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Begonnen von Leseratte, 19. September 2013, 18:09:46

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Leseratte

Hallo zusammen,

ich habe mal eine hoffentlich aussagekräftige Übersicht zusammengestellt. Nun habe ich mir einen absoluten Sammelstop auferlegt. Eigentlich wollte ich alles vor dem Davongespült werden bewahren, aber das ist unmöglich. Töpfereiabwurf hat Patrick ja schon bestätigt, aber selbst für sekundär verbracht kommt mir das sehr viel vor. Außerdem hätten es die Töpfer dann ca. 1,5 km den Berg hochschleppen müssen und das bezweifle ich.

Bin für jede Form von Kritik offen.

Liebe Grüße
Leseratte
Ich kenn mich nur in Almerode aus.

Leseratte

Ich kenn mich nur in Almerode aus.

thovalo

#2
 :-)

Für Töpfereiabwurf spricht und an Töpfereiabwurfmaterial erinnert mich in dieser Präsentation absolut nichts.
So sieht vielmehr ein interessanter Querschnitt von Keramik verschiedener Zeitstellung aus Siedlungsaktivitäten aus,
die sich auf das nähere Umfeld des Bachlaufs bezogen haben.

Abwurfmaterial an einer originalen Abwurfstelle überliefert Zentner bis Tonnen von extrem einheitlich wirkenden Material in dicht gepackten eng übereinander gelagerten Schichten, direkt vermischt mit Ofenbruch die gemeinsam oft direkt in die Tonentnahmestellen entsorgt worden sind. Das wären dann Funde aus einer originären Abwurfhalde.

Es sind keine charakteristischen Deformierungen, Kühlungssprünge oder Abplatzungen von Angarnierungen vertreten die Fehlbrände klar auszeichnen!


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Leseratte

Also meinst Du eher Siedlungswüstung?
Ich kenn mich nur in Almerode aus.

thovalo

#4
Ja,

so sieht das aus ..... das entspricht ganz dem älteren Fundspektrum von Siedlungsmaterial einer intensiv untersuchten Wüstung einer bis in die 1950er Jahre bestandenen Siedlung in meiner Region. Beginn der Besiedlung mit Turmfundament im 12./13. Jh. und dann durchlaufend bis Ende. Da die Bäche in ihren Ufern nicht fest gelegt sondern ständig bewegt sind findet sich auch sehr viel abgelagerte Keramik.

Dein Fundmaterial ich chronologisch deutlich durchmischt.

Dennoch ist das ja ein wichtiges Fundspektrum von Alltagskeramik in der Fundregion in Bezug auf eine Ansiedlung.
Geh doch mal die Bachufer ab und suche nach Bodenunebenheiten die auf Fundamente hindeuten können oder achte auf Bruchsteine,
Ziegel und Dachpfannen die sich ggf. konzentrieren können. Die Bruchsteine dienten meist als Fundamente der Fachbauweise.

lG Thomas  :winke:


In Töpferregionen lagen Öfen idealer weise in Hanglage damit der einblasende Wind die Temperaturen anfachen und steigern konnte.
Wasser benötigte der Töpfer insbesondere zur Ausformung des Tons auf der Drehscheibe oder mit freier Hand zu Gefäßen und Baukeramik.
Abwurfmaterial wurde im Mittelalter idealer weise in die Tonentnahmegruben entsorgt. Bei der Tongewinnung wurden ja schon geeignete Löcher gegraben die nicht unbedingt offen bleiben sollten und so zweckmäßig auch wieder verfüllt werden konnten.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Leseratte

Lieber Thomas,

vielen Dank für Deine Mühen. Was Du vorschlägst, habe ich natürlich schon gemacht. Bruchsteine liegen sehr viele rum, die als Fachwerkfundamente gedient haben könnten. Leider fehlen mir die praktischen Erfahrungen, um so etwas richtig einschätzen zu können. Außerdem ist das Gelände so extrem unzugänglich und sumpfig, dass ich, als ich das erste Mal im Sommer letztes Jahr, als ich beim Spazierengehen da gelandet bin, beschlossen hatte, da gehe ich nie wieder lang. Dann kam der harte Winter, alles war gefroren und die Stelle relativ gut zugänglich. Da habe ich dann die ersten Scherben gefunden und angefangen, Informationen zu sammeln. Durchgehend war die Stelle nicht besiedelt, zwischen 1600 und 1800 war definitiv Pause. Auf einer Karte von 1858 ist die erste Bebauung (nachweislich 1799) eingezeichnet und da, wo jetzt Wohnhäuser stehen (Ende 18. Anfang 19. Jh gebaut), zeigt die Karte die typische Struktur von "Tonlöchern". Von einer anderen Siedlung oder Wüstung können die Sachen nicht kommen, dann hätten sie jeweils erst einen Berg hoch gemußt. Wahrscheinlich muß ich mich damit abfinden, dass mal wieder alles Interessante zugebaut ist, wie immer hier.  :heul:

Liebe Grüße
Konni
Ich kenn mich nur in Almerode aus.

