Scherbe mit Verzierung

Begonnen von rolfpeter, 06. Dezember 2007, 16:12:41

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rolfpeter

Servus Freunde,

hier ist eine dunkle Keramikscherbe mit Verzierung. Das Material ist in feuchtem Zustand homogen schwarz mit einigen wenigen hellen Quarzkörnern. Das Zeugs ist nicht so weich wie die urgeschichtliche Keramik, die ich sonst finde aber weicher als römische oder mittelalterliche.
Im Umkreis von 100m gibt es ein Lousberg-Beil, Abschlagkratzer und Mahlsteine. 200m weiter gibt es LBK.
Irgendwelche Tips?





Herzliche Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

LITHOS

Hi :winke:
Solchen bogenförmigen Kammstrich kenne ich nur von germanischer Ware der römischen Kaiserzeit. Bin aber weit weg :zwinker:
Grüße!

rolfpeter

Merci!
Könnte auch sein, römisch gibt überall hier.
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

LITHOS


rolfpeter

Wir sind in Niedergermanien.
Vor dem Eburonenaufstand waren ebendiese ansässig, das geht aber wohl mehr ins keltische. Dann war 100 Jahre nix, danach wurden Ubier angesiedelt. Die kamen aus dem rechtsrheinischen.
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Rambo

Zunächst einmal wurde diese Keramik auf keiner Drehscheibe gefertig.Wir wissen aber, das Drehscheiben ab der LaTene benutzt wurden.
Warum sollten die Römer oder eine germanische Bevölkerung auf die Drehscheibe verzichten und solche Keramikgefäße herstellen.
Daher ist meiner Meinung nach diese Keramik älter als LaTene
Ich kenne solche Keramiken mit diesen Verzeirungen aus der UK

Gruß Rambo
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn

rolfpeter

Danke Rambo,
Bronzezeit könnte ja auch sein. In der Gegend hab ich mal einen Tüllenmeißel aufgelesen, übrigens mein einziger bronzezeitlicher Fund bis dato!
Herzliche Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Silex

Bin trotz Revierferne und Keramikbeurteilungsfähigkeitsresistenz (leider) , rein vom Gefühl her für Neolithikum oder frühe Bronzezeit.
Diese Furchen  sind meiner Meinung nach sehr alt.
Lass es uns wissen , RP, wenn das Fachpersonal orakelt.
Bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

wühlmaus

Sorry, dass ich erst so spät meinen Senf dazu abgegebe, aber heute schaffte ich es einfach nicht früher ins Netz ...  :winke:

:staun: :staun: :staun:
Die Verzierung sieht so wirr aus, als hätte sich der Kammstrichverzierer vorher ein Schlückchen Stechapfeltee gegönnt  :narr:

Die Germanische Keramik der Römischen Kaiserzeit können wir in unseren Breiten ausser Acht lassen. Die spielt erst rechtsrheinisch eine Rolle. Bei uns war die mediteran bestimmte, reichsrömische Provinzialkultur "allumfassend". Weiter nördlich am Niederrhein (Xanten (und wenn ich mich nicht schwer irre auch Krefeld-Gellep)) sind hingegen germanische Elemente in der Keramik auch linksrheinisch wieder ein Faktor.
Instiktiv würde ich bei deinem Scherbchen auch erstmal auf Metallzeiten tippen. Allerdings habe ich mit LBK Keramik auch nur theoretische Erfahrung  :kopfkratz: Ausschließen würde ich eine neolithische Datierung deshalb auch nicht ...
Den guten Zustand der Keramik würde ich nicht als Datierungsindiz werten. Das Stück kann auch aus einer frisch angepflügten Grube stammen ...

Schön mal das Wort Eburonen hier zu hören. Mein Lieblingsstamm  :engel:
Eigentlich recht unbedeutend, hatten sie, mit Teilen der (viel mächtigeren) Treverer, Cäsar während seines Gallieschen Krieges ordentlich Zunder gegeben. Im Gegenzug wurden sie regelrecht ausgerottet. Der letzte Eburonenkönig Ambiorix konnte fliehen. Im Bello Gallico steht tatsächlich eine Passage, dass seine Verfolger ihm zwar dicht auf den Fersen waren, aber immer nur das Gefühl hatten, ihn gerade am Horizont verschwinden zu sehen...
Eine ethnische Zuordnung der Eburonen ist schwierig. Sie waren ein Volk im Grenzbereich zwischen Kelten und German, rühmten sich germanischer Abkunft, können aber auch gut und gerne einer dritten Ethnie angehören, einer prähistorischen "Urbevölkerung" deren Namen uns nicht übreliefert ist ...
Wichtige archäologische Stätten dieses Stammes sind der Ringwall bei Euskirchen und die befestigte Flachlandsiedlung bei Hambach ... in der wissenschaftlichen Fachterminologie laufen sie unter "Spätlatene" ...
Die Aktionen gegen die Eburonen fanden 54v.Chr. statt. 38v.Chr. wurden die rechtsrheinischen, römerfreundlichen Ubier unter Marcus Agrippa in die entvölkerte Eburonenwüstenei umgesiedelt. Diese Eingliederung ins Reichsgebiet geschah zu einen zum Schutz der Ubier vor ihren romfeindlichen, germanischen Nachbarn und zum anderen um das gefährliche Bevölkerungsvakuum, das wiederum freie Germanen zum Ansiedeln verlockte, mit loyalen Untertanen zu füllen ...
Im Zuge dieser Neuansiedlung wurde Köln als Oppidum Ubiorum, Hauptort der Ubier gegründet ...

:winke:
Gerd

rolfpeter

Danke Jungs für die ausführliche Besprechung!
:-)
Eine Grube oder wenigstens Erdverfärbungen habe ich am Fundort nicht festgestellt. Der Scherben ist härter als die übliche neolithische Ware. Zuerst laß ich es mal als metallzeitlich laufen.
Wenn es irgendwann eine amtsarchäologische Bestimmung geben wird, dann schreib ich es hier rein.

Herzliche Grüße
RP

Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert