Gefäßbruchstück

Begonnen von schrottler, 30. September 2005, 21:47:21

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schrottler

Hallo Sucherfreunde!
Eigentlich war ich ja auf Pilztour am Donnersberg als mir unten abgebildete Scherbe auf dem Boden direkt 50 cm neben dem Weg auffiel.
Da kauft man sich für teures Geld eine Sonde, und dann das!!! :platt:
Was hält Ihr von dem Teil?
Wie man weiß waren an diesem Ort ja schon Kelten und Römer aktiv. Sollte das Ding wirklich schon so alt sein?
Bin auf eure Meinungen gespannt!

Bis dann Thomas

ach ja, der Bodendurchmesser (außen) von dem Ding ist 5.5 cm

schrottler


Silex

servus schrottler- ich komm zwar aus einer anderen Fundlandschaft- aber ich glaub dein Bodenstück datiert eher ins MA. Obwohl es ziemlich altertümlich aussieht. Der Ton ist ziemlich hell und scheint hoch gebrannt. Wenns beim sanften Anschlagen auch noch hell klingt und mit dem Fingernagel nicht ritzbar ist dann ists fast sicher nichts Vorgeschichtliches.
Aber die Experten kommen erst noch.....
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

wühlmaus

Hi schrottler

das gute Stück ist der Boden eines römischen Kruges.

Ciao
das wühlmäusle

schrottler

Hallo und vielen Dank für eure schnellen Antworten!

@Wühlmaus: Nicht daß ich dein Wissen in Frage stellen will, aber könntest du deine Antwort ein wenig begründen. An Irgendetwas must du das ja festmachen. Hast du vielleicht ein Foto wie der Krug mal ausgesehen hat? Würd ich gern mal sehen.

Im Voraus schon mal Danke und Liebe Grüße von
Thomas (der von diesem Thema absolut keine Ahnung hat)

Rambo

Tja, wie datiert man ein Bodenstück, ohne Verzierung oder Rand. Nach der Form des Bodens, nach der Tonart, nach dem Brand.
Sehen wir einmal was wir haben: klingend hartgebrannt, fein geschlemmt, Drehscheibenarbeit.  Ich würde das Fragment auf Grund der Machart und des Tons wenn überhaupt frühestens ins MA datieren.
Ich weiß schon alle wollen ein altes Stück haben, aber  hier sind Datierungen welche so ein Bodenstück ins Römische datieren Spekulation. .
Gruß Rambo
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn

wühlmaus

Mitnichten  :nono:


Was soll an römisch Spekulation sein? "Hart klingend" mag in der Theorie aufs MA/NZ hinweisen, schließt aber römisch nicht aus...

Ausschlaggebend  für mich war in diesem Fall sowohl die Form des Bodens, als auch die Farbe der Bruchstelle - weiße Rinde, blauer Kern ... In dieser Form im römischen Rheinland Massenware.

Hier mal ein Foto eines Gefäßbodens aus dem Aushub einer römischen Kastellgrabung. Hat zwar keinen blauen Kern, klingt dafür aber wunderbar hart und läßt sich auch nicht am Bruch mit dem Fingernagel ritzen. Für die ganz Ungläubigen eine Nahaufnahme der Magerung, mit schönen Ziegeleinschlüßen.

ciao
das Wühlmäusle

PS:
Was in der Tat bei Keramik Postings immer wieder hilfreich ist, ist eine ungefähre Fundort Angabe - hier steht zwar Donnersberg, was ich mit unseren rheinischen Gefilden ganz gut verbinden kann - sollte das gute Stück aber aus Mecklenburg-Vorpommern kommen, hätte ich was römisch angeht natürlich auch leichte Zweifel

wühlmaus

@ schrottler

hab leider zuhause nur selbst gefundene Scherbchen... deshalb kam ad hoc kein Foto.

Hier mal ein Link zu einer römischen Küche. Auf dem Regalbrettchen an der Wand hast Du direkt einen guten Überblick, zu was deine Bodenscherbe gehört haben könnte ...

http://www.novaesium.de/graphiken/kueche.htm

ciao
das Wühlmäusle

Rambo

Vergleich deine Kermaik mit der von schrottler  und schon wirst du den Unterschied erkennen.
Aber wie auch immer ein Bodenstück ohne Beifund zu datiren ist immer so eine Sache, und wenn man dann nur ein Bild davon hat..
Im Zweifelfall für den Angeklagten und deswegen MA und wenn man die ganze Bandbreite des Mittelalters ausreizt, so kann auch ein ganz altes Stück herauskommen.
Gruß Rambo
Willst du der Väter Taten kennen
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und das Schlechte still verzeihn

wühlmaus

@ Rambo

Klar weiß ich, dass zwischen meinem Stück und dem zu bestimmenden dicke Unterschiede sind - aber eben auch sehr interessante Gemeinsamkeiten.

Halt mich bitte nicht für einen Erbsenzähler ...  :belehr: ... aber ich beharre auf römisch.
Von der Form her hast Du Recht, dass könnte auch einfache, neuzeitliche Irdenware sein.
Magerung und Farbe im Bruch paßt aber eindeutig ins römische.
Ich versuch mal ob ich zuhause noch bessere Vergleichsstücke habe. ...

Abgesehen davon, wer denn jetzt Recht haben sollte - dieses Posting hier ist mal wieder ein ganz guter Beleg dafür, wie schwierig das bestimmen von Keramik anhand von Fotos im Einzelfall sein kann. Manchmal muß man sowas wirklich in den Händen halten.

Ciao
das Wühlmäusle

Silex

servus aus  dem Nichtrömischen
"Meine " Archäologin sagt immer "ein Gefäßboden ist ein Nichts" (was die  zeitliche Einordnung anbelangt)- das macht mich zwar immer ziemlich fuchtig aber etwas muss wohl dran sein. Keramikbestimmung ist per Foto quasi unmöglich- ausser es liegen aussagekräftige Rand- oder Verzierungspartien vor.
Das Material ist im Foto kaum beurteilbar, weder in der Härte noch im Klang.  Ich bin froh dass es hier Menschen gibt die sich trotzdem dieser Aufgabe stellen.
Dass ich mich hier aufgrund der Auffindungsumstände und der helltonigen Ware soweit vorwagte und das Teil ins MA stellte ist  schon äusserst fragwürdig.... aber dafür sind wir hier wohl alle da - weil wir mehr oder wenig Laien sind. Und der der ein Stück gefunden hat ist automatisch der einsame Kämpfer für versunkene Kulturen.
Hochachtung vor allen Moderatoren- bei den Beilen gibts Ähnliches- geht einfach zu den Archäologen und lernt den Platz kennen der Geschichte darstellte
Auch der Platz braucht Geduld und Aufmerksamkeit- und  viele erhellende Besuche (Manche Äcker besuche ich seit 20 Jahren und sie sind jedesmal ein neues Wunder)-- und am Schluss bist Du der Experte für diesen Platz- auch wenn man sich all das Gedöns von Anderen anhören muss,darf, kann . Es ist ein Wunder mit Menschen über Soetwas kommunizieren zu können.


Hab ich selbst schon erlebt
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

wühlmaus

@ Silex

Da gibt es wirklich einiges, was so was richtig kniffelig macht ...
Im Endeffekt bleiben sich da Keramik und Steinartefakte gleich. Es ist wirklich nicht einfach der Umstand, dass man nur anhand eines Fotos schlecht was sagen kann. Ohne engere Angabe des Fundgebietes ist man eigentlich genauso aufgeschmissen ...
Gerade bei Keramik gibt es soviele lokale Traditionen und Unterschiede über die Zeiten hinweg, die manchmal eine genaue Beurteilung fast unmöglich machen.
Wenn ich für meinen Teil ohne Vorbereitung auf einen Acker in Brandenburg oder Süd- oder Niederbayern gehen würde, wäre ich ehrlich gesagt, erstmal aufgeschmissen.

Was mich bei Steingeräten wahnsinnig macht, ist der Umstand, dass ich zum Beispiel für mein Gebiet weiß, dass sie bis zur Ankunft der Römer benutzt wurden (Klingen und wahrscheinlich auch Beile) eine Typologie aber wohl nicht besteht. Möchte nicht wissen wieviele Abschläge und Klingen, die als neolithisch bestimmt wurden, in Wirklichkeit viele Jahrhunderte jünger sind.
Noch schwieriger wirds wenn mann über die eigentlich zu tausenden vorkommenden "Feuersteine" nachdenkt, ich meine die Flintstücke die man bis in die Neuzeit hinein zum Feuermachen gebraucht hat. Wo sind die alle hin? Die müßte es eigentlich genau so oft geben, wie die hier schon oft beschriebenen Flintensteine für Vorderlader ...

ciao
das Wühlmäusle