau, nur sehr selten rötlich vom oxidierenden Brand. Die Feinkeramik ist meist heller, geht auch mal ins braune.
Wenn jemand andere Erfahrungen gemacht hat, dann melde er sich bitte, ich finde das Thema interessant und bin bei weitem nicht allwissend. Zudem erstrecken sich meine "Erkenntnisse" im wesentlichen auf mein mitteldeutsches Fundgebiet.
:winke: Sven

Levante

Zitat von: Herlitz in 03. August 2018, 12:02:16
Hallo Daniel,

die bandkeramische Feinkeramik ist so fein gemagert, dass es sich fast seifig anfasst, wie Löß, in etwa
. Die Oberflächen sind in der Regel geglättet und die Gefäße fast immer mit den typischen Bändern verziert. Auch sind sie recht hart gebrannt, so dass man sie mit mittelalterlicher Keramik verwechseln könnte. Im Gegensatz zur Feinkeramik benutzten die Bandkeramiker aber auch grob gemagerte und weniger hart gebrannte Gefäße, die sich kaum von anderer vorgeschichtlicher Keramik unterscheiden. In der Regel sind bandkeramische Scherben grau, nur sehr selten rötlich vom oxidierenden Brand. Die Feinkeramik ist meist heller, geht auch mal ins braune.[/color]
Wenn jemand andere Erfahrungen gemacht hat, dann melde er sich bitte, ich finde das Thema interessant und bin bei weitem nicht allwissend. Zudem erstrecken sich meine "Erkenntnisse" im wesentlichen auf mein mitteldeutsches Fundgebiet.
:winke: Sven




Hi,

einige deiner Merkmale sind durchaus zutreffend andere sind als Alleinstellungsmerkmal leider kaum zu verwenden, da diese ebenso auf Feinkeramik aus anderen Zeithorizonten zutreffen.  

Nach meiner Erfahrung muss man grundsätzlich zwischen zwei Fundkomplexen unterscheiden.

Zunächst einmal das Material was man auf dem Acker findet. Hier sind die meisten keramischen Fragmente leider nach kurzer Zeit relativ schnell unansehnlich. Hier ist dann kaum die Qualität der einstigen Töpferware zu erahnen.

Als weiterer Fundkomplex sind die Funde bei Grabungen, Bauarbeiten und oder anderen Aufschlüssen zu berücksichtigen. Nach unseren Grabungen der letzen 20 Jahre habe ich die Erfahrung gemacht, dass gerade in der älteren und jüngeren Eisenzeit, aber auch in der germanischen RKZ viel mehr Feinkeramik vorkommt als man es von Funden auf der Ackerkrume erwarten würde. Zugegeben, hier muss man theoretisch zwischen verschiedenen Qualitäten unterscheiden. Aber diese Seifige Haptik die du sehr gut beschreibst findest du bei sehr viel (innen und außen poliertem) Material.

Leider bin ich noch immer nicht dazu gekommen die letzten Funde von der A44 weiter zu bearbeiten, hier habe ich einige sehr gute, eisenzeitliche Beispiele, wo ich auf eure Einschätzung hoffe.


LG

Patrick



Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

animus

Danke Sven, Danke Patrick. Für mich ist Svens Einschätzung da schon durchaus von Wert, einfach schon aus dem Grund, weil seine Fundstellen teilweise weniger als 100km von meiner entfernt sind. Vielleicht kann man manches nich verallgemeinern, aber ich kann mir gut vorstellen das 100km eine Entfernung ist bei der die Ähnlichkeiten noch recht groß sein können. Also auch wenn es vielleicht nicht überregional hinhaut, so stimmt es vielleicht doch für meine Fundstelle. Ist auf jeden Fall ein Ansatz, den ich mal verfolgen werde.

Mir geht es auch übrigens nicht darum meine Theorien zu bestätigen. Werfe die oft mal über den Haufen, wenn die Gegenargumente besser sind, als meine :)

Daniel

animus

Kurzes Update (zur ersten hier gezeigten Scherbe). Auch auf dem Amt wollte man sich nicht festlegen was für eine Magerung das ist. Die Schwarze Magerung hielt man, auch wegen der Größe, für sehr ungewöhnlich. Es wurde auch bestätigt, das hier in der Region kein Basalt vorkommt. Sollte es also Basalt sein, ist es importiert. Inzwischen hab ich auch einige weitere Scherben dieser Art gefunden.

Daniel

animus

Auch wenn das Thema schon sehr alt ist, hier nochmal ein Update.

Ich hatte einem Bekannten Scherben mit diesen schwarzen Körnern gezeigt. Er meinte ich sollte mir mal einen Neodym Magneten besorgen und schauen, ob die schwarzen Körner magnetisch sind. Er hat vermutet, dass es Raseneinsenerz sein könnte. Gesagt, getan. Die schwarzen Körner sind tatsächlich magnetisch. Ich kann auch deutlich erkennen, das nur die Körner magnetisch sind, nicht die Scherbe insgesamt. Nicht weit vom Fundort entfernt, gab es früher ein großes Feuchtgebiet, welche die Entstehung von Raseneisenerz ja vorraussetzt. Würde also durchaus passen. Ich würde mich also darauf festlegen, das es sich bei den schwarzen Körnern um Raseneinsenerz handelt.

In diesem Sinne

Daniel

Herlitz

Hallo Daniel,

mach doch den Test mit dem Magneten auch mit anderen Scherben!

:dumdidum: Sven

animus

Zitat von: Herlitz in 17. Juli 2019, 20:22:21
Hallo Daniel,

mach doch den Test mit dem Magneten auch mit anderen Scherben!

:dumdidum: Sven

Das habe ich natürlich gemacht. 😎 Wie zu erwarten, sind einige magnetisch und andere nicht. Eben abhängig davon, wie hoch der Eisenanteil im Ton ist. Deswegen habe ich bei den Scherben mit den schwarzen Körnern extra darauf geachtet, dass es keine Scherben sind die generell magnetisch sind, sondern wo wirklich nur die schwarzen Körner auf den Magneten reagieren.

Daniel