kleiner Flakon,etwas älter

Begonnen von fynnluca, 27. August 2006, 16:38:08

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fynnluca

na sowas findet man nicht alle Tage  :cop:
ob ihrs glaubt oder nicht,man riecht tatsächlich noch etwas,ich würd sagen wie ein schlechtes Aftershave  :narr:

Beifunde waren 1750-1945,tippe aber mal auf um 1900,richtig?
im Glas sind noch schöne Lufteinschlüße zu sehen,dürfte dann wohl Handarbeit sein,oder?

tholos

Hi fynnluca,

schöner Fund!
Ein ähnliches Stück habe ich bisher noch nicht finden können. Wie sieht der Boden aus?

Gruß

tholos :super:

fynnluca

#2
kommt sofort

tholos

Tja, für mich schwierig zu datieren. Mal abwarten, was Rambo meint. Mit dem von dir genannten Zeitraum (um 1900) könntest du richtig liegen. Für mich bleibt die Frage, wann das Stück frühestens entstanden sein könnte.

Rambo

Und schon ist er da der Rambo
Ich kann mich einfach nicht mit Flakon anfreunden
Ich tippe eher auf was Medizinisches. Die Pipette würde da auch ganz gut passen.
Dann hat der Verschluß ein Rundgewinde. Also muss die ,,Flasche maschinell hergestellt worden sein. Gut es ist eine aufwendigere Art der Herstellung könnte also auch Pressglas sein aber Flakon nö, wie gesagt glaube ich nicht wirklich.
Auch der ganze Schraubverschluß macht für einen Falkon nicht wirklich Sinn,  durch das Rundgewinde würde sich der Duftstoff verflüchtigen.
Nun zur Datierung:
Das ist noch nicht irisiert, es ist sehr rein, die Lufteinschlüsse sind soweit ich erkennen kann eher im Bodenbereich das ist jedoch Herstellungsbedingt, es wurden ja 2 Farben verwendet, die Pipette sieht etwas älter aus als sie sein dürfte. Alles in allem max. so um 1900 würde ich dem Flascherl geben.
Gruß Rambo
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn

tholos

Hi Rambo,

an Pressglas glaube ich nicht. Siehe z.B. den unregelmäßigen Fuß- und Kopfbereich, sowie das unregelmäßige Gewinde. Eventuell haben wir sogar ein Abriss am Boden.

Gruß

tholos :super:

fynnluca

Zitat von: Rambo in 27. August 2006, 21:03:46

Auch der ganze Schraubverschluß macht für einen Falkon nicht wirklich Sinn,  durch das Rundgewinde würde sich der Duftstoff verflüchtigen.


die konische Form der "Pipette" dichtet sehr gut und sitzt auch sehr stramm drin.ist das Glasstäbchen nicht dafür da,
das Parfüm im Halsbereich zu verteilen? so kenns ich eigentlich

tholos

Ja fynnluca,

solche Schliffstopfen finden wir auch oft im Chemiebereich, gut eingeschliffen dichten sie sehr gut ab. Bei manch altem Stück lässt sich der Stopfen nur noch durch einen kleinen Trick entfernen. Ich meine eine ähnliche Verlängerung am Stopfen/Glasstäbchen auch schon bei einem alten Flakon gesehen zu haben. Im Netz gab es vor Jahren mal eine gute Seite der Flakon-Sammler, leider finde ich sie nicht mehr wieder.

Gruß

tholos :super:

Rambo

Bis jetzt war es eine Vermutung aber mir  fehlen einige wichtige Informationen. Sind die blauen Streifen erhaben, oder sind sie nicht fühlbar. Kann man einen Übergang zwischen dem Gewindeteil und dem Glas erkennen. Sind die Lufteinschlüsse tastbar. Kann man einen Abriss erkennen und wurde auch der oberer Teil der Mündung geschliffen.
Kann man auf dem Glasstab außer auf dem Konus Schleifspuren erkennen vor allem am unteren Ende des Glasstabes 
Das ist wichtig um die Herstellung besser erklären zu können.
Gruß Rambo
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und das Schlechte still verzeihn

fynnluca

Zitat von: Rambo in 29. August 2006, 14:21:51
Sind die blauen Streifen erhaben, oder sind sie nicht fühlbar.
nicht erhaben,nicht zu fühlen

Zitat von: Rambo in 29. August 2006, 14:21:51
Kann man einen Übergang zwischen dem Gewindeteil und dem Glas erkennen.

