Seltenes Siegburger Steinzeug "Meisters der Spielkarten"

Begonnen von Levante, 08. Mai 2014, 18:32:27

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Levante

Guten Abend,

hier mal eine etwas spezielle Frage.

Wir haben vor einigen Jahren den Rest von einer Fundschicht von 1637 bergen können. Leider haben wir die Baumaßnahme erst recht spät bemerkt und konnten daher kein ungestörtes Material mehr untersuchen.
Daher haben wir uns darauf konzentriert die Werrakeramik und andere für uns interessante Waren aus dem Areal zu bergen.
Unter anderem einige Stücke von Siegburger Steinzeug dazwischen waren auch einige Fragmente von einem Trichterbecher mit Schriftband, welchen wir um 1600  datiert haben.  Leider war es uns bislang nicht möglich etwas Vergleichbares zu entdecken, weder in einem Museum oder Depot, noch in Privatsammlungen.

Nachdem wir die Bilder unserer Fragmente nun an fachkundige stelle weiter geleitet haben, gab es endlich eine passende Ansprache.
Trichterhalsbecher mit Schriftband, mit Rest einer Hirschauflage des Meisters der Spielkarten. Welcher wohl aus einer Reihe von Sondergefäßen der Zeit von 1575 bis 1580 stammt.

Hat schon mal jemand von diesem Meister gehört, oder gibt es da eine Publikation die ihr mir empfehlen könnt?

Bilder kann ich momentan leider nicht liefern.

Auch wenn der Fund nun schon einige Zeit zurück liegt, ist er so außergewöhnlich, dass er wohl noch durch eine Veröffentlichung gewürdigt wird.

Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

thovalo

#1


Ohne Bilder bleibt die Beschreibung kryptisch.


Das ist wohl ein sogenannter "Kleinmeister" wie Aldegrever & Co ......  


http://www.deutsche-biographie.de/sfz60143.html

"M. war einer der frühesten Stecher und hatte vermutlich das Goldschmiedehandwerk erlernt. Er arbeitete allem Anschein nach im Elsaß, höchstwahrscheinlich in Straßburg, da seine Kupferstiche Analogien zu zeitgenössischen Bildern dieser Gegend aufweisen, insbesondere zu denen aus dem Umkreis des Meisters des Frankfurter Paradiesgärtleins. Sein Hauptwerk sind die Blätter eines Kartenspiels, die in fünf Farben Blumen, Hirsche, Vögel, Wilde Leute und Raubtiere darstellen. Sie befinden sich heute großenteils in der Bibliothèque Nationale in Paris und im Kupferstichkabinett in Dresden. In der Folge wurden diese Spielkarten zu einer wichtigen Quelle für dekorative Themen: Kopien der Tiere, Vögel und Blumen wurden besonders zur Rahmengestaltung in illuminierten Handschriften verwendet. Beispiele dafür finden sich in allen Teilen Europas in der 2. Hälfte des 15. Jh. Nach datierten Codices zu schließen, müssen die Spielkartenstiche kurz vor 1440 entstanden sein. Daß einige der Motive aus älteren Handschriften stammen, weist auch auf die Verwendung älterer Musterblätter für die eigenen Arbeiten des Stechers hin. Seine Spielkarten sind daher einer der ersten Belege für die Reproduktionsmöglichkeiten des Kupferstichs. Nur wenige weitere zugeschriebene Blätter besitzen dieselbe zarte Umrißlinie, die dekorativen Einzelheiten und das Gefühl für plastische Werte, die der Meister durch eine Vielfalt der Schraffierungsstriche auszudrücken vermag. Daher scheint eine Reihe von Arbeiten, die M. zugeschrieben werden, nach stilistischen Kriterien das Werk anderer anonymer Stecher aus demselben oberrhein. Milieu zu sein. Trotz des im Umfang geringen Werkes ist M. als der herausragende Künstler der ersten Generation von Kupferstechern anzusehen. Seine Arbeiten sind von hohem ästhetischem Wert."


"Der Meister der Spielkarten, auch Spielkartenmeister (engl.: Master of the Playing Cards [1]), tätig um 1425–50 im Rheinland, war ein anonymer deutscher Briefdrucker, Kupferstecher, Maler und Goldschmied.[2]

Der Meister ist mit einem Notnamen nach seinem Hauptwerk, einer Folge von Spielkarten im Kupferstich, benannt. Ihm wird damit das älteste (vor 1440) gestochene Kartenspiel überhaupt zugeschrieben.[3] Von den erhaltenen 13 Motiven sind 65 Blätter (Dreiviertel des Kartenspiels) bekannt. Insgesamt schreibt man ihm 100 Kupferstiche zu.
"


