Seltsame Scherbe

Begonnen von osman.herberger, 20. November 2008, 20:30:38

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osman.herberger

Hallo zusammen,

wer kann mir bei der Bestimmung dieser Scherbe helfen ? Der Fundort liegt in der südlichen Oberpfalz, Bayern und war vom Neolithikum bis ins frühe Mittelalter besiedelt.

Vielen Dank im voraus !
"Was man liebt, das asphaltiert man doch nicht ständig !" (Gerhard Polt)

Silex

Stammt das  von der Stelle mit dem "Dechselklinglein"?
War die Keramik in nassem Zustand weich und leicht mit dem Daumennagel zu zerbröseln?
Ist das auf dem 2. Bild "im Südwesten" eine Randausformung?
Es glitzert zwar ein bißchen mittelalterlich....aber meine Vermutung geht weiter, weit zurück..... Neolithikum, frühe Bronzezeit....da waren Knubben in Randnähe so ähnlich....

Aber die Experten werden Dir schon auf die Sprünge helfen
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

osman.herberger

Servus Edi,
ja ist die selbe Stelle. Habe da heute unzählige dunkle, große Scherben gefunden, z.T. mit Verzierungen, die ich anhand anderer Vergleichsstücke aus der Fundchronik zur Linearbandkeramik und zur Bronzezeit zählen würde.
Ich hatte nicht den Eindruck, dass die Keramik im nassen Zustand weich war.
Und ja, das da im "Südwesten" ist eine Randausbuchtung.
Das Glitzern "beunruhigt" mich in mittelalterlicher Hinsicht ebenfalls...

Spätestens am Montag müsste ich mehr wissen.
"Was man liebt, das asphaltiert man doch nicht ständig !" (Gerhard Polt)

Der Wikinger

Hallo

Interessantes Stück !

Die unzähligen, dunklen, großen Scherben z.T. mit Verzierungen möchte ich wirklich gern sehen !!   :super:

osman.herberger

Dein Wunsch ist mir Befehl, bin gerade dabei...
"Was man liebt, das asphaltiert man doch nicht ständig !" (Gerhard Polt)

Dagda

Hallo,

die Handhabung oder Noppe gehört zu einem neolithischem Gefäß. Das angefügte Bild zeigt eine Flasche mit einer großen Anzahl solcher Noppen, was aber nicht der Regelfall ist. Oft waren die auf dem Umfang verteilt um Seile zu fixieren mit denen das Gefäß aufgehängt wurde. Deine Keramik wird wie auch der Dechsel, von den Bandkeramikern hergestellt worden sein.


osman.herberger

Hallo Dagda !
Vielen Dank für das tolle Foto ! Ja, Deine Erklärung ist einleuchtend, zumal dieser Hang, wie frühere Funde gezeigt haben, von Linearbandkeramikern besiedelt war.
"Was man liebt, das asphaltiert man doch nicht ständig !" (Gerhard Polt)

osman.herberger

So, hier noch eine Auswahl von Scherben, die ich heute in unmittelbarer Nähe zur Dechselklinge gefunden habe. Ich weiß nicht, ob die Fotos viel hergeben... Gerade bei Keramik erscheint mir das immer sehr schwierig.
"Was man liebt, das asphaltiert man doch nicht ständig !" (Gerhard Polt)

Silex

Das ist grottenalt.....Superfunde , Stefan.
Erzähl uns  bitte was das Amt sagt.
Hatte noch nie das Glück solche Keramik zu finden......

Glück Auf
vom
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger


Wow, vielen Dank fürs Zeigen !

Das sind wirklich tolle Scherben, die wohl für die Archäologen, wegen den schönen Verzierungen, auch leicht zu datieren sein werden !!  :super:

So vieles auf einem Acker zu finden, davon kann man nur träumen !