nein

Zitat von: Rambo in 29. August 2006, 14:21:51
Sind die Lufteinschlüsse tastbar.
nein

Zitat von: Rambo in 29. August 2006, 14:21:51
Kann man einen Abriss erkennen und wurde auch der oberer Teil der Mündung geschliffen.
ja und nein (soweit ich das als Laie beurteilen kann)

Zitat von: Rambo in 29. August 2006, 14:21:51
Kann man auf dem Glasstab außer auf dem Konus Schleifspuren erkennen vor allem am unteren Ende des Glasstabes

nein


Rambo

Ich bin mir fast sicher, das es eine Mischung aus Mundgeblasenen Glas und maschinell gefertigtem Glas handelt, was wiederum sehr interessant zu sein scheint und  warum ich an kein Flakon glauben kann und will.
Aber es handelt sich allem Anschein nach  um ein Glas welches händisch/ maschinell hergestellt  und dann von Hand veredelt wurde. (Nach Bildern ist es immer schwer wirklich was 100% sagen zu können)
Mögliche Herstellung: (Meine Vorstellung wie man so ein Glas herstellen könnte, sie muß allerdings nicht stimmen)
Zuerst wurde ein  Glas im Pressglasverfahren erzeugt, welches sozusagen ,,NUR" aus dem Gewindeteil und einem Glashohlkörper bestand. Über dem Gewindeteil war allerdings noch ein Glaskörper der zur Aufnahme der Glaserpfeife gebraucht wurde.
Das war wichtig, da man händisch kein Gewinde auf Glas herstellen kann wie wir später sehen werden.
Auf dieses  ,,Gewindeglas" wurde nach dem neuerlichen Erhitzen durch den Glaser  die blauen Glasstreifen aufgetragen. Man kann das sehr gut erkennen, der Glasbläser hat das Glas nach rechts gedreht daher ist bei einem blauen Streifen der blaue Glasstreifen nach rechts ausgewandert.
Jetzt konnte der Glaser nach einem neuerlichen Erhitzen des Glases das Gewindeglas in einer Form (Es handelt sich beim Mundblasen meist um Holzformen, welche mit Wasser gekühlt wurden) so weit aufblasen, bis es die fertige Form hatte. Wichtig war es allerdings, das der Glasbläser die Flasche nicht zu früh gedreht hat, sonst würden die blauen Streifen verwaschen oder als Schlieren um das Glas herumlaufen. Der ,,Eintrager" hat sicherlich das Ganze mit Wasser gekühlt um zu verhindern, das zu viel Glas zum Boden absinken kann. Bei so kleinen Gläsern ist es für den Glasbläser nicht schwer das Glas zu blasen ohne das ganze zu drehen.
Ich habe selbst einige Gläser ,,geblasen" bei kleinen Gläsern kann man ohne viel Mühe eine Form ausblasen ohne das Glas viel zu drehen. Lediglich zum Schluß des Blasvorganges wurde das Glas in der Form die übrigens UNTER dem Gewinde war gedreht um den Stoß der  beiden Formenhälften wegzubekommen. (Da wo die Formenhälften zusammenkommen entsteht meist ein ,,Stoß" eine NAHT die man durch drehen wegbekommt, daher haben zB Bierflaschen oft eine Naht, hier wird das Glas oder die Form auch nicht gedreht, sondern das Glas in eine Form geblasen)
Als nächster Schritt hat man das Glas von der Pfeife getrennt und  es wanderte in den Kühlofen.
Der Nächste Schritt war das abschleifen des Vorstehenden Glasteils ÜBER der Mündung und das Schleifen des Innenkegels für die Aufnahme des Glasstabes. Diese Schleifen kann wiederum von einer ,,Maschine" erfolgen, nur so erreicht man einen exakten Innenkegel.
Jetzt hatte man bereits ein Glas fast fertig. Übrigens der Mündungsbereich war wurde bewusst ,,stärker" gefertigt da beim Schleifen ja Material verloren geht.

Das Glasstäbchen:
Auch das Glasstäbchen wurde zuerst im Druckglasverfahren hergestellt, Die Rillen sind zu gleichmäßig und laufen um das ganze Stäbchen herum und man brauchte auch noch  einen sehr exakten Kegel um diesen Schleifen zu können und ich kann auch keine Abdrücke auf dem Drehteil erkennen, diese müssten aber vorhanden sein wenn der Glaser mit einer Glaszange den Teil flachgedrückt hätte. Auch das Ende des Glasstäbchens ist exakt rund, ich kann keine Schleifspuren (Fynnluca auch nicht)  daran erkennen und wenn es geschliffen wurde, so müsste es sehr fein geschliffen worden sein, was wiederum die Rillen an welchen  die Flüssigkeit einmal haften soll,  verletzen kann, was auch nicht unbedingt das Wahre ist. 
Jetzt wurde der Konus des Stäbchen  passgenau in den Innenkonus eingeschliffen.
Der Glaskonus dichtet unbestritten vorzüglich, man kennt das ja von den Apothekergläsern. Wozu also noch diese Metallkappe mit einem Gewinde. Sie dient lediglich zur Sicherung des Glasstabes damit der nicht herausfallen kann. Was sowieso Unsinn ist, oder nur eine Absicherung gegen ungewolltes Öffnen der Flasche darstellen kann, da der Konus (hier stimme ich mit euch überein die Kegelpassung passt so  exakt und sitzt auch sehr fest  Es kann sogar vorkommen, das solche Glaskonus nur durch drehen gelockert werden können, daher die Drehvorrichtung auf dem Glasstäbchen.. 
Nun zum Gewinde:
Kein Glasbläser kann ein Gewinde von Hand anfertigen
Der Glasbläser muß die Flaschen drehen um eine runde Form zu erreichen. Wie soll er nun ein Gewinde herstellen können welches auch ,,funktioniert" das Gewinde hat bekanntlich eine vorgegebene Steigung die man mit freier Hand niemals erzeugen kann.
Von Hand geht da also nichts, man muß ja auch bedenken, das das Gegengewinde auch  passend gefertigt werden muß. . Es gibt auch keine Form die ein Glasbläser benutzen könnte, das geht schon deswegen nicht, da das Glas bei der Bearbeitung zumindest zähflüssig ist. Wenn man nun eine Form benutzt, kann man nicht nach einer oder zwei Drehungen der Glaspfeife aufhören. Man kann so was nicht einfach aus einer Form nehmen, das Glas würde weiter rinnen bzw.  das Gewinde würde ungenau verzogen oder verzerrt werden.
Also hat man das Gewinde vorgefertigt und das geht wieder nur in einer Glasform, die ,,steht" Beim Pressglasverfahren wird weder die Form noch das Glas gedreht, es wird lediglich eine bestimmte Menge Glas in eine Hohlform gegeben und mit Pressluft an die Form gepresst. (Hier handelt es sich um eine Metallform um eine möglichst hohe Standzeit zu erreichen) Hier kann man auch so komplizierte Formen wie ein Gewinde herstellen, das Gewinde wurde einfach in die Form gedreht und schon hatte man den genauen Durchmesser und ein Gewinde mit allem was ein Gewinde eben braucht. Rundgewinde eignen sich besonders für eine einfache Herstellung.
Das Rundgewinde ist eine ,,moderne Gewindeform" , welche im Grunde genommen nur für einfach Gewinde Anwendung findet, Diese Gewindeform kann man auf JEDER modernen Flasche finden, sie ist einfach in der Herstellung, sie hat den Vorteil das sie nicht eckt aber auch den Nachteil das sie keine großen mechanischen Belastungen standhält. (Das kennt jeder der eine Flasche mit einem Gewindeverschluss geöffnet hat und den Verschluß dabei überdreht hat) Man kann so etwas allerdings nur maschinell herstellen in unserem Fall  eben mit Press -oder Druckglas.

Ich vermute noch immer diese Glas wurde entweder im medizinischen Bereich oder  in der Chemie oder ähnlichem benutzt. Die blauen Striche dienten dabei zu Kennzeichnung von Flüssigkeiten die man da drinnen hatte. Glas ist gegen ,,fast" alles Säuren resistent und daher ein ideales Gefäß für Säuren und Laugen.
Alles in allem also ein sehr aufwendiger Arbeitsprozess  so ein Glas zu einer sagen wir teuren Angelegenheit machen kann.
Bei der Datierung bleibe ich bei nicht vor 1900 eher später. Das Glas wurde Teilmaschinell hergestellt,  was an die Anfangszeit der Pressglaserzeugung schließen lässt. Man hat dem Mundbläser noch mehr vertraut als der Maschine.
Gruß Rambo
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn

fynnluca

wow,da hast dir aber die Finger wundgetippt bei der ausführlichen Erklärung :super: :winke: