Töpfer - ein ehrlicher Beruf

Begonnen von Leseratte, 29. September 2015, 19:44:58

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Leseratte

Hallo zusammen,

ich scheitere daran, nähere Informationen darüber zu finden, wann, wie und warum aus dem unehrlichen Beruf des Töpfers ein ehrlicher geworden ist. Die unehrlichen durften ja nur abseits der Siedlungen ihr Gewerbe betreiben und hatten kaum Rechte. Gibt es irgendjemanden, der darüber etwas weiß. Man findet irre viel über Scharfrichter, Leichengräber, Prostituierte, etc. aber die einzige wage Information über Töfer ist, dass im Mittelalter in Fredelsloh eine Töpfergilde gegründet wurde. In Großalmerode waren Töpfer nie in dieser Form organisiert.

Die Keramiker spinnen, ich weiß  :engel:

Liebe Grüße
Konni
Ich kenn mich nur in Almerode aus.

grünland


Hallo,
Keramiker müssen doch ein bisserl spinnen  :winke:

Ich empfehle dir das Buch von Karl Göbels: Rheinisches Töpferhandwerk (gezeigt am Beispiel der Frechener Kannen- Düppen- und Pfeiffenbäcker)
Beschriebenes läßt sich sicher auf sämtliche Töpferorte projektieren. Karl Göbels geht sehr genau auf die von dir geschilderte Thematik ein.

LG
Guido

Leseratte

Ich kenn mich nur in Almerode aus.

grünland

Und ich meine das die Töpfer aufgrund der großen Brandgefahr Ihre Öfen außerhalb der Stadtmauen brennen lassen mußten.
Aufgrund des hohen Holzverbrauches waren sie auch nicht besonders beliebt.

Aber das war nicht wirklich deine Frage und ist ja allgemein bekannt. Von ehrlichen und unehrlichen Töpfern habe ich -jedenfalls unter diesen Begriffen - nichts gehört.  :nixweiss:

thovalo

#4


Die Töpfer gingen mit Feuer, Erde und Wasser um, den Elementen der Schöpfung.


Der Verbrauch von Holz war im MA und bis in die frühe Neuzeit hinein allgemein sehr hoch. Ganz weite Teile der mittelalterlichen Städte bestanden aus Holzarchitektur. Die Feuergefahr war im späten MA und insbesondere in der frühen Neuzeit Thema verschiedener restriktiver Massnahmen der Stadträte, nicht nur gegenüber den Töpfern.

Eher umgekehrt war es das Problem der Töpfer dass sie die Ressourcen: geeignete natürlich vorhandene Tonlagerstätten, Holz zum Befeuern aber auch zum Bau der Werkstätten und Öfen benötigten und ausreichend Wasser das in der Verarbeitung von Ton eine wichtige Rolle spielte. Das war der wichtigere Hinterrund warum sich Töpfereien eher abgeschieden befunden haben UND warum sie stets abhängig von Grundherrschaften gewesen sind. Die für die Ausübung des Handwerks notwendigen Nutzungsrechte waren Rechte der jeweiligen Grundherren. Deswegen waren "Ulener" wie sie geheissen haben, auch zinspflichtig abhängig in ihrem Gewerbe und über die längste Zeit hinweg nicht "zünftig".

Das hochmittelalterliche Töpfereigewerbe war reichlich anstrengend. Der Brand eines Ofens wurde über die Farbe der Flammen reguliert. Dazu mussten die Töpfer Tage und Nächte am Ofen verbringen. Das Umfeld der hochmittelalterlichen Töpfereien dürfte reichlich verheerend ausgesehen haben. Der Rauch und die die Rückstände der Brände, von der Kohle bis zu tausenden Fragmenten der Fehlbrände lagen verstreut im Gelände. Wo es ging wurden die Abfälle und auch die abgebrochenen Öfen in Tonentnahmegruben entsorgt.


Die Informationen zu mittelalterlichen Töpfereien sind insgesamt äußerst mau. Erst mit der frühen Neuzeit ändert sich das Bild und bis Heute ist trotz einiger Forschung noch Vieles nicht näher geklärt bis unbekannt.


lG Thomas   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Levante

Huhu,

ich kann dir gerne einen Kontakt zu einem Töpfer herstellen, welcher jedes Jahr einen Fredesloher  Zweikammer Ofen vom liegenden Typ brennt.

Der Hannes wird dir sicherlich helfen können. 
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

grünland


Wieso brennt er einen Ofen vor einem liegenden Typ???
Ok, habe zuviel Wein getrunken und gehe ins Bett.

Levante

Zuerst feuert man den Ofen und anschließend brennt man ihn.


Suffkopf


ich habe hier auch ein großes Glas Wein  :frech:
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

thovalo


        :-)



Oder man feuert den Töpfer und DER ist dann "abgebrannt"!    :frech:



....... feuert den Ofen an
                                           ...... daher die Redewendung: "Jemanden anfeuern"   :weise:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Leseratte

Vielen Dank für die Ausführungen.

@ Patrick, das habe ich mir für nächsten Sommer fest vorgenommen. Mit Dir als Leumund erfahre ich mit Sicherheit noch viel mehr.

Ja, Großalmerode muss über lange Zeit ausgesehen haben, wie ein rauchendes, stinkendes, schlammiges Dreckloch. Es gab im MA Töpfereien und Glashütten, dazu natürlich Holzkohlemeiler. Die Stadt war noch bis ins 19. Jh zweigeteilt durch die Gelster, die offen über den Marktplatz lief und den gesamten Bereich in einen Sumpf verwandelte, der nur im Hochsommer oder tiefsten Winter passierbar war. Der Ton wurde direkt hinterm Haus im Garten ausgegraben, der Müll flog trotz Aufforderung, ihn in den dafür vorgesehenen Schacht, in die ausgegrabenen Löcher, Bilder hat Patrick schon mal eingestellt. Noch 1867 waren 67 Brennöfen gleichzeitig am laufen. Interessant ist, dass die Tiegelmacher, wo man annimmt, dass sich dieses Gewerbe neben der Glashafenproduktion entwickelt hat und die Meister aus den Glashütten und nicht den Töpfereien kamen, von Anfang an darauf bestanden haben, als Tiegelmachermeister bezeichnet zu werden und nicht als Töpfer. Diese hatten ihre Werkstätten auch schon innerhalb der Stadt/Dorf (in Epterode). Gläsner hatte ihre Gilde, das Gericht war eine gewisse Zeit hier in Großalmerode, die waren also schon ehrlich, die Tiegelmacher dann wohl auch, aber die Töpfer finden nirgendwo Erwähnung. Also konstruiere ich mir da gerade einen Zusammenhang. Das interessiert wahrscheinlich keinen Menschen, passt aber zu Thema "Schrumpft das Forum?. Ich gehören nämlich auch zu denen, die sich immer nur melden, wenn sie Wissen abstauben wollen. Für diese Möglichkeit vielen Dank!

Liebe Grüße
Konni
Ich kenn mich nur in Almerode aus.