Ich bin sicher, du hast was wichtiges gefunden !  :prost:

:winke:

osman.herberger

Danke...
Am Montag weiß ich dann mehr. Der Fundplatz ist den Archäologen aber bestens bekannt, weil es da schon viele Funde gab. Und wenn ich einen Bericht in der einschlägigen Literatur (Edi kennt ja sicher die "Beiträge zur Archäologie in der Oberpfalz", Band 2) richtig deute, dann müsste genau da u.a. ein frühbronzezeitliches Gräberfeld gewesen sein, bei dem auch schon fleißig gegraben wurde.
Aber genau deshalb hat mich diese Gegend angelockt, weil ich als Anfänger dort eine höhere Wahrscheinlichkeit hatte, auf Funde zu treffen, aus denen ich wieder fleißig lernen kann und darf. Und genau so ist es heute gekommen...Wenn ich nur daran denke, was ich allein heute schon wieder dazu gelernt habe...
Danke an Euch alle !!  :-)


P.S.: Kennt Ihr auch diese Unruhe, ob ein Feld ein paar Tage später (wenn man wieder Gelegenheit hat) noch ungepflügt und nicht umgedreht da liegt ? Momentan liegt nämlich alles ziemlich an der Oberfläche. Da wurde lange Zeit nichts mehr verändert, der Regen hat das Zeug wohl rausgewaschen.
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Silex

Willkommen im Club der rastlosen Lesefundler.....ackern, eggen, Regen, Frost, Schnee, Aussaat....
das ewig - menschliche Suchen und Ernten.
5-6000 Jahre zurück im Handumdrehen...das lässt manche kalt und manche verstehn es.
Es ist ein kleiner Fingerzeig vom Sein und Werden.
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Dagda

Hallo o.h,

aus Deinem Beitrag  spürt man so richtig Deine Begeisterung und Freude am Forschen und Entdecken. Sicherlich wirst Du an diesem Platz weitere schöne Lesefunde machen.
Ich selbst bin ebenso begeistert von den Fertigkeiten der Bandkeramiker und ganz besonders gut gefällt mir die feine und glatte Keramik mit den vielfältigen Mustern.  :-)

Ist schon eine tolle Sache wenn man sich in so einen interessanten Fundplatz hinein vertiefen kann.  :winke:

Die Fotos sind großartig!!!

Roksen

Hallo!
Das sind ja wirklich tole Funde, die Du da gemacht hast. Anhand des Fischgrät-Musters und der parallelen schrägen Linien würde ich zumindest diese beiden Scherben (3. und 1. von unten) relativ sicher der Rössener-Kulturgruppe zuordnen.  Ist schon toll, da kann man neidisch werden.Ich kenne sowas nur aus Vorlesungen...
LG
Roksen

Lojoer

Hallo Roksen,
sehe es ist Dein erster Beitrag im Forum, deshalb ein herzliches willkommen.
Ja hier im Forum gibt es nicht nur Sondengänger, sondern auch die Fakultät der Feldbegeher sowie die sowohl aus auch Klientel ist gut vertreten.
Da Du entsprechende Keramik aus Vorlesungen kennst, nehme ich mal an, dass Du vom Studium her vorbelastet bist. Ich hoffe Du fühlst Dich hier wohl und lässt öfters was von Dir hören.
Gruß Jörg

osman.herberger

Ich war heute im Landesamt und kann jetzt ein bisschen mehr zu den einzelnen Scherben (siehe Fotos Beitrag 20.11. um 22.28 Uhr) sagen:
Die älteste Scherbe ist wohl die zweite von unten, nämlich Linearbandkeramik (5500-4900 v. Chr.).
Die vierte, fünfte und sechste Scherbe von oben sind Stichbandkeramik (4900-4200 v. Chr.).
Die dritte von oben und die dritte von unten sowie die unterste Scherbe stammen aus der Gruppe Oberlauterbach (5000-4600 v.Chr.), ein Kulturkreis des südostbayerischen Mittelneolithikums. Typisch hier der "Geißfuß", also der Doppelstich.
"Was man liebt, das asphaltiert man doch nicht ständig !" (Gerhard Polt)