Hallstattzeit?

Begonnen von Silex, 14. Januar 2007, 19:06:05

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Silex

- obwohl ich seit 8 Jahren über dieses Acker stapfe (Urnenfelder- Hallstatt und ein wenig Frühlaténezeit) habe ich noch nie so eine seltsame Wandscherbe gefunden. Ziemlich groß- und - obschon vermutlich handaufgebaut - von  einer Präzision in der Gleichmäßigkeit der Wandungsdicke wie man sie bei dieser Herstellungsmethode kaum nachvollziehen kann. Ein weiteres Ausnahmekriterium ist die Härte und die daraus folgende hellklingende
Qualität dieses Fundstücks.
Daneben noch ein Hüttenlehmstück mit sichtbaren Einlagerungen und diverse Boden - und Bodenwandscherben, sowie eine verzierte Wandscherbe. Wenn jemand Einzelteile einordnen könnte wäre ich etwas klüger
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

... Detail des Hüttenlehms und Bodenfragment
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

Bodenwandfragmente und Randscherbe
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

und eine  WS mit  aufgesetzter Kerbleiste...
Alles aus 2 kleinen Bereichen mit ausgeackerter Grubenverfüllung.... und alles offen plan an der Oberfläche liegend... insgesamt 4 Kilogramm Keramik
Danke für die Geduld
Bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

wühlmaus

Hi Edi

zur oberen Wandscherbe:

In der Zeit der Fürstensitze (Späthallstatt - Frühlatene) schlug sich der Austausch mit der Griechisch-Mittelmeerischen-Kultur auch in den Töpferwaren durch. Eine Art Feingeschirr, dünnwandig und hart gebrannt, tritt auf. Zum Teil schon auf der schnell drehenden Töpferscheibe hergestellt, zum Teil aber auch auf einer langsam drehenden Scheibe, die es ermöglichte, Wulstkeramik zu "strecken" und sehr glatte Wandungen zu schaffen.
Bei aller Vorsicht (bist Du sicher, dass das Teil nicht mittelalterliches Faststeinzeug bzw harte Irdenware ist? Die sind stellenweise zwar nicht gedreht aber dünnwandig...) kann man die Scherbe mit dieser Entwicklung in Verbindung setzen. Das würde auch den "Unikum-Status" erklären. Feingeschirr, dass von einer eisenzeitlichen Metropole wie zB der Heuneburg, auf die eine oder andere Art einen Weg auf deinen Acker fand ...

ciao
das Wühlmäusle

Silex

Danke Wühlmäusle, das ist ein interessanter Ansatzpunkt für diesen speziellen Platz. Es ist ein sogenannter "Herrenhof" und nur wenige Kilometer entfernt wurde an einer Altstraße,  vor 100 Jahren, in einem Grab eine etruskische Schale gefunden. Diese Straße führt genau auf diesen exponierten Platz - die Fundstelle dieser Wandscherbe- zu. Dies wäre eine Möglichkeit für das Auftreten untypischer Drehscheibenware an diesem Ort die mir noch gar nicht in den Sinn gekommen ist (die gedrehte Ware  wurde bei uns erst ab ca. 400 v. Chr. nachgewiesen)- obwohl  es fast nahegelegen wäre.

Mittelalter schließ ich aus. Den Platz kenn ich wie meine Hosentasche- ich schätze dass 1000 Stunden nicht reichen, die ich dort verbracht habe-
und ich weiß was ich finde wenn ich in ein bestimmtes Areal gehe- aber dieses Ding ist eine absolute Ausnahme
Danke Wühlmäusle für Deine interessante Ideen- und Wissensgabe
Ich meld mich wieder wenns amtlich wird...

Danke,danke,danke
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.