Karolingerzeitliche "Millefioriperle": von Alexandria nach Brandenburg

Begonnen von thovalo, 25. Mai 2010, 14:42:51

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thovalo

 :winke:

Bei einem Ausflug in das Umland von Berlin entdeckte ich im Bereich der Bauplanungsfläche für einen Supermarkt eine riesige bronezzeitliche Siedlung bei "Groß Kienitz" (Kreis Zossen) und meldete die Fundstelle, mit Übergabe aller Funde, umgehend an das urgeschichtliche Museum nach Charlottenburg.

Bei der Oberflächenaufsammlung ärgerte ich mich über ein buntes "Plastikteil" das ich mit dem Fuß weggekickt hatte. Weil es sehr "hart" wegsprang hob ich es doch auf und hatte eine komische Glasperle in den Fingern.

Da ich mit der Perle gar nichts anfangen konnte und auch nicht ansatzweise einen archäologischen Aussagewert annahm, nahm ich sie unter "ferner liefen.." mit ins Rheinland. Zu einem Seminar in Bonn habe ich sie dann spontan mitgenommen, dort gezeigt und ....... es gab ein großes "Hallo", Literaturhinweise und die umgehende offizielle Nachmeldung an das archäologische Landesamt in Brandenburg!!!

Die Perle gehört zu einer seltenen Gruppe von Perlen in unterschiedlichen Ausführungen und "Varianten" als "Millefioriperlen" die, nur auf die Zeit des ersten Drittel des 9. Jhs. beschränkt, aus dem "Morgenland", vermutlich aus Alexandria in Ägypten, über die Schwarzmeerregion und möglicherweise auch über Venedig gehandelt worden sind. Die verwendeten Farben für diese Perle sind Weiß, Blau, Rot, Gelb und Grün. Grün liegt im Zentrum des gestreiften Mittelteils und in den Winkeln des Kreuzes und war in der Substanz offensichtlich empfindlicher und ist stark verwittert.

Das kurze Zeitfenster in dem diese Perlen bis nach Russland, Irland, Norwegen und den Wikingerhandelsplatz Birka gelangten, wird mit den intensiven diplomatischen Beziehungen Karls des Großen zum Kalifen von Bagdad, Harun al-Rashid, verbunden. Die politischen diplomatischen Beziehungen eröffneten für kurze Zeit einen Handelskorridor bis weit in das "Morgenland" hinein.


Vielleicht ist ja bereits schon Jemand über eine solche Perle "gestolpert" (die gibt es auch in zylindrisch zusammengesetzten Varianten, "zahnförmig" gezogen, kugelig usw.) oder findet noch so ein ungewöhnliches Belegstück!

LG   :winke:


Literatur: Acta Praehistorica et Archaeologica, 4. 1973, Verlag Hessling, Berlin 1975
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

Zitat von: thovalo in 25. Mai 2010, 14:42:51
:winke:



Vielleicht ist ja bereits schon Jemand über eine solche Perle "gestolpert" (die gibt es auch in zylindrisch zusammengesetzten Varianten, "zahnförmig" gezogen, kugelig usw.) oder findet noch so ein ungewöhnliches Belegstück!

LG   :winke:




Diese Perlen scheinen ja wirklich so selten zu sein und nur in herausragenden Fundzusammenhängen vorzukommen, wie in der Literatur beschrieben.

keiner hat ne zweite !   :super:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

stratocaster

Ist zwar eine ganz andere Zeitstellung, aber mir ist
im Neuen Museum in Berlin diese wunderschöne Kette aufgefallen
und wollte sie Euch zeigen.

Gruß  :winke:
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