Drängende Keramikfrage

Begonnen von Silex, 15. September 2006, 22:02:24

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Silex

Servus Leute,
Vor kurzem fand ich diese- für unseren Raum  vollkommen atypische -Keramikfragmente.
Der Fundort ist ein kleiner von Friedhof und Baugebiet eingekesselter Restacker. Die Bebauung also nur noch eine Frage der allernäkkstn Zeit.
Ich fand sie in einer ausgeackerten, hellsandigen Verfärbung....beide grob gemagert....zumindest die mit den Fingertupfen ist handaufgebaut-
aber was verwundert  ist der Umstand dass  sie beide  ziemlich hart gebrannt sind.
In der Nähe habe ich Lesefunde gemacht die von der Urnenfelder- bis in die Laténezeit reichen. Und 300 m weiter wurde vor 30 Jahren ein römischer Bronzekannenboden gefunden der  von meinen Vorfahrbarbaren als Gewicht zurechtgeraspelt wurde....(der einzige Römerfund im weiten Umkreis)
Der Kreisheimatpfleger für Archäologie (so heißt das bei uns wenn jemand keinen akademischen Titel aufweisen kann) hat 30 Jahre Erfahrung auf dem Buckel - meint: "sicher prähistorisch aber hier vollkommen fremdartig"
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

und hier noch die Zweite.....die könnte aber vielleicht auch jünger sein.... beide sind  in einer außen helleren und einer dunkleren Innentonschicht gefertigt

danke
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

"Meine wunderschöne Archäologin" hat  Zeit und Muße gehabt     und  zugeschlagen und aufgrund der Fotos - Unter allem Vorbehalt- ein spätes Endneolithikum vorgeschlagen- .... für unseren Raum ein Unikum. Allerdings müsste Sie es in Händen halten um "Abschließendes" zu erklären.
Schön  dass zumindest diese Kontinuität gegeben ist. Handgemachtes muss "per Hand" begriffen werden .  Und  die "vorgeschichtliche Wahrheit" darf nicht sensationellisiert werden.
Und wir sind ein kleiner Teil davon "Geschichte zu begreifen"
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger

Hallo Edi  :-)

Vergleiche mal dein Bild 2 mit diesem Link:

Fig. 16 beachten, Scherben aus einem Fund von einer Opfergrube aus Åsum auf Fyn. Werden in Trachtbecher- / Einzelgrabkultur datiert. (Text weiter unten) :winke:

http://museum.odense.dk/Arkaeologi/Aktuelt/Stenalder.aspx


Silex

Danke agersoe, mein Freund,
ein Super Link- und eine schöne , sehr verwandte Sprache. Ich versteh fast den ganzen Text auf Anhieb.... mit etlichen Lücken zwar...
Die tschechische Grenze liegt 20 Mal näher als  die zu deinem Land und Deine Sprache  versteh ich fast komplett. Die Tschechische Sprache ist uns dagegen (bisher) zu 100% unverständlich. Es mag wohl daran liegen dass wir ein Landstrich der Burgen sind.. der düsteren Wälder... und Mittelgebirge die uns viele Jahrhunderte vor dem Ansturm der Steppenvölker aus dem Osten beschützen sollten- es aber nicht immer schafften.
Die Scherben bring ich in Bälde zu meiner Archäologin... denn irgendwie kann ichs trotzdem nicht glauben dass die schon so alt sind.....
Bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Rambo

