Einige bemerkenswerte Keramikbelege

Begonnen von thovalo, 16. März 2015, 20:44:52

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thovalo




Im Verlauf der letzten beiden Begehungen kamen, wie bei jeder sorgfältigen und intensiven Begehung, hunderte Keramikfragmente zusammen.


Die Besonderheit ist, dass der Fundplatz rechtsrheinisch liegt und von der Spätlaténezeit an durchgehend bis in das 10. Jh. ungebrochen besiedelt worden ist. Zu einem sehr schnellen und endgültigen Niedergang der Siedlung kam es etwa zurzeit der Herrschaft und durch die Politik Otto des Großen.


Hier Bilder einiger Stücke die schon beim Auflesen aufgefallen sind.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo



Das Fragment eines recht kleinformatigen "Mortuariums" in "rot gestrichener Ware".
Ich schätze es spätes 4. ggf. noch frühes 5. Jh. n. Chr. ein.

Solche Gefäßkeramik wurde im Umfeld der Kaiserresidenz Trier hergestellt.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#2


Weisstonige Feinkeramik. Der Scherben ist so fein gearbeitet wie der sogenannte "Pfeifenton" und verwittert sehr schnell, sobald die Fragmente die Oberfläche erreichen.

An diesem Gefäßbeleg sind noch drei Bahnen von Rollstempeldekor erhalten:
Auf der Randlippe, entlang des Randumlaufs und unterhalb des Halsübergangs zum Korpus


etwa späteres 9. bis frühes 10. Jh.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo



Ein hoch aufgetelltes innen gekehltes Randfragment derselben Feinkeramikvarietät.
Deutlich verwitterte Oberfläche und eine Bahn mit Rollstempeldekor auf dem Randumlauf.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo




Randfragment einer reduziert gebrannten Schale mit horizontal ausgerichteten Rand.


spätantik oder fränkisch  :kopfkratz:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#5


Großformatiges Fragment eines hart gebrannten Gefäßes mit deutlich unterschnittenen Randumlauf.
Dieser Randbeleg entspricht qualitätsvoller hart gebrannter karolingerzeitlicher Keramik.


wohl 9. Jh.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

TeSi

#6
Nach Gross 2005, 60 stammt die rotgestrichene Ware fast ausschliesslich aus Mayen, wo sie spätestens ab der MItte des 5. Jh. neben der rauwandigen Keramik als Ersatz für die zu diesem Zeitpunkt fast vom Markt verschwundene Sigillata hergestellt wurde. (Bei Interesse kann ich dir den Aufsatz von Gross zukommen lassen  :winke:)

thovalo

#7
Zitat von: TeSi in 16. März 2015, 21:29:52
Nach Gross 2005, 60 stammt die rotgestrichene Ware fast ausschliesslich aus Mayen, wo sie spätestens ab der MItte des 5. Jh. neben der rauwandigen Keramik als Ersatz für die zu diesem Zeitpunkt fast vom Markt verschwundene Sigillata hergestellt wurde. (Bei Interesse kann ich dir den Aufsatz von Gross zukommen lassen  :winke:)


Mayen passt hier großartig!

Ab Mitte des 5. Jhs: noch großartiger .... spätantiker geht´s dann ja wirklich nicht mehr.

Von dort stammen auf dem Fundgelände viele Gefäßbelege aus Mayen, insbesondere die rauwandige War, aber auch noch zwei anpassende Stücke eines deutlich größeren Mortuariums der "rot gestrichenen Ware"!

Spanend ist die Frage nach der Herkunft der hier lebenden Menschen.
Das müssten Vertreter und Nachfahren fränkischer Foederaten gewesen sein.

Ich hatte eher an die Speicherer Produktion bei Trier gedacht.

GElL, das wäre großartig!
Ich schicke Dir eine PM!


PS: noch Bilder eines feinwandigen oxydierend gebrannten Gefäßfragments mit Wellen- und Rillendekor; das könnte in das 7. Jh. gehören
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Levante

Huhu,

den "Randfragment einer reduziert gebrannten Schale mit horizontal ausgerichteten Rand" finde ich besonders faszinierend. So etwas ist mir noch gar nicht unter die Augen gekommen. Gibt es da Abbildungen von ganzen Gefäßen oder Zeichnungen?


Wird zeit, das sich meine letzten Funde auch mal unter die Leute bringe, mal sehen ob ich die Woche noch Zeit finde.


Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Levante

Zitat von: TeSi in 16. März 2015, 21:29:52
Nach Gross 2005, 60 stammt die rotgestrichene Ware fast ausschliesslich aus Mayen, wo sie spätestens ab der MItte des 5. Jh. neben der rauwandigen Keramik als Ersatz für die zu diesem Zeitpunkt fast vom Markt verschwundene Sigillata hergestellt wurde. (Bei Interesse kann ich dir den Aufsatz von Gross zukommen lassen  :winke:)

So etwas meine ich schon in den Händen gehalten zu haben, fast sich sehr erstaunlich an das zeug, man meint schon fast ein Vorsteinzeug in den Händen zu haben. Wäre die Brenntemperatur nur ein wenig höher gegangen, dann hätte man wohl fast von Steinzeug sprechen können, so ist zumindest das Gefühl,besonders wenn man sich die überfeuerten Fehlbrände anschaut.
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

thovalo

Zitat von: Levante in 17. März 2015, 21:51:45
Huhu,

den "Randfragment einer reduziert gebrannten Schale mit horizontal ausgerichteten Rand" finde ich besonders faszinierend. So etwas ist mir noch gar nicht unter die Augen gekommen. Gibt es da Abbildungen von ganzen Gefäßen oder Zeichnungen?


Wird zeit, das sich meine letzten Funde auch mal unter die Leute bringe, mal sehen ob ich die Woche noch Zeit finde.



Ich bin ja Wochentags werktechnisch nicht zuhause!
Vielleicht finde ich was dazu am Wochenende.

lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.