Scherbe gefunden

Begonnen von Harro, 02. November 2009, 22:48:28

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Harro

Hallo Sucherforum!

Bin neu hier im Forum.
Habe heute bei einem Waldspaziergang eine Scherbe gefunden.
Kann mir vielleicht jemand dazu einige Infos geben?

Bin mal gespannt....



Larry Flint

... spätmittelalterlich...

:winke:

Larry

Harro

Super, danke!
Kann gut sein, in der Nähe (ca. 1000m) ist eine Burgruine (südliches Südniedersachsen), die zum Ende des 15. Jahrhunderts aufgegeben wurde.
Dort stehen noch einige Mauerreste.
Geschätzt einen Kilometer von dieser Ruine entfernt fand ich heute im Wald
zwei Reihen grober Bruchsteine die keinen Verbund erkennen lassen, je etwa 20 meter lang, ein bis zwei Meter breit und etwa 20 Schritt voneinander entfernt. Die Steine sind Basalt und Quarzit bzw. quarzitischer
Sandstein und sehen unbearbeitet aus, dazwischen lag diese Scherbe.

Kann man vielleicht sagen zu welcher Art Gefäß sie gehören könnte?

LG

Rambo

Zitat von: Larry Flint in 02. November 2009, 23:24:03
... spätmittelalterlich...

:winke:

Larry

Ich würde sogar  sagen NEUZEITLICH
Spätmitelalter (um 15 Jhd) scheint mir doch ein wenig zu alt
Gruß Rambi
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn

Grafschaft Mark

Wenn die Qualität der Fotos besser wäre könnte man viel mehr sagen, da grade die Körnung der Oberfläche wichtig für die bestimmung ist!!!

Ich meine noch eine gröbere Oberflächenkörnung zu sehen, es könnte sich also schon um Steingut aus dem Mittelalter handeln, aber mit Sicherheit kann man das nicht sagen!

Levante

#5
Hallo Harro,

Bei deiner Scherbe handelt es sich um einen Fuß von einem Grapentopf (Dreibei).

Im 14ten Jahrhundert ist diese Gefäßform noch relativ selten findet jedoch im laufe der folgenden Jahrhunderte immer häufiger den Einzug in die Haushalte.
Grapen gibt es bis in das frühe 19te Jahrhundert.

Deinen Fuß würde ich in die zweite Hälfte des 16te Jahrhundert einordnen. Ich komme auf die Datierung durch die schlanke sich verjüngende Form.
Dieser Grapen stand somit nicht mit den Füßen flächig auf sondern nur mit den Fußspitzen.

Zum Vergleich noch mal Bilder von einem Grapetopf des  späten 14ten Jahrhunderts.

Grüße

Patrick

P.S.

Deiner hat einen Fuß, wie der rechte große Kugeltopf: http://www.ufg.uni-tuebingen.de/sammlung-ma/glossar/grapen.jpg
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Harro

Hallo!

Bin angenehm überrascht über die schnellen und kompetenten Postings, DANKE!

Bin, was die "Scherbensammelei" angeht ein Neuling, aber sehr interessiert.
Habe bei Spaziergängen über die Felder so einige gefunden, leider fehlt mir aber das Wissen darüber.

Werde also Fotos machen und Euch nerven ;-)

Detailfotos der Grapenscherbe folgen.

@ Levante:
Danke für die Fotos, kann mir jetzt das dazugehörige Gefäß vorstellen. Nur ist mir der Sinn der Füße nicht so ganz klar.

Grüße

Harro

Levante

Hallo Harro,

Die Füße haben den Sinn der besseren Standfähigkeit, ähnlich wie beim Dreibein für eine Kamera.

Mit drei Beinen steht ein Topf auch auf einem nicht planen Untergrund sicher und fest.

Das Vorgängergefäß, der Kugeltopf, hatte keinen so sicheren Stand.

Was wohl auch eine Rolle spielt ist der Stand im Feuer. Kugeltöpfe haben schnell mal einen Riss bekommen im Feuer.

Grüße

Patrick
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Grafschaft Mark

Zitat von: Levante in 03. November 2009, 12:28:53
Hallo Harro,

Die Füße haben den Sinn der besseren Standfähigkeit, ähnlich wie beim Dreibein für eine Kamera.

Mit drei Beinen steht ein Topf auch auf einem nicht planen Untergrund sicher und fest.

Das Vorgängergefäß, der Kugeltopf, hatte keinen so sicheren Stand.

Was wohl auch eine Rolle spielt ist der Stand im Feuer. Kugeltöpfe haben schnell mal einen Riss bekommen im Feuer.

Grüße

Patrick

Ich denke der wichtigste Aspekt ist die Sache mit dem Feuer!
Aufgrund der Füße, war es einfacher darunter ein Feuer zu legen.
Kugeltopfe wurden ja direkt ins Feuer gelegt.
Grapen gehörten zu dem wichtigsten und teuersten Haushaltsgeräten der damaligen Zeit, außerdem es sie im übrigen auch aus Bronze etc.

Harro

@Patrick:
Danke!
Jetzt ist mir die Verwendung klar!

@ Grafschaft Mark:

bin beim googeln auch auf bronzene Grapen gestoßen.

Wenige Meter neben dem Fundort der Scherbe und den vermuteten Mauerresten gibt es ein Vorkommen tertiärer Sande.

Hier noch Fotos zur Oberflächenstruktur zur genaueren Altersbestimmung :

Grafschaft Mark

Das sieht mir sehr sehr stark nach unfertigem Siegburger Steinzeug aus, 12./13. Jh..
Das war auch mein Anfangsverdacht, daher die Frage nach der Oberflächenkörnung.

Levante

Moin Moin,

Zitat von: Grafschaft Mark in 06. November 2009, 00:37:01
Das sieht mir sehr sehr stark nach unfertigem Siegburger Steinzeug aus, 12./13. Jh..

Respekt das du von der Magerung auf Siegbürger Steinzeug schließen kannst.

Das bedeutet wohl das du von Keramik die absolute Ahnung hast.


Grüße

Patrick
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Harro

Ist ja interessant!
Was hat man unter "unfertig" zu verstehen?
Wie kommt denn unfertiges Siegburger Steinzeug nach Südniedersachsen?
Wurden denn solche Waren damals schon über solche Entfernungen gehandelt?
Grüße
Harro

Levante

#13
Hallo Haro,

Glaub nicht alles was du liest, Papier ist geduldig heißt es glaube ich.

Typisches regional getöpfertes Proto-oder auch Frühsteinzeug.

Grüße

Patrick

P.S. Ne mal ernsthaft eine Einordnung des Herstellungsortes würde sich nur über einen Feinschliff und über eine Analyse der kristallinen Struktur erbringen lassen.Und ein Abgleich der Tonvorkommen, was natürlich absolut unverhältnismäßig währe!
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Harro

Hallo Patrick!
deshalb auch meine Fragen....
Archäologie hat mich schon immer interessiert, habe es aber nie ernsthaft betrieben.
Motiviert ungemein wenn man auf unbedarfte Fragen schnell, kompetent und unvoreingenommen Antworten bekommt.

Jetzt werde ich weitersuchen und Euch weiter mit Fragen nerven!

Grüße

Harro


Harro

Zum P.S.:
Solche Analysen sind mir bekannt, die Verhältnismäßigkeit ist auch klar.
Denke daß ich die GK-Koordinaten ermittele, den Kreisarchäologen kontaktiere und ihn zu den beiden Steinreihen im Wald befrage.
Werde berichten.

Grüße

Harro

Grafschaft Mark

Zitat von: Harro in 06. November 2009, 22:33:11
Ist ja interessant!
Was hat man unter "unfertig" zu verstehen?
Wie kommt denn unfertiges Siegburger Steinzeug nach Südniedersachsen?
Wurden denn solche Waren damals schon über solche Entfernungen gehandelt?
Grüße
Harro

Ich verstehe was Levante meint, ich könnte daher auch sagen "nach Siegburger Art" ;) ich habe halt nur Vergleiche zu vorhandenen und bestimmten Stücken gezogen!
Ich sage unfertig, Levante nennt es Frühzeitlich.....meinen tun wir aber beide das Selbe ;) Fakt ist, das die Temperaturen noch nicht so hoch waren, das ein fertiges "homogenes" Steinzeug entstand.
Zum Handel: Ja es wurde über solche Entfernungen gehandelt!!! Vorallem der Handel nach England war sehr rege und ich weiß das Siegburger Steinzeug auch in Skandinavien gefunden wurde.

So oder so, deine Entscheidung das dem Archäologe zu zeigen ist genau richtig! Er wird dir mit Sicherheit genaueres sagen können und eventuell ist die Stelle ja noch unbekannt  :super:

Levante

Guten Morgen,

Mensch sind wir heute Harmonisch.  :zwinker:

Noch ein weiteres Beispiel für die weitläufigen Handelsbeziehungen.

Die Frechner Bartmannskrüge wurde unter anderem im Südchinesisches Meer gefunden.

Selbst meine Lieblings Keramik "Werra-Keramik" wurde in den USA gefunden. (siehe mein Avatar-Bild)

Grüße

Patrick
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Harro

Werra-Keramik?
Die Werra fließt etwa 5000m von hier entfernt
Neues Foto
Grüße
Harro

Levante

Hallo Harro,

Nein ich denke eher nicht.

Werra _-Keramik wurde hergestellt etwa 1585-1637. Bei deinen Scherben befinden wir uns , denke ich, im 18ten und 19ten Jahrhundert.

Zu starke Farben und zu unsauber gearbeitet. Bis auf die rechte Scherbe handelt es sich wohl um Sogenannte Schlickerware.

Dennoch sehr interessant, unbedingt weitersuchen. :-)

Wir sind auch gerade am Werra-Keramik kleben. (Altfunde von 2001)

Grüße

Patrick

P.S. Bei Interesse kann ich dir mal einige Bücher empfehlen.
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Harro