Ausguss mit Sieb

Begonnen von Lojoer, 21. September 2007, 13:14:23

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Lojoer

Hi,
im zusammenhang mit anderer röm. Keramik habe ich diesen Ausguss mit integriertem Sieb gefunden. Weis jemand wie das Gefäß bezeichnet wurde.
Gruß Jörg

Waldemar


ren


Lojoer

Hi,
die Sache mit der Teekann ist vom Prinzip her nicht dumm. Das Gefäß diente bestimmt zum abseihen von festen Bestandteilen.
Na ja ren,
hast Du dir mal den Maßstab dazu angesehen. Grundsätzlich würde das ja gehen, aber das Ding gefüllt und durchgezogen???   :kopfkratz: Mit so einem joint bist Du aber für Wochen High   :smoke:
Das Teil kommt übrigens aus der selben Grube, wie mein TS-Stempel. Zeitmäßig also zwischen Trajan und Antoninus.
Hunter ist schon auf der Suche. Mal sehen was er herausbringt.

Gruß Jörg

wühlmaus

Cool, diese Sonderform kenne ich bis jetzt auch noch nicht!

Hab eben nochmal den Gose (Gefässtypen der römischen Keramik im Rheinland) durchgeblättert und nichts vergleichbares gefunden ...

Von der Randform erinnert es auf jedenfall an einen Henkelkrug ... wobei mir allerdings der kurze "Hals" und der anschließende, stark ausladende Gefäßkörperrest nicht ganz dazu zu passen scheinen  :kopfkratz:
Vom Foto habe ich eher die Vermutung, dass das ganze unter Umständen in Richtung Feldflasche gehen könnte ...

Beim Sieb wird es sich, wie Jörg schon schrieb, eher um eine Vorrichtung zum abseihen von (groben?) Schwebestoffen handeln. Was die zu filternde Flüssigkeit angeht, kann man erstmal nur spekulieren ... Wein ist auf jedenfall ein guter Kandidat, da er in der Antike gerne mit Kräutern versetzt wurde ...

:winke:
Gerd

Lojoer

Hi,
ich gehe auch von einem Gefäß zur Weinveredelung aus. Noch folgendes zur Ergänzung, da es auf dem Scannnicht so richtig rauskommt.
Das Gefäß muss im senkrechten Querschnitt zumindest im oberen Bereich eine ovale bzw. abgeflachte Form gehabt haben.  Die Ausgusstülle selbst verläuft nicht horizontal sondern leicht ansteigend. Denkbar wäre somit das Aussehen wie ein Einhenkelkrug mit einer zusätzlichen seitlichen Auslauftülle.
Wir werden es hier im Forum noch herausbekommen, da bin ich mir sicher.
Gruß Jörg

hunter

@Wühlmaus: der Gose, so hilfreich er in manchen Dngen auch sein mag, ist doch mittlerweile hoffnungslos veraltet. Da bleibt nicht anderes übrig als die MRGK-oder LF-Bände zu sichten.

wühlmaus

Hi Hunter  :winke:

Zitatder Gose, so hilfreich er in manchen Dingen auch sein mag, ist doch mittlerweile hoffnungslos veraltet. Da bleibt nicht anderes übrig als die MRGK-oder LF-Bände zu sichten.
Da geb ich Dir definitiv Recht!

Allerdings find ich, dass er immer noch für einen groben Überblick und für Vergleichsbildchen gut ist!  :engel:

Ist halt das ewig pekunäre Problem ...  :heul: ... Momentan versuche ich mir eine Hausbibliothek über die Keramik vom Neolithikum bis zur Neuzeit zusammenzustellen, da reicht es dann manchmal halt nur für die basics ...

:winke:
Gerd

Lojoer

#8
Hi,
was ich biesher herausbekommen habe.
Die entsprechenden Gefäße kommen nicht sehr häufig vor, sind aber bekannt. Es handelt sich um schüsselförmige Gefäße, wobei die seitliche Auslauftülle mit Sieb, wie wir bereits vermut haben dazu diente Feststoffe aus dünnflüssigen Flüssigkeiten zurrückzuhalten. Bei Ausführung aus TS kommt hierbei in erster Linie Wein in Frage. Bei entsprechend rauhwandigen Gefäßen, die auf eine Kochstelle gestellt werden können, sind jedoch auch Kräutersude (Tee) denkbar.
Das Gefäß dürfte so wie anliegende Skizze ausgesehen haben. Von der Zeitstellung her fallen diese Gefäße in das späte 1. und in die erste Hälfte des 2. Jhdt., was ja auch mit dem geposteten Töpferstempel gut zusammenpasst.

So schlecht haben wir nicht gelegen, oder?

Gruß Jörg   

PS beschrieben sind die Gefäße u.a. von Behrens/Brenner 1911, 97 (Abb 20B 21), sowie Ritterling 1913, 318 f.

hunter

Hallo Jörg, sehr viel ähnlicher deinem Stück ist die Abbildung 20A 2a bei Brenner und Behrens 1911, S.94

Lojoer

Hi hunter,
die Abbildung 20A 2a kenne ich nicht. Würde mich aber extrem interessieren.
Gruß Jörg

hunter

Hallo Jörg, anbei die ABbildungen 20 A und B aus Behrens/Brenner.

Lojoer

Hallo hunter,
das überzeugt. Eindeutig liegen wir bei den Abbildungen 20A näher dran. Diese Keramiken wurden ja in Mainz gefunden und sind damit regional meiner Fundstelle noch gut zuzuordnen. Besten Dank nochmal.
Gruß Jörg

hunter

Ich werde mir noch mal die Arbeit von Heising vornehmen, vielleicht finde ich ja noch mehr INfos zu Datierung, Warengruppe etc.

Lojoer

Hi hunter,
ich habe mir die Dissertation von Dr. Heising bei Ihm gerade bestellt. Ich glaube die bringt für uns regional einiges.
Gruß Jörg

hunter

Als Ergänzung für unsere Region noch zu empfehlen:
1)H. Schoppa, Die Funde aus dem Vicus des Steinkastells Hofheim /Main-Taunus-Kreis. I: Die Keramik ausser TS. Veröffentlichungen des Landesamtes für kulturgeschichtliche Bodenaltertümer  2 (Wiesbaden 1961)

2) S. Biegert, Römische Töpfereien in der Wetterau. SChriften des Frankfurter Museums f. Vor- und Frühgeschichte ARchäologisches Museusm 19 (Frankfurt/Main 1999)