Porzellanscherbe von 1348?

Jumnea · 22. Juni 2007, 16:35:59

Hallo,

vor ein paar Tagen fand ich auf einem Feldweg in Boddennähe eine weiße Bodenscherbe mit der Aufschrift 1348. Darüber war die Zahl 27 geschrieben. Die 1 war ohne Häkchen geschrieben und die 7 hatte oben links und unten rechts ein kleines Häkchen. Die Schrift selbst sah handgeschrieben aus in hellgrauer Farbe. Sämtliche Versuche die Schrift darauf zu fotografieren schlugen fehl. Gerade mal die 8 ist ein wenig sichtbar. Als Beifunde fand ich einige Keramikscherben, teils lasiert. Meine Frage ist nun : Könnte die 1348 die Jahreszahl angeben? Und wie alt sind in etwa die anderen Scherben?

Hier nun die Bilder von den Funden:

Gruß Annette

Jumnea · 22. Juni 2007, 16:45:16

und hier die anderen Bilder....

Jumnea · 22. Juni 2007, 16:49:26

und weiter....

stekemest · 22. Juni 2007, 17:10:03

Hallo Annette!

ZitatKönnte die 1348 die Jahreszahl angeben? Und wie alt sind in etwa die anderen Scherben?

Nein, 1348 ist sicher nicht die Jahreszahl. Alle Scherben sind neuzeitlich (nach 1600) - vielleicht kann dir noch jemand anders eine genauere Datierung geben.

gruß, stekemest

Jumnea · 22. Juni 2007, 17:13:11

Das hätte mich auch stark gewundert.

Ich frage mich nur, wofür diese Zahl stehen mag. Bei der letzten Scherbe sehe ich Drehscheibenspuren. Ist das korrekt?

stekemest · 22. Juni 2007, 17:17:19

ZitatBei der letzten Scherbe sehe ich Drehscheibenspuren. Ist das korrekt?

Ja, sieht so aus. Bei diesen unglasierten, hellbraunen Scherben ist eine Datierung ziemlich schwierig, da sie vom Mittelalter bis weit in die Neuzeit in Gebrauch waren.

gruß, stekemest

Jumnea · 22. Juni 2007, 17:22:39

Danke stekemest für deine fachliche Beurteilung meiner Funde! Ich bin noch ziemlich unbedarft, was dieses Gebiet angeht und muss mich erst belesen . Um so mehr freue ich mich über Informationen von erfahrenen Sammlern wie dir.

Gruß Annette

wühlmaus · 22. Juni 2007, 18:12:36

Hi Annette

Gerd

Jumnea · 22. Juni 2007, 18:19:19

Danke Gerd,

ich bin gerade fleissig am Lesen des Inhaltsverzeichnis und ich denke mit der Zeit wird sich das Sondieren einstellen und man nimmt nicht mehr alles mit, was auf dem Acker liegt. Ich hoffe ja immer noch auf Funde slawischer Keramik. Viele Orte hier haben slawische Namen, aber welcher Stamm hier siedelte , wurde noch immer nicht herausgefunden. Na ich gebe die Hoffnung nicht auf und suche weiter....

Annette

wühlmaus · 22. Juni 2007, 21:58:42

Hi Annette

ZitatNa ich gebe die Hoffnung nicht auf und suche weiter....

Tippe ich richtig, wenn ich mal ins Blaue hinein vermute, das Du in der Region Usedom unterwegs bist? Die Kombi Jumnea und Bodden läßt mich zumindest in diese Richtung denken ....

Die Suche in Boddennähe stell ich mir kniffelig vor ... wenn auch noch Flußmündungen in der Umgebung sind, dann solltest Du Dich vielleicht mal schlau machen, wie die alten Küstenlinien aussahen. Da müßte es bei Euch da Oben doch heimatgeschichtliche Literatur darüber geben ...

Es ist halt ein Geben und Nehmen an solchen Stellen, der Fluß läßt mit seinen Schwemmsanden das Land ins Meer wachsen und die See erkämpft sich in schweren Stürmen ihren Platz zurück ...
Gerade in solchen Gebieten ist es vorab immer schwer zu sagen, wo die Altsiedelgebiete lagen. Fundplätze können direkt am Strand sein, oder, an anderen Stellen, erst weiter im Landesinneren beginnen ...

Ist immer schwierig aus der Ferne Tips zu geben. Ich war nur selten in Norddeutschland und gesucht hab ich dort nie ...

Wenn ich mir bei uns Zuhause neue Gebiete anschaue, dann beginne ich immer erstmal mit alten, schon bekannten Stellen. Das heißt ich suche in der Literatur nach alten Fundmeldungen aus der betreffenden Gegend. Das würde ich Dir auch für den Anfang empfehlen. In jeder Stadtbibliothek gibt es eine "Heimatecke", dort müßtest Du eigentlich fündig werden ...

Parallel lohnt sich auch immer ein Besuch in den Museen der Umgebung, zum einen kannst Du Dich dort erstmal in Ruhe mit deinem "heimischen" Fundstoff vertraut machen, zum anderen haben die meisten Museen auch Shops mit einem entsprechenden Bücherangebot ...
So mit Informationen versorgt, würde ich die ersten Suchgänge auf Feldern mit schon bekannten Fundstellen starten. Klingt ein bißchen unfair, genau dort zu suchen wo die Wahrscheinlichkeit am höchsten ist, ist es aber nicht. Gerade als "Anfänger" braucht man erstmal das "feeling" für Funde, dh. um etwas zu lernen muß man sie erstmal in den Fingern halten ...
Nach dem Finden käme für mich das Zeigen, damit meine ich vordergründig nicht hier im Forum, sondern tatsächlich einem "Offiziellen", dh. im Museum, oder, noch besser, dem für dein Gebiet zuständigen Archäologen. So kommt man ins Gespräch ... und ein Einstieg in die lokale Welt der Archäologie-Interessierten ist gemacht.

Soviel zum "Kleinen Einmal Eins, wie man das Suchen nach der Stecknadel im Heuhaufen umgeht"

Gerd

PS:Klar kannst Du deine Funde auch hier zeigen

Als alter Vineta Fan bitte ich sogar sehr darum!!!

Jumnea · 23. Juni 2007, 11:14:10

Hallo Gerd,

nein da liegst du ein wenig falsch mit der Usedom-Vermutung. Es gibt ja mittlerweise 4 Thesen , wo Vineta liegen könnte. Ich habe mich der letzten angeschlossen, wo Vineta ein Gebiet umschliesst, dass dreimal so groß wie Leipzig gewesen sein soll und das Fischland, den Darß sowie das gesamte Barther Umland ( Immenau= Jumne; war für Bienenzucht und Metherstellung bekannt) , umschliesst. Es gibt hier mehrere Wallanlagen und viele slawische Ortsnamen, aber alle örtlichen Chroniken beginnen erst ab ca 1240. Man weiß zwar , dass hier Slawen gesiedelt haben, aber nicht wann und welcher Stamm. Es entstanden plötzlich Städte , die davor geschichtlich im Dunkeln lagen. Jumne bzw. Vineta soll ja an einer Oder-Mündung gelegen haben . Die drei uns bekannten Mündungen gibt es in der Region von Usedom. Es gab allerdings damals noch eine vierte Mündung , die über die Recknitz in die Ostsee floss. Der neuen These zufolge , soll die Oder damals andersherum geflossen sein und erst beim letzten Oderhochwasser wurde dieser Verlauf festgestellt. Das Interessante daran ist, dass genau dieser Verlauf die Landesgrenze zwischen Nordvorpommern und Mecklenburg bildet. Die Küstenlinien waren damals ganz anders, da dass Fischland und der Zingst noch eigenständige Inseln waren. Erst nach dem Untergang Vinetas, verlandete das Gebiet und es entstand Land zwischen dem Festland und dem Fischland/ Darß. ( so diese Hypothese zweier Berliner Wissenschaftler) Aber ich denke, dies ist sicher der falsche Raum für diese Diskussion.

Es ist für mich einfach nur unbegreiflich, dass es vor dem 12. Jahrhundert hier keine nachlesbare Geschichtschronik gibt. Und so suche ich einfach mal auf Gut Glück systematisch bestimmte Orte nach Beweisen slawischer Siedlungen ab. Einige Funde wurden ja gemacht, so in der Gegend zwischen Prerow und Zingst, wo man einen Keramikbehälter mit arabischen Münzen um das Jahr 900 fand plus Hacksilber in der Nähe einer Wallanlage . Leider hat man nur die Münzen weitergeleitet. Die Keramik ging verschütt.
Ich habe mir auch schon die alten Fundstellen vorgemerkt und suche an diesen Orten weiter. Die Museumstipps werde ich auf jeden Fall beherzigen.
Also erst einmal vielen Dank für deine Ratschläge Gerd. Sie haben mir sehr weitergeholfen.

Viele Grüße von der Ostseeküste,

Annette

IVVECVO · 23. Juni 2007, 13:26:11

..........arabische Münzen um 900 deuten doch stark auf die Wikinger .

Gruss Juv

Jumnea · 23. Juni 2007, 16:55:14

Dadurch dass Vineta eine weithin bekannte Handelsmetropole war, wurde dort in mehreren Währungen bezahlt, so auch mit geprägtem Leinengeld, arabischen Münzen und Hacksilber. Die Wikinger sollen es gewesen sein, die die Deiche zerstörten und somit die Stadt überfluteten, da sie damals dieses Gebiet für sich beanspruchen wollten und eine ihrer Siedlungen auf die gleiche Weise zerstört wurde. (evtl. Racheakt)

Porzellanscherbe von 1348?

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