Hilfe bei Scherbenbestimmung

Begonnen von phantomas, 06. April 2014, 11:38:31

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phantomas

Hallo zusammen

Habe auf einem Acker welcher für neolithische Funde bekannt ist dieses Keramikfragment gefunden. Ich denke es könnte neolithisch sein. Eure Fachkundige Meinung würde mich sehr interessieren.

Grüsse
Andreas

thovalo


Eine klare Ansprache bei so einem Fragment und bei diesen eher distanziert aufgenommenen Bildern nicht möglich.
Die Angabe zur Region ist nie unwichtig!


So nach dem allerersten Eindruck des recht akkuraten Flachbodenübergangs und der Tonmasse würde so ein Gefäßfragment auch gut in die Zeit des hohen Mittelalters passen können!


Neolithische Oberflächenfunde von Keramik sind in vielen Regionen vergleichsweise selten und wenn es sich nicht um verzierte Wandungsstücke, Knubben, Henkel, oder Randstücke handelt wird es recht schwierig sie klar ansprechen zu können!


lG Thomas   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

phantomas

Hallo Thomas

Ganz herzlichen Dank für deine Bestimmung!

Hab noch zwei Fotos angefügt. Auf dem einen sind Rillen zu erkennen...Drehscheibenware?

Gruss
Andreas

RichardJ

Wie thovalo schon geschrieben hat, ist das Stück in das hohe Mittelalter zu datieren.

Levante

#4
Huhu,

mich stören leider für eine Datierung in das Hoch-Ma. so einige Punkte.

Zum einen der relativ weich gebrannte Scherben in Verbindung mit der relativ groben Magerung. Auch scheint der Ton nicht sehr hochwertig verarbeitet zu sein.

Des weiteren kenne ich keinen Hoch-mittelalterlichen Ofen (2 Kammer Ofen) der eine solche Ware ausspuckt. Selbst die Dorftöpfer im Hoch-Ma. verstanden es eine feinere Ware zu produzieren.

Dies schaut eigentlich nach einem einfachen 1 Kammer Ofen oder nach einem Grubenbrand aus, wo man einfach keine so hohe Temperatur erzeugen konnte.

Vermutlich war auch der nicht verarbeitete, nur stark gemagerte Ton für eine höhere Brenntemperatur nicht geeignet.

Für mich schaut die Scherbe, ohne Kenntnis des Fundortes, bislang eher nach einer vor-geschichtlichen Ware aus.

Am ehesten was zwischen jüngerer Eisenzeit bis späte RKZ.
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

phantomas

Vielen Dank für Eure Einschätzungen. Die Scherbe habe ich von einem Acker welcher in der Gemeinde Aesch BL (Schweiz) liegt. Hier was Geschichtliches zur Gemeinde:

Von der Altsteinzeit bis zu den Römern
0000 v. Chr. - 15 n. Chr.

Mittlere Altsteinzeit (ca. 70'000 bis 35'000 v.Chr.)

    Funde in der Tierwohnhöhle bei der Schalburg, Knochenüberreste von Mammut, Nashorn, Löwe, Tiger, Bär, Wolf, Hirsch, Ziege, Murmeltier, Hyäne etc. zeugen von den Lebewesen in der Gegend von Aesch in der Altsteinzeit.


Jungsteinzeit (ca. 4'000 bis 2'000 v.Chr.)

    Ein grosses, aus mächtigen Steinplatten aufgebautes Massengrab, das Dolmengrab, zeugt von der Bevölkerung um Aesch in der Jungseinzeit. Der Dolmen enthielt die Reste von mindestens 47 Menschen, Silexspitzen und weitere Beigaben, die den Toten auf die Reise ins Jenseits mitgegeben wurden. (Die Funde sind heute im Heimatmuseum ausgestellt.)


Bronzezeit (ca. 2'000 bis 800 v.Chr.)

    Aus der Bronzezeit wurden Bronzeornamente aus der Wohnhöhle bei der Schalburg, Fragmente von Sicheln, Beilen, Lanzenspitzen, verschiedenen Zierblechen und "Gusskuchen" an der Lerchenstrasse und ein Bronzebeil im Schwimmbadareal gefunden.


Latenèzeit (ca. 500 v.Chr. bis Chr. Geburt)

    Aesch wird von Hallstattleuten und einem keltischen Volksstamm, den Raurachern, bewohnt. Im Jahr 58 v. Chr. ziehen die Rauracher mit den benachbarten Helvetiern nach Gallien und werden vom römischen Feldherrn Julius Cäsar bei Bibracte geschlagen. Die siegreichen Römer drängen ihnen auf dem Rückzug nach und nehmen von Land und Leuten Besitz.



Funde im Heimatmuseum Aesch

Die Römer sind da...

    Ein römischer Gutshof in der Tannmatt-Löhrenacker (Münzfunde) und ein Gutshof bei der röm.-kath. Kirche sind festgestellt worden. Eine weitere römische Siedlung wurde in der Nähe des Klushofes lokalisiert. Sicher noch im 4. Jh. waren "die Römer" in Aesch. In der Villa bei der Kirche fand man sogenannte Argonnensigillata, eine Geschirrsorte, die nur in dieser späten Zeit zu uns gelangt sein konnte. In der Klus wurden Reben aus der römischen Zeit gefunden.

Grüsse
Andreas

thovalo

Zitat von: Levante in 11. April 2014, 12:01:32
Huhu,

mich stören leider für eine Datierung in das Hoch-Ma. so einige Punkte.

Zum einen der relativ weich gebrannte Scherben in Verbindung mit der relativ groben Magerung. Auch scheint der Ton nicht sehr hochwertig verarbeitet zu sein.

Des weiteren kenne ich keinen Hoch-mittelalterlichen Ofen (2 Kammer Ofen) der eine solche Ware ausspuckt. Selbst die Dorftöpfer im Hoch-Ma. verstanden es eine feinere Ware zu produzieren.

Dies schaut eigentlich nach einem einfachen 1 Kammer Ofen oder nach einem Grubenbrand aus, wo man einfach keine so hohe Temperatur erzeugen konnte.

Vermutlich war auch der nicht verarbeitete, nur stark gemagerte Ton für eine höhere Brenntemperatur nicht geeignet.

Für mich schaut die Scherbe, ohne Kenntnis des Fundortes, bislang eher nach einer vor-geschichtlichen Ware aus.

Am ehesten was zwischen jüngerer Eisenzeit bis späte RKZ.


Ich würde da nicht mit halten wollen, aber das ist die Qualität der Diskussion.
Mehrere Ansichten aus verschiedenen Perspektiven!


:winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.