Handhabe eines Deckels aus reduziert gebrannter Irdenware.

Begonnen von mg38910, 02. Januar 2014, 13:26:46

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mg38910

Hallo Kollegen,

habe bei uns in Wolfsburg (Niedersachsen) einen Griff, vermutlich von einem Deckel, gefunden. Kann der näher von euch bestimmt werden?

Danke!


thovalo

#1


Das ist das Bruchstück eines einfachen Tondeckels, ein Produkt das in Niedersachsen zu den bekannten Elementen des Haushaltsgeschirrs
im Produktionsspektrum der dort gelegenen Topfereien reziert gebrannter Irdenware des 12. 13. Jhs. gehört.

Dem bildlichen Eindruck der Tonmasse und Brennweise folgend passt das gut in diesen Rahmen.


PS:


Die Ansprache als "Ösendeckel" könnte man zur Ansprache:

"Handhabe einen Deckels aus reduziert gebrannter Irdenware" optimieren.


Das Loch diente dazu den Deckel auf dem erhitzen Gefäß mit einem Stab oder Haken aus Holz oder Eisen bewegen zu können.



Ein nicht so häufiger Fundbeleg


:super:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo



Aus dem Rheinland sind solche tönernen Deckel als Produktionsbelege bislang nur aus einer einzigen Töpferei dieser Zeitstellung bekannt geworden.

Gegebenenfalls kann ich Dir daraus mal ein oder zwei größere Fragmente zeigen.

Die Deckel sind dort immer Einzelanfertigungen (was in dieser Zeit auch sonst) allerdings erstaunlich breit variierend in ihrer Ausführungen.
Bei deren Ausführung ging wohl "frei nach Schnauze", während z.B. die Herstellung der zeitgleichen Kugeltöpfe eine standardisierte reine Massenproduktion gewesen ist!
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

mg38910

Vielen Dank für die Erleuchtung

Den Titel habe ich dann mal angepasst.

Bilder sind immer gut und wenn du mir noch eine Literatur Quelle nennen kannst währe das auch nicht schlecht.

Als Newbie stell ich mich bei der Suche durch die einzelnen Medien doch noch recht dusselig an

Gruß der Micha

thovalo


Ich schau nach!
Es gibt auch noch die "Feuerglocken" oder "Feuerstülpen" mit Hebegriffen, doch das scheint hier in der Proportion nicht zu passen.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

mg38910

Hallo thovalo,

an eine Feuerglocke, Feuerstülpe glaub ich auch nicht so recht, es sei denn das währe eine sehr kleine Feuerstelle gewesen.

Und sollte da nicht die Innenseite schwarz sein (wenn in benutzung gewesen)?

Levante

Zitat von: mg38910 in 03. Januar 2014, 09:59:02
Hallo thovalo,

an eine Feuerglocke, Feuerstülpe glaub ich auch nicht so recht, es sei denn das währe eine sehr kleine Feuerstelle gewesen.

Und sollte da nicht die Innenseite schwarz sein (wenn in benutzung gewesen)?

Die Datierung und Beschreibung passt ganz gut, allerdings möchte ich eine Feuerglocke auch eher ausschließen, Deckel ist schon die richtige Ansprache.

Diese Deckelform ist mir aus Nord-Ost Hessen auch bekannt, aber leider bislang nur sehr fragmentarisch.

Eventuell hat da Konni sogar Fund belege in ihrem Töpfereisabwurf aus Almerode?
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Leseratte

Hallo,

ich habe diesen "Mickey Mouse Ohren" Deckel, der ist in der Form so ähnlich aber ohne Loch. Einen mit Loch habe ich bisher nicht gefunden.

Liebe Grüße
Konni
Ich kenn mich nur in Almerode aus.

Levante

Habe ich mich wohl getäuscht konni, aber ich habe selber mal etwas gesucht.

mein lieber bekannter Jochen Desel hat über die spät mittelalterlichen Töpfereien in Gottsbüren einiges verfasst.

Hierzu Bilder aus einem seiner Aufsätze.

Der Scherben ist von der Machart der Keramik aus dem Reinhardswald und speziell aus Gottsbüren nicht unähnlich.
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)