Neolithische Keramik

Begonnen von rolfpeter, 02. Dezember 2008, 10:08:06

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

rolfpeter

Servus,

Hilfeeee, wer kennt sich aus?
Große Siedlungsstellean Rand einer feuchten Bodenmulde auf der Hochfläche, kein Fließgewässer weit und breit. Das Steinmaterial sagt uns, daß die Bewohner irgendwann zwischen später LBK und Rössen gelebt haben. Kernsteine, Mahlsteine, Klingen, Dechsel, Lackglänze....das typische Inventar eben.
Und nun nach dem Pflügen kommt diese Keramik ans Tageslicht. Hier ein Ausschnitt mit den Stücken, die eventuell eine genauere Datierung zulassen. Das Material ist teilweise ausgesprochen fragil.
Die Ware ist überwiegend mit Knochen gemagert, es gibt nur vereinzelte Quarzkörner in der Grundsubstanz.
Es fällt auf, daß die Ränder der kleineren Gefäße häufig mit zwei- oder dreifachen Stichreihen verziert sind. Auf einem Randstück sieht man auch ein Winkelmuster. Die Scherben sind ja recht klein, und so kann ich mir nicht den Verlauf der Verzierungen auf dem kompletten Gefäß vorstellen. In der späten Bandkeramik gibt es durchaus Muster, bei denen die Bänder aus Winkeln, parallelen Ritzungen oder Stichpunktreihen bestehen.
Wie die Handhabe und die Scherbe mit der flachen Knubbe zeigen, sind auch sehr große Pötte im Inventar.









Wie behandelt ihr solche weiche Keramik? Wie lange laßt ihr die trocknen vor der Reinigung? Reichen 2 Tage oder besser eine Woche?
Man kann auf dem Zeugs auch nicht schreiben. Ich mache jetzt einen Klecks weißer Wandfarbe drauf und schreibe die Nummer dort mit Folientusche drauf. Wie macht ihr das?

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Dagda

... das Obere hat eine Hauch von Stichbandkeramik und das unter kann zu einer späten Hallstatt-Schale gehören ... die Fundumstände im Norden sind mir ungeläufig.

Tonware einfach nur trocknen lassen (Heizungskeller / Dachboden) und so wie es ist aufheben, keine Seife , kein Lack und erst Eintüten wenn die Scherben durch und durch trocken ist.

queque

Hallo RP,

trocknen lassen ist gut, aber gaaaaaaanz langsam, sonst gibt's Risse und das Zeug zerbröselt. Also vielleicht nicht den Heizungskeller wählen.
Gruß
Bastlamann :winke:

osman.herberger

Hallo RP,
bei den Scherben auf dem zweiten Bild von oben würde ich mal auf Stichbandkeramik tippen.

Lässt Du die Keramik erst trocknen und reinigst sie danach ? Ich reinige sie zunächst und lass sie dann in der Nähe einer Wärmequelle (Heizung, Holzofen) ein paar Tage trocknen.

Liebe Grüße

Stefan
"Was man liebt, das asphaltiert man doch nicht ständig !" (Gerhard Polt)

Silex

In völliger Unkenntnis deiner Fundgegend habe ich bei den unteren Scherben  oberflächlich ein metallzeitliches Gefühl.
Innen siehts aber dann wieder ganz alt aus.

Die verfrühte Eintütelung hat mir schon oft den Schimmel eingebracht. So schön wie kurz nach dem ersten Waschen werden die Scherben leider nie wieder und in den Beuteln stößt sich das alte Material selbst bei behutsamem Umgang arg ab. Beschriften tu ich nur in absoluten Ausnahmefällen (z.B. Ausstellungsausleihe) und dann mit Klebefolien.

Bei Höhensiedlungen kannst Du ja noch einiges an qualitätvoller Keramik erwarten......
Gratulation vom
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rolfpeter

#5
Danke für die Antworten!

Metallzeitlich für die gut erhaltenen unverzierten Scherben könnte schon hinkommen, ich habe mir nochmal die Grabungsberichte ähnlicher Fundstellen in der Gegend durchgelesen, da kommt immer wieder mal sowas mit.
Eintüteln tu ich garnichts. Einmal im Jahr gibt es bei Aldi oder Lidl oder Ikea Faltkartons als Schubladen. Da klebe ich aus Sperrholz Fächer rein, numeriere die Kisten und belege sie mit einem Koordinatensystem. In Verbindung mit meiner Datenbank kann ich jedes Stück in Minutenschnelle herausfinden. Mit diesen Kistchen nimmt die Sammlung auch nur wenig Platz ein.
Tja Edi, Höhensiedlung ist das keine. Bei uns ist alles plattes Land. Wenn ich von Hochfläche rede, dann ist das die Lößebene. Die Bachtäler liegen vielleicht 15 oder 20m tiefer, aber gaaaanz sanft abfallend. Im Klartext: wenn es mal schneit, so wie heute z.B., dann muß man schon sehr lange suchen, um einen Hang zu runterrodeln zu finden. Die einzige Erhebung ist die Sophienhöhe - und das ist eine Abraumhalde vom Braunkohlentagebau Hambach.
Stefan, Stichbänder sind drauf. Die gibt es aber von LBK über Hinkelstein, Großgartach, Planig-Friedberg bis Rössen. Hier liegt ja gerade mein Problem! Die Form der verzierten Wandscherbe im 1. Bild ist die eines Kugeltöpfchens. Die tauchen auch überall auf.
Die Keramik ist so weich, ungetrocknet könnte ich die zerstörungsfrei nicht mal mit einem Elfenschnurrbarthaar-Pinsel reinigen. Wenn ich sie aus dem Boden ziehe, ist sie so stark mit einem tonigen Lehm bedeckt, da erkennt man meistens nicht mal, ob verziert oder unverziert. Ein Archäologe hat mir mal gesagt: zuerst trocknen und dann mit Wasser und weichem Pinsel reinigen. Wenn man die getrocknete Keramik mit Wasser in Verbindung bringt, zischt das wie 'ne Aqua-Seltzer Anti-Dröhnungs-Tablette  :-D
Hier ist mal eine Pappschublade:



HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert