Scherben - zeitliche Einordnung

Begonnen von domino, 13. Februar 2016, 22:34:03

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domino

Liebe Forengemeinde,

wie angekündigt nun die Keramikfunde des im anderen Thema beschriebenen Fundplatzes: Siedlung des Neolithikums und Villa Rustica.

Ich werde die Bilder zu einem Keramikfragment in jeweils einem einzelnen Beitrag posten, um die Übersichtlichkeit zu wahren.

In diesem Beitrag bereits die erste Scherbe. Ist recht hart gebrannt und leicht gewölbt; weiteres siehe Fotos.

Viele Grüße,
domino

domino

Keramik-Fragment 2

eher feinerer Ton, Oberfläche rau, dem Gefühl nach tendiere ich hier zu römischer Provenance, etwa der Rand eines Vorratsgefäßes ?

domino

Keramik-Fragment 3

recht leicht, Ton sehr hart gebrannt, man beachte das Muster an der Abbruchstelle, woher kommt die Färbung auf der Rückseite (Hitzeeinwirkung?), meiner Vermutung nach vom Material und Verarbeitung eher neuzeitlich

domino

Keramik-Fragment 4:

zwei einzelne Fragmente, getrennt gefunden aber von einem Gefäß, Keramik sehr dickwandig und hart, wahrscheinlich Boden- und Randansatz

domino


thovalo




3: römische Glanztonkeramik (Firnisware) mit Dekor eines "federnden Plättchens"


1. 2. 4. 5. sind für meinen Eindruck für eine Ferndiagnose einfach zu unspezifisch


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Furchenhäschen

Hallo,
die 3 hätte ich für Rätische Ware eingeschätzt?

Gruß
Peter

domino

Hallo Thomas, hallo Peter,

danke euch beiden. Ich habe bis dato gar nicht gewusst, dass es auch von den Römern derart hart gebrannte Keramik gibt. Nach kurzer Recherche scheint das aber tatsächlich Rätische Firnisware zu sein. Wieder dazugelernt, danke! :-)

Viele Grüße,
domino

thovalo

Zitat von: Furchenhäschen in 13. Februar 2016, 23:28:26
Hallo,
die 3 hätte ich für Rätische Ware eingeschätzt?

Gruß
Peter


Glanztonware ist das per se ..... aber woher kommt die spezifische Annahme "rätisch" ?


Kommen die Funde aus Bayern?


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

domino

Kommen in der Tat aus dem bayrischen Voralpenland, daher meine Annahme. Könnte aber auch Import-Ware sein, oder?

Anbei noch ein letztes Stück mit Dekor (Einkerbungen) (6):

thovalo

Zitat von: domino in 13. Februar 2016, 23:43:13
Kommen in der Tat aus dem bayrischen Voralpenland, daher meine Annahme. Könnte aber auch Import-Ware sein, oder?

Anbei noch ein letztes Stück mit Dekor (Einkerbungen) (6):


Das ist kein Dekor, das sind Drehrillen vom Boden eines Gefäßes das offenbar auf einer Töpferscheibe aufgedreht worden ist.  :winke:


O.k.  dann ist das Fundmaterial aus dem von hier aus fernen Süden.  :super: Doch ob das diese spezifische "rätische" Ware kann ich nicht einschätzen. Vergleichbares gibt es jedenfalls auch im Rheinland.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

domino


thovalo



Die zweite Keramik würde ich, aber das ist dann eher mit Erfahrungen aus dem Rheinland verbunden, als hochmittelalterliche reduziert gebrannte Irdenware ansprechen. Also reduziert gebrannte Irdenware ist das auf jeden Fall und wohl auch von einem einfachen Vorratsgefäß des schlichten Haushaltsgeschirrs.

lG Thomas   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

TeSi

Scherbe 3 definitiv Glanztonware wohl eines Bechers Nb. 32/33.  "Rätische" Becher zeigen eine andere Form der Verzierung.

thovalo

Zitat von: TeSi in 14. Februar 2016, 11:21:39
Scherbe 3 definitiv Glanztonware wohl eines Bechers Nb. 32/33.  "Rätische" Becher zeigen eine andere Form der Verzierung.


Jepeeeh ....... ich dachte schon ........  :hilfe3:


:zwinker:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Furchenhäschen

#15
zufälligerweise finden sich unter der Bezeichnung "Rätische Ware" in den Museen Augsburg, Kempten und Memmingen Becher,
die hier mit vergleichbarem Dekor im Link gezeigt werden.

http://images.google.de/imgres?imgurl=http%3A%2F%2Fwww.antike-tischkultur.de%2Froemischekeramikraetisch228.188.jpg&imgrefurl=http%3A%2F%2Fwww.antike-tischkultur.de%2Fkeramikgallien.html&h=188&w=228&tbnid=LDIZpbaHOm-4fM%3A&docid=QCEnxU0ArceGIM&ei=5WHAVvLfPIflaPaXuZgP&tbm=isch&iact=rc&uact=3&dur=1791&page=1&start=0&ndsp=45&ved=0ahUKEwiy5r6ukPfKAhWHMhoKHfZLDvMQrQMIMDAF

hervorzuheben ist der Becher aus Kempten der hier passen dürfte.
Vielleicht liegt das "Missverständnis" aber auch eben aus regional bedingtem Fundzusammenhang zusammen.

thovalo



Das Dekor ist nicht entscheidend, das ist universell, sondern dann Form und Machart.

Per se ist das aber auch kein allzu großes und problematisches Thema.

Jedenfalls handelt es sich um ein Stück gehobener römischer Keramik.

Sofern Domino die Funde vorlegen sollte, wäre es interessant wie das Fragment dann letztendlich bestimmt werden wird.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.


TeSi

Zitat von: thovalo in 14. Februar 2016, 12:24:44

Das Dekor ist nicht entscheidend, das ist universell, sondern dann Form und Machart.

Per se ist das aber auch kein allzu großes und problematisches Thema.

Jedenfalls handelt es sich um ein Stück gehobener römischer Keramik.

Sofern Domino die Funde vorlegen sollte, wäre es interessant wie das Fragment dann letztendlich bestimmt werden wird.


lG Thomas  :winke:
In dem Fall ist der Dekor DOCH entscheidend:
http://images.google.de/imgres?imgurl=https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/c/c1/GBM_-_R%25C3%25A4tische_Ware.jpg/220px-GBM_-_R%25C3%25A4tische_Ware.jpg&imgrefurl=https://de.wikipedia.org/wiki/Raetische_Firnisware&h=165&w=220&tbnid=iUn2-BU1nYn2DM:&tbnh=95&tbnw=127&docid=R11qvNy_CAT4WM&usg=__wPfF7povpR-bd_qeReWN9sLfpqI=&sa=X&ved=0ahUKEwiQkoO1m_fKAhWKHJoKHT2zBvEQ9QEIKDAB

Furchenhäschen

Hallo Tesi,
wobei z.B. auch in Deinem Link steht,
dass, ich zitiere Wiki: 
Die Oberfläche ist oftmals mit Mustern wie Barbotine, Kerbränder und Rädchenmuster verziert.
Weiter heisst es,
Der Raetischen Ware ähnliche Keramiken sind die Engobierte Ware im Rheinland und die Wetterauer Ware.

Das ist der Punkt in dem sich unsere Ansicht unterscheidet.

Gruß
Peter

domino

Hallo,

ich danke euch sehr für eure Einschätzungen. Ich werde die Stück Fachkundigen vorlegen und berichten.

Viele Grüße,

domino  :winke:

domino

Liebe Mitleser,

Mittlerweile habe ich das Keramikfragment 1 anhand lokalem Referenzmaterial als urnenfelderzeitlich einordnen können. Das finde ich besonders interessant, denn bisher war mir diese Zeitstufe für diesen Fundplatz noch nicht bekannt.

Bei Scherben 3 tippe ich auf eine Herstellung in Rätien (vgl. rötliche Färbung durch hohen Eisenanteil). Hier bereiten mir die Begrifflichkeiten allerdings Schwierigkeiten. Der Unterschied zwischen "Rätische Ware" und "Engobierte Ware" ist mir nicht ganz klar und auch die Wikipedia-Einträge zeichnen kein scharfes Bild. Gibt es gar eine Schnittmenge zwischen den beiden Ausdrücken?

domino