Sicher ein Henkel

Begonnen von Tonscherbenfreak, 20. Oktober 2010, 15:11:35

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Tonscherbenfreak

Aber von wann so ungefähr. Es regnet gerade, ich hoffe, da werden noch ein paar Teile nach oben gewaschen. Solche Tonscherben, die innen dunkelgrau und außen rötlich sind, hab ich schon mehrere. Kommt das vom Bennen oder wurde das absichtlich so gemacht?
lG

thovalo

Das ist urgeschichtliche Keramik!

Möglicherweise bronzezeitlich oder endneolithisch ......   :glotz:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Tonscherbenfreak


thovalo

#3
Würdest Du sagen können und wollen aus welchem Bundesland das Fragment stammt ?

Der Henkel stand, den Bruchkanten zufolge (Bild 1), wohl horizontal, also mit der Öse waagerecht unmittelbar am Gefäßrand, was auf die Form einer "Tasse" hindeuten kann ....    war das nicht Wien und Umland?


Dann müsstest Du unter den "donauländischen" Kulturen suchen .... die sehr vielseitig aufgestellt sind  ......




Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

.... da die Handhabe frisch gebrochen ist, lohnte sich dort über die Jahre das weitere Suchen ... dabei Bahnen von etwa 1. m bis 1.5 m Abstand parallel nebeneinander abgehen und das in Regenperioden ruhig zweimal die Woche. Erst DIESES konzentrierte Vorgehen bringt wissenschaftlich aussagekräftiges Material zusammen und den Eindruck, dass es eine Siedlung oder wohl eher ein Einzelpunkt im Sinne einer Grabstelle gewesen sein kann. Dabei auch die unverzierten schlichten Wandungsfragmente mit auflesen und nicht nur die eindrucksvolleren Stücke!

Diese Varietät "schwach" gebrannter Keramik bricht vergleichsweise leicht und im Bereich von Siedlungen müsste der Bruch reichlich vorhanden gewesen sein ....  

LG  thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Sprotte

Zitat von: Tonscherbenfreak in 20. Oktober 2010, 15:11:35
Solche Tonscherben, die innen dunkelgrau und außen rötlich sind, hab ich schon mehrere. Kommt das vom Bennen oder wurde das absichtlich so gemacht?

Ja, das ist das Resultat des Brennprozesses.

Viele Grüße  :winke:
Sprotte

Tonscherbenfreak

A: Danke Sprotte!
B: @thovalo: östliches Niederösterreich, ca 2-3 km von Bratislava entfernt. Mein Problem ist, dass auf den Feldern soooo viele Scherben herumliegen, anscheinend von Jungsteinzeit bis gestern, dass 1. mein Haus bald übergeht (eben weil ich alles aufsammle) und ich 2. je mehr ich finde, umso unsicherer werd mit datieren. Vor allem das graue Zeugs, da schleuderts mich ganz gewaltig.
Und da es in Ösiland keine Archäologen gibt (außer die vom BDA, und von denen gibts gleich eine Anzeige, wenn man eine Scherbe aufhebt) tu ich mir mit dem Zuordnen noch schwerer .....
Ich hab jetzt bloß mal 7 kleinere Äcker angegangen und schon einen ganzen Kasten voll mit Schwerben, aber auch ein paar Metallsachen und Knochen.

Rambo

#7
Zitat von: Tonscherbenfreak in 21. Oktober 2010, 10:36:44
Und da es in Ösiland keine Archäologen gibt (außer die vom BDA, und von denen gibts gleich eine Anzeige, wenn man eine Scherbe aufhebt)

Das stimmt so nicht. Die Archäologen vom BDA und auch von den Landesmuseen sind meist sehr zuvorkomment und hilfsbereit. Ich für meinen Teil habe fast nur gute Erfahrungen mit ihnen gemacht. Natürlich haben auch Archäologen manchesmal einen schlechten Tag aber das ist nicht der Regelfall.
Es ist nicht so einfach einen Henkel  so einfach zu datieren. Neolithikum schliesse ich hier aus, aber ab UK dürfte er dabei sein.
Gruß Rambo
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn

Tonscherbenfreak

OK, tschuldigung! Ich hab kein Auto und für BDA nach Wien (oder eher ist wohl St. Pölten zuständig) fahren, müsste ich einen Urlaubstag nehmen. Die einzige Archäologin, die in den letzten zweieinhalb Jahren hier im Ort war hat einen kurzen Seitenblick auf die Schachtel geworfen und dann gemeint, "Sachen, die Laien gefunden haben, sind eh wissenschaftlich wertlos". Da war ich dann ganz leicht stinkig  :schlaeger:
Ich werd wohl auf die Pension warten, da kann ich dann alles abklappern  :zwinker:
lG, Susi

Sprotte

Zitat von: Tonscherbenfreak in 21. Oktober 2010, 13:31:11
Die einzige Archäologin, die in den letzten zweieinhalb Jahren hier im Ort war hat einen kurzen Seitenblick auf die Schachtel geworfen und dann gemeint, "Sachen, die Laien gefunden haben, sind eh wissenschaftlich wertlos". Da war ich dann ganz leicht stinkig

A... gibt es leider überall und daher sollte man nichts verallgemeinern. Gut, dass man es bei mir in Mecklenburg-Vorpommern anders sieht.

