Kerbstichverzierte MA Scherbe

Begonnen von sven, 27. Juni 2009, 20:46:22

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sven

Hier eine außen graue, innen hellere hartgebrannte Scherbe mit, wie ich denke, Kerbstichfries. Mit Sicherheit Mittelalter. Kennt jemand Keramik mit ähnlicher Verzierung, die, wenn es geht eine zeitliche Zuordnug zuläßt?

Grafino


Grüß dich Sven,

meines  Erachtens eine Scherbe aus der Zeit der Karolinger ( so um 8 Jhd. bis noch knapp ins 10 Jhd. )
Die sogenannten ( frühen ) Badorfer Gefäße waren derart verziert. Die Gefäße liefen zeitlich und auch lokal parallel mit den bekannteren Reliefbandamphoren. Beide Warenarten fanden weit über die Badorfer Grenzen hinaus großen Absatz.

In welcher Region der deutschen Lande bist du denn fündig geworden?

Gruß
Guido

Grafino

Hier noch zur Verdeutlichung eine Abbildung eines solchen Gefäßes . :winke:

Gruß
Guido

Levante

Hallo Grafino,

Du hast im Grunde schon recht "ABER" :-).

Natürlich wurde derartige Keramik in der Zeit nicht nur in Badorf hergestellt, auch wenn nicht zu leugnen ist, das dies sicher einer der ersten auftretenden Töpferorte mit dieser Keramik war.

Daher sagen wir doch lieber Badorfer Art  :zwinker:.

Natürlich könnte es auch 13tes sein  :frech: :frech: :frech:

Grüße

Patrick
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

sven

Hallo, danke für eure Meinung. Gefunden habe ich die Scherbe in Sachsen. Da war zur Karolingerzeit wohl nicht viel los, zumindest hat man kaum was hinterlassen, was mit Sicherheit in diese Zeit gehöhrt. Im Umkreis von 10-20m habe ich noch ein Dutzend dieser Scherben (unverziert,aber deutlich von der Drehscheibe), schöne Randscherben und Henkelstücke gefunden. Ich denke hier eher an das 12./13. Jahrhundert. Aber aus dieser Zeit stammt hier das meiste von der slawischen Besiedlung und diese kenne ich mit Verzierung durch Wellenbänder.
Sven

Levante

Hallo

Na dann passt es ja alles zusammen, ins 12te/13te Jahrhundert :-)

Grüße

Patrick

P.S.

Eine genaue Aussage ist bei einer kleinen Scherbe leider meist nicht zu treffen.
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Grafino

Hallo Sven, Hallo Patrick,

ich denke das linke Gefäß trifft dann die Sache genauer :glotz:

Gruß nach Sachsen

Guido

sven

Na Bitte! Das könnte ja sogar das gleiche Laufrädchen gewesen sein. Mein Fund stammt aus der Nähe von Leipzig. Ist da zufällig vemerkt wo sich das Gefäß befinden könnte?
Vielen Dank!

PS: kann man den Beitrag umbenennen in Laufrädchenverzierte Scherbe?

Grafino


Dem Bericht von 1937 zu Folge befindet sich das Gefäß mit 14 weiteren gut erhaltenen dieses Typus im Stadtmuseum Leipzig.
Ob ein " Stadtmuseum Leipzig " nach wie vor wie in damaliger Form besteht entzieht sich meiner Kenntnis.
Wenn Du mir unter p.m deine Adresse nennst schicke ich Dir eine Kopie des Berichtes gerne zu.
Müsste für dich interessant sein.


sven

Hallo Guido,

vielen Dank für die Kopie! Sehr interressant, wie intesiv sich der Herr Kretschmar da mit der mittelalterlichen Keramik beschäftgt hat. Nun darf man aber nicht alles glauben, was gerade in dieser Zeit geschrieben wurde. Er schreibt selbst vom "Abwehrkampf gegen diese ausländischen Bestrebungen...". Man wehrt sich dagegen, daß ostelbisches Land von der Bronzezeit bis ins 13.Jh von Slawen besiedelt gewesen sein könnte. Den Nachweis kann aber auch Herr Kretschmar nicht erbringen da viele Keramik aus der Leipziger Gegend als slawisch angesehen werden muß. Die rädchenverzierte Keramik scheint jedoch nicht slawisch zu sein, was auf eine Vermischung der Völker hinweisen dürfte.
Ich werde mal versuchen, die Stücke im stadtgeschichtlichen Museum Leipzig aufzufinden. Sie können aber auch im Landesamt in Dresden oder in den Wirren des 2.Weltkriegs verschollen sein.

