Scherbe mit Loch

Begonnen von Tonscherbenfreak, 19. November 2010, 14:52:35

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Tonscherbenfreak

Dieses Ding lag so am Feld. Scheint ziemlich alt zu sein, hat auf jeden Fall noch keine Töpferscheibe gesehen. Es erinnert mich irgendwie an die riesigen Vorratstöpfe. Aber wozu kann dann das Loch dasein. Kann jemand helfen?
Liebe Grüße

steinwanderer

Moin Tonscherbenfreak,
ich habe selbst eine Tonscherbe mit einem gebohrten Loch auflesen können. Bei den Archäologen nachgefragt, wurde mir mitgeteielt, das es sich um den Teil einer Reperaturnaht handelt. Wenn ein Vorratsgefäß die ersten Risse wurden diese durch zusammennähen am Weiterreißen gehindert.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

thovalo

 :-)

Es gibt dennoch auch urgeschichtliche Gefäßkeramik die durchgehende Löcher als Dekorform oder Aufhängevorrichtung besessen habe! Da Du in einem recht "exotischen" Raum unterwegs bist müsstest du dich eher mal selber in der Literatur Deiner Region umsehen!


LG  thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Grafino


Hallo und guten Abend,

Eleonore Landgraf beschreibt in ihrem ( empfehlenswerten ) Buch: "Die ornamentierten Fliesen des Mittelalters"
frühe Fliesen die über einem oder mehreren, zumeist am Rand eingebrachten, Löchern verfügen.
Man vermutet hier eine Herstellungsbedingte Maßnahme. ( Um das Reißen, bzw. Brechen während des langen Brennvorgangs zu vermeiden )

Deine Scherbe erinnert mich an der ( noch erkennbaren ) Form, der Stärke und auch der Farbe an die frühen MA-Fliesen.

Viele Grüße
Guido

steinwanderer

Die Scherbe von Tonscherbenfreak ist aber erst nach dem Brand durchbohrt worden.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

Grafino


Da hast du nach genauer Betrachtung recht - somit passt meine Vermutung leider gar nicht mehr  :besorgt:
LG
Guido

Grafino


...hier dann trotzdem mal die Löcher die ich gemeint hatte :winke:


steinwanderer

Hier noch ein Bild meiner neolithischen Keramik.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

Tonscherbenfreak

Hab am Samstag noch ein Scherbe mit Loch gefunden, viel dünner als die erste. Ich werd versuchen, diese Woche mal ein Bild reinzustellen.
Viele liebe Grüße und schönen Sonntag noch

sammy2011

also soweit ich weiß können löcher tatsächlich als reperaturmaßnahme eingebracht werden....dann kann man zwar kein wasser o.ä. mehr transportieren, aber das gefäß bleibt intakt, nach farbe,stärke und magerung sag ich einfach mal neolithisch.

Tonscherbenfreak

Super, danke! Aber sag, was sollte damit repariert werden? Meinst Du, dass Scherben mit dieser Farbe immer neolithisch sind? Davon hab ich nämlich schon kistenweise.
lG und schönen Abend

sammy2011

naja ich denk mal damit wurde das gefäß irgwie noch zusammengahlten bevor es auseinander fällt...so blöd wies klingt....aber das ist halt auch irgwo schade an der sache....man wird nie genau sagen könne warum was wie gemacht wurde...
also von der farbe her würde ich keine garantie geben...linien und stichband die ich in der hand hatte waren dunkler...naja kommt halt echt drauf an wie gebrannt wurde, und gemagert...und natürlich wofür genutzt.....siehe die vergelcihsweise "hässliche" siedlungskeramik....oft unverziert und grob, und dann die feinkeramik...evtl für kultische zwecke oder als statussymbol.....da kann man soviel interpretieren....schlimm schlimm^^

steinwanderer

Moin Susanne,
es wurden nicht nur Flüssigkeiten in den Töpfen aufbewart. Der Getreidelagerung wird es wohl noch eine Zeitlang gedient haben.
Ich weiß ja nicht aus welchem Landkreis Du kommst. Bei mir tritt diese grobgemagerte auf neolithischen Plätzen auf. Am Aussagekräftigsten für die Bestimmung sind Randscherben und verzierte Stücke.
Wenn sie von einer kleinen begrenzten Stelle stammen, lohnt sich der Versuch sie wieder zusammenzufügen. Eine schöne medititative Arbeit für die fundlose Zeit.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

Tonscherbenfreak

Hi Sammy! Hi Steinwanderer!
Danke erstmal für die Hilfe. Ich bin aus Niederösterreich. Bei uns sind die Äcker voll mit dem Zeug, es gibt aber für die ganze Region nur einen Archäologen - und der ist a. schon ein ältlicher Herr und b. er düst von einer Notgrabung zur nächsten. Ich hab im Moment so ca. 80 kg Tonscherben zuhause, von "Uralt" bis "Vorgestern", aber erst 2 Stücke gefunden, die zusammenpassen würden. Verzierte Stücke gibt es leider nur sehr wenige. Meine Gegend war nachweislich seit der Jugensteinzeit durchgehend besiedelt - wobei auch alles mögliche in Kriegszeiten durchgekommen ist (zB hab ich einen Teil einer preussischen Wasserflasche von 17undnochwas. Ich würde die Sachen gerne näher datieren und zuordnen können - naja, nur noch 10 Jahre bis zur Pension  :zwinker:
lG, Susi

Marienbad

Moin Leute,

das Zusammennähen von Töpfen war von dem Neolithikum bis ins 19 Jahrhundert üblich.
Nicht nur bei totalzerstörten Töpfen sondern auch leicht angeschlagene, gerissene Pötte
wurden so gehandhabt. Neuzeitlich war es einfacher Eisendraht.

:winke:  Manfred