Wenns mal wieder länger dauert, späte Aufarbeitung eines Fundkomplexes aus 2011

Begonnen von Levante, 08. Dezember 2017, 18:26:19

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Levante

Guten Abend,

anbei etwas Material einer Baubeobachtung aus dem Jahr 2011. Die Fundbergung ist meist das kleinere Problem, die Bearbeitung kann aber durchaus etwas dauern.  :smoke:

Da wir dieses Jahr nicht viel Material von unseren Feldbegehungen zu bearbeiten hatten, hatte ich nun etwas Zeit einige ältere Fundkomplexe aufzuarbeiten. Hierbei handelt es sich zumeist um Keramik des 12. bis 14. Jahrhunderts. Ein Großteil der Funde wurde bereits archäometrisch bearbeitet und geht nun nach der näheren Ansprache an das Amt.  

Die Funde und Befunde sowie deren Bearbeitung aus unseren Baubegleitungen in diesem Jahr haben wir bereits als mehrjährige Projekte angemeldet.  :engel:

Bilder von einzelnen Funden (Keramikfragmenten) gerne später.

LG

Patrick
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Levante

So...

.. nun habe ich etwas Zeit.

Besonders interessant an diesem Fundkomplex ist, dass bis auf das jünger Material aus dem Aushub, ausschließlich Material des späten 12. bis 14. Jahrhunderts vorliegt. Interessant ist auch, dass hier relativ viel Glas enthalten war, Fragmente von Gläsern ( Kelchgläsern), Flaschen in allen Größen und Fensterglas.
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Levante

Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

thovalo



Naja, das ist eben alter Hausmüll!

Was ich bemerkenswert finde ist das mit einem Rollstempeldekor verzierten winkelig abgeknickten Rand.
Erinert mich sehr und eher an karolingerzeitliche Traditionen.

Aber vielleicht wiesst Du da mehr?


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Levante

Zitat von: thovalo in 12. Dezember 2017, 19:04:52

Naja, das ist eben alter Hausmüll!

Was ich bemerkenswert finde ist das mit einem Rollstempeldekor verzierten winkelig abgeknickten Rand.
Erinert mich sehr und eher an karolingerzeitliche Traditionen.

Aber vielleicht wiesst Du da mehr?

lG Thomas :winke:

Moin Moin,

ja und nein, die Tradition wird schon passen. Jedoch ist diese auch recht typisch für die Feinkeramik im 12. jahrhundert. Ob es da auch älteres Material gibt können wir aktuell nicht bestätigen aber auch nicht verneinen. Ältere Funde als so um 1150 konnten bislang nicht beobachtet werden. Sowohl was den Siedlungsabfall als auch das Töpferhandwerk angeht.
Nach aktuellen Forschungsansätzen wird es aber zu dieser Zeit keinen eigentlichen Töpferort gegeben haben, sondern eher  einzelne Werkstätten welche an einem der Bäche aufgereiht waren.

Es wurden  im 19. und 20. Jahrhundert enorme Erdbewegungen im gesamten Umfeld um den Hirschberg durchgeführt. Daher ist fraglich ob entsprechende Schichten noch vorhanden sind, oder ob man überhaupt eine Chance hat solche Schichten antreffen zu können. Wenn man sich den LIDA Scan vom Hirschberg und von Großalmerode mal ansieht erahnt man mit welchen Problemen man bei der Feldforschung zu kämpfen hat.


Da aber die entsprechenden Tone auch schon früher zugänglich gewesen sein müssen, wäre wohl wahrscheinlich, dass es auch eine ältere Produktion gegeben haben könnte. Bislang wurde wohl einfach noch nicht die richtige Stelle aufgedeckt und auch nicht das entsprechende Material archäometrisch untersucht.
Aktuell bearbeite ich einen Fundkomplex aus Eschwege mit Keramik aus dem entsprechenden Zeitraum, etwa 35 km entfernt und fast alles mit den Spurenelementmustern von Großalmerode, was auf die Entfernung nicht verwundert.

Jedoch haben wir hier auch Material des 9./10. jahrhunderts vorliegen, hierbei handelt es sich aber um reduzierend gebrannte, mit Quarzsand gemagerte Irdenware. Unsere bisherigen Messungen haben dieses Material bislang noch nicht erfasst. Und da die Funde zunächst ins Amt gehen werden wird dies wohl noch etwas dauern.

Also noch etwas Arbeit für die Zukunft. :smoke:

Wenn ich darüber nachdenke erklärt sich wohl warum ich kaum noch Metallfunde vorstelle.  :-D

LG
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Kunckel

Hallo Levante, vielleicht doch mal einiges zu den Glasfunden:
Es sind Reste mit rolliertem Faden und abgeknickt, was auf Stangengläser hinweist. Der Rest Medizinfläschchen und Gefäße sowie Fensterglas.
Keine ausgezogenen Nuppen, was auf 12.-frühes 16.Jahrhundert hinweist. Mehr kann ich nicht dazu sagen.
Grüße aus dem verschneiten Kiel
Peter
Carpe Diem und wie passen Glas und Gewichte zusammen ?

Levante

Zitat von: Kunckel in 13. Dezember 2017, 18:51:24
Hallo Levante, vielleicht doch mal einiges zu den Glasfunden:
Es sind Reste mit rolliertem Faden und abgeknickt, was auf Stangengläser hinweist. Der Rest Medizinfläschchen und Gefäße sowie Fensterglas.
Keine ausgezogenen Nuppen, was auf 12.-frühes 16.Jahrhundert hinweist. Mehr kann ich nicht dazu sagen.
Grüße aus dem verschneiten Kiel
Peter

hallo Peter,

ich habe gehofft von dir etwas zu hören.

Da die Keramik vom späten 12. bis 14. Jahrhundert, datiert welche ebenfalls aus der Schicht stammt, scheint doch alles schlüssig zu Passen. Danke für deine Einschätzung.  :super:

LG

Patrick

Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Levante

Soo...,

Professor Stephan hat die Glasfunde etwa vom 14. bis 16. Jh. Datiert. Mein Archäologe hat diese Einschätzung bei der Vorlage der Funde geteilt. Da habe ich wohl geringfügig falsch gelegen. So was gibt es halt auch mal.  :smoke:

LG
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)