"Als bedeutendste Meister der Frühzeit des Kupferstichs im deutschsprachigen und niederländischen Raum gelten der oberrheinische Meister der Spielkarten, der von ihm abhängige Meister der Berliner Passion (Niederlande) und der wohl im Erzstift Salzburg tätige Meister des Marienlebens. Der Meister E.S. war wahrscheinlich ein Schüler des Meisters der Spielkarten und hinterließ ein Werk von über 300 Blättern. Dieser Künstler wird als von besonderer Bedeutung für die Entwicklung des Kupferstichs zur eigenständigen Kunstgattung angesehen. Auch die weiteren bedeutenden frühen deutschen Stecher sind nur unter Notnamen fassbar. Hier sind besonders die Meister BM, A.G. und P.M. hervorzuheben. Vom Meister des Hausbuchs (Mittel- und Oberrhein) haben sich noch etwa 90 Stiche erhalten."


Ich hab die ganze Fachliteratur natürlich komplett und detailliert im Kopf, aber Stiche des Meisters E.S. sind für Siegburg mit verbürgt.


Der Spielkartenmeister war der einflussreichste[4] der ersten Generation von Kupferstechern Mitte des 15. Jahrhunderts. Er zählt neben Meister E. S. und Martin Schongauer zu den bedeutendsten Kupferstechern der frühen Zeit des Kupferstichs. Im Werk des Meisters lässt sich erstmals ein persönlicher Stil eines Kupferstechers erkennen, er ist somit die erste Persönlichkeit in der Geschichte des Kupferstichs (Autorengraphik).


Die Reliefauflagen sind ja nach Musterbüchern und gesammelten Stichen gearbeitet worden, von daher ist das nicht ganz so überraschend.


Der genannte "Meister der Spielkarten" ist wohl ein Kupferstecher der Bilder für Spielkarten entworfen hat, die alltägliche und weit verfügbare
Druckwerke der Zeit gewesen sind.


Dieser Meister hat ganz sicher keine Matrize entworfen sondern eine Spielkarte die als VorBILD für eine Reliefauflage Siegburger Steinzeugs gedient hat.
Volkstümlicher geht´s dann aber wirklich kaum noch!


Wie ist das mit den "Sondergefäßen" gemeint?
Siegburger Trichterhalsbecher sind Alltagsgefäße des gehobenen Standards.


Gurden sind Sondergefäße, wie auch figürlich verzierte Sturzbecher!


Es sollte nicht geglaubt werden, dass die publizierten Auflagen schon alles sind was produziert worden ist!
Es wird immer wieder neue unbekannte Auflagen geben.



Hierzu gibt es z.B. auch immer noch keinen Hinweis auf ein weiteres Gefäß mit dieser Auflage, welche es aber mit Sicherheit irgendwo geben wird:


http://www.sucherforum.de/index.php/topic,62782.0.html



lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

grünland

Hi,
melde mich auch mal wieder zu Wort. Etwas viel zu tun gehabt in den letzten Wochen.....
Spannend Patrick -Fotos wären natürlich Klasse.
Und Thomas: Das Kölner Wappen und der Mercurius (oft auch auf Siegburger Pullen) sind ja bekannt.
Bei dem unteren Wappen handelt es sich um das Wappen des Kurfürstentums Sachsen.
Annähernd identische Scherbe mit diesem Wappen in dem Buch: Siegburger Steinzeug aus der Sammlung Schulte in Meschede.
Foto folgt. Habe zur Zeit keinen "Fotoverkleinerer".

LG
Guido





thovalo

#3
Zitat von: grünland in 08. Mai 2014, 19:51:42
Hi,
melde mich auch mal wieder zu Wort. Etwas viel zu tun gehabt in den letzten Wochen.....
Spannend Patrick -Fotos wären natürlich Klasse.
Und Thomas: Das Kölner Wappen und der Mercurius (oft auch auf Siegburger Pullen) sind ja bekannt.
Bei dem unteren Wappen handelt es sich um das Wappen des Kurfürstentums Sachsen.
Annähernd identische Scherbe mit diesem Wappen in dem Buch: Siegburger Steinzeug aus der Sammlung Schulte in Meschede.
Foto folgt. Habe zur Zeit keinen "Fotoverkleinerer".

LG
Guido



Super ...    :laola:



vielen Dank für Deine Mühe, das Wappen Kurfürstentum Sachsen hatte ich noch nicht identifizieren können!

Das Buch hab ich nicht .....   :besorgt:  ......  da war das jetzt besonders hilfreich!


Danke   :super:




Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Levante

wenn ich zu Hause bin (nach der Arbeit) werde ich die Bilder mal hochladen, schicke sie dir aber schon mal per mail. :-)
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)