Spinnwirtel?

Begonnen von Jondalar, 11. Februar 2025, 10:41:22

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Jondalar

Hallo zusammen,

fast alle Felder in meiner Gegend sind momentan bewachsen. Also begehe ich auch mal Bereiche, auf denen ich keine steinzeitlichen Belege erwarte. Das Stück steckte tief im Boden und ich hielt es zunächst für ein verhältnismäßig großes Schneckengehäuse, nach dem 'Ausgraben' für ein verlorengegangenes Teil eines landwirtschaftlichen, 'rezenten' Großgerätes. War dennoch neugierig und steckte es ein. Beim Abwaschen nahm ich dann die Unregelmäßigkeiten an den konzentrischen Rillen wahr, recherchierte ein wenig und halte es nun für einen Spinnwirtel. Kann man so ein Stück  aus (gebrannten) Ton zeitlich eingrenzen? Mittelalter oder frühe Neuzeit?

Durchmesser: ~34 mm
Höhe: ~21 mm
Lochdurchmesser: scheinbar leicht konisch: 9-10 mm
Gewicht: 21 gr
Fundort: Landkreis Gifhorn

Viele Grüße

Jondalar
'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)

thovalo

Guten Tag!

Das ist ein sehr schöner rillenverzierter Spinnwirtel. Diese kleinen kompakten und in diesem Fall hart gebrannten Tonstücke haben immer eine gute Überlieferungschance.

Die Machart, Form und der Eindruck der Tonmasse dürften dieses Exemplar in die Übergangszeit vom späten zum hohen Mittelalter stellen, also in etwa das 15. - 16. Jh.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Jondalar

Hallo Thomas,

vielen Dank für Deine Erläuterungen. Damit ist das Stück für mich '(be)greifbarer' geworden! Und ja, es ist ganz hübsch, ich werde aber den Flintartefakten treu bleiben und mich nicht noch weiter verzetteln...   ;)
Viele Grüße

Jondalar
'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)

fafnir

Der hier kommt aus Fallersleben

thovalo

Zitat von: fafnir in 12. Februar 2025, 11:15:16Der hier kommt aus Fallersleben

Auch wunderschön!

Es ist zwar kein besonderes Dekor, aber es entsteht ein Stück Auflösung des massigen Kopus und ein Licht und Schattenspiel. Da dieses Dekor funktional nicht notwenig gewesen ist, war es ein Stück individuellen Empfindens sie so zu gestalten. Rillendekore, die schnell und schlicht beim Aufdrehen entsanden, entwickelten sich insbesondere ab dem 13. Jh. in der Gefäßkeramik zum zierenden Trend. In beiden Fällen sind die Rillen mit der Spitze oder Kante eines  Holzspatels eingetieft worden.

lG Thomas   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Herlitz

Zitat von: Jondalar in 12. Februar 2025, 10:54:47...ich werde aber den Flintartefakten treu bleiben und mich nicht noch weiter verzetteln...   ;)
Viele Grüße

Jondalar

Hallo Jondalar,
halte bei deiner Suche lieber immer die Augen offen für alles! Sonst gehen dir eventuell wertvolle Beifunde verloren. Gerade Keramik ist häufig wichtig für die Datierung.
 :winke:  Sven

Jondalar

Hallo Fafnir,

vielen Dank für das Zeigen. Die beiden könnten ja fast aus EINER Werkstatt sein...  ;)
Viele Grüße

Jondalar
'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)

Jondalar

Hallo Sven,

mein Satz war vielleicht ein wenig missverständlich. Im steinzeitlichen Kontext nehme ich Scherben natürlich mit, aber ich werde jetzt nicht auch noch losgehen, um nach mittelalterlichen Fundstellen Ausschau zu halten, so nett der Spinnwirtel auch sein mag...
Viele Grüße

Jondalar
'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)

Herlitz

Zitat von: Jondalar in 13. Februar 2025, 09:11:15Hallo Sven,

mein Satz war vielleicht ein wenig missverständlich. Im steinzeitlichen Kontext nehme ich Scherben natürlich mit, aber ich werde jetzt nicht auch noch losgehen, um nach mittelalterlichen Fundstellen Ausschau zu halten, so nett der Spinnwirtel auch sein mag...
Viele Grüße
Jondalar

 :super:  so halte ich es eigentlich auch.
 :winke: