Topfkacheln

Begonnen von sven, 12. September 2010, 18:24:08

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

sven

Hallo,

Levante hat mich auf eine interessante Spur gebracht. Er vermutet in der innenverzierten Scherbe, die ich als erstes noch einmal zeige, eine Ofenkachel.
Nun habe ich hier noch etliche Scherben von Kugeltöpfen, die aber nicht, wie im 13./14. Jh. üblich, grau, sondern hell sind. Es gibt einige Ausnahmen, was aber meines Erachtens auf Ruß oder eine große Erhitzung im Ofen?  :kopfkratz: (Scherben 7,8) zurückzuführen sind. Ihre Machart und die laufrädchenverzierte Scherbe (2.Bild, keine Topfkachel!) lassen auf das 13./14.Jh. schließen. Ihnen haftete auch noch Ruß an (Bild 14b), was mich in der Vermutung bestärkte, daß auch diese Scherben von Ofenkacheln stammen könnten. Diese wären dann von Topfkacheln, die innenverzierte Scherbe von einer Napf- oder Becherkachel.
Im 13. Jh. fing man an Kachelöfen zu bauen, indem man in den Lehm topf- und napfförmige Keramiken einsetzte, wodurch der Ofen leichter und die Wärme besser abgegeben wird. Die Töpfe wurden dazu sowohl mit der Öffnung nach innen , wie nach außen eingesetzt.
Drei von den Randscherben lassen sich noch zusammensetzen, wodurch man schön den Mündungsdurchmesser ablesen kann.
Bilder der anderen Scherben liefere ich bei Wunsch.  :winke:
Links, die Informationen zum Thema bieten:
http://www.zeitensprung.de/kikeramik.html
http://u0028844496.user.hosting-agency.de/malexwiki/index.php/Kachelofen

Viele Grüße

Sven

Levante

#1
Hallo Sven,

die meisten deiner Scherben würde ich auch eher als Kugeltopfscherben ansprechen.

Hier mal zum Vergleich eine restaurierte Napfkachel aus meiner Heimat.

Sie wurde vor etwas 35 Jahren bei einem Nachbarn etwa 4 Häuser weiter ausgegraben. Eine intakte Ofenkachel aus dem Fund befindet  sich wohl im Depot in Kassel, diese wurde auch publiziert. Die hier gezeigte Ofenkachel stammt vom Grundstückseigentümer und wurde mir übereignet.  :zwinker:

Zeitstellung ist wohl frühes 13. Jahrhundert.

Die Restauration ist nicht so gänzlich gelungen, aber ich lasse sie in dem Zustand, da der Restaurator mittlerweile auch schon im Himmel ist.

Ach ja, um zumindest etwas deine Frage zu beantworten, die schwarze Ruß-Anhaftung, kann auch daher kommen, wenn ein Kugeltopf direkter Hitzeeinwirkung ausgesetzt war, oder im Feuer gestanden hat. Muss sich also nicht zwangsläufig um eine Ofenkachel gehandelt haben. Desweiteren sind mir Ofenkacheln mit einem weit ausladendem Bauch nicht bekannt, abgesehen von Pilzkacheln.   :zwinker:
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

sven

Hallo Levante,

Du hast wohl wieder mal Recht. Ich habe angenommen, daß man die ersten Topfkacheln so geformt hat, wie man es von Töpfen kennt. Die Scherben weisen tatsächlich im wesentlichen Merkmale von Geschirr auf. In "Archäologie in Deutschland" Heft 1-1994 habe ich eine Abbildung von Topfkacheln aus dem Kloster St. Marien zu Lippstadt gefunden. Die Kacheln aus dem frühen 13.Jh. sehen auch nicht wirklich wie Töpfe aus, sondern wie die von Dir gezeigten Stücke.
Aber noch eine Frage zur Farbe der Keramiken:
Ist die graue Oberfläche der Gefäße dieser Zeit eine Salzglasur und warum fehlt sie bei diesen Scherben?

Viele Grüße

Sven