Levante

Zitat von: Leseratte in 19. September 2013, 18:09:46
Hallo zusammen,

ich habe mal eine hoffentlich aussagekräftige Übersicht zusammengestellt. Nun habe ich mir einen absoluten Sammelstop auferlegt. Eigentlich wollte ich alles vor dem Davongespült werden bewahren, aber das ist unmöglich. Töpfereiabwurf hat Patrick ja schon bestätigt, aber selbst für sekundär verbracht kommt mir das sehr viel vor. Außerdem hätten es die Töpfer dann ca. 1,5 km den Berg hochschleppen müssen und das bezweifle ich.

Bin für jede Form von Kritik offen.

Liebe Grüße
Leseratte


Guten Morgen,

leider waren wir eine Woche auf einem Symposium in Mayen und Internet gab es leider nur sporadisch.


Irgendwie erinnere ich mich nicht, dass ich Töpfereiabwurf bestätigt habe... :kopfkratz:

Ich habe mich eher kritisch geäußert und nur das eine gezeigte Fragment als Abwurf bzw. als Teil eines Töpferofens angesprochen habe, an dem noch ein Gefäßfragment anhaftend ist.
Auch dein in einem anderen Beitrag gezeigtes Profilbild spricht ausschließlich für einen Siedlungshorizont. Geh doch mal bitte in Großalmerode den Bach entlang, da gibt es mindestens 2 Stellen an denen du ganz genau einen Töpferabwurf mit entsorgten Ofenresten erkennen kannst auch wenn diese Zeugnisse etwas später anzusiedeln sind.

Und Thomas, deine Breitscheider Fundstellen kannst du nur in seltenen Fällen auf Befunde in unseren Breiten übertragen, mir ist kein Fall bekannt, wo eine Abwurfhalde direkt von einem Bach geschnitten wird und solche Fundmassen zu Tage treten.

Konni ich verstehe auch nicht, wie der "Axel" die Stelle als Töpferabwurf bestätigen kann, Im Herbst müssen wir unbedingt mal Exkursionen zusammen machen, dann kann ich dir einige sehr ähnliche Befunde an Bachläufen zeigen.  

Auch kann ich nicht verstehen, warum von diversen Leuten die Veröffentlichungen von H.G.S. als unumstößlich und der Weisheit letzter Schluss gelten.  :kopfkratz:

ich habe mich in der letzten Woche ausgiebig mit ihm unterhalten und wir bleiben forschungs- technisch in Kontakt.


:winke:  Patrick


P.S. warum hast du uns den Spinnwirtel und das Fragment eines Kinderspielzeugs nicht präsentiert, hierbei handelt es sich schon um sehr tolle Funde?
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Leseratte

Lieber Patrick,

wenn ich Dich falsch verstanden habe, entschuldige bitte. Es ist ganz einfach so, dass mein Dozent an der VHS gleich auf Anhieb beim ersten Begutachten der Scherben gesagt hat, ganz sicher Produktionsabfall. Die Stelle ist mir aufgefallen, gerade weil sie von Dir zitierten so ähnlich sieht. Vielleicht habe ich mich deshalb darauf versteift, weil es für Almerode einfach naheliegend ist. Aus Archiven geht hervor, dass im 15. Jh gerade einmal 19 Familien hier gewohnt haben. Für besagte Stelle gibt es gar keine frühen Siedlungshinweise. Letzendlich ist es mir auch egal, ob es jetzt eine Siedlungswüstung oder eine Produktionstätte ist, ich will es einfach wissen. Ich beineide Dich darum, dass Du mit H. G. Stephan zu tun hast. Und er ist nun mal der einzige Fachmann, der sich mit meiner Region beschäftigt hat. Deshalb ist er für MICH der Weisheit EINZIGER Schluß.

Was ich präsentieren soll und was nicht, fällt mir schwer zu entscheiden. Von den Figurstücken hab ich schon 4. Mit diesem hat alles angefangen, das hat meine Tochter vor 10 Jahren, da war sie 7 und wir haben noch direkt in Groa gewohnt, aus dem Bach gefischt.

Liebe Grüße
Konni
Ich kenn mich nur in Almerode aus.