Viele Grüße
Sven

Levante

Hallo

Na die werden sich freuen.... :zwinker:

Grüße

Patrick
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Grafino


Hallo,

natürlich werden die sich freuen das jemand Interesse zeigt. Und spannend ist es zudem.
Ich drücke dir jedenfalls die Daumen damit du etwas in Erfahrung bringen kannst über die Gefäße, Sven.
Solltest du etwas über den Verbleib erfahren wäre ich neugierig zu erfahren welchen Weg solche Gefäße
von 1937 bis dato gegangen sind.

Gruß
Guido

Levante

Hallo

Verbleib.... ? Na die sind wech  :zwinker:  so wie immer  :belehr:

Aber auch ich hätte ein großes Interesse Neuigkeiten zu erfahren. So Wie Grafie schon gesagt hat ein sehr spannendes Thema.

Grüße

Patrick
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sven

Hallo

Ich war heute noch einmal an der Fundstelle. Habe wieder über 20 Scherben dieser Keramik gefunden, darunter eine, die ich euch hier vorstellen möchte. Die Verzierung passt wohl nicht ins 13.Jahrhundert? Die Scherbe ist genauso gemagert aber innen gelblicher. Aussen auch nicht blaugrau, eher braungrau. Und innen hell mit dunklen Sprenkeln.
Ich habe übrigens im stadtgeschichtlichen Museum angerufen. Die alten Sammlungen mittelalterlicher Keramik sind noch da. Allerdings verpackt, mal sehen, ob ich das Vergeichsstück mal zu Gesicht bekomme. Jetzt ist erstmal Urlaub angesagt.

Viele Grüße

Sven

sven

Hier mal noch das Foto der Zeichnung:

Levante

Hallo

Schöne Verzierung, jedoch habe ich so etwas bislang noch nicht gesehen.

Aber der Guido wird es bestimmt schon in einem Buch gesehen haben (unser Bücherwurm).

Bin mal gespannt was er dazu sagt :-).

Grüße

Patrick
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Grafino


Hallo,

leider ist mir zu dieser besonderen Scherbe aus der Fachliteratur kein vergleichbares Stück
bekannt.Ich halte eine Entstehung um 13 Jhd. für wahrscheinlich. Wäre interessant zu erfahren was der Archäologe dazu sagt und wie er sie zeitlich einordnet. Solche Reliefauflagen kennt man ja eigentlich erst später, aber die grobe Machart läßt halt auf eine frühere Entstehung schließen. Vielleicht liege ich ja völlig daneben. Wer hat noch eine Meinung?

Gruß
Guido

sven

Könnte es sich auch um ein Stück Ofenkachel handeln? Das Stück ist nur schwach gewölbt-fast plan. Die Verzierung dafür ist aber sicherlich zu klein. Die Scherbe ist ja gerade mal 4cm breit. Außerdem ist da noch dieser glänzende Punkt, der mich irritiert. Der Rest einer Glasur?

was meint Ihr dazu?

Sven

Levante

Guten Morgen,

Also Kachel könnte natürlich auch sein, es gab ja auch viel unglasierte Kacheln. Jedoch sind wir dann nicht mehr im 13ten Jahrhundert sondern eher im 15ten  bis 16ten.

Eine Kachel aus vergleichbarem Material ist mir hier in Hessen n och nicht untergekommen. Was aber nicht sonderlich verwunderlich ist.
Wenn man etwas andere Tone zur Verfügung hat, bekommt man natürlich auch andere Ergebnisse :-9.

Der Grafino wird sich in den nächsten Wochen leider nicht zu Wort melden können. Da er mit Frau und Kind in den sonnigen Süden gefahren ist :-(.


Grüße

Patrick
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

sven

Ich habe es geschafft!

Heute habe ich mir im Stadtgeschichtlichen Museum Teile der Sammlung mittelalterlicher Gefäße eines Herrn Näbes ansehen können. Dabei auch laufrädchenverzierte, und tatsächlich ein Gefäß, welches das gleiche Muster zeigt, wie meine Scherbe. Dieses Gefäß ist (bis auf den Boden) aus Scherben rekonstruiert. Auf dem dritten Bild zeige ich mal noch eine andere Laufrädchenverzierung.
Mit der anderen, filigran verzierten Scherbe bin ich noch nicht weiter. Ein derartig verziertes Gefäß war in der umfangreichen Sammlung nicht dabei. Hoffentlich finde ich mal einen Archäologen, der etwas dazu sagen kann.

Viele Grüße

Sven

Grafino


Hallo Sven,

schade das Leipzig doch etwas zu weit entfernt ist. Ich hätte mir die Sammlung gerne angesehen.
Das du dich so sehr bemüht hast ein Originalgefäß zu deiner Fundscherbe zu finden und
diese Bemühung auch belohnt wurde...Hut ab.

Gruß
Guido