Viele Grüße  :winke:
Sprotte

thovalo

#10
Zitat von: Tonscherbenfreak in 21. Oktober 2010, 13:31:11
OK, tschuldigung! Ich hab kein Auto und für BDA nach Wien (oder eher ist wohl St. Pölten zuständig) fahren, müsste ich einen Urlaubstag nehmen. Die einzige Archäologin, die in den letzten zweieinhalb Jahren hier im Ort war hat einen kurzen Seitenblick auf die Schachtel geworfen und dann gemeint, "Sachen, die Laien gefunden haben, sind eh wissenschaftlich wertlos". Da war ich dann ganz leicht stinkig  :schlaeger:
Ich werd wohl auf die Pension warten, da kann ich dann alles abklappern  :zwinker:
lG, Susi


Die spinnt wohl ...... !!!! Ohne uns wär´ sie NIX.... !

Nun, in die UK passt solch ein Stück, aber inzwischen bin ich vorsichtig was das späten Neolithikum und das "Endneolithikum" angeht. Da ist noch nicht so viel geklärt und ein solches Gefäßfragment ist in der Tonzusammensetzung nicht zwingend auf den Zeithorizont der UK reduziert!

Ist ja im Grunde auch nicht so entscheidend: URGESCHICHTLICH ist dieses Keramikfragment allemal und ein bemerkenswerter Fund! .... weiter sammeln! Randfragmente und verzierte Stücke werden mit der Zeit den richtigen Kulturhorizont finden lassen .....  

LG  thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Tonscherbenfreak

Danke Thomas! Das baut auf!  :Danke2:
Ich hab schon ein paar Schachteln mit solchen Dingern rumliegen. Sollte ich bis zur Pension noch mal Urlaub bekommen, werd ich versuchen ins NHM zu gehen auf die Anthropologie. Vielleicht können die was sagen. Problem ist nur, wenn das Zeugs wirklich gut ist, kommt es ins Archiv vom Museum und das will ich auf gar keinen Fall. Ich finde, das sollte im Ort oder zumindest der Region bleiben. In meiner Ortschaft gibts sehr viele Sondergeher und sonst Interessierte, aber keiner traut sich, seine Funde herzuzeigen oder gar zu melden. Die letzte Notgrabung in der Gegend wurde nur per Zufall von einem engagierten Pensionisten dokumentiert, der dann einen Diavortrag drüber gemacht hat. Dann ist alles ins Museumsarchiv nach Wien gewandert, wahrscheinlich wird man nie wieder was davon sehen, so wie von den Sachen, die schon seit 1828 hier gefunden wurden. Teilweise sind nicht einmal mehr die die Grabungsberichte erhalten.
Ich hoffe noch immer, das irgendwann mal ein engagierter Archäologe vorbeikommt und sich die Sachen anschaut. Vielleicht könnte man im Schloss ja  einen Raum für eine Ausstellung bekommen.
*zukunftsmusikträumerei*
Und klar sammel ich weiter. Man/frau wird ja süchtig  :zwinker:
Viele Grüße, Susi

thovalo

Mann/Frau  ! :zwinker:  ...  anscheinend läuft es inzwischen nirgendwo mehr rund mit den so genannten "Fachleuten"!

Auch im Rheinland ist es sehr anstrengend dafür zu sorgen, dass die Funde nicht in irgendeinem Magazin bis zum Ende der Ewigkeit "verschwinden"!

Auch hier müssen wir uns gewaltig anstrengen überhaupt noch wahr genommen zu werden, während professionelle Raubgräber in aller Ruhe ihre Ausbeute bei einem bekannten Internet-Auktionshaus verscherbeln ..... das ist schon teils absurd und vollkommen lächerlich ..... 

..... doch macht es nur dann Sinn, wenn wir uns durchsetzen und selber engagieren und das tun wir ja nun inzwischen alle hier mit großem Engagement!

Also: wir halten zusammen !!!!!!!


Ganz herzliche und solidarische Grüße aus der Nähe von Düsseldorf !!!!!!


thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.