Neol. bis BZ. -Scherben, Scherben und nochmal Scherben

Begonnen von Furchenhäschen, 29. August 2013, 19:58:44

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Furchenhäschen

Hallo,

nachdem ich versprochen habe die Lesefundscherben vom vergangenen Montag zu zeigen, hier sind sie.
Frisch gewaschen und zum trocknen ausgelegt. Der Hauptteil bzw. der Rest folgt morgen.

Die ersten Bilder zeigen Funde aus einer neolithischen Siedlung, gemischt tritt hier LBK, Stichband, Rössener und Oberlauterbach auf.

Die restl. Bilder zeigen vorwiegend bronzezeitl. Scherben. Als Besonderheit war ein recht seltenes Tonsiebfragment dabei.
Nach dem trocknen wird das Fundmaterial wieder eingetütet, beschriftet und der Kreisarchäologie übergeben.

Grüße
Peter

Furchenhäschen


Levante

Hallom Peter,

da ist aber einiges an Material dabei, was ich gerne mal bei mir auf dem Acker finden würde.

Aber dann würde ich mich doch nur wieder ärgern, dass ich davon kein ganzes Gefäß habe.  :nono:

LG


Patrick

Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Furchenhäschen

#3
Zitat von: Levante in 29. August 2013, 20:05:56
Hallom Peter,

da ist aber einiges an Material dabei, was ich gerne mal bei mir auf dem Acker finden würde.

Aber dann würde ich mich doch nur wieder ärgern, dass ich davon kein ganzes Gefäß habe.  :nono:

LG


Patrick


Hallo Patrick,
ein einziges mal hatte ich das Glück, nach einer Tiefpflügung in einer Ackerscholle, zusammengebacken ein zwar zerscherbtes aber doch vollständiges, stichbandkeramisches Gefäss zu finden. Das liegt aber mittlerweile auch schon wieder fast 30 Jahre zurück. Die Scherben werden durch die geänderten Ackerbaumethoden ausserdem immer kleiner.

Grüße
Peter

Levante

Wieso ist eigentlich dein Siebfragment so sauber gearbeitet, ich kenne diese nur mit Graten an einer Seite.

Dein Stück scheint nach dem stechen der Löcher noch geglättet worden zu sein, ist dies bei euch normal oder auch eher die Ausnahme?

Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Saxaloquuntur

Mich interessiert brennend, ob das bekannt ist, dass dort in LBK-Kontext Mittelneolithikum auftritt. Du kennst sicher die Grabungsergebnisse von Jens Lüning, der einen absoluten Bruch von LBK und Rössen postuliert hat. Die Rössener haben die LBK-Siedlungsorte regelrecht gemieden. Das ist aber meine Erfahrung nicht. Ich glaube, wir hatten uns schon einmal darüber unterhalten. Rössen und Stichband auf einer LBK halte ich für fast unwahrscheinlich, deshalb sensationell. SaX

Furchenhäschen

Zitat von: Levante in 29. August 2013, 20:16:45
Wieso ist eigentlich dein Siebfragment so sauber gearbeitet, ich kenne diese nur mit Graten an einer Seite.

Dein Stück scheint nach dem stechen der Löcher noch geglättet worden zu sein, ist dies bei euch normal oder auch eher die Ausnahme?



das wird so sein, super Patrick,  :super:

Eher nicht, die anderen 2 oder 3 Stücke die ich bisher  hier zeigte hatten allesamt Grate.

:winke:

Furchenhäschen

Zitat von: Saxaloquuntur in 29. August 2013, 20:21:31
Mich interessiert brennend, ob das bekannt ist, dass dort in LBK-Kontext Mittelneolithikum auftritt. Du kennst sicher die Grabungsergebnisse von Jens Lüning, der einen absoluten Bruch von LBK und Rössen postuliert hat. Die Rössener haben die LBK-Siedlungsorte regelrecht gemieden. Das ist aber meine Erfahrung nicht. Ich glaube, wir hatten uns schon einmal darüber unterhalten. Rössen und Stichband auf einer LBK halte ich für fast unwahrscheinlich, deshalb sensationell. SaX

Servus,

doch, der Platz wurde nach unserer Entdeckung dem Blfd gemeldet und bald im Bayernviewer vermerkt, was aber nicht heissen muss, dass er schon wissenschaftlich bearbeitet oder ausgewertet wurde.
Wir hatten uns über diesen Platz schon einmal kurz unterhalten.

Falls ich jemanden helfen kann, gerne!

Gruß
Peter

teabone

Hallo Peter,

eine grosse Vielfalt an Scherben, überraschend für mich ist immer wieder die Menge an schönen LBK Scherben mit Muster. Das gibt mein Fundplatz nicht her.

Danke für die Bilder!

LG Augustin
Such- und Fundgebiet: Weinviertel, Nö.

Furchenhäschen

Zitat von: teabone in 29. August 2013, 22:35:38
Hallo Peter,

eine grosse Vielfalt an Scherben, überraschend für mich ist immer wieder die Menge an schönen LBK Scherben mit Muster. Das gibt mein Fundplatz nicht her.

Danke für die Bilder!

LG Augustin

Hallo Augustin,
welche LBK ist auf deinem Fundplatz vorhanden?
Der von mir gezeigte Fundplatz beinhaltet Stücke von der ältesten bis zur jüngsten Stufe der Bandkeramik, vielleicht erklärt dies die Fundhäufung von verzierten Scherben oder die größe der ehemaligen Ansiedlung.
Grüße
Peter

teabone

Hallo Peter,

ich weiss immer noch zuwenig über die Differenzierungen aber ich werde meine bandkeramischen Scherbenfunde bald einmal vorstellen, in der Hoffnung Näheres zu erfahren.

LG Augustin

Such- und Fundgebiet: Weinviertel, Nö.

Furchenhäschen

Zitat von: teabone in 29. August 2013, 23:11:31
Hallo Peter,

ich weiss immer noch zuwenig über die Differenzierungen aber ich werde meine bandkeramischen Scherbenfunde bald einmal vorstellen, in der Hoffnung Näheres zu erfahren.

LG Augustin



Hallo Augustin,

das würde mich sehr interessieren!

Auch in der BK gibt es regionale Unterschiede festzustellen.

Grüße
Peter

Saxaloquuntur

#12
Hallo Peter, ist ein Verteilungsmuster in der Fläche erkennbar, oder nicht, weil nicht erfasst?, bzw. liegen die da "wild durcheinander?" Das würde die Erkenntnisse von Jens Lüning für diesen Fundlatz widerlegen.
Dem Neuling unter uns sollte vielleicht gesagt sein, weil Du schreibst, dass es auch in der Bandkeramik regionale Unterschiede gab, dass das schon die Feinheiten für den Experten sind.( Dann musst Du auch erklären, worin die bestehen können) Die LBK erscheint als weitgehend großflächige, "einheitliche" Kulturerscheinung, das gilt insbesondere für die Keramik. Älteste Bandkeramik, die Du offensichtlich von diesem Platz aus hast ist vergleichsweise sehr selten. Im Mittelneolithikum bricht eine Zeit an mit Rössen, Stichbandkeramik etc in der sich das ändert und diese Entwicklung nimmt gegen Ende des Mittelneolithikums noch zu, es wird eine Zeit äußerster, lokaler Differenzierung. Dagegen wirken Rössen und Stichband schon wieder großräumig. Scherben aus dieser Zeit von Nord bis Süd zu vergleichen kann böse in die Hose gehen. Mit Stichbandkeramik und Rössen änderte sich wohl vor allem das Stilempfinden, es sind ja keine Einwanderer. Deshalb sind Siedlungen (?) wie deine Fundstelle ja so wichtige Schlüssel für das Verstehen des (scheinbaren?) (teilweisen) Wandels. Die Rössener führen beispielsweise die Langhaustradition fort, modifizieren die Häuser aber. Dass sie auf ein und demselben Platz siedelten, möglicherweise in direkter "Abfolge"  /Irgendwo muss dieser Wandel sich ja vollzogen haben/  ist schon sehr spannend.  SaX

Furchenhäschen

Hallo Rob,
Du hast in sämtl. Pkt.absolut recht.
Ein Verteilungsmuster liegt selbstverständlich vor!
Das Siedlungsarreal ist ca. 600 X 300m groß. Darin verteilen sich die ehemaligen Häuser sehr unterschiedlich, teils mit Überschneidungen, teils solitär stehend. Eigenartigerweise findet sich Rösse häufiger in unmittelbarer Nachbarschaft mit BK.
Stichband und Oberlauterbach ist stets gemischt. Die Bk reicht übrigens von der ältesten bis zur jüngsten BK.

Grüße
Peter

Saxaloquuntur

Wunderbar. Das Sucherforum hat ein großes "Einzugsgebiet". Jens Lünings Erkenntnisse stammen von der Aldenhovener Platte. Unsere Erkenntnisse wurden dagegen im tiefen Süden gewonnen. Da sind aufgrund der Entfernung doch Unterschiede gar nicht so überraschend. Wenn aber nicht sorgfältig dokumentiert wird, werden derartige Erkenntnisse keinen Weg in eine Publikation finden, damit unbeachtet bleiben. Wenn  die ganze Dauer der Kulturerscheinung LBK vorkommt, lassen sich die mittelneolithischen Befunde sowohl in Beziehung zu LBK als auch untereinander doch korrelieren. Perfekt. Das schreit nach einer Grabung. Da gibt es auch interessierte Spezialisten auf diesem Gebiet, meine ich. SaX

Furchenhäschen

Zitat von: Saxaloquuntur in 30. August 2013, 08:49:11
Wunderbar. Das Sucherforum hat ein großes "Einzugsgebiet". Jens Lünings Erkenntnisse stammen von der Aldenhovener Platte. Unsere Erkenntnisse wurden dagegen im tiefen Süden gewonnen. Da sind aufgrund der Entfernung doch Unterschiede gar nicht so überraschend. Wenn aber nicht sorgfältig dokumentiert wird, werden derartige Erkenntnisse keinen Weg in eine Publikation finden, damit unbeachtet bleiben. Wenn  die ganze Dauer der Kulturerscheinung LBK vorkommt, lassen sich die mittelneolithischen Befunde sowohl in Beziehung zu LBK als auch untereinander doch korrelieren. Perfekt. Das schreit nach einer Grabung. Da gibt es auch interessierte Spezialisten auf diesem Gebiet, meine ich. SaX

ja, nur ist es momentan so, dass in Bayern die Lesefunde wegen Personalmangel weitestgehend ungesichtet in den Archiven verschwinden. Das Interesse an Lesefunden hält sich auch in Grenzen. (macht ja Arbeit).
Übrigens liegt die Siedlungsstelle wohl an einem ehemaligen Seeufer (Flachsee) und ist auch heute noch ein leichtes Feuchtgebiet. Also beste Voraussetzungen für eine Grabung.
Gruß
Peter

Saxaloquuntur

Das meinte ich ja, Peter. Wenn sich da kein Interessent findet, wird das auch so bleiben. Wenn ich daran denke, wie lange die Fragmente des Löwenmenschen in eine Zigarrenkiste schlummerten.... :nono: SaX

Furchenhäschen

Zitat von: Saxaloquuntur in 30. August 2013, 09:09:28
Das meinte ich ja, Peter. Wenn sich da kein Interessent findet, wird das auch so bleiben. Wenn ich daran denke, wie lange die Fragmente des Löwenmenschen in eine Zigarrenkiste schlummerten.... :nono: SaX

Ja, ähnlich wird es sich hier auch verhalten Rob!
Ich habe meinen Part erfüllt, nun sind in der offiziellen Bodendenkmalpflege andere gefordert.

Grüße
Peter

Saxaloquuntur

Denkmalpflege? Aaaaach.... ich erinnere mich finster an diese Zeiten. :kopfkratz: Da war doch mal was...Beruhigend ist nur, dass das Material seine Aussagen behält. Mit dem Gedanken, dass posthum doch mal Alles einen handfesten Sinn bekommen könnte kann man leben. Was die Ressourcen nicht her geben, scheitert an persönlichen Unzulänglichkeiten und Ignoranz. Reden wir lieber vom schönen Wetter. SaX

Hadubrand

Habt bitte auch Mitleid mit uns armen Unwissenden! Welche von den gezeigten Scherben zeigen denn am deutlichsten die Merkmale der verschiedenen genannten Kulturgruppen? Lassen sich Haupterkennungsmerkmale für eine Differenzierung auch kurz beschreiben?

LG
Hadubrand

Furchenhäschen

#20
Zitat von: Hadubrand in 03. September 2013, 11:48:51
Habt bitte auch Mitleid mit uns armen Unwissenden! Welche von den gezeigten Scherben zeigen denn am deutlichsten die Merkmale der verschiedenen genannten Kulturgruppen? Lassen sich Haupterkennungsmerkmale für eine Differenzierung auch kurz beschreiben?

LG
Hadubrand


Hallo,
die Fotos 1 bis 4 zeigen Keramikfunde der Mittleren Bandkeramik,
Foto 5  Stichband (linke Zierscherbe);Oberlauterbach (recht Zierscherbe),
die restl. Fotos bzw. Scherben in der Folge datieren in die Bronzezeit.
In der Regel wird es bei unverzierter neolithischer Keramik etwas schwieriger diese genau einer Kulturstufe zuzuordnen aber auch dies ist möglich und bedarf natürlich einem gewissen Ehrgeiz und Geduld sich mit der Materie dauerhaft, lange auseinanderzusetzen.
Dies hier in ein paar Worten zu erklären ist unmöglich.
In der Regel überlasse ich die Datierung generös  :zwinker:  den Fachleuten aber ein bischen Basiswissen sollte man sich schon aneignen, da helfen anfangs auch recht gut ausgibige Museumsbesuche.
Wenn man das ganze Thema neolithische Keramik vertiefen möchte kommt man jedoch um Fachliteratur nicht herum.

Grüße
Peter

Saxaloquuntur

Jede Kultur oder Kulturgruppe brachte nicht nur bestimmte Vorlieben für Dekore hervor, die am augenfällgsten sind, sondern auch für Typen, wie Flaschen Kümpfe, Schalen, Handhaben, usw. So reichen oft Randscherben, oder Wandscherben die eine typische Silhouette erkennen lassen, Randscherben usw. Oft reichen wenige Scherben um das Gefäß zeichnerisch wieder auferstehen zu lassen, manche Gefäße verraten sich durch die Art des Brandes, die Zusammensetzung des Rohstoffes (Vorlieben für bestimmte Magerungsanteile) usw. usw. usw. Das ist ein weites, aber oft gut bestimmbares Feld. Dabei sind regionale Aspekte wichtig, nicht alle Kulturen sind so großräumig verbreitet, dass Merkmale auch überregional zutreffen usw. usw. Ja, Literatur ist auf jeden Fall nicht unnütz. Hat man mal eine Kultur im wahrsten Sinne erfasst, kann eine Zuweisung allein durch Begreifen mit geschlossenen Augen gelingen. Die oft gezeigte einzelne Scherbe hier kann mal leicht zu erkennen sein ( z.B. eindeutiges Dekor) aber meist geben sie für ein Urteil nichts her. Wer also mehrere Versuche hier hinterlässt zu denen sich  niemand fest legen will, der lässt das dann wohl auch sein. SaX

Hadubrand

Vielen Dank!
Je mehr ich mich damit beschäftige um so mehr steigt meine Hochachtung vor dieser Wissenschaft.
Das war mir bisher alles nicht so richtig bewusst.

:winke:
Hadubrand