Römischer Einhenkel-Tischkrug

Begonnen von StoneMan, 15. August 2011, 01:09:56

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StoneMan

Einhenkel-Tischkrug

Höhe: 32,0 cm
Durchmesser: 19,5 cm
Lippe: 7,0 cm (außen)
Hals: 3,8 cm / 2,6 cm (außen/innen)
Fuß: 6,1 cm Ø

Fundgebiet Niederrhein

Bild 1 (Museum Linn) im Vordergrund ein Einhenkel-Tischkrug, im Hintergrund steht meine Nachbildung,
nein - sie steht nicht auch im Museum, ich habe den Krug lediglich zum Vergleich virtuell hinzugefügt.

Bild 2 zeigt euch eine frappante Ähnlichkeit einer kleinen Nachlässigkeit beim Verstreichen des Tons
zum Anbringen des Henkels auf den Hals des Kruges.

Bild 3 ein Blick in die komfortable trichterförmige Eingusslippe.

Bild 4 mein aus vielen Original-Fragmenten zusammengefügter Henkelkrug.

............................

Aus dem Abraum geborgen

Als die Bagger und Planierraupen für den Ausbau des Krefelder Rheinhafens (1973
- 1977 ) nach Gellep einrückten, begannen sie unwiderruflich allgemeines Kulturgut zu zerstören.

Der Baggergreifer lud Schaufel für Schaufel des einst antiken römischen Gelduba auf die Lastfahrzeuge.

Ladung für Ladung wurde an anderer Stelle in den Rhein zurück gekippt, und damit war die Chance vertan
geschichtlich aussagefähige Bodendenkmäler wissenschaftlich zu erfassen und auszuwerten.

Die notwendigen archäologischen Maßnahmen waren nicht ausreichend und blieben gar aus - der Teufel Zeitdruck
war mal wieder der Antagonist.

Bevor die Planierraupen den Aushub zahlreicher LKW-Ladungen wieder in den Rhein schoben,
und damit unzählige Hinterlassenschaften der Antike Gefahr liefen für immer verloren zu sein, wurde der Abraum
noch schnell von Sammlern durchforstet.

Eine Farce der Vorwurf, der damals erhoben wurde, die Sammler würden allgemeines Kulturgut der Öffentlichkeit entziehen.
Denn im selben Atemzug muss auch berichtet werden, dass viele Sammler ihre Fundbelege den Archäologen zur Verfügung stellten,
sei es zum registrieren, fotografieren, zur befristeten Überlassung oder gar als Schenkungen überließen.


Äußerst selten meinte es der Moloch Bagger gut mit den Sammlern, denn die Chance innerhalb einer LKW-Ladung
zusammengehörige Scherben zu finden war sehr gering.

Und so hatte ich nach einigen Tagen mehrere Eimer heller Keramikscherben geborgen,
von denen kaum eine zusammen passte.
Sehr viele dieser Scherben waren hellbeige, bis weißlich. Aufgrund der "zugehörigen" Hälse und Henkel,
sowie den "passenden" Bodenfragmenten, war bald klar um welches Gefäß es sich handelte.
Es waren allesamt Fragmente von Henkelkrügen - damalige Serienproduktion von Alltagsgeschirr. Dies erklärt,
warum die Scherben so sehr ähnlich waren.

Irgendwann, lange nachdem die Zeit es Suchens vorbei war, keimte die Idee einer Rekonstruktion in mir. Dass die
Scherben nicht passten, war mir sehr wohl bewusst, aber da sie sowohl in der Krümmung des Durchmessers als auch
den übrigen Abmaßen sehr ähnlich waren, stellte ich fest, dass es lediglich einiger Modifikationen der Scherben bedarf,
sie zusammenfügen zu können.

Ich suchte tagelang die am besten passendsten Scherben zusammen und feilte und raspelte und klebte.
Das Ergebnis ist dieser Henkelkrug.


Danke fürs Lesen.

Jürgen


Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Saxaloquuntur

Hallöle, Stone-man.
Ich habe ein Problem mit der Typisierung, der Ansprache der Stücke. Nach meinem Dafürhalten kann es kein Krug sein, was die Terminologie angeht, oder? Sieht so aus, dass es umgangssprachlich verwendete Ausdrücke sind, die auch in der Vitrine ihren Niederschlag gefunden hat.
Im Gegensatz zur Kanne, hat der Krug keinen Auguss ( Schnauze oder was immer), weil daraus nicht (nur) ausgeschenkt, sondern auch getrunken wurde. Aus diesem Stück wurde meines Erachtens aber nicht getrunken. Zum Ausschenken scheint es mir ebenfalls weniger geeignet als zum Transport oder um es auf den Tisch zu stellen. Der Typus müsste meines Erachtens eine (einhenklige) Flasche sein. Oder ist mir da eine römische Besonderheit entgangen?
Saxaloquuntur.

StoneMan

Moin,

die Ansprache/Bezeichnung habe ich aufgrund der Nähe des Fundortes tatsächlich der Vitrine entnommen.

"Krug mit Hafendarstellung", ist auf dem Schild zu lesen,
darunter: "Der kleine Tischkrug zeigt auf der Wandung...",

und weiter sinngemäß, ´die Strichzeichnung wird als Schiffsdarstellung gedeutet...´ ^^

Hier ein Versuch, die "Hafendarstellung" zu zeigen - ist nicht sonderlich deutlich.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

StoneMan

@Saxaloquuntur, hier findest Du auch noch etwas zu Einhenkelkrügen

Gruß

Jürgen

PS ...à propos "Flasche", hört sich doch dann eher nach Glas an.
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
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Antoine de Saint-Exupéry


Saxaloquuntur


@Saxaloquuntur, hier findest Du auch noch etwas zu Einhenkelkrügen

Gruß

Jürgen


Sag ich doch, dass es für römische Keramik dann vielleicht eine eigenständige Typologie geben muss. Das sehe ich in dem oben genannten link auch daran, dass hier "Krüge" sogar eine Schnauze haben können. Das ist nun ansonsten eindeutig das Kennzeichen einer Kanne. Krug mit Schnauze geht gar nicht.  Ausguss geht bei Flaschen dagegen schon.  ("Die spinnen die Römer"...?) Die "Krug/flaschen" waren glaub ich Imitaionen der Bronzegefäße.
Richards Hinweis ist dann wieder die Flasche...kleine Flasche ist dann flacon... so kann's gehen... Flasche ist auch ein Typus der bei Keramik in Gebrauch ist. Das ist doch nicht an das Material Glas gebunden. Es gibt solche Exemplare im  Mittelalter bis in die Neuzeit. Denke mal z.B. an die Mineralwasserflaschen! Wie definierst Du denn den Krug?
Da muss ich jetzt mal weiter recherchieren...
Saxaloquuntur.

RichardJ

Im archäologischen Sinne sind Flaschen tönerme Ausgussgefäße ohne Henkel.

StoneMan

Zitat von: Saxaloquuntur in 16. August 2011, 21:31:00
[...]
...
("Die spinnen die Römer"...?) ...

...Wie definierst Du denn den Krug?

Hehehe - und nicht nur die Römer...

Du weißt doch sicher inzwischen wie ich zu Nomenklatur, Typologie,
Typisierung und sonstigen "eindeutigen allgemeinverständlichen" Bezeichnungen stehe.
Aber OK, es geht im Grunde nicht ohne...


Flasche habe ich auch nur aufgrund meiner eigenen Assoziation mit Glas verbunden - und Richard ergänzt, "ohne Henkel".

Einen Krug ist für mich (getrennt von der Archäologie), ein weithalsiges Gefäß (Ø > Wasserglas) mit Ausgusslippe und
Henkel, dessen Größe es erlaubt, dass meine ganze Hand diesen umschließen kann. Ein Krug ist nicht vorzugsweise direkt
zum Trinken, sondern ein Tischgefäß, aus dem man die Trinkbecher füllen kann.

Natürlich könnte es auch Trinkkrüge geben, die mittels gößerer Tonkaraffen (3 - 5 Liter) gefüllt werden...

Ob die Typologie in dem von mir eingefügten Link die einzige (gültige) zu "Krügen" ist, weiß ich nicht - Stichwort "Flacon/Karaffe"...  :nixweiss:

Danke für euer Interesse und Denkanstöße, sowie dem eingefügten Link von Richard.


Gruß

Jürgen
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Antoine de Saint-Exupéry

Saxaloquuntur

#8
Zitat von: RichardJ in 16. August 2011, 22:09:56
Im archäologischen Sinne sind Flaschen tönerme Ausgussgefäße ohne Henkel.

Das ist meiner Ansicht nach nicht richtig. Es gibt Henkelflaschen ( einhenklig und zwei, bzw. doppelhenklig) Im Übrigen haben auch Mineralwasserflaschen zweilen Henkel (die aus Steinzeug) Mehrhenklige Flaschen sind archäologisch dann schon mal Amphoren,die es im Übrigen schon in der Jungsteinzeit. Flaschen und Fläschchen gibt es in der Bandkeramik, mit Handhaben, das haben auch die Archäologen so benannt...Die mittelalterlichen Pilgerflaschen haben Henkel...
Aus: "Hafnergeschirr aus Altbayern", einem Katalog des Bayrischen Nationalmuseums finde ich folgende Definition von Flasche: Die charakteristische Eigenschaft der Flasche besteht aus einer sehr engen Öffnung, in der Regel kleiner als ein Drittel der Höhe, die prinzipiell zu verschließen ist, durch einen Stöpsel oder ein festgebundenes Stück Stoff oder ähnliche Vorrichtungen. ...
Hohe und überwiegend gebauchte Gefäße, deren Durchmesser in der Regel kleiner als die halbe Höhe, aber größer als ein Drittel ist, werden als Kanne oder Krug bezeichnet. Beide besitzen einen Henkel, die Kanne einen Ausguß, der Krug nicht.
Dort findet sich auch die Bezeichnung  bauchige Henkelflasche. Das ist dann ungefähr der Typus, der dem römischen entspricht, der hier vor gestellt wird. Die Unterscheidung richtet sich also vor allem nach der Weite der Öffnung. Eine Flasche darf auch einen (kleinen) Ausguss/Schnauze haben.
...eine Flasche darf eine kleine Schnauze haben....schöner Satz...

Ich erinnere mich noch an einen Besuch eines ( gediegenen) Antiquitätengeschäftes und wurde gefragt, was ich wünsche.( Ich war vielleicht 16 Jahre) Ich antwortete, dass ich mich umschauen möchte und mir der dort auf der Kommode stehende Krug gefalle. Ich wurde verbessert, es handle sich um eine Kanne und das sei kein Museum, wenn ich wisse was ich suche, könne ich gerne wieder kommen. Das habe ich nie vergessen....und mich mit der Typologie fortan beschäftigt.  

Die Prähistorische Staatssammlung München gab einen Leitfaden zur Keramikbestimmung heraus (Terminologie, Typologie, Technologie, Kallmünz 1987)) dort finde ich:
jede Menge Henkelflaschen, die Unterscheidungen in Kanne, Krug und Flasche sind identisch. Hier ist die Kanne auch ein Schenkgefäß das aber auch Transportgefäß sein kann, Der Krug wird eindeutig dem Trinken zugewiesen und eventuell zur Bevorratung. Und dann kommt etwas salomonisches: Das auch uns befrieden muss: Schon bei den Grundformen zeigen sich regionale Unterschiede, die auf abweichenden sprachlichen Traditionen beruhen. Bekannteste Beispiele so der Autor seien die Bezeichnungen für Flasche/Krug für die identische Form. ... Dem ist nichts mehr  hinzu zu fügen.
Saxaloquuntur.

Wutach

Klasse Sax, hast Du gut gemacht!

LG Marc.

RichardJ

Die Bezeichnungen wie sie Sax zitiert, beziehen sich allerdings auf altbayerische Keramik. In der gängigen archäologischen Fachliteratur speziell zu Krügen sieht die Sache wieder anders aus. Aber das ist ein echt weitläufiges Thema.

Grafino


Zu diesem Thema hätte bestimmt der gute Herr Thomas Dexel Auskunft gegeben der die Formensammlung
in Braunschweig zusammengetragen hat. Er hat etliche Bücher über die Formen und Bezeichnungen der Gebrauchsgefäße
geschrieben. Er ist leider im vergangenem Jahr gestorben.
Wer in Braunschweig oder Umland wohnt sollte die umfangreiche Sammlung ( Glas und Keramik ) auf jeden Fall mal besuchen.
LG
Guido

StoneMan

Zitat von: RichardJ in 17. August 2011, 21:10:31
[...]
In der gängigen archäologischen Fachliteratur speziell zu Krügen sieht die Sache wieder anders aus.
...

Moin,

ich denke das war derzeit auch "gängige Fachliteratur".

Die Funde aus den römischen Gräbern von Krefeld-Gellep: Katalog der Gräber ...
Von Renate Pirling, Margareta Siepen,Landschaftsverband Rheinland >Klick<


Der Begriff "Krug", im Mueseum Linn, war für mich der "Naheliegendste".

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Lojoer

Also ich lach mich schlapp.
Was soll diese nutzlose Diskussion. Nach der Typologie der römischen Keramik handelt es sich um einen Krug. Den gab es als Ein-, Zwei- oder Dreihenkler. Saxaloquuntur und nach der Typologie der römischen Keramik haben Flaschen eben keinen Henkel, das mag nun nicht Deine Ansicht sein, aber es ist nun mal so.
Wie man entsprechende bzw. ähnliche Gefäße anderer Zeitrechnungen bezeichnet mag ja ganz interessant sein, ist aber im vorliegenden Fall nicht gefragt.
Gruß Jörg


RichardJ

Moin,

@Jürgen  :winke:; meine Äußerung bzgl. "arch. Fachliteratur" bezog sich nicht auf Pirling, Krefeld-Gellep, sondern auf das von Saxa genannte Buch (aus dem er ja auch zitiert ha), das ja in erster Linie wohl volkskundlichen Charakter hat (was aber nicht seinen WErt schmälern soll).

Grüße
RichardJ

Saxaloquuntur

Schön, wenn jemand meine Beiträge erheitern. Dann waren sie ja nicht gänzlich nutzlos, was auch die Diskussionen für mich sind: ich lerne, vertrete mein Unwissen um mehr zu wissen. was ist daran falsch? Wir lachen uns doch gerne mal schlapp...Dass die Kermikbeschreibung in der Römerzeit so sehr abweicht ist jedenfalls eine neue Erkenntnis, die ich auch weiter verfolgen werde. Saxaloquuntur.

Lojoer

Hi Saxaloquuntur,
nichts für ungut, aber nachdem im Ansatz erkannt hast, dass es für römische Keramik eine spezielle Typologie gibt, ergehst Du Dich in breiten Ergüssen über Deine Meinung zur Klassifizierung.
Gut man muss nicht alles glauben, was man hier erzählt bekommt, aber einfach zu sagen das ist falsch, ist schon eine tolle Nummer.
Als Einstieg zur römischen Keramik empfehle ich Dir
"Gefäßtypen der römischen Keramik im Rheinland" Erich Glose
Wenn Du kein Geld ausgeben willst lade Dir kostenlos die Dissertation
http://d-nb.info/980379474/34
"Römisches Gräberfeld in Rheingönheim" Matthias Kolb
herunter in der massenweise römische Keramik beschrieben ist (auch Einhenklerkrüge)
Gruß Jörg
 

Saxaloquuntur

Der Hinweis bezog sich doch  pauschal auf die ganze Archäologie: im archäologischen Sinne sind Flaschen tönerne Ausgußgefäße ohne Henkel. Das stimmt so für mich immer noch nicht. Dieser Satz ist für mich  immer noch falsch.  Für die römische Keramik gilt die von mir beschriebene Terminologie wohl nicht. Das ist bei mir an gekommen. Da habe ich offensichtlich keine Ahnung. Meine Kommentare waren demnach im ursprünglichen Zusammenhang,- es geht ja um eine Rekonstruktion,...-  überflüssig. Sorry, wollte mich nicht wichtig machen.S. ( Danke für den Hinweis auf die Diss.)

Lojoer

Tja,
zu so Missverständnissen kommt es, wenn der Eine als selbstverständlich unterstellt es geht nur um römische Keramik, der Andere andere die Keramik von dem Neolithikum bis zur Neuzeit abhandeln möchte.
deshalb mein Tip immer beim Thema bleiben und lieber einen neuen Beitrag mit speziellem Thema eröffnen.
Gruß Jörg

StoneMan

Moin,

Diskussionen sind erwünscht  :super:

Diskussionen sind Meinungsaustausche, Streitgespräche, Erörterungen, um nur diese drei Synonyme aufzuführen,
es sind gesellschaftliche Auseinandersetzungen; man kommt vom Hundertsten ins Tausendste - es ufert aus... :zwinker:


Diskussionen sind niemals wertlos. :belehr:

Alles im grünen Bereich Leute  :-D


Dass über die Diskussion der Typisierung/Klassifikation hinaus, unter anderem noch kein einziges Wort über die Fund-Fragmente
und deren Fundumstände gefallen ist, finde ich allerdings interessant.


Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
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Antoine de Saint-Exupéry

Lojoer

Hallo Jürgen,
was soll man zu den Fundumständen den schon sagen. Die Vorkommnisse sind doch eher Alltag. Wobei archäologisch die Arbeiten wenig hergeben. Es gibt zwar Funde, die möglicherweise zu Herstellungsverfahren Auskunft geben, aber keine Befunde. Solche Befunde wären auch ungewiss, wenn man den Rhein an der Stelle trocken gelegt und systematisch gegraben hätte.
Ich kenne die betroffene Stelle nicht, aber sicher ist durch die Strömung mit entsprechenden Fundumlagerungen zu rechnen.
Unverständlich ist für mich jedoch der Vorwurf,  die Sammler würden beim Durchsuchen des Abraums allgemeines Kulturgut der Öffentlichkeit entziehen.
Ich selbst (mit Team) habe mit Einverständnis des LfD schon Notgrabungen im Baustellenbereich durchgeführt, da das LfD weder Mittel noch Personal zur Verfügung hatte. Im letzten Jahr konnte, in Zusammenarbeit mit der aufgeschlossenen Baufirma, die Bauarbeiten so koordiniert werden, dass eine Fundbergung und Befunderhebung mit Grabungsplan und Dokumentation bei 1200 qm, ohne Bauverzögerung möglich war. Da kamen neben spektakulären Funden, zentnerweise röm. Keramik.

Geht alles wenn man die richtigen Leute zusammen hat und das LfD das Engagement anerkennt.
Wenn nicht Jürgen, Kopf hoch und weitermachen. Du machst es ja in erster Linie auch für Dich.

Gruß Jörg

Saxaloquuntur

Unverzeihlich ist doch vor Allem, dass bei Bauarbeiten die Befunde zerstört werden. Die Funde selbst sind sekundär, zumal wenn sie aus dem ursprünglichen Kontext gerissen sind. Ihre Aussagen sind eingeschränkt. Ich habe zentnerweise römische Scherben einer einzigen Baugrube aus einem vicus. Da hat in 20 Jahren noch kein Archäologe ein Auge darauf geworfen. Die Landesarchäologen bzw. staatlichen Denkmalpfleger haben ja nicht mal Zeit für ihre eigenen Grabungsergebnisse, Geld fehlt für Personal, Restaurierung, Auswertung... Wo soll das alles für private Sammlungen her kommen? Hier entscheidet sich meiner Meinung nach die Zukunft der gesamten Denkmalpflege, wenn es nicht gelingt die Ressourcen,  Sammler und Ehrenamtlich Tätige zu bündeln. Der Sammler und interessierte, den Wissenschaftlern zu arbeitende Laie schafft aber mit seinen Sammlungen nicht nur ein Problem - weil die Kapazität für Auswertung usw. nicht vorhanden sind.-  Er darf glaub ich sicher sein, dass die Funde ihre Aussagekraft speichern und nicht verloren gehen. Das ist, noch dazu bei guter Dokumentation etwas was den Sammler überdauern wird, etwas Bleibendes schafft.S.

master-jeffrey

@ StoneMan: Mal ganz unabhängig von der Diskussion über Typologie und Mißstände der Wissenschaft - ich finde deine Rekonstruktion aus den verschiedensten Scherben auf jeden Fall äußerst gelungen. - Wäre auch ein Hingucker in meiner Glasvitrine  :-D

Eine schwungvolle Verneigung meinerseits für deine Künste.

mfg

Master-Jeffrey

Saxaloquuntur

Das ist so gut gemacht, dass es aber auch zeigt, dass es Talente gibt, die so etwas dem Original verblüffend ähnlich herstellen können. Eine, wenn auch schöne und gelungene Illusion, von denen es im "Handel" bestimmt viele gibt. Schönes, persönliches Vitrinenstück, dessen Entstehung aber erkennbar für die Nachwelt fest stehen muss ,( aber das zeigt ja schon die Vorstellung hier.) Stoneman hat Restauratoor-Qualitäten.   Da wird wohl kaum jemand anders denken.  S.

StoneMan

Moin,

dass es nun noch zu einem Bauchpinseln bezüglich meiner Arbeit gekommen ist,
kann ich "aushalten" - nein, darüber freu ich mich natürlich.
Wäre ja anders nicht normal - denn jeder der hier seine Fundbelege einstellt, freut sich über ein Feedback.
Danke euch dafür.

Ich möchte aber versichern, dass mir die Diskussion um die Bezeichnung sehr gefallen hat. Ich denke,
dass nicht nur ich daraus Erkenntnisse gezogen habe.

Ferner möchte ich versichern, dass es mir tatsächlich wichtig ist, dass hier über
die Fundumstände debattiert wurde/wird.
Hierbei möchte ich aber unbedingt festgestellt wissen, dass es mir nicht darum geht, die damals
zuständigen Verantwortlichen zu diskreditieren.

Dies soll auch kein Schlusswort darstellen, es gibt noch viel zu sagen, aber es ist spät... N8  :winke:

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
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Antoine de Saint-Exupéry

Saxaloquuntur

Ich möchte aber versichern, dass mir die Diskussion um die Bezeichnung sehr gefallen hat. Ich denke,
dass nicht nur ich daraus Erkenntnisse gezogen habe.

Gruß Jürgen.


Ich habe auch was gelernt. Vor allem was den Umgang hier anbelangt. Werde mich künftig wieder zurück halten. Lasst mal die Experten vor!Auch da ist viel zu lernen. Man muss sich nicht mit Halbwissen einbringen. Sorry, nochmal. Saxaloquuntur.

RichardJ

@Saxa: Wieso Halbwissen? Du hast doch ein wirklich umfangreiches Wissen, also lass die anderen auch davon profitieren, bitte!  :winke:

Lojoer

Hi Saxaloquuntur,
zurückhalten ist nicht erwünscht. Ich gehe davon aus, dass Du hinsichtlich Keramik mittelalterlicher und neuzeitlicher Form welsendlich mehr Ahnung hast als ich. Und auch ich lehrne immer wieder gern dazu.
Gruß Jörg

StoneMan

Zitat von: Saxaloquuntur in 20. August 2011, 09:17:42
Ich möchte aber versichern, dass mir die Diskussion um die Bezeichnung sehr gefallen hat. Ich denke,
dass nicht nur ich daraus Erkenntnisse gezogen habe.

Gruß Jürgen.


Ich habe auch was gelernt. Vor allem was den Umgang hier anbelangt. Werde mich künftig wieder zurück halten. Lasst mal die Experten vor!Auch da ist viel zu lernen. Man muss sich nicht mit Halbwissen einbringen. Sorry, nochmal. Saxaloquuntur.
Moin,

@Saxaloquuntur,

Du wirst den Satz von mir, den Du (rot) zitiert hast, doch hoffentlich nicht falsch verstanden haben!?

Der ist frei von Ironie oder Anspielung.
Dass ich in diesem Falle den richtigen (?) Begriff für das Gefäß verwendete, ist schließlich allein auf den
glücklichen Umstand zurückzuführen, dass ich das naheliegende Museum (geografisch zum Fundort der Fragmente)
vor der Tür habe und die Ansprache daraus entnehmen konnte.

Also bitte nicht zurückhalten Saxaloquuntur. Ich werde mein Halbwissen auch weiterhin einbringen.

Ich habe kein Problem damit, dass ich bezüglich der Archäologie keine Vorbildung habe.
Damit breche ich mir keinen Zacken aus der nicht vorhandenen Krone.
Erst seit ich hier in diesem Forum bin, beschäftige ich mich etwas intensiver mit
der ganzen Geschichte/Materie.

Ich nehme mir Unbekanntes aus Beiträgen oder Diskussionen immer wieder zum Anlass,
mich damit zu beschäftigen - so es mich interessiert und ich die Zeit finde.

Bedauerlich, dass es immer wieder vorkommt, dass jemand genau dieses vergisst,
nämlich, dass er auch irgendwann einmal angefangen hat.


Schönes Wochenende euch allen.

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Lojoer

Hallo Jürgen,
Zitat von: StoneMan in 20. August 2011, 10:59:49
Bedauerlich, dass es immer wieder vorkommt, dass jemand genau dieses vergisst,
nämlich, dass er auch irgendwann einmal angefangen hat.
diesen Satz, soll ich ja wohl auf mich beziehen.
Nun gut da magst Du recht haben, auch ich habe mal angefangen.
Wo ich bei der Diskussion Anstoß genommen hatte, war nicht nur, dass bei der Typologie römischer Keramik sich auf einen Leitfaden zur mittelalterlichen – neuzeitlichen Keramik bezogen wurde, sondern vielmehr, dass die von dort stammenden Zitate mit dem Teilsatz
Zitat von: Saxaloquuntur in 17. August 2011, 20:11:25
Dem ist nichts mehr  hinzu zu fügen.
abgeschlossen wurden.
Da die Diskussion mit solcher Bemerkung eigentlich beendet ist, war mit einer entsprechenden bissigen Antwort, wie ich sie gegeben habe, doch zu rechnen.
Jürgen nach Deiner obigen Äußerung, ist es somit wohl eher an mir, mich zukünftig zurückzuhalten. Da ich hier nicht den Ruf eines Besserwissers einheimsen will, macht Ihr mal Euer Ding.
Gruß Jörg