Römische Keramik

Begonnen von Alexopex, 03. Januar 2015, 18:11:19

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Alexopex

Hallo Leute,

habe auf einem mir schon bekannten römischen Acker (nahe Rottenburg - Sw-Dt) eine Scherbe gefunden, die meiner Meinung nach römischer Herkunft ist. Mir ist ein solches Randstück bisher noch nicht untergekommen, weshalb mich dessen Herkunft (also von welchem Gefäßtyp es stammen könnte) interessiert.

Das Stück selbst hat die Maße 6 x 4,5 x 1 cm (L x H x B) und weißt eine typisch römische Magerung mit schamottierten Ziegelstückchen auf. Der Ton ist sehr weich und hat Riefen vom Glätten, die wohl darauf hindeuten, dass die Scherbe nie lasiert war. Was mich bisher noch stutzig macht, ist der rosafarbene Oxidationsrest, sowie die lilane Farbe auf der Rückseite.

Hoffe ihr könnt mir weiter helfen.


Ein gutes Neues Jahr wünscht  :winke:

Alex
si quid novisti rectius istis, candidus imperti; si nil, his utere mecum.

TeSi

Ich kann an der Scherbe nichts erkennen, was auf eine eindeutige römische Datierung schliessen liesse.

Alexopex

Hallo TeSi,

danke für deine Antwort! Meine "Bestimmung" (war ja nicht endgültig) beruht auf dieser Aussage:

"In der Tat gibt es aber 2 Hinweise, die uns hier weiterhelfen:
Unter der Glasur findet sich meist eine weiße Lasur, die sich auch hält wenn die Glasur abgeplatzt ist. Diese Lasur fehlt hier.. was ziemlich eindeutig darauf hinweist dass der Scherben nie glasiert war.
Desweiteren finden sich kleine (schamottierte) Ziegelstueckchen in der Magerung. Das ist typisch römisch....

Also unglasiert und römisch gemagert ... da schlägt das Datierungspendel ordentlich inRichtung Antike!"


Quelle: http://www.sucherforum.de/index.php/topic,64305.msg399651.html#msg399651

Kann gut sein, dass ich die Äußerung falsch ausgelegt habe. Was meinst du denn was möglich wäre, sprich eine mögliche Datierung. Aufgrund der Tatsache, dass sie sehr weich ist (was ich bisher nur bei meinen anderen römischen beobachten konnte) und der Magerung, habe ich es eigentlich ausgeschlossen, dass sie aus dem Mittelalter oder noch jünger ist. Kann man denn was zur Fom sagen oder geht da nichts?


Mit freundlichen Grüßen

Alex
si quid novisti rectius istis, candidus imperti; si nil, his utere mecum.

Mordar

#3
 :winke:
Das Stück ist in der Tat für roemische Gefäßkeramik mehr als atypisch. Das mag daran liegen, dass es sich bei dem Fragment um etwas anderes als ein Gefäß handelt ... Tubuli?
Ton und Machart würde ich ebenfalls roemisch einordnen. Aus den von Alexopex obengenannten Gründen.
:winke:
Gerd
The Benutzer Formerly Known As Wühlmaus

Lojoer

Also ich sehe nichts römisches an dem Stück. Ein Bruchstück eines Tubuli - ausgeschlossen.
Ja die Magerung - schamottiert - aber das ist ein zu schwaches Indiz und auch bis heute nichts außergewöhnliches. Im Gegenteil es ist schwierig nicht schamottierten Ton zu bekommen.
Gruß Jörg

Alexopex

Hallo Gerd und Jörg,

danke für eure Antworten! In praktisch keiner modernen Keramik die ich hier bisher gefunden habe, sind schamottierte Ziegelstückchen enthalten. Ebenso sind nur wirklich wenige von meinen Funden so weich wie dieses. Ein Bruchstück von einem Tubuli kann ich allerdings auch nicht nachvollziehen, evtl. aber mangels Vergleichsmaterial. Hättest du da was Gerd?

Bin mir praktisch 100 % sicher, dass es sich nicht um irgendwas Neuzeitliches (modernes) handelt, da mir sonst bei den Massen von moderner Keramik die dort rumliegen, so etwas schon mal hätte unterkommen müssen. Was gibt es denn für Alternativen zur römischen Herkunft?

Damit ihr mich nicht falsch versteht, ich will nicht irgendwas rein interpretieren, sondern mich nur mit dem was ich weiß konstruktiv einbringen.  :friede:


Mit freundlichen Grüßen

Alex


si quid novisti rectius istis, candidus imperti; si nil, his utere mecum.

TeSi

Um einen tubulus handelt es sich mit SIcherheit nicht, auch nicht um ein anderes Fragment Baukeramik. Vielleicht sollte man eine regional begrenzten Gefäßtyp in Betracht ziehen.

Lojoer

Hallo Alex,
ich will ja gar nicht ausschließen, dass es sich um römische Keramik handelt, aber wie Du ja selbst erkannt hast gibt es keine röm. Gefäße mit einem entsprechenden Rand. Möglicherweise ist es ja gar kein Gefäß, sondern sondern Teil einer Terakotta (Sockel etc.). Hat es den eine Wölbung, die auf ein Gefäß hindeuten.
Wenn es Teil einer Terrakotta ist, kann man suchen wie man will, man wird kaum was vergleichbares finden.
Gruß Jörg

Levante

#8
Huhu,

es handelt sich hierbei um ein Randfragment eines Rahmens einer Blattnapf-Kachel (Blattkachel). Zu datieren vom 16. bis in das 19. Jahrhundert. Von der Feinheit des Rahmens und des Scherbens gehe ich jedoch vom 16. oder 17. Jahrhundert aus. Der Rahmen befindet sich auf der Rückseite der Kachel. Er dient zur Befestigung der Kachel im Lehm. Er stellt somit das Gerüst des Kachelofens dar.

Ich verstehe jedoch wie du auf römisch kommst, der Scherben ist zwar oxidierend gebrannt, jedoch sehr weich, was für Kacheln untypisch aber nicht so selten ist.

Die Vorderseite der Kachel wäre quadratisch oder rechteckig, mit einem Rahmen und einem Motiv in der Mitte, meist bleiglasiert in schwarz oder grün.

Einige Beispiele wirst du hier finden:

http://www.furnologia.de/furnologia/Galerie/galerie_vorlagen/galerie_vorlagen_03_adonibesek.htm


Ich hoffe, ich konnte etwas weiter helfen.  :zwinker:


P.S. wir haben momentan leider zu wenig Zeit, dass ich mich im Forum einbringen könnte, da wir noch immer an den Grabungesberichten und Fundmeldungen aus dem Jahr 2014 schreiben. Und es leider schon wieder neue Grabungen für 2015 gibt welche wir beschreiben und genehmigen lassen müssen. Alles in allem viel zu viel Arbeit. :nono: :nono: :nono:

P.P.S. Ein frohes, gesundes und fundreiches Jahr 2015 wünsche ich euch allen.

P.P.P.S. ich möchte dir noch einmal explizit für deine guten Bilder und die Beschreibung danken. Sehr vorbildlich in wirtlich eine gute Arbeit. Es wäre wünschenswert wenn noch mehr User im Forum so arbeiten würden. Dies macht eine Ansprache der Funde wesentlich einfacher.  :super:


...... Zur Verdeutlichung haben ich noch einige Bilder gemacht. Die gezeigten Bilder betreffen jedoch keine Blattkachel sondern eine Gesimskachel. Etwas anderes hatte ich gerade leider nicht zur Hand, mein Fragment datiert in die 1560er bis 1580er Jahre. 
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Alexopex

Hallo Levante,

Wow, Danke für deine Antwort und das super Lob! Hätte nicht gedacht das man die Scherbe so genau ansprechen kann. Mit deinen Stichworten konnte ich bei meiner weiteren Recherche einige mir bisher unbekannte Stücke identifizieren. Habe vom genau gleichen Fundplatz noch die anghängte Keramik gefunden, welche wohl auch von einer solchen Blattkachel stammen könnte. Im Gegenstz zur ersten Scherbe ist diese sehr hart gebrannt und quarzig gemagert. Die Größe beträgt 3,5 x 2,5 x 1,5 cm (L x H x B) Was sagst du dazu?

Mit freundlichen Grüßen

Alex
si quid novisti rectius istis, candidus imperti; si nil, his utere mecum.

Levante

Huhu,

sehr schön, alles Kachelfragmente 17. bis 18. Jahrhundert, eventuell ist dort ein Kachelofen entsorgt wurden.
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Alexopex

#11
Hallo,

danke nochmal an alle für die Hilfe bei der Bestimmung! Find ich wirklich super wie das hier klappt  :super:

Habe ihr noch drei weitere Keramikstücke, bei denen ich eine nähere Ansprache suche. Vielleicht kann mir jemand von euch weiter helfen.

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,65401.msg406215.html#msg406215

Mit freundlicher Grüßen

Alex
si quid novisti rectius istis, candidus imperti; si nil, his utere mecum.