Keramik mit welcher Funktion?

Begonnen von animus, 11. August 2018, 13:09:55

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animus

Hallo zusammen

Ich finde es immer wieder schön etwas zu finden, wo man sich so garkeinen Reim drauf machen kann, was es ist ;)

Würde sagen das Teil ist relativ neuzeitlich (höchstens spätes Mittelalter). Die Funktion und was es mal gewesen sein könnte, ist mir echt ein Rätsel. Außen diese Runde Öffnung und innen dieser schmale Schlitz. War bestimmt auch nicht so einfach herzustellen. Den Stutzen zum trinken zu nutzen scheint mir nicht so logisch. Dann bräuchte es den schmalen Durchlass innen nicht, da man einfach das Loch kleiner machen könnte, wenn man weniger Durchlass möchte. Ein anderer Gedanke wäre etwas das ein Geräusch machen soll... natürlich hab ich mal reingepustet :-) Ein Geräusch gibt es nicht, fehlt aber wohl auch 95% zur ursprünglichen Form ;)

Irgendwie hab ich das Gefühl, das ist etwas garnicht so seltenes und jemand erkennt das hier sofort. Hat jemand eine Idee?

Daniel

Mordar

#1
 :winke:
Das wird der Gefäß Ansatz einer Stieltuelle sein. So was findet man an Grappen zb.
https://www.stadtarchaeologie-lueneburg.de/mag/rot-grap.htm

:winke:
Gerd
The Benutzer Formerly Known As Wühlmaus

animus

Zitat von: Mordar in 11. August 2018, 13:34:02
:winke:
Das wird der Gefäß Ansatz einer Stieltuelle sein. So was findet man an Grappen zb.
https://www.stadtarchaeologie-lueneburg.de/mag/rot-grap.htm

:winke:
Gerd

Na das ist doch wahrscheinlich schon des Rätsels Lösung. Danke dir.

Wenn es zum kochen benutzt wurde, macht es auch Sinn, dass innen dieser Schlitz ist. Sollte eben bestimmt nur das Wasser abgegossen werden, nicht der restliche Inhalt.

Daniel

Wiesenläufer

Zitat von: animus in 11. August 2018, 16:45:39
Na das ist doch wahrscheinlich schon des Rätsels Lösung. Danke dir.

Wenn es zum kochen benutzt wurde, macht es auch Sinn, dass innen dieser Schlitz ist. Sollte eben bestimmt nur das Wasser abgegossen werden, nicht der restliche Inhalt.

Daniel

Ähm, die Stieltülle war eigentlich nicht zum abgießen da, sondern "nur" der Griff/Handhabe. In die Öffnung konnte ein hölzerner Griff gesteckt werden, damit man sich nicht die Finger verbrennt.

Hier mal ein paar Tüllengriffe. http://www.sucherforum.de/index.php/topic,74336.0.html

Gruß
Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

animus

Hm ok, aber da macht es für mich keinen Sinn, dass es nach innen eine Verbindung gibt. Oder sehe ich das falsch?

Daniel

Wiesenläufer

#5
Die waren oftmals hohl aufgesetzt. Auf dem einen Bild von mir, links unten ist so einer. Man sieht noch die Verbreiterung bzw. den  Ansatz für den Topf und auch die Öffnung.

Ich schau mal ob ich noch eine Detailaufnahme machen kann. Würde sie dann bei Dir anhängen, wäre das OK ?

Hier mal ein Bild dazu.

Gruß
Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

animus


thovalo

#7


Guten Morgen!

Es ist gut zu sehen, das das Tonfragment aus ZWEI TEILSTÜCKEN zusammen gesetzt ist.  :glotz: Das findet man nicht an den Tüllen zur Aufnahme einer Handhabe aus Holz.

Die Keramik wirkt nach den Bildern hart gebrannt und scheint eher neuzeitlich zu datieren.

Ggf. ist das der Rest einer technologischen Keramik oder von Baukeramik?


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

animus

Zitat von: thovalo in 12. August 2018, 10:52:46

Guten Morgen!

Es ist gut zu sehen, das das Tonfragment aus ZWEI TEILSTÜCKEN zusammen gesetzt ist.  :glotz: Das findet man nicht an den Tüllen zur Aufnahme einer Handhabe aus Holz.

Die Keramik wirkt nach den Bildern hart gebrannt und scheint eher neuzeitlich zu datieren.

Ggf. ist das der Rest einer technologischen Keramik oder von Baukeramik?

lG Thomas  :winke:

Es macht mich auch etwas stutzig, dass es aus zwei Teilen ist und eben innen diesen Schlitz hat. Wobei generell die Erklärung der Tülle ja ganz gut passen würde.

Technologische Kermaik... hm... ich seh immer nur das kleine Dorf, wo es nur Landwirtschaft gab... allerdings fällt mir gerade ein, es gab auch mal eine kleine Brennerei. Das es etwas in diese Richtung ist wäre für mich auch noch denkbar.

Daniel

Mordar

 :winke:

Thovalo schrieb :
Zitat
Guten Morgen!

Es ist gut zu sehen, das das Tonfragment aus ZWEI TEILSTÜCKEN
Das sieht man in der Tat, aber nur am Tuellenansatz. Aus den anderen Fotos geht schon hervor das die Tuelle an sich aus einem Stück ist.
Ob diese Zweischichtigkeit am Ansatz eine Sollbruchstelle bei thermischer Belastung war, sei dahingestellt.
Einen Hinweis auf technische Keramik oder Baukeramik seh ich aber erstmal nicht...
Datierung wäre bei mir Pi mal Daumen frühe Neuzeit.
Die Tonart ist mir von Farbe und Brand auf jedenfall von Spätmittelalterlichen und neuzeitlichn Plätzen im Zusammenhang mit Grappen bekannt.

:winke:
Gerd
The Benutzer Formerly Known As Wühlmaus

Levante

#10
Hi,


wir sprechen hier anhand der Form und der scheinbaren Zweiteilung von einem Grapen mit Handhabe, von der Form ein Pfännchen.  Die Zweiteilung entsteht durch die An-Modellierung,  zur Hälfte an der Wandung und zur anderen Hälfte am Rand. Von der Form ein absolut typische Fundbeleg der Zeit um 1600.  Gegossen wurde hier nichts, da es sich lediglich um eine Handhabe und nicht um eine Tülle (Ausguss) handelt. Wenn man sich vorstellt wie die Handhabe am Grapen angebracht war erkennt man, dass im intakten Zustand keine Öffnung vorhanden war.

Der Link von Mordar ist leider irrenführend, da uns die Gefäßform aus dem Link nicht vorliegt.  


Anbei ein Beispiel aus der Stadtarchäologie / Nord Hessen.

LG

Patrick

P.S. der Tisch ist frei für weitere Funde...... :narr:
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

animus

Vielen Dank an alle für die Aufklärung des Rätsels. Und danke an Patrick für den Feinschliff :) Nachdem du geschrieben hast, dass das Stück innen ja beschädigt ist, ist es für mich auch ganz klar sichtbar, dass es innen ja einfach nur abgeplatz ist und es da garkeine Öffnung gab. Die zeitlich Einordnung macht es für mich zu einem noch schöneren Fund. Das Dorf zu dem der Fund gehört ist ja im 15.Jahrhundert würst geworden, wurde dann 1564 neu gegründet. Das Fundstück würde somit aus der Anfangszeit der Neugründung stammen, sehr schön :)

Daniel