Servus Leute!
Auch ich habe mir die "Scherben" von Silex ein paar Mal angeschaut. Nur so etwas habe ich noch nie gesehen die Art der Verzierung ist wirklich atypisch.
Ob man diese Keramik allerdings ins Neolithikum datieren kann .. ich hätte sie sicherlich jünger eingestuft, etwa Kupferzeit oder Frühbronzezeit von diesen Epoche kenne ich einige Stücke, die sind echt seltsam. Vor allem das Randstück (wenn es ein Randstück ist) würde ich nicht so ohne weiteres in das Neolithikum datieren
Aber nach einem Bild eine Datierung von Keramik durchzuführen ist eher Glücksache oder man erkennt typische Verzierungen oder Randelemente die eindeutig sind.
Natürlich spielen regionale Aspekte auch eine nicht zu unterschätzende Rolle bei Keramiken.
Aber zurück zu zur gezeigten Keramik.
Mit Endneolithikum  könnte ich mich noch anfreunden, hier ist die Zeitspanne zur Kupferzeit oder BZ eher klein. Vor allem gerade bei Zeitepochen die etwas ,,verschwimmen" wird es schwer eine  klare Linie zu ziehen. Wo hört das Neolithikum auf, und wo fängt die Kupferzeit an? Vor allem wie soll man das auch regional betrachten, es gab offenbar ein Nord-Südgefälle bzw ein Ost-Westgefälle. Was meinetwegen in Norddeutschland in die Hallstattzeit datiert wird,kann  bei uns in Südösterreich noch immer in UK datiert werden. (Lassen wir dabei die Feinheiten wie HA, HB usw außer Acht, die ohnehin in die UK datiert werden) So ähnlich verhält es sich sicherlich nicht nur bei Keramik sondern auch bei ,,´Steinwerkzeugen" diese Steingeräte wurden oft über Jahrhunderte wenn nicht gar über Jahrtausende in leicht geänderter Form weiterbenutzt. Was sich bewährt hat, hat man nur mit kleinen Änderungen weiterverwendet.
Aber zurück zur Keramik
Es wäre sinnvoll solche Stücke besser zu beschreiben, Farbe, Tonart, Magerung, Machart usw. Dann würde man sich leichter eine Vorstellung davon machen können wie das Stück aussieht. Ein Bild ist zwar SUPER jedoch zeigt es oft nicht das was man benötigt. Es besteht schon ein Unterschied zwischen Hart oder Mittelhart  gebrannt.
Auf jeden Fall sehr interessante Keramiken ich bin schon gespannt wie alt die nun wirklich sind.
Gruß Rambo
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn

Der Wikinger

Hallo Rambo  :-)

Du hast natürlich völlig recht, und ich habe auch nur meinen Beitrag hier aus DK gebracht, weil gerade diese Scherben die von Edi sehr ähneln.
Bei Keramik müssen wir wohl erkennen, dass eine Datierung oft fast unmöglich ist, hier müssen die Experte dran und die Stücke in der Hand haben, um was sagen zu können.
Bei uns wären diese Stücke kaum ins späte Endneolithikum / frühe Bronzezeit datiert, da die Keramik von der Zeit (ungleich des übrigen Neolithikums) merkwürdig schlecht und primitiv war, am meisten ganz ohne Verzierungen.

:winke:

Der Wikinger

Zitat von: Silex in 19. September 2006, 21:52:39
Danke agersoe, mein Freund,
ein Super Link- und eine schöne , sehr verwandte Sprache. Ich versteh fast den ganzen Text auf Anhieb.... mit etlichen Lücken zwar...
Die tschechische Grenze liegt 20 Mal näher als  die zu deinem Land und Deine Sprache  versteh ich fast komplett. Die Tschechische Sprache ist uns dagegen (bisher) zu 100% unverständlich. Es mag wohl daran liegen dass wir ein Landstrich der Burgen sind.. der düsteren Wälder... und Mittelgebirge die uns viele Jahrhunderte vor dem Ansturm der Steppenvölker aus dem Osten beschützen sollten- es aber nicht immer schafften.
Die Scherben bring ich in Bälde zu meiner Archäologin... denn irgendwie kann ichs trotzdem nicht glauben dass die schon so alt sind.....
Bis bald
Edi


Lieber Edi  :-)

Es freut mich ja sehr, dass du meine Sprache so gut verstehst !!!

......so geht es nicht allen Deutschen, kann ich dir sagen  :platt:  :narr:

Wir haben ja diese gemeinsame Germanische Sprachstamm, und mir geht es genau so mit dem Lesen von Niederländisch, das so eine kombination von Deutsch, Englisch, Dänisch, Plattdeutsch...... ist, schwieriger wirds aber wenn man es gesprochen verstehen muss !!  :irre:

Die sklavischen Sprachen wie Polnisch und Tschechisch sind auch mir total fremd. Ich habe mehrmals in sowohl Polen als Tschechien gereist, und habe nie ein Wort verstanden.
Ab und zu kann man sich aber doch etwas kombinieren, zum Beispiel fand ich erst nach der dritten Aufenhalt in Prag heraus, was sie immerwieder da in der U-Bahn vor dem Stoppen verkünden.
Es hört sich irgend wie so an: Vistup a nastup  :platt:
Ich glaube es bedeutet: Austeigen nach links !!


Der Wikinger

Hallo wieder Edi  :-)

Jetzt habe ich wieder deinen Text durchgelesen, und diverse Literatur / Internetlinks durchwühlt. Ich glaube ich muss mal den Vergleich von früher zurücknehmen !!  :engel: War ja nur auch ein Gedanke.

Ich habe aber gleich eine neue, und ich hoffe bessere, Idee.

Leider habe ich gerade jetzt keine Möglichkeit Fotos zur "Beweissführung" zu bringen.  :zwinker:

Ich kann leider nicht richtig auf deinen Fotos erkennen, ob die (ich nehme jetzt an:) Innenseite (mit den Streifen) dunkler / verbrannt ist, wenn ja, könnte es vielleicht ein Fragment von dem oberen Teil eines eisenzeitlichen (römischen) Feuerbocks sein. Die waren, zumindest hier bei uns, oft mit Lochverzierung wenn nicht von Fingern, dann von Zweigen oder ähnlichem, versehen !!

Die waren ja handaufgebaut, und es erklärt vielleicht auch die anscheinend, harte Brennung ??

:winke:

Silex

danke Rambo und agersoe für Eure  "Anteilnahme". Da sitzen wir an  flackernden Bildschirmen, lassen Elektronen durch  die Atmosphäre wimmern,  von Bildern und Worten des 21. nachchristlichen Jahrhunderts ,  jahrtausendalte  Fundstücke betreffend (eventuell)-  Wir , aus drei verschiedenen Nationen  stammend, die , in der 89. Generation zurückgerechnet, vielleicht einen gemeinsamen Verwandten hatten der diese Teile  hergestellt hat (In der Altsteinzeit war dies zumindest ziemlich   sicher).
Meine ausgewiesen  kenntnisreiche  AmV (Archäologin meines Vertrauens) kriegt das noch heraus... und ich werde es Euch gleich mitteilen wenns soweit ist....
Ich tippe ja  auf einen  bisher vollkommen unbekannten Menschentypus.... die "EDIter" die vor 200000 Jahren,  noch das hiesige Paradies besiedelten bevor riesige Unholde mit steinernen Werkzeugen und Waffen aus selbigen Material diese unschuldigen Vegetarier verdrängten und unterjochten.   
Nichts ist unmöglich
EDI
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger


Hallo Edi, mein Freund und Lyriker !!!

Ich denke mal damals haben sie auch manchmal ein Glas (lies: Becher) Wein (lies: Mjød) runtergespühlt,
und kluge Sachen gesagt, dort am Lagerfeuer !!!!  :prost: :narr:

Einfach super !!!  :super: :winke:

Silex

...und ein Keramikkenner hat sich dieser ersten, oberen Scherbe angenommen...sie ehrfürchtig gestreichelt...und den Fundort (hier) angezweifelt......
Es ist die erste eindeutig neolithische Randscherbe in unserem Gebiet . Die Härte des Objektes spiele keine Rolle meinte der Experte....diese sei nur dem Umgebungsmillieu zuzuschreiben.
Die  genauere Zeitstellung  sei in der Schnurkeramik anzusiedeln....also Endneolithikum.... bei uns.
Schade dass von dieser Fundterrasse nur mehr ein kleiner 5x 30 m breiter Streifen übrig ist.
Nur wenige 100 m entfernt befindet sich eine  sagenhafte Quelle. Angeblich die  Erkundung eines Zwerges......Dem Sprudelwasser wird augenheilkräftige Wirkung zugeschrieben....ich benutze es manchmal..
Wegen dieser Sage bin ich auf diesen unscheinbaren Acker "gekommen"
Jede Quelle ist sagenhaft    und jede Sage quellenhaft.....Manchmal sagen die Ursprünge  (schon wieder) der Sprache mehr als jedes Luftbild
bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.