Die Letzten ihres "Standes"

Begonnen von Silex, 20. Dezember 2007, 22:10:17

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Silex

Vor ein paar Jahren fand man vorgeschichtliche Spinnwirtel noch häufiger- und sie waren nicht selten vollständig. Durch ihre soli(aero)dynamische Kugelform, den härteren Brand und die massive Wandung waren sie eine der wenigen  komplett erhaltenen, keramischen Reliktgattungen die uns heute Einblick geben können in eine ferne Wirtschaftsweise.
Seit dem Einsatz terroristischerer Erdatomisierer hat sich das Fundgut  jedoch entscheidend auch hier verstümmelt.
Es scheint müßig zu spekulieren ob die Verzierung  eine rein funktionelle war um den Schwungdrill zu erleichtern oder ob da ein Kulturkanon, ein Gebet mitdrehte, wenn die Mama, oder die Oma, die Wolle verspann und ein altes Lied zu hören war ..bis in die hinterste Ecke des Raumes ..dorthin wo die Kinder noch mit müden Augen ins Feuer  träumten.
Aber keine Silbe entging ihren Öhrchen....von Helden und Göttern...von Spott und Verehrung...vom Stamm, vom Mond, von einem schönen warmen Sommer mit dicken Fladen und süßen Beeren.
Und vom neuen Hemdchen das die Mama bald fertig haben wird.
Vielleicht zur Wintersonnwende?
Die Fundumstände und die Datierung durch die Archäologen waren "hallstattzeitlich" mit zeitlichen Wucherungen nach vorne und hinten.

Man sollte den Dingen der Vergangenheit viel mehr Phantasie widmen.....vor allem den Menschen
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rolfpeter

Hast ja so recht, Du ferner Poet!
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Rambo

Dank moderner Erdbearbeitungsmaschinen werden selbst diese Fragmente bald der Vergangenheit angehören.
Ich habe auch einige Spinnwirtel in meiner Sammlung. Das waren noch Zeiten als ich ganze wunderbar erhaltene Spinnwirtekl und auch Webstuhlgewichte gefunden habe. Heute bin ich schon glücklich darüber, wenn ich ein Fragment eines Webstuhlgewichtes oder Spinnwirtel finde, welches ich früher keine Bedeutung beigemessen hätte.  Lediglich mit der Datierung dieser Wirtel ohne Fundumstand hat man noch immer Probleme. Selbst Verzierungen helfen nicht unbedingt weiter.
Das einzige das uns bleibt die traurigen Reste aufsammeln und vor der endgültigen Zerstörung  zu bewahren.
Gruß Rambo
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn

Viracoacha


Meint ihr nicht auch, dass es unter Berücksichtigung der modernen landwirtschaftlichen Bearbeitung der Böden, nicht vielleicht auch mal von Seiten des Staates angebracht wäre, etwas vermehrt  die Zusammenarbeit mit freiwilligen Helfern  :sondi:  zu suchen, als dies bisher der Fall ist.
Bevor jetzt wieder die Rede von inkompetenten Helfern und dem "aus dem gesch. Zuhammenhang reißen" (auf arg gestörten Flächen) kommt - mal ehrlich Leute wer wird denn ,in absehbarer Zeit , die NOCH zu rettenden Funde von den ÄCKERN (rede ausdrücklich von solchen !!!) bergen ? Die ach doch so gut betuchten LandesDenkmalBehörden evtl.  ?????????????????????
Ich will hier jetzt nicht unbedingt das leidige Thema von der Zusammenarbeit mit den "Zuständigen" vom Zaune brechen ,aber man sollte eben nicht durchweg alle  :sondi: kriminalisieren .
Zitat von: Rambo in 29. Dezember 2007, 10:09:06
Das einzige das uns bleibt die traurigen Reste aufsammeln und vor der endgültigen Zerstörung  zu bewahren.

In der Zeit, in der ich einen Acker auf archäologisch korrekte Art und Weise "säubere" (Schichten sind in der Regel dutzendfach umgeworfen ) gehen andernorts dutzende (verwertbare) Funde/Befunde zu Bruch !!!

Ich für meinen Teil WÜRDE liebend gerne mit den Archäologen Zusammenarbeiten, allerdings nicht als deren Stiefelknecht!
Meine Freizeit opfern (naja) und dann noch klugscheißerisch belehrt oder gar angepampt zu werden , muss ich mir nun echt nicht geben !!!

Bei Notgrabungen soll es vorkommen das gar unsensibel mit nem Bagger zu Werk gegangen wird . Kommt wohl daher das Befunde von äußerer Zerstörung bedroht sind  :kopfkratz:

MfG  Viracoacha

Silex

da wird uns leider nichts anderes übrigbleiben , Viracoacha.
Man braucht dabei aber keinen "Stiefelknecht"  abgeben...weil man mit den Jahren  konsequenter Suche selbst eine Art Experte für den jeweiligen Acker wird. Aber die Bestimmung und Einordnung in zeitliche und räumliche Zusammenhänge die ist woanders wirklich besser aufgehoben.....
bei denen die Funde seit vielen Jahrzehnten  zusammenlaufen ...
Klugscheisser waren bisher noch keine dabei. Aber ohne deren Arbeit wäre jeder Sucher verloren.

Und Leute die sich mit Oberflächenfunden "begnügen" die würden händeringend gesucht....
Packen wir`s an
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Viracoacha

Ich denke mal wir sind uns doch alle beußt darüber das die Bodenschichten auf den meisten Ackerflächen mittlerweile als stark gestört angesehen werden müssen .  :teufel:
Wenn ich also ,sagen wir mal einen, sich in 20 cm Tiefe verborgenen  ,bronzezeitlichen ,Schwertknauf in Blockbergung dem Maisfeld entnehmen würde ,wer wird da noch (sicher) sagen können ob die sich in den Erdschichten befindenen Pollen wirklich aus der Zeit der Grablege stammen oder ob etwaige Holzreste nicht durch dreimal werfen von der Pflugschar in die Nähe des Objekts gekommen sind?
Analyse der Bodenphosphatisierung ist in den oberen Bodenschichten ,Dank (Über)Düngung ,eh für'n A..... !

  :ritter1: Was ich sagen will ist eigentlich nur dass ,in Anbetracht der Lage , von den Äckern gerettet werden sollte was NOCH zu retten ist und DAS eben vielleicht auch nicht allein via rein optischer Funderfassung .

Kleines Beispiel noch : Ich am :sondi: über'n Acker Ferrum,Ferrum,Ferrum...also Disc hoch......Signale weg.....nach 1 ST. voller Frust und ohne Fund dann vom Acker gemacht !
Jetzt kommt's :
Auf dem Rückweg springt mir auf einmal so'n winziger, grüner Splitter ins AUGE während mein Det. sich ausschwieg (halt zu hoher Disc-Wert )!
Disc dann runter und siehe da im Umkreis von 1m. kamen noch 4 weitere Papierdünne Splitter zu Tage !

Aus einem unverzierten ,unzuweisbaren Splitter wurde so durch die Ergänzung von einem gerundeten ,nach außen aufgebogenen weiteren Fragment , der Rest eines Gefäßes !  :laola:
:weise: Man sollte eben kombinieren was zur Sicherung von Befunden geeignet ist ansonsten .......  :heul:

Silex

Das Wichtigste ist nicht auf die Spule zu achten sondern den Ort wahrzunehmen und einigermaßen fit zu sein was menschliche Hinterlassenschaften anbetrifft........ und da sind die Augen...ein bißchen Erfahrung und enger Kontakt zu den Kennