Raubgrabungen Mittelalterlicher Keramik in Ratingen (Kreis Mettmann)

Begonnen von thovalo, 02. Juni 2010, 17:31:09

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thovalo

 :winke:

Nach der ausführlichen Publikation der Keramikproduktion im Norden der Stadt Ratingen hat es nicht mehr lange gedauert und die Kölner Raubgräbermafia und Privatleute haben die Fundstellen ausgemacht und gezielt umfangreiche Raubgrabungen zu kommerziellen Zwecken veranlasst bzw. durchgeführt.

(Levante hatte auf entsprechende Angebote beim üblichen verdächtigen Auktionshaus mit 4 Buchstaben hingewiesen)

In der hier in breiter Front regelrecht "fachmännisch" abgebauten riesigen Scherbenhalde, die heute von einem Bachlauf durchquert wird, waren zehntausende zumeist zerscherbte Fehlbrände enthalten, die eine der reichsten Produktionspaletten hochmittelalterlicher Keramik des 12. - 13. Jhs. im Rheinland überliefert haben. Besondere Seltenheiten waren Tonsiebe, Tondeckel, Großformen bauchiger Vorratsgefäße, Krugformen in allen möglichen Formaten usw. usw. usw.

Die absolute Zerstörung ist der zuständigen Außenstelle beim LVR einschließlich der Wahrnehmung eines Ortstermins durch die Vertreter des Fachamtes gemeldet, doch die gewaltigen Zerstörungen und Verluste an Belegmaterial sind nicht mehr gut zu machen.


Jeder, der Stücke mit der Angabe dieser Provinienz erwirbt, erwirbt schlicht und klar benannt:
                         
                         Hehlerware aus angezeigten Raubgrabungen.



Ich möchte das hier einstellen um auch einmal auf Hintergründe hin zu weisen, warum manche Ämter auf private Initiativen zumindest sehr skeptisch bis ablehnend reagieren!

Die Tonlagerstätten sind noch bis in das 20. Jh. hinein durch die Firma deren Namen auf dem erhaltenen Kamin der Brennanalgen für Dachziegel steht, abgebaut worden. Allein dabei ist schon der Hauptteil der einstigen mittelalterlichen Produktionsstellen verloren gegangen! Dann folgten Leitungstrassen, Straßenausbau und der intensive Siedlungsausbau am Ort.

Heute ist keine der erfassten Abwurfhalden mehr erhalten. Die hier gezeigte und vollkommen ausgeraubte war die letzte!

Einige wenige Geldgeile verderben jedes offizielle Verständnis für ein wunderschönes Hobby und verhökern zu ihrer persönlichen Bereicherung nicht zuletzt auch UNSERE gemeinsame Geschichte!  :wuetend:


Zwei Archäologen der Universtität Amsterdam die eigens zu einer Exkursion angereist waren, waren Anfang des Jahres vollkommen erschüttert über solche Verhältnisse!


Dem Frosch ist es egal!  :-)



Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

chabbs

Boah, da fehlen einem fast die Worte. Aber man hat einen gewaltigen Kotzreiz.

Belenos

Die Tonlagerstätten sind noch bis in das 20. Jh. hinein durch die Firma deren Namen auf dem erhaltenen Kamin der Brennanalgen für Dachziegel steht, abgebaut worden. Allein dabei ist schon der Hauptteil der einstigen mittelalterlichen Produktionsstellen verloren gegangen! Dann folgten Leitungstrassen, Straßenausbau und der intensive Siedlungsausbau am Ort.

Moin,

warum jammern sie denn jetzt rum? Es gab doch ausreichend Gelegenheit die Sachen selbst zu bergen. Die Kosten für archäologische Grabungen werden beim Leitungsbau und beim Straßenbau doch bezahlt und genehmigt hat die Denkmalschutzbehörde doch den Abbau, die Leitungstrassen, den Straßenbau und den Siedlungsbau doch selbst.


Viele Grüße

Walter

Grafschaft Mark

Zitat von: Belenos in 02. Juni 2010, 20:46:44

Moin,

warum jammern sie denn jetzt rum? Es gab doch ausreichend Gelegenheit die Sachen selbst zu bergen. Die Kosten für archäologische Grabungen werden beim Leitungsbau und beim Straßenbau doch bezahlt und genehmigt hat die Denkmalschutzbehörde doch den Abbau, die Leitungstrassen, den Straßenbau und den Siedlungsbau doch selbst.


Viele Grüße

Walter

Achso, das heißt also wenn die Archäologie nicht unmittelbar tätig wird, ist das in deinen Augen ein Freifahrtschein für illegale Raubgrabungen???

Sehr interessante Denkweise  :peinlich:

chabbs

Zitat von: Belenos in 02. Juni 2010, 20:46:44

warum jammern sie denn jetzt rum? Es gab doch ausreichend Gelegenheit die Sachen selbst zu bergen. Die Kosten für archäologische Grabungen werden beim Leitungsbau und beim Straßenbau doch bezahlt und genehmigt hat die Denkmalschutzbehörde doch den Abbau, die Leitungstrassen, den Straßenbau und den Siedlungsbau doch selbst.


Du bist doch der Chiefinspektor für rechtliche Fragen: es heißt Denkmalschutz oder Denkmalpflege. Gegraben wird, wenn Not besteht, ein BD bedroht ist oder wenn ein direkter Forschungsauftrag/zusammenhang besteht.

Aber das würde Dir natürlich nicht in Deine Argumentation passen. Schade, dass Dir die Kreativität ausgeht.

thovalo

Es klingt etwas krass, aber im Rheinland gibt es eine aktive Bodendenkmalpflege, wenn überhaupt, dann nur noch im Breich bereits eingetragener Bodendenkmale! Kein Geld, kein Personal und leider zu oft auch "keine Ahnung" und "kein Interesse".

Und das war in diesem konkreten Fall dann das Ergebnis!  :heul:

Die Finanzierung durch die "Verursacher" geschieht hier, wenn überhaupt, nur bei eingetragenen Bodendenkmälern und die meisten Fundbereiche werden erst gar NICHT eingetragen, weil man sonst
aktiv werden müsste!

Von der Fiktion es liefe alles in geregelten Bahnen, muss man sich wohl ganz trennen!   :nono:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Belenos

Zitat von: chabbs in 02. Juni 2010, 21:09:46
Zitat von: Belenos in 02. Juni 2010, 20:46:44

warum jammern sie denn jetzt rum? Es gab doch ausreichend Gelegenheit die Sachen selbst zu bergen. Die Kosten für archäologische Grabungen werden beim Leitungsbau und beim Straßenbau doch bezahlt und genehmigt hat die Denkmalschutzbehörde doch den Abbau, die Leitungstrassen, den Straßenbau und den Siedlungsbau doch selbst.


Du bist doch der Chiefinspektor für rechtliche Fragen: es heißt Denkmalschutz oder Denkmalpflege. Gegraben wird, wenn Not besteht, ein BD bedroht ist oder wenn ein direkter Forschungsauftrag/zusammenhang besteht.

Aber das würde Dir natürlich nicht in Deine Argumentation passen. Schade, dass Dir die Kreativität ausgeht.

Hallo Chabbs,

wenn ein Abbau durchgeführt wird, eine Leitungstrasse gebaut wird, eine Straße angelegt wird oder eine Siedlung entsteht, dann sind das wohl ausreichende Gründe für eine Grabung. Für mich jedenfalls ist eine solche Baumaßnahme die höchste Form der Bedrohung, wie Du Dich auszudrücken geplegt hast, trotzdem wurde die BEhörde nicht tätig und hat die Maßnahmen selbst genehmigt.

Ich kann erwarten und ich erwarte von einer Behörde, dass sie ihren Auftrag erfüllt. Wenn ihr ein Bauantrag vorgelegt wird, liegt es in ihrer Aufgabe zu überprüfen, ob sich am Ort der Baumaßnahme ein BD befindet. Nickt sie den Antrag ab, ohne die notwendigen Überprüfungen durchgeführt zu haben, dann handelt sie pflichtwidrig.

Sie lässt also zu, dass durch die o. g. Baumaßnahmen alle BD zerstört werden OHNE sich vorher über deren Vorhandensein zu informieren, bzw. dies zu überprüfen und ohne die notwendige Notgrabung durchzuführen und wird nur dann aktiv, wenn sie feststellen, dass Raubgräber aktiv geworden sind.

Das ist Jammern um von den eigenen Fehlern abzulenken. Ich erinne da an die aufgebrochenen Sarkophage von Weilerstwist. Weil sich Kommune und Land um das Geld streiten, lässt man die BD unbewacht an Ort und Stelle über Monate liegen und starten dann, als die Teile ausgeraubt waren einen großen Medienrummel um vom eigenen Versagen abzulenken.

Viele Grüße

Walter

Belenos

Zitat von: Grafschaft Mark in 02. Juni 2010, 20:59:22
Zitat von: Belenos in 02. Juni 2010, 20:46:44

Moin,

warum jammern sie denn jetzt rum? Es gab doch ausreichend Gelegenheit die Sachen selbst zu bergen. Die Kosten für archäologische Grabungen werden beim Leitungsbau und beim Straßenbau doch bezahlt und genehmigt hat die Denkmalschutzbehörde doch den Abbau, die Leitungstrassen, den Straßenbau und den Siedlungsbau doch selbst.


Viele Grüße

Walter

Achso, das heißt also wenn die Archäologie nicht unmittelbar tätig wird, ist das in deinen Augen ein Freifahrtschein für illegale Raubgrabungen???

Sehr interessante Denkweise  :peinlich:

Moin,

ich habe auf das Verhalten der Behörde abgestellt, meine Einstellung zu Raubgräbern ist hinreichend bekannt, die muss ich nicht bei jedem Beitrag auf's neue ausbreiten.

Viele Grüße

Walter

Levante

Hallo Thomas,

wirklich sehr schade, das diese wie du sagst, letzte Abwurfhalde, nun auch zerstört ist.

Aber warum war sie denn nicht als Bodendenkmal eingetragen? Wenn doch bekannt war, das es die Letzte ist.

Und wenn ebenso bekannt war, das so viele weitere ohne Dokumentation zerstört wurden.

Das spricht doch wahrlich für ein Versäumnis des LVM.?

Leider erkenne ich maximal auf Bild 8 und Bild 9 Grabungs- bzw. Wühltätigkeiten.

Der Rest schaut, zumindest von den Bildern her, eher aus wie natürliche Bodenerosion an einem Bachlauf.

Leider ist dies kein Einzelfall, das Abwurfhalden zerstört wurden, mir sind da mehrere Fälle geläufig.

Hier um die Ecke ist auch eine Abwurfhalde, welche schon vor über 20 Jahren gänzlich vernichtet wurde.

http://www.hessen-forst.de/service/download/archaeologieimwald.pdf

Neulich ist mir ein Sammler über den Weg gelaufen, welcher berichtete, wie viele Kugeltöpfe damals da rausgeholt wurden.

Schon erschreckend so etwas zu hören.

Aber anscheinend leider, wie schon gesagt, keine Seltenheit.

Deshalb vertrete ich die Meinung, das so viele Bodendenkmäler wie möglich erfasst und dokumentiert werden sollten.

Je nach Möglichkeiten auch von ehrenamtlichen Mitarbeitern.

Denn nur eingetragene Bodendenkmäler können auch geschützt werden.

Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

thovalo

Hallo Levante!   :winke:


Der Platz ist nicht unter Schutz gestellt worden weil

Begründung:

es bestehe schon Bachauen- und Landschaftsschutz!


Das Problem die Raubgrabungssituation darzustellen ist, dass die Stellen aktuell schnell stärker bewachsen und die Böschungen über die Grabungskanten und Wühllöcher nachgerutscht sind. Ich habe versucht das deutlicher dar zu stellen, aber das war mit meiner Kamera kaum möglich und ich kann ja nichts manipulieren, damit es ordentlich dramatisch aussieht!  :zwinker:


Es gab mit der Außenstelle einen Ortstermin, der Tatbestand ist dokumentiert und aufgenommen worden und der Rechtsabteilung beim LVR übergeben.

Schaun wir mal  ............     :glotz:


LG thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Schattengräber

Zitat Chabbs:

Du bist doch der Chiefinspektor für rechtliche Fragen: es heißt Denkmalschutz oder Denkmalpflege. Gegraben wird, wenn Not besteht, ein BD bedroht ist oder wenn ein direkter Forschungsauftrag/zusammenhang besteht.

Ähem Chabbs, eine Frage!

Warum wurde denn dann nicht wie in diesen Fällen:
Die Tonlagerstätten sind noch bis in das 20. Jh. hinein durch die Firma deren Namen auf dem erhaltenen Kamin der Brennanalgen für Dachziegel steht, abgebaut worden. Allein dabei ist schon der Hauptteil der einstigen mittelalterlichen Produktionsstellen verloren gegangen! Dann folgten Leitungstrassen, Straßenausbau und der intensive Siedlungsausbau am Ort.
eine archäologische Grabung durchgeführt?

Gruß
Micha

jupppo

Zitat von: Schattengräber in 08. Juni 2010, 12:40:59
Zitat Chabbs:

Du bist doch der Chiefinspektor für rechtliche Fragen: es heißt Denkmalschutz oder Denkmalpflege. Gegraben wird, wenn Not besteht, ein BD bedroht ist oder wenn ein direkter Forschungsauftrag/zusammenhang besteht.

Ähem Chabbs, eine Frage!

Warum wurde denn dann nicht wie in diesen Fällen:
Die Tonlagerstätten sind noch bis in das 20. Jh. hinein durch die Firma deren Namen auf dem erhaltenen Kamin der Brennanalgen für Dachziegel steht, abgebaut worden. Allein dabei ist schon der Hauptteil der einstigen mittelalterlichen Produktionsstellen verloren gegangen! Dann folgten Leitungstrassen, Straßenausbau und der intensive Siedlungsausbau am Ort.
eine archäologische Grabung durchgeführt?

Gruß
Micha



Sag mal Schattengräber: Mit welchem Recht nimmst Du Dir eigentlich raus permanent irgendwelche Leute anzufahren.
Benimmt man sich so, wenn man neu irgendwo hinkommt?

chabbs

Zitat von: Schattengräber in 08. Juni 2010, 12:40:59
Zitat Chabbs:

Du bist doch der Chiefinspektor für rechtliche Fragen: es heißt Denkmalschutz oder Denkmalpflege. Gegraben wird, wenn Not besteht, ein BD bedroht ist oder wenn ein direkter Forschungsauftrag/zusammenhang besteht.

Ähem Chabbs, eine Frage!

Warum wurde denn dann nicht wie in diesen Fällen:
Die Tonlagerstätten sind noch bis in das 20. Jh. hinein durch die Firma deren Namen auf dem erhaltenen Kamin der Brennanalgen für Dachziegel steht, abgebaut worden. Allein dabei ist schon der Hauptteil der einstigen mittelalterlichen Produktionsstellen verloren gegangen! Dann folgten Leitungstrassen, Straßenausbau und der intensive Siedlungsausbau am Ort.
eine archäologische Grabung durchgeführt?

Gruß
Micha



Du fragst mich nicht ernsthaft, wo die Gründe liegen mögen, weshalb man im beginnenden 20. Jahrhundert keine Grabung an bestimmten Stellen durchgeführt hat oder? Und Du willst das jetzt nicht als Argument nehmen, dass die damaligen Fehler ein Versäumnis der Archäologie insgesamt darstellen, oder?

Denk kurz darüber nach, dass nicht jede Zeit der Archäologie einen so hohen Stellenwert eingeräumt hat, wie die unsere. Und selbst unsere ist vom Optimum weit entfernt....aber das nährt Deine kommenden Argumente eben nicht...

Grafschaft Mark