Apothekerfläschen?

Begonnen von Silex, 03. Dezember 2005, 21:24:25

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Silex

Servus Leute,
dieses Teil stammt aus einem Bombentrichter des 2. Weltkriegs, der anschließend mit  Bauschutt der bombardierten Altstadt verfüllt wurde.
Kennt jemand solche Fläschen? Das Flügelende oben diente zum Drehen des ins Glasinnere führenden Pfropfens- der mit  2 keilförmigen gegenüberliegend Nuten versehen ist um  einerseits Luftzufuhr und andererseits den  Flüssigkeitsaustritt zu gewährleisten.
Die beiden Fortsätze an der Gefäßschulter kanalisierten den Luft- und Flüssigkeitsaustausch in die "Pfropfrinnen.
Arg alt wirds wohl nicht sein da man  2 "Nähte"  - hinten und vorne - erkennen kann

Zumindest war es ein Präzisionsportionierer der mich an Apothekerware denken lässt

Danke
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Tomcat

Ja, diese Flascherl kenn ich gut!
Habe selbst mehrere davon aus einer "Glasscherbengrube" gerettet.
Laut Erzählungen meines Opas waren in diesen Fläschchen Herztropfen-
wie der Kamm des Pfropfens schon andeutet ;)
So gegen Ende des vorletzten/Anfang des letzten Jahrhunderts hatten Tropfen,
Salben, Tinkturen und ähnliches hoch-bis unwirksames absolute Konjunktur- ähnlich wie heute.

mfg
Tct
Life burns!

Silex

Dank - Dir und Deinem Opa... Auf das Herz wär´ich nicht gekommen....

Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

tholos

ZitatLaut Erzählungen meines Opas waren in diesen Fläschchen Herztropfen-
wie der Kamm des Pfropfens schon andeutet.

Hallo zusammen,

das habe ich auch schon mal gehört, die Flaschen werden aber bestimmt für die unterschiedlichsten Stoffe benutzt worden sein. Eine mir bekannte etikettierte Tropfenflaschen enthielt z.B. Glycerin. Wenn ich mich richtig erinnere wurden die Flaschen 1885 patentiert. Auf dem Bild anbei (ganz unten) ist eine Flasche aus der Lamprechtshütte zu sehen. Aufschrift: LAMPRECHT`S / L-H (wohl für Lamprecht`s Hütte) / 20 (auf dem Boden, für 20 ml). Den Leiter des Museums in Gnarrenburg müsste man mal fragen, ob er die Bedeutung der Initialen/Buchstaben TK auf dem Fundfläschchen kennt.




Die Glasmacherkunst hat schon eine lange Tradition in der Gemeinde Gnarrenburg. Bereits Mitte des 18. Jh. wurde in Fahrendorf Glas hergestellt. Im 19. Jh. wurde in Gnarrenburg die Lamprechthütte aufgebaut, die zu internationalem Ruhm durch die patentierte Erfindung des Tropfenglases gelangte. Eine weitere Hütte entstand in Karlshöfen, deren Nachfolger ,,Brilliantleuchten" noch heute existiert, aber seit einigen Jahren nur nach Leuchten vertreibt.

Diese lange Tradition wird in einem Museum dokumentiert, das sein neues Domizil (früher in Augustendorf) im alten Bahnhof in Gnarrenburg gefunden hat. Hier werden Exponate gezeigt, wie Gerätschaften, die zeigen wie Glas früher hergestellt wurde, Produkte aus mehr als 150 Jahren Glasproduktion in Gnarrenburg und Dokumente aus den verschiedenen Glashütten.



Glasmuseum Gnarrenburg / Lamprechts Flaschen (Tropfenzähler)

Quelle: http://www.gnbg.de/_seite/seite_tourismus/index.htm


Gruß

tholos :super:


Silex

Danke Tholos, das mittlere Fläschchen des mittigen Bildes ist fast identisch mit meinem oben

bis bald

edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

tholos

Noch was für unser Archiv, der "Ur-Tropfenzähler". :-)


Silex

Tholos, Tholos entweder Du hast soviel Muße oder du zapfst an der Quelle oder .... alles miteinander.
Ich bin baff... und  äussersten Dank für Deine wunderbare Bringschaft

Selten so gefreut- hier-

Danke Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

BerndT

Hallo!!??

Ob hier noch jemand liest oder antwortet??  :kopfkratz:

Deine Flasche ich ein Tropfenzähler der Marienhütte, Hermann Lamprecht.
Das LH bedeutet : L = Lamprecht und H = Hirdes. Die Erfinder der Flasche.

Die 20 bedeutet 20 gramm.

Die Flasche wurden für viele verschiedene Flüssigkeiten verwendet.
Zuerst wurden die Flaschen für Augentropfen verwendet. Der Hirdes hatte ein Augenproblem.

BerndT

Ups... Sorry.. ich bin Neu

Die obere Flasche ist ein Tropfenzähler der Marke T.K.

T. = für Traube aus Berlin  K. = Kattentidt aus Gifhorn.
z.B. Patent No. 51689 ( Rest selber suchen !! *gg* )

Gruß Bernd :super:

Silex

Natürlich liest man hier mit ...auch wenn es schon ein "alter" (und vor allem eigener  Antwort-Such)- Beitrag ist.
Vorher hatte ich schon Deine "Vorstellung" mitbekommen, BerndT!
Kannst Du auch sagen wo die Dinger hergestellt wurden? Die Fundstelle liegt in der  mittleren Oberpfalz.
Anscheinend wurde der Trichter auch mit Drogerie/Apothekermüllresten aus der bombardierten Altstadt verfüllt... wir kamen viel zu spät zum Interesse an den zahlreichen Glasteilen....da war nämlich schon fast alles weggekarrt.
Schön dass du hierhergefunden hast...
Bis bald

Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

BerndT

Moin Moin

Tolles Interesse hier  :super:

Die Tropfenzähler wurden an 3 Hüttenstandort der Firma Lamprecht hergestellt.

1. Gnarrenburg ( Marienhütte )
2. Breitenstein
3. Immenhausen bei Kassel

Bei den Tropfenzählern aus Breitenstein wurde noch ein B mit ins Glas geprägt bzw eingegossen.

Das erste Patent, den L.H. auf dem Foto von tholos, hatten Hermann Lamprecht und Hirdes noch angemeldet.

Bei dem Tropfenzähler T.K. auf dem Foto von Silex wurde das Patent gekauft.

In Sachen Tropfenzähler und Glas der Lamprecht Hütten bin ich Fachmann *gg*
Wir haben einen Förderverein Glasmuseum Marienhütte e.V. in Gnarrenburg und dort bin ich im Vorstand..  :zwinker:

Ich habe aber interesse an vielen, was Glas und Keramik betrifft.
Mein Glück ist, das die Hütten nur ein paar hundert Meter von mir weg sind und ich Abends mal schnell mit dem Klappspaten suchen gehen kann...

Die Tage werde ich mal ein paar Fotos einstellen...


BerndT

Zu Silex...

Ist ja Interessant mit der Altstadt.

Früher haben die wohl alles schnell entsorgt wenn irgendwo ein Loch war *gg*
Wenn in Bremen Gräben ausgebaggert werden, dann gehe ich auch schnell mal hin.
Da habe ich schon einiges gefunden.

Bei mir hier vor der Tür ist der Oste-Hamme-Kanal. Ein Torfkanal aus dem früher Torfschiffe fuhren.
Der Kanal wird auch alle paar Jahre mal ausgebaggert.
Als schönstes Stück hatte ich dabei einen BugAnker für ein Torfschiff gefunden.
Natürlich auch sehr viele alte Flaschen, so um die Zeit 1880 bis 1920 hergestellt.

In Bremen wird derzeit ein altes Hafenbecken freigelegt.
Dort habe ich schönen Reste einer alten Flasche gefunden.

Und als dort in der Nähe noch eine alte Schlachterei abgerissen wurde, lag da auch noch eine alte Maggi Flasche ( eine der ersten ) rum.....

Hier noch ein Foto von meiner Tropfenzähler Sammlung.

(Mein erstes Foto hier. Ich hoffe, das das auch angezeigt wird. )



BerndT