Grün glasierte oxydierend gebrannte Keramik aus Brügge im Hansemuseum Lübeck

Begonnen von thovalo, 02. Oktober 2015, 18:03:16

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thovalo



Es sind viele Bilder, aber ich denke auch nicht allzu häufige Ansichten.  :glotz:


Als Produktionsort ist Brügge in Flandern angegeben.
Da bin ich überfragt. Wurde da glasierte Keramik produziert?

Ich habe Bilder mit und ohne Blitz geschossen.
Das ergab unterschiedliche Farbeindrücke.


(Die oxydierend gebrannte Irdenware der glasierten Stücke wirkt auf manchen Bildern zu knallig krapp-orangefarbig)



Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo



Dann mal eine Parade der ausgestellten glasierten Gefäßbelege mit oxydierten Brand, geblitzt und nicht geblitzt.  :glotz:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo


usw.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo


Und ein ganz komplex figürlich dekorierter Krug auch Brügge zugeschrieben.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo


Eindrucksvolles Töpferhandwerk mit früher Glasur aus Flandern.

Fehlbrandbelege explizit dieser oxydierend gebrannten Warenart mit grüner Glasur kenne ich aber aus einem ganz anderen Fundzusammenhang.

Nett, dass die Hauptfundstelle per Gasleitungstrasse schon unbegleitet beseitigt worden ist. Das hatte ich mit bekommen als es schon zu spät gewesen ist. Doch war bereits auch reichlich Belegmaterial der zuständigen Außenstelle beim LVR übergeben. Da dämmert sie jetzt in einem Magazin vor sich hin. Ich kenne noch eine Ecke in der man ggf. noch auf entsprechendes Fundmaterial hoffen kann ..... und im Keller zuhause könnten noch einige Belege dieser frühen Exportkeramik liegen.

An der Fundstelle waren die Fehlbrände dazu von einer sonst nirgendwo bekannten Baukeramik eines Ofens begleitet. Ziegel vom Ofenboden mit doppelt gewölbter Oberfläche die meist durch mehrfaches Überbrennen stark mit genommen und teils verschlust waren.

lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

grünland


Hallo Thomas,

da wir uns des öfteren im schönen Brügge ein kleines Stadthaus anmieten kenne ich mittlerweile wirklich jedes Museum in Brügge. Auch alle Antiquitätengeschäfte habe ich durchstöbert.
Zu sehen bekommt man stets das importierte Siegburger Alltagsgeschirr und ab und an einen Frechener/Kölner Bartmannskrug.
So etwas wie du zeigst, auch nicht annähernd ähnliches, bekommt man dort zu sehen.
Was Brügge als Herstellungsort nicht unbedingt ausschließt.

Lg
Guido

grünland


Ach ja, mich erinnert es an die grünglasierte Keramik die aus Langerwehe bekannt ist.  :winke:


grünland

....mal abgesehen von den wulstigen Henkeln  :belehr:
Die kennt man ja eher aus den niederländischen Produktionsorten.

thovalo


Wenn es diese Keramik nicht in Brügge gibt ist das schon seltsam. Ich glaube die läuft unter der Bezeichnung "Burgenkeramik" im Raum Luxemburg und Trier.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo


Ich habe einen link dazu gefunden:

http://www.zeitensprung.de/kikeramik.html


Als Herstellungsort der hier angesprochenen grün aber auch braun glasierten oxydierend gebrannten hochmittelalterlichen Irdenware wird METZ angegeben!


"Frühe glasierte Irdenware, Ende des 13. Jh.

Diese Art von repräsentativer Keramik stammt aus der mittelalterlichen Experimentierphase des Glasierens. Sie ist in Metz gefertigt und als sicherlich teures Importgut bislang einzig im Saarland auf Burg Kirkel nachgewiesen. Es handelt sich um Fragmente von bauchigen Krügen mit typischen Merkmalen: leicht konisch erweiternder Hals mit verdickter, schräg nach innen abgeschnittener Randlippe und zur Innenseite hin eingekerbtem Wulsthenkel, an dessen oberer Ansatzstelle sich an der Innenseite des Halses eine deutlich eingetiefte Druckmulde befindet. Die Gefäßböden sind geglättet und manchmal mit drei kurzen zungenförmigen Füßchen versehen. Der Scherben ist hart gebrannt und grobkörnig mit Quarz gemagert; sein Kern ist reduzierend grau, die Oberflächen oxidierend rot gebrannt. Auf der Gefäßaußenseite befindet sich transparente Bleiglasur, die ungleichmäßig und nicht vollständig flächendeckend, wahrscheinlich mit dem Pinsel aufgetragen und stellenweise während des Brandes vom Scherben aufgesogen worden ist. Teilweise sind die Gefäße mit plastischen Auflagen aus hellem Pfeifenton aufwendig verziert.
Von links nach rechts: 1. Fragment eines bauchigen Kruges mit brauner Glasur. 2. Fragment eines größeren Kruges mit unregelmäßig gerillter Schulter und gelblichbrauner Glasur, Unterteil ergänzt, ursprünglich wahrscheinlich mit zungenförmigen Füßchen. 3. Krugfragment mit gestempelten Beerenauflagen. 4. Gefäßfragment mit aufgelegten Blattranken und Gesichtern.
1. H. 15,6 cm, (Inv.-Nr. 1994:019-153), 2. H. (ergänzt) 23 cm, Mund Dm. 11,2 cm (Inv.-Nr. 1994:019-237), 3. (Inv.-Nr. 1994:019-266), 4. (Inv.-Nr. 1994:019-169 Z 202).
Lit.: Nathalie Dautremont, Murielle Georges-Leroy, L'Atelier de potiers des XIIIe – XIVe siècles du Pontiffroy, in: Metz Médiéval. Mises au jour, mise à jour. Metz 1996, S. 55 – 59.[/i]"


Die im Rheinland entdeckte Herstellung von frühen glasierten Gefäßen beschränkte sich nach bisherigen Fundaufkommen stets auf Krüge mit grüner oder bräunlicher Glasur ohne Rollstempeldekor oder plastischen Auflagen die, abweichend von der bis dahin an diesem Ort ausgeübten Tradition, stets rundstabig ausgebildete Henkel aufweisen. Gerade für diese Zeitstellung sind die Fundbeobachtungen am Ort noch sehr gering.


Blei und Kupfer, als dringend notwendige Rohstoffe, gehören zu den in der Region in späterer Zeit auch urkundlich gesichert bergmännisch gewonnenen Rohstoffen.


lG Thomas    :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

Zitat von: grünland in 02. Oktober 2015, 20:07:28
Ach ja, mich erinnert es an die grünglasierte Keramik die aus Langerwehe bekannt ist.  :winke:




In welche Zeit wird die grün glasierte Langerweher Keramik datiert?


lG Thomas  :winke:


" Bleiglasur besteht aus gemahlenem Blei, Wasser und Ton. Sie
wird vor dem Brand durch Tauchen, Gießen usw. (Foto)
aufgebracht. Bleiglasur ist transparent. Ein Nachteil: Sie löst
sich unter Säure an. Deshalb sollten säurehaltige Speisen, wie
z.B. mit Essig angemachter Salat, nicht längere Zeit in bleiglasierten Gefäßen aufbewahrt
werden. In der EU ist die Verwendung der Bleiglasur im Bereich der Lebensmittelkeramik
nicht mehr gestattet.

In Langerwehe fügten die Töpfer dem Blei Kupferspäne bei. Dadurch erhielt man eine grün
gesprenkelte Glasur
."



Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

grünland


Die grünglasierte Keramik aus Langerwehe wird in das 14-15 Jhd. datiert.
Überwiegend passt es wohl in das 15 Jhd. und umfasst neben den bekannten grünanglasierten Pilgerhörnern auch Krüge, Grapen und
kleine Krügchen mit Rollstempeldekor und Ösenringen an einen oder mehreren versetzt angarnierten Bandhenkeln.
Wobei - wie du es bereits beschrieben hast - die Glasur überwiegend gesprenkelt wirkt.
Viele Stücke wurden auch mit honiggelber Glasur überzogen.

Ein Sammler aus Holland, der auch ein kleines Museum betreut, hatte mir mal geschildert, dass die Glasuren eigentlich nur im Inneren der Gefäße vorgesehen waren, sehr schnell dann aber über den Rand hinaus gezogen wurden da sich die Flüssigkeiten über einen glasierten Rand besser und tropffreier ausgießen lassen.

Ich denke das wohl alle Töpfereien die im 15 Jhd. Handelsware herstellten mit Glasuren gearbeitet haben.
Einige bekannterweise auch schon um einiges früher.

Lg
Guido