endlich ein Erfolgserlebnis

Begonnen von Silex, 21. September 2007, 22:39:55

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Silex

Nachdem ich diesen seltsamen Acker schon seit Jahren , mittagspäuslich, bewandere und , unter Anderem, etliche seltsame, mir absolut fremde Keramik gemeldet hatte (die mir eher neuzeitlich vorkam)...die Archäologin sagte aber: "römisch"..... wurde das Feld zum Bodendenkmal.
Jetzt kam der Straßenbau  und in letzter Sekunde wurde vom Amt entdeckt dass ein  (nicht in der Planung feststellbarer) Abschub für eine provisorische Behelfsstraße getätigt worden war der durch dieses "Bodendenkmal" führte.
Ein Mitarbeiter des Amtes entdeckte sofort - in der viel zu tief abgeschobenen Trasse-  Teile von Gebäudefundamenten.
Als er mir mittags die römischen Ziegel und Dachpfannen zeigte war ich baff.
Seit Jahren fand ich flächendeckend über viele hundert Quadratmeter diese Dinger im Feld und hielt sie für modernes Auffüllmaterial. Da ist also noch mehr an Römerhinterlassenschaften im Gelände.
Für dieses Gebiet ein Novum. Das Gebäude ist (wurde) abgebrannt und  eine hier seit langem vermutete Römerstraße ist nun fast bewiesen.
Daneben fanden sich noch Gruben und  andere Spuren  vermutlich metallzeitlicher Vorbesiedlung.
Edi stolz. Glück war auch dabei...und vor allem der richtige Archäologe.
Dies wird die erste Ausgrabung auf einem von mir "betreuten" Bodendenkmal die etwas  herausbringt....nachdem 5 Versuche vorher kläglich gescheitert sind.
Servus einstweilen
bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

LITHOS

Edi,
Freut mich für Dich und Uns :zwinker:!
Grüße

wühlmaus

Hi  :winke:

Die Fotos sehen Klasse aus!!!

ZitatSeit Jahren fand ich flächendeckend über viele hundert Quadratmeter diese Dinger im Feld und hielt sie für modernes Auffüllmaterial.

Sowas ähnliches ist mir auch schon passiert ... etwa ein Jahr lang bin ich auf dem Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad an einem Feld vorbeigefahren, wo es von diesen roten Ziegelfuzzeliten nur so wimmelte ... Ich hab mir nichts dabei gedacht, da bei uns die Schlaglöcher auf den Feldwegen regelmäßig mit Ziegelklein aufgefüllt werden ... der Weg, auf dem ich fuhr war zwar asphaltiert, aber ich dachte dass sei erst seit etwa 10 Jahren so ...
Was soll ich sagen? Eines Tages hab ich mir im Hochsommer eben diesen Acker angeschaut - quasi aus purer Verzweiflung, da es der einzige freie Acker weit und breit war - und stand direkt auf einer respektabelen, römischen Trümmerstelle!!!  :engel:

Halt uns mal auf dem Laufenden, was da kommt ...

:winke:
Gerd

Grenzton

Schön, sowas.
Hier an der Ruhr hat es auch so was ähnliches, do das ist längst erschlossen.

Danke Edi,

Kalle
Ich möchte schlafend sterben wie mei Opa, und nicht schreiend wie sein Beifahrer!

Silex

Freigabe des seitlichen Abschubs für mich durch den Arch.
hier ein paar Fundstücke die aus dem Brandschutt des abgebrannten Römergebäudes stammen.
Kommen die Euch `ömisch vor?
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

die Ausgräber kommen erst.....(viele vorgeschichtliche  Keramikscherbchen waren auch dabei- die erspar ich Euch)
nochmals das Glasfragment...und Keramikdetails
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

Außen und  Innenseite dieses  Scherbchens noch
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

und das Profil des vorhergehenden Fundstückes

Danke
bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

Heute hab ich  unzählige Ziegelreste und Dutzende von Keramikteilen gefunden....an mehreren Stellen  hangaufwärts...wenn die auch römisch /völkerwanderungszeitlich wären dann  wäre das enorm.... was glaubt Ihr?
Nachdem etliche Soldatentellerfragmente von der Stelle unten schon datiert sind ... wäre es interessant ob da noch etliche weitere "Ziegelhäuser" im Hang standen.
Danke für jede Hilfe
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

...heute natürlich auch...
hier ein Tonfragment - ca 4 cm dick- die Rückseite vollkommen malträtiert ohne Außenwandungsanteil.
Kann man da sagen opps ein Dachziegel ist? oder gabs so dicke Keramik.
Die beiden Vertiefungen sehen nach einer Tierklaue aus....aber welches Tier auf welchem Ton fabriziert bei dieser Schuhgröße einen 16 mm tiefen Eindruck?
Wer kennt die  Keramik zuordnen?
Den Tier(?)abdruck?
Und wann ists ungefähr passiert?

Ich krieg schon noch Antworten hier.....
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

clemens

Oh mein lieber Sucher und Edi, ich find Du stellst schwere Fragen. Grad die Römer, besonders wenn nicht in der Hand, schwer. Aber ich bin bei Dir, römisch. Ich hab da 2 Gefäße fotografiert, Ähnlichkeiten zu Deinen Scherben: der eine Rand, die Farbe und der Glimmer des Anderen, die Rillen ... beide datieren so zw 250 - 300. Daumen ist rezent.

Letztere Scherbe ist ein herrliches Fragezeichen. Ziegenkitz wäre meine erste Vermutung, ich hab leider keine Vergleiche.

Bitte nicht müde werden zu zeigen,
Servus, Clemens

Silex

Danke Clemens!
Nein, ich werd nicht müde...da müsste schon was Arges  in die Cerebralität geraten. Denn was wir hier miteinander "aufgestellt" haben ist auch bei zeitweiliger Kümmernis ein Wunder....
Ja, bei Römern und Völkerwanderungszeit bin ich ziemlich blank.... diese Arbeitsstellenmittagspausenexkursionen im "Römischen" sind jeweils immer nur auf 20 Minuten begrenzt..... und 5 Minuten braucht man schon um das Auge, die Gehirnlappen und Vor/Nachfilter der Wahrnehmung auf die jeweilige Situation zu eichen. Es bleibt immer anders.
(Meine Archäologin wollte mich schon überreden dorthin zu ziehen.... aber die barbarische Ursuppe im "Nordgau"  ist mir gemäßer....)
Die Zeit heute reichte aber dennoch um  (mit den Altfunden im Gedächtnis) herauszuklamüsern , dass da mindestens noch ein kleines und ein größeres "Anwesen" in den Hang hineingeziegelt worden waren.
Hoffentlich graben die Archäologen unten bald weiter.....
So ähnliche rundlappige Randlippen - aber in ROT- wie Du sie freundlicherweise reingestellt hast hab ich auch noch  gefunden und rote  querfacettierte.
Diese Stelle hat Potential: Neolithikum, Bronzezeit, Römerstraße...und das Gebäude unten an der Via brannte ca 300 n. Chr. ab, aktiv oder passiv,  ohne dass ein  Nachfolgebau errichtet wurde ...steckte  mir der Archäologe.
Gute Nacht Clemens.....
immer schön wenn man über Funde sprechen kann....als ich Ronja - meiner Tochter- gerade den Scherben zeigte
und Deine Geißkitzvermutung  dazubrachte .... musste ich IHN  ihr "versprechen"
Bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Tomcat

Glückwunsch, Edi! DAS ist mal ein Fund!

Zu Deiner betretenen Scherbe: Ich könnte mir vorstellen, dass auch ein Reh(kitz) ähnliche Spuren hinterlassen könnte, wenn es nur kurz tritt und dann, erschrocken vom Einsinken, und sowieso hektisch aufgrund der ungewohnten Umgebung, zurückzieht.
Eine Seite des Abdruckes ist glatt, an der anderen der Rand leicht aufgebördelt- die kleinen Hufe stachen also in den Ton, kippten nach vorne und wurden herausgezogen, damit kennst Du die Laufrichtung.
Kannst Du uns einen Positivabdruck mit Knetmasse machen?
Ich habe hier einige lehmige straßen und viel Schalenwild, an dem ich mich als Fährtenleser versuchen kann.

mfg
Tct
Life burns!

Silex

Danke für das Interesse, Leute... schön wärs wenns ein Römertrumm wäre - ob Ziegel oder Gefäß...ich tippe auf Letzteres....obwohl ein Tier wohl nicht in ein  weiches Gefäß tritt.....der Abdruck könnte ein kleines Episödchen vor langer Zeit andeuten....das Umfeld einer kleinen römisch/völkerwanderungszeitlichen  Siedlung....oder wohl doch eher in einer nahen halbindustriellen Ziegelei.
Hier noch der Positiefabdruck:
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

clemens

Ob Reh oder Ziege (die mir näher lag da wir ja fast immer Haustiere auf Römerziegeln finden) - das Fehlen er Afterklauen bei so tiefen Eindrücken weist jedenfalls wie von Tomcat schon gesagt auf ungewöhnliche Bewegungsweise hin. Kitz jedenfalls. Bin neugierig was er sagt.

Ein traumhafter Positivabdruck!

herzliche Grüße, Clemens

Tomcat

... ich glaub, wir einigen uns auf Kitz, von welcher Art auch immer ;-)
Der Abdruck ist besser als bei meinem Zahnarzt, aber was da denn nun genau gehoppelt ist weiß nur der Scherben!

Viele Grüße,
Tomcat
Life burns!

Silex

Hier  die Fundstücke der letzten Mittagspausen...die angefangene Grabung ist nun unter Mohnblüten versunken...aber im angrenzenden Mais gabs noch diese im Angebot...
sind mir alle rätselhaft...
wer was weiss...bitte melden
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

wühlmaus

Hi Edi  :winke:

Yepp, da bist Du wirklich in der imperial-römischen-Antike gelandet!

Der Scherbenquerschnitt deiner letzten Funde ist da wirklich "Standard-Programm"

Die Scherben mit dem roten Glanzüberzug gehören zu der hier im Forum schon viel besungenen Terra-Sigillata, ein bißchen Grobkeramik ist auch dabei ...

2. u. 3. Bild rechts unten ist wohl schwarze Firnisware (Trinkbecher) ... das Muster auf dem letzten Bild nennt sich "federndes Blatt". Eine ganz typische Keramikverzierung in der Römerzeit (wurde in der frühen Neuzeit beim rheinischen Steinzeug nochmal als Dekor aufgegriffen  :belehr: )

:winke:
Gerd

Silex

Danke Wühlmaus...gar nicht mehr auf Resonanz gehofft habend... bin ich jetzt baff....wenn das Terra sigillata ist dann hab ich sie jahrelang " in den Mittagspausengängen" liegengelassen...und damals waren die Dinger noch besser und vor allem größer erhalten.... Sie erschienen mir einfach zu perfekt , ja neuzeitlich....als Barbaren mit Heimat in der    norddanubischem Terra Incognita kann man  mir vielleicht verzeihen.
Der ganze , leicht getreppte, Hang war voll davon  und unten  direkt an der vermuteten Römerstraße  liegen die Fundamente einer   abgebrannten "Station".
Kann man  aus der Art der Keramik sagen ob hier eine  (sicherlich mehrhäusige)  Militärsiedlung bestand (das LfD hat schon mehrere "Soldatentellerfragmente"  bestimmt) oder ob  sich vielleicht doch eine Kleinsiedlung mit civilem Charakter andeuten könnte. So ein Militärdiplom wäre da gefragt.
Die Fundstelle liegt ca 25 km südlich von "Castra Regina" im  damals  (ja wann das wohl war) gesicherten Kernland.


Vielleicht morgen noch mal..... und dann breitet der Mais seine sattgrünen,  rasch weiterwuchernden Tentakeln wieder sucherfeindlichst über die  Ausackerungen.

Bin angenehm überrascht....
Ist hier an diesem Ort echt ein kleines Wunder.
Bis bald

Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

wühlmaus

Hi Silex  :winke:

Für eine Unterscheidung Militär/Zivil ist Keramik ungeeignet  :nono:
Da gibt es vielleicht je nach Fundgebiet Unterschiede im Verhältnis zwischen der 100% römischen Ware und der indigenen Keramik der einheimischen Bevölkerung ... aber ein sicherer Beweis ist das nie!
Zivil oder Militär läßt sich oft nicht mal nach Grabungen klären ... wichtig wären hier zB Beifunde aus Metall, wie zB Schnallen von Soldatengürtel ...

Soldatenteller ... hab ich übrigens noch nie gehört  :kopfkratz:

:winke:
Gerd

Lojoer

Hallo Wühlmaus,
unter Soldatenteller ist wahrscheinlich eine pompejanische Platte gemeint. Habe mal eine solche Bezeichnung für diese Keramik gehört.
Gruß Jörg

hunter

Soldatenteller haben nichts mit pompejanisch-roten Platten zu tun. Erstere sind einfache, tongrundige Teller.

Lojoer

Ja !!!
Nach da wird wohl in meinem Kopf was durcheinander gekommen sein
Danke hunter.
Gruß Jörg

Silex

Danke Leute! Konnte  als "barbar" viel lernen hier.
Oben drüber schrieb ich: "endlich ein Erfolgserlebnis".
Heute war ich dort....nebenan eine riesige Fläche abgeschoben...ein Befundfähnchen neben dem anderen...Neolithikum...bis Metallzeiten...sogar Gräber dabei.
...die römischen Fundamente aber  (hier, oben , teilweise  angekratzt, im Foto) werden wegen Geldmangels wieder zugeschüttet und "vorerst" nicht weiter verfolgt.
Archäologie in Bayern, eben.

Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.