MA- Keramik ?

Begonnen von Silex, 24. März 2006, 16:30:07

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Silex

Grad komm ich von einem Acker den ich schon 3 Mal besucht habe und nie war was "Vernünftiges" dabei.
Und heute gleich Dutzende  vorgesch. Scherben und diese beiden  vermutlich MA Scherben. Das Bodenstück ist in meinem Fundus bisher ein Unikat- vor Allem die Spiralrillen im Inneren und die asymmetrische "Verzierung" auf der Standfläche kenne ich bisher noch nicht. Kann jemand dieses Teil datieren?
Danke
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

Im Innern des Gefäßes sind noch Anhaftungen eines eisenoxydähnlichen Stoffes (Exinhalt?)-
Die Fundstelle kommt mir irgendwie früh-hochmittelalterlich vor-
Vielleicht könnte die folgende  Randscherbe auch eine angedeutete Wellenlinie unterm Rand tragen....Zuerst noch die Rillen im Inneren des ersten Teils...
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

...und das Wellenband...
Danke
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

wühlmaus

Hi Silex

ist die Bodenscherbe härter gebrannt (Faststeinzeug)? Dann würde ich sie zwischen 9.-13.Jh ansiedeln. Der unregelmäßige Standfuß der Bodenscherbe könnte in Richtung Wellenrandfuß gehen (typisch für Faststeinzeug / Steinzeug hohes Mittelalter bis frühe Neuzeit). Hab aus dem Bodenaushub einer städtischen Baugrube in Neuss ein ganz ähnliches Stück. Da am Niederrhein auch hartgebrannte karolingische Keramik mit ähnlicher Färbung auftritt war als Datierung nur 9.-13. Jahrhundert drin.
Bei dem Randstück bin ich ahnungslos...

ciao
das Wühlmäusle

Silex

Dankle wühlmaus,
Nein , so hart ist das Teil gar nicht gebrannt und ziemlich grob gemagert- der Gefäßfuß wird auch ursprünglich  schon regelmäßig rund gewesen sein.  In der Gegend herrscht ziemlich starker Siedlungsdruck und man hat mir schon  mehrere Äcker weggeschoben ("Grabzoom" z.B.hier im Forum).
Vor etlichen Jahren fand man hier , nahebei, ein Reihengräberfeld- ringsum hab ich auch schon etliche Keramik des 7. -9. Jahrhunderts aufgelesen- deshalb mein Ansinnen bezüglich der Zeitstellung-
Zudem sieht man den Siedlungshorizont  im Acker deutlich an den rötlichen Verfärbungen und wegen den massenhaften sichtbaren  Holzkohleflitteransammlungen.
Anbei noch ein paar Beifunde
Seltsam an dieser Fundsituation war dass  der siedlungsgünstigte Bereich am höchsten Punkt neben einem  markanten Bachknick in Flußnähe nicht mehr von den mittelalterlichen Siedlern  in Beschlag genommen wurde. Und dort kam nur vorgeschichtliche (UK- Frühlatene) Keramik zum Vorschein- als ob da ein Bannkreis- oder tiefgründendes Wissen (Gräberfeld?) mindestens 20 Meter Abstand gebot.
Wenns mal geregnet hat dann pflastere ich Euch voll mit Funden von dort
Bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

bis...hier
Die Stadt feiert derzeitig ihr 1000- jähriges urkundliches Wiegenfest... und dann ists halt interessant andere , dingliche, Urkunden zu suchen  die eine frühere Besiedlung nachweisen...
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

wühlmaus

Hi Silex

Noch kurz ein Nachtrag zu den Spiralrillen der Bodenscherbe:
Das Gefäß wurde auf einer sich schnell drehenden Töpferscheibe gemacht, die Rillen im Gefäß stammen von den Fingern des Töpfers beim Drehvorgang. Nicht jedes Gefäß wurde nach dem Drehen im Inneren sorgfältig geglättet, so daß solche Spuren öfters übrigblieben.
Die Rillen auf dem Boden stammen von dem Faden, den der Töpfer benutzte um das noch feuchte Tongefäß von der Töpferscheibe zu Schneiden.
Auch wenn es keine wirklichen Verzierungen sind, haben solche Spiralen für mich trotzdem ihren ganz eigenen Reiz ... Irgendwie sind es schon festgehaltene, flüchtige Momente. Genauso wie die Fingerabdrücke der Töpfer, die man auf solchen Scherben finden kann. Es ist eben nicht ALLES vergänglich ....

Was die Datierung angeht, steh ich im Moment ziemlich auf dem Schlauch. Wenns wirklich Frühmittelalter ist, muß ich leider passen. Vom Fundstoff kann ich wirklich mit fast allem irgendwie mitreden. Bis auf bronzezeitliche und frühmittelalterliche Keramik eben. Da hab ich keine einzige Fundstelle in meinem Fundus ...

Deine Vermutung, was das Gräberfeld und die folgende Besiedelungslücke angeht, ("Bannkreis") ist zwar wissenschaftlich nicht beweisbar, aber trotzdem nicht von der Hand zu weisen. Es gibt genug Belege von "guten" Siedlungsplätzen, die nicht mehr aufgesucht wurden (etliche römische Bauernhöfe zB), sodaß man wirklich davon ausgehen muß das manche Stellen eben tabu waren. Ob das aus Pietät war oder aus Angst vor Spuk sei dahingestellt ...

Ciao
das Wühlmäusle


Silex

Servus Wühlmaus, mit FMA lag ich etwas daneben... einige Scherben könnten dahin datieren, aber die hier gezeigten datieren laut meiner inzwischen befragten Archäologin ins Hohe und Spätmittelalter, das gerillte Ding wurde mir als vermutlicher Deckelknauf  anempfohlen- allerdings weiß ich gar nicht was das ist... aber ich schau mal nach.... Du siehst- Du warst richtig... Danke
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

wühlmaus

Sorry dass ich erst jetzt auf dieses posting antworte, ich hatte den Halbsatz mit dem Deckelknauf ganz überlesen:

Genauso wie unsere heutigen Kochtöpfe gab es (in unseren Breiten seit der Römerzeit?) auch für Tongefäße getöpferte Deckel. Mit einiger Übung kann man sie aus dem "normalen" Scherben Material herausfiltern. Werde in Kürze mal ein paar Fotos hier posten.

Deckelknauf käme für das Stück hier vielleicht auch in Frage, obwohl ich eigentlich erstmal von einer normalen Bodenscherbe ausgehe.

Ciao
das Wühlmäusle