Hilfe bei der Bestimmung eines Gefäßes aus Keramik

Begonnen von bs-nitsch, 10. Mai 2015, 12:44:12

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bs-nitsch

Hallo,
ich habe aus einer alten privaten Sammlung ein Keramikgefäß bekommen. Das Einzigste was ich weiß ist, dass dieses Gefäß aus dem Raum Krausnick (Landkreis Dahme Spreewald) kommt.
Nach dem Boden und der etwas leicht schiefen Form handelt es sich nicht um Drehscheibenkeramik. Das Gefäß muss mal einen ca. 2,5 bis 3cm breiten Henkel gehabt haben der vom Lineinmuster bis zum Gefäßrand ging.
Die Verziehrung des Gefäßes besteht aus 4 Linien die um dass Gefäß verlaufen, nur unterbrochen durch den Henkelansatz. Es wäre schön, wenn mir jemand helfen könnte die evtl. Kultur und Zeitepoche herauszubekommen.
Vielen Dank

historia-invenire

Sieht für mich auf den ersten Blick nach Schnurkeramik aus.
Bin aber wirklich kein Fachmann. Mal abwarten was die Spezialisten meinen.
... und wer da sucht, der findet.....           (Matthäus 7; 8)

sven

#2
Wie hart ist denn die Keramik gebrannt? Wie sieht die Magerung aus?
Die Gefäßform scheint mir nicht sehr typisch zu sein, ich vermute aber, dass es sich um Keramik der früheisenzeitlichen Billendorfer Kultur handelt. Auch frühmittelalterlich-slawisch wäre denkbar, wenn der Scherben hartgebrannt sein sollte.
:winke: Sven

Levante

Bitte noch ein gutes Bild von der Boden Unterseite . :smoke:
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

bs-nitsch

Hier wollte ich nochmal ein paar Bilder vom Gefäßboden und von den Bruchkanten des Henkels bereitstellen. Aus meiner Sicht ist es kein Hartbrand.
Die Zusammensetzung des Materials ist relativ grobkörnig. Der Boden des Gefäßes ist ein wenig nach innen gewölbt. Das gesamte Gefäß wirkt leicht schief. Der Durchmesser des Bodens beträgt 9,5 cm.
Für mich ist die Form des Gefäßes etwas ungewöhnlich. Vielleicht fällt euch irgendetwas dazu ein. Vielen Dank.

sven

Magerung, Brand, überrandständiger Bandhenkel und Omphalosboden sprechen schon für Billendorfer Kultur, die Gefäßform ist wohl ungewöhnlich. Danke für die neuen Bilder!
Hier mal Vergleichsstücke: http://www.zao-niederlausitz.de/wp-content/uploads/2014/10/128_99_13.jpg
http://de.mittelalter.wikia.com/wiki/Datei:Billendorfer_Typus_RdgA_B1_Abb_44.jpg
:winke: Sven

bs-nitsch

Erast mal vielen Dank. Ich tippe auch auf Billendorfer Kultur (als Späthphase der Lausitzer Kultur). siehe Anlage: http://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/geschichte/ufg/pdf/lausitzer_kultur.pdf

Levante

Moin,  

Nie im Leben haben wir hier ein vorgeschichtliches Gefäß vorliegen,  mal abgesehen von den Fehlerand Merkmalen. Zur erhofften Kultur gibt es keinerlei  parallelen . So liederlich wie es gearbeitet ist am ehesten noch spät Mittelalter. Eventuell aber auch eine fast Rezensent Bauernkeramik wie sie noch lange im Torfbrand hergestellt wurde. Gerade die Lippe ist ein Indikator für etwas relativ modernes ,  ebenso wie der Fuß.

Mann könnte das Gefäß am ehesten als reduzierend, mittel hart gebrannte Grauware ansprechen ,  aber nicht als etwas vorgeschichtliches.
.
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

bs-nitsch

Also hinsichtlich der "Liederlichkeit" bei der Herstellung des Gefäßes auf ein mittelalterliches Gefäß zu tippen bin ich etwas anderer Meinung und habe mal eine Bild von einem Grabinventar der späten Billendorfer Gruppe (Niederkaina, Lkr. Bautzen), (Abb. Museum Westlausitz) beigefügt. Nur die Form des Gefäßes bereitet mir Kopfzerbrechen. Schade, dass der Henkel fehlt. das Bild habe ich aus http://www.archaeologie-online.de/magazin/fundpunkt/ausstellungen/2007/lausitzer-kultur/seite-3/ entnommen.

thovalo

#9


Levante hat vollkommen recht!


Das ist schlichte Irdenware im Reduktionsbrand als einfaches Gebrauchsgeschirr aus der Zeit des 13.-14 Jhs. n. Chr.
Mehr brauchte es in einfachen Haushalten des Mittelalters auch nicht.

Solche Dippen des einfachen Haushaltgeschirrs mussten nicht lange Zeit oder über Generationen hinweg halten.
Da war der Anspruch an Gleichmaß und Dekor deutlich reduziert.
Form und Dekor passen zum slawischen Umfeld.
Solche einfachen Stücke muten oft reichlich archaisch an.


Im link findest du ein absolutes Vergleichsstück aus Grabungsbefunden ......  

http://www.b-a-b.de/projekte/freyenstein_prh07077.html



lG Thomas  :winke:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Levante

Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Levante

Du musst noch viel lernen, aber nicht von mir.  :smoke:
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

bs-nitsch

Eigentlich bin ich nicht beratungsresistent, aber man kann es ja mal versuchen....  Also vielen Dank für eure Hinweise.

Bernhard

thovalo

Zitat von: bs-nitsch in 12. Mai 2015, 13:46:24
Eigentlich bin ich nicht beratungsresistent, aber man kann es ja mal versuchen....  Also vielen Dank für eure Hinweise.

Bernhard


Dem Anschein nach passen die komischen "Beutelformen" ja eigentlich auch ..... aber da sind noch einige Parameter mit zu berücksichtigen und dann landet man im hohen Mittelalter!

Ist doch auch nicht zu verachten .... finde ich!


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

bs-nitsch

Ja, da hast du recht. Es ist schön, wenn man bei so einem, relativ vollständigen, Teil so ungefähr das Alter und die Herkunft weiß. :-)

Levante

Gut gut,  ich kann es nicht lassen, die Beutelform ist in der zeit des 13./14. Jahrhunderts nicht ganz unüblich . Diese soll den Eindruck oder die Anlehnung an einen Leder Beutel erwecken. Mir sind einige Beispiele hierfür bekannt. In unserer kunsthistorisch Referenz Sammlung befindet sich ein vierpass in dieser Form  er fermirtelt die Form eines offenen, stehenden Geldbeutels,  Bilder folgen nach der Arbeit. 

Wenn Guido hier mitliest, kann er sicherlich mit Bildern  aus der Literatur dienen.
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

bs-nitsch