Funde zur passenden Publikation

Begonnen von thovalo, 08. März 2015, 18:02:28

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thovalo



Wer sich für spätlaténezeitliche Glasarmringe interessiert kann vielleicht was mit dieser Publikation anfangen:


https://www.academia.edu/1378516/Haevernick_Gruppe_3B_-_Überlegungen_zu_einem_Glasarmringtyp_der_ausgehenden_Eisenzeit



Auf dem Foto zwei der näher besprochenen "braunfarbigen" Belegstücke des Typs 3b

Dazu das Fragment einer kleinformatigen Sonderform in dunklen Purpur mit der Farbwirkung "Schwarz", die als Anhänger gesehen werden kann (ev. als Ohrschmuck oder in einer anderen Verwendung; in Frankreich gibt es wenige Vergleichsbelege die noch feinen Drahtösen besitzen) und rechts unten ein Stück das keinen Hinweis auf eine Fadenauflage überliefert. Damit ist das Stück als Beleg der Grundform Typ 3 ohne weitere Untergliederung anzusprechen. Da die Auflagen auch nur in kleineren Abschnitten vorkommen, ist nicht zu klären ob das nicht doch das Reststück eines Ringes vom Typ 3b sein kann. Die Besonderheit an diesem Fragment ist die extrem seltene Färbung "Dunkelgrün" mit der Farbwirkung "Schwarz". Die Farbwirkung "Schwarz" wurde bei solchen Ringen, wie bei der Kleinform mit gelber Fadenauflage, fast ausschließlich durch tief dunkles "Purpur" erzeugt.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#1


Durch den Ausbruch von Teilpartien der Fadenauflage lässt sich erkennen, dass die Auflage ein wenig in den braunfarbigen Korpus des Ringes eingesunken ist. Seltener ist der Faden ganz in den Korpus eingefügt (gemärbelt).
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo



Ein besonderes Phänomen an diesem Belegstück ist das besonders große Format der im Korpus befindlichen, durch das Dehnen des Glases ausgeformten, spindelförmigen Blase, die sich bereits auf dem ersten Bild im Hintergrund der Fadenauflage abbildet.  :glotz:

Datierung: Laténe C 1/2


FO: Niederrhein / NRW
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo



Nach dieser aktuellen Publikation ist das Glas der laténezeitlichen Glasarmringe aus dem Mittelmeerraum komplett importiert und in lokalen Werkstätten bis in die Niederlande hinein verarbeitet worden:

https://www.academia.edu/9006614/Le_Tène_glass_armrings_in_Europe._Interregional_connectivity_and_local_identity_construction


Ein solcher weit umfassender und weit reichender Kulturtransfer ist echt der Hammer.  :super:


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Levante

Guten Morgen Thomas,

sehr schöne Beschreibung von diesem für mich äußerst ungewöhnlichen Fundbeleg.

Leider fehlt mir ein solcher Fund ja noch immer. Auch wenn sich die Glasperlen mittlerweile bei mir eingestellt haben.

Wenn ihr in Nord-Ost-Hessen jemanden auf den Knien auf dem Acker herumkrabbeln sehr, bin ich das wahrscheinlich, auf der Suche nach Glasperlen. Also einfach ansprechen oder füttern.  :smoke:

Bei deinem Fragment scheint mir der Querschnitt recht groß zu sein, mir sind bislang nur Armreifen bekannt mit einem Durchmesser von etwa 6 mm, oder eben die Flachen Armreifen.
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

thovalo

#5
Zitat von: Levante in 09. März 2015, 10:38:49
Guten Morgen Thomas,

sehr schöne Beschreibung von diesem für mich äußerst ungewöhnlichen Fundbeleg.

Leider fehlt mir ein solcher Fund ja noch immer. Auch wenn sich die Glasperlen mittlerweile bei mir eingestellt haben.

Wenn ihr in Nord-Ost-Hessen jemanden auf den Knien auf dem Acker herumkrabbeln sehr, bin ich das wahrscheinlich, auf der Suche nach Glasperlen. Also einfach ansprechen oder füttern.  :smoke:

Bei deinem Fragment scheint mir der Querschnitt recht groß zu sein, mir sind bislang nur Armreifen bekannt mit einem Durchmesser von etwa 6 mm, oder eben die Flachen Armreifen.



Das sind Bilder von 2 unterschiedlichen Fragmenten gleichen Typs  :glotz:


Man findet die Fragmente nicht wenn man sie sucht!
Die finden sich glücklich bei intensiven Flächenprospektionen!

Die Masse der Glasarmringfundbelege in der Region ist Blau (dreippig, fünfrippig, siebenrippig). Die als spät datierend eingeschätzten Fundbelege sind hier transluzid Purpur und dunkel Purpur mit der Farbwirkung Schwarz.

Die beiden braunfarbigen Fundbelege sind seltene Ausnahmefunde.

Der Fundbeleg rechts Unten ist, hier so nicht erkennbar, einer der allgemein nur sehr wenigen Fundbelege in Dunkelgrün, mit der Farbwirkung Schwarz.


Auf dem Gesamtbild sind das Ringfragmente des Typs 3 nach Haevernick.

Die Belege mit Glasfadendekor gehören zum Typ 3b

Der extrem schmale und kleinformatige Ringbeleg in der Art des Typ 3b ist eine Sonderform die als Anhänger z.B. als Ohrschmuck (aus Frankreich wenige Belege mit Buntmetalldrahtösen) getragen angenommen wird.

Drei der Ringfragmente stammen vom selben späteisenzeitlichen Siedlungsgelände.

Der linke der beiden braunfarbigen Belege stammt aus einem Nachbarort.


Neben Rees ist das die zweite entdeckte eisenzeitliche Siedlungskammer am rechten Niederrhein mit dem Nachweis einer Konzentration solcher Fundbelege.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.