Fränkische Feinkeramik

Begonnen von thovalo, 06. Oktober 2010, 13:30:03

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thovalo

 :-)

Vorgestern konnte ich unter anderen Belegstücken auch drei Belege der feinsten bekannten fränkischen Keramikvarietät auflesen (6. - 7. Jh.).

Zwei Gefäßbelege, einmal Teil des Wandungsknicks eines kleinen "Knickwandbechers" mit einem Rillendekor auf der Oberseite, ein fein mit Rollstempeldekor verziertes Randstück eines gewölbten großen Gefäßes und einen vollständigen kleinen Spinnwirtel.

Diese Feinkeramik galt lange Zeit als reine Grabkeramik, weil sich wohl nur in besser geschützten Bestattungen der Scherben besser erhalten konnte.

Die Franken legten in der Regel keine Abfallgruben an, sodass überhaupt Keramik dieser Zeitspanne durch Oberflächenaufsammlungen nur sehr selten zu finden ist.

Es ist vollkommen unbekannt wo der besonders feine Ton gewonnen werden konnte, bzw. wo er gewonnen worden ist. Das Material wurde derart fein ausgeschlämmt, dass sich der Scherben weich und fein wie Kreide anfühlt. Die daraus gefertigten Gefäße waren dadurch gleichfalls außerordentlich leichtgewichtig und bildeten damit einen krassen Gegensatz zur oft mit grobem Sand gemagerten massivwandigen und schwergewichtigen Alltagskeramik, wie Wölbwandtöpfe, Schalen und Kannen!


Diese im Reduktionsbrand auf der Außenhaut schwarz-grau und im Kern meist grau gefärbte Feinkeramik gehörte sicher weit überwiegend mit zum Besitz sozial deutlich herausgehobener Personenkreise.

Durch die Empfindlichkeit des Materials ist die schwärzlich-graue Oberfläche oft bereits weitgehend abgewittert.

Spinnwirtel aus diesem Material sind nur sehr selten nachzuweisen. Das hier gleich drei Belegstücke vorliegen, der kleine vollständige Wirtel ist ein Neufund von Vorgestern, ist eine Ausnahmeerscheinung. Durch die verwendete hoch feine Tonmasse sind die Wirtel sehr leichtgewichtig, wodurch beim Drehen des Fadens ein faseriger weicher Faden erzielt werden konnte. Diese Fäden konnten zu wärmenden und weichen Stoffen verwoben werden.

Feiner Ton, feines Tuch, feine Leute!   :zwinker:


LG  thomas


Reduzieren gebrannte, geglättete Keramik (Feinkeramik)

Der fränkische Knickwandtopf repräsentiert die Hauptform der sogenannten ,,Feinware". Er stellt das "Leitfossil" der merowingerzeitlichen Keramik dar. Es handelt sich dabei um überwiegend dunkel, also reduzierend gebrannte, feintonige und doppelkonische Gefäße mit einer sauber geglätteten Oberfläche, die bis ins 7. Jh. gebräuchlich bleibt. Sie gehen wohl aus spätantiken Gefäßformen hervor. Dies gilt auch für die sogenannte rotgestrichene Ware, die als letzter "Ausläufer" der römischen Terra Sigillata gelten kann . Daneben gibt es weitere Keramikformen, z.B. Schüsseln und Kannen, die in der gleichen Technik gefertigt sind. Die reduzierend gebrannte Feinkeramik stellt wohl das "bessere" Tafelgeschirr.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

litholeges

Was Du alles so findest. *neidisch bin* Ich hab hier im Bielefelder Umland strategisch schon so manches Feld abgesucht, aber hier ist irgendwie echt tote Hose, sowohl was Steinzeit als auch BZ und Eisenzeit anbelangt. Muss hier wohl doch mal wegziehen...  :zwinker:

thovalo

Oder uns mal hier am Rhein besuchen!

Aber leicht etwas zu finden ist es auch hier nicht  ........  und wenn mal ein Knaller kommt, dann doch eher bei Dir auf dem Land, wo nur wenige Sucher und Sammler unterwegs waren und sind !!!! :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.