Mittelalterliches Tongefäss

Begonnen von ossiex, 01. März 2010, 00:01:29

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ossiex

Hallo Forum,

Hier wieder ein Fundstück aus der Sammlung meines Grossvaters.
Beschreibung: Tongefäss. Fundort: "Provinz Brandenburg". Funddatum: Vor 1942. Durchmesser: 12 cm.

Die Original-Beschriftungsettikette habe ich ebenfalls als Bild angefügt. Der Zusatz "Otto-Adelheid-Pfennige" kann ich nicht zuordnen (hierbei handelt es sich gemäss meiner Recherche um eine Ende des 10. Jahrhunderts eingeführten Silberpfennig aus dem Harz, dieser ist aber nicht vorhanden).

Lässt sich - vielleicht anhand der Verzierungsmusters - etwas über die Epoche sagen?
Welchen Verwendungszweck wird dieses Gefäss gehabt haben?

Ich bin euch um jede Hilfe bei der Bestimmung dankbar.

Ossiex


Sprotte

Hallo Ossiex,

bei diesem Tongefäß handelt aus sich eindeutig um einen Topf vom mittelslawischen Menkendorfer Typ, für den neben anderen Formen solche Doppelkoni typisch sind. Die handgemachte, ohne Zuhilfename einer Töpferscheibe angefertigte Ware ist zumeist grob bis sehr grob mit Granitgrus gemagert und im Allgemeinen handwerklich nachlässig ausgeführt, was auch die Verzierungen (z.B. mit Wellenlinien) betrifft. Im Allgemeinen wird die Ware vom Menkendorfer Typ in das Hochmittelalter, d.h. in das 10/11. Jhd., datiert.

Viele Grüße  :winke:
Sprotte

chabbs

Na, zeitlich passt das schon sehr gut mit den Otto-Adelheid-Pfennigen zusammen... dennoch frage ich mich, was die Notiz zu sagen haben soll..

jupppo

Ich gehe mal davon aus, das die Pfennige drin waren und es sich ursprünglich um einen Hortfund gehandelt hat.

chabbs

Zitat von: jupppo in 01. März 2010, 11:51:26
Ich gehe mal davon aus, das die Pfennige drin waren und es sich ursprünglich um einen Hortfund gehandelt hat.

Steht ja mit Fragezeichen. Also weiß derjenige, der es draufgeschrieben hat ja auch nicht genau;)

jupppo

Stimmt, aber die Verbung liegt schon nahe. Warum sollte es sonst auf dem Gefäß stehen. Ich denke die  Fragezeichen sind eher auf die (für ihn fragliche) Bestimmung gemünzt.
Jedenfalls scheint mit das das naheliegenste zu sein.

chabbs

Zitat von: jupppo in 01. März 2010, 13:51:41
Stimmt, aber die Verbung liegt schon nahe. Warum sollte es sonst auf dem Gefäß stehen. Ich denke die  Fragezeichen sind eher auf die (für ihn fragliche) Bestimmung gemünzt.
Jedenfalls scheint mit das das naheliegenste zu sein.

Möglich ist es- wo sind die Penninge?  :smoke:

Grafschaft Mark

Vielleicht wurde in der Nähe aber auch seiner zeit ein solcher Pfennig gefunden und Opa fragte sich ob das von ihm gefundene Gefäß in die Zeit der Münze (oder umgekehrt) passen würde!

Von einem Hortfund der in diesem Gefäß war würde ich nicht ausgehen, denke nicht das ein halbwegs normaler mensch soetwas trennen würde!

chabbs

Zitat von: Grafschaft Mark in 01. März 2010, 16:46:11
Vielleicht wurde in der Nähe aber auch seiner zeit ein solcher Pfennig gefunden und Opa fragte sich ob das von ihm gefundene Gefäß in die Zeit der Münze (oder umgekehrt) passen würde!

Von einem Hortfund der in diesem Gefäß war würde ich nicht ausgehen, denke nicht das ein halbwegs normaler mensch soetwas trennen würde!

Tja Herr Grafschaft, die frühe Archäologie hat sich nicht mit solchen Nebensächlichkeiten wie dem Fundzusammenhang belastet... das tut die laienhafte Archäologie in bester Tradition ja auch heute viel zu oft nicht :zwinker:

Sprotte

Zitat von: ossiex in 01. März 2010, 00:01:29
Welchen Verwendungszweck wird dieses Gefäss gehabt haben?

Hallo Ossiex,

solche Töpfe gehören zur ganz normalen Haushaltskeramik. Da jedoch normalerweise die Keramik vollkommen zerscherbt ist, ist es schon etwas eigenartig, ein fast vollständig erhaltenes Gefäß zu finden, außer, dass es ehemals so dem Boden übergeben worden ist. Denn bevor die slawischen Stämme im heutigen Ostdeutschland zur Körperbestattung übergingen, waren andere Bestattungssitten gebräuchlich, so z.B. die Urnenbestattung. Als Urnen wurden normale Haushaltsgefäße verwendet. Vereinzelt sind auch Silbermünzen als Beigaben nachgewiesen. (Weiterhin gibt es Beispiele, dass solch einfache Gefäße wie deins für die Deponierung von Hacksilberschätzen genutzt wurden.)

Viele Grüße  :winke:
Sprotte

ossiex

Also herzlichen Dank erst einmal an alle für eure Kommentare und insbesondere Sprotte für die genaue Zuordnung und Hintergrundinformationen!! Deine Erklärung mit als "Urne mit Beigaben" oder "Depot" erscheinen mir als sehr plausibel.

Für die Diskussion und Rolle des Finders (Grossvater) kann ich folgende Zusatzinformationen liefern: Sein archäologischer Werdegang stellt sich mir aufgrund der Aufzeichungen folgendermassen dar:
- vor 1930 (die Jugendjahre): schöne Fundstücke, wahrscheinlich Geschenke "weil sich der Junge dafür interessiert" - mit ungenauen Fundangaben wie bspw. "Rügen" etc.
- ab 1930: Penible Aufzeichnungen über die Fundorte sämtlicher Eigenfunde (Flintklingen+splitter), die geographischen Angaben sind teilweise so detailliert, dass erkennbar sind, dass ein wichtiger Fundort nun unter der Berliner Ring-Autobahn begraben ist (1939 gebaut). Kontakt mit den "Altertumsforschern" seiner Zeit (Schuchardt, Kossinna, Vorderasienreisen).
- ab 1940: Einige Fundstücke erworben von Berliner Antiquitätenhändlern (3-4 Stück, ein Geschäft gibt es zumindest per Namen noch heute). Eigene Suche wahrscheinlich eingestellt wegen Kinderaufzucht und Kriegswirren.  
- ab 1970: Neue Exkursionen mit genauerer Fundort-Doku, Vorderasienreisen
- ab 2010: Ein Enkel, der versucht, die verbleibenden Informationen zu dokumentieren, nach heutigem Stand neu zu bestimmen und sich mehr und mehr von dem Interesse anstecken lässt (ich).

Wegen "1942" und "?" auf der Etikette gehe ich mal davon aus, dass das Gefäss erworben und kein Eigenfund ist. 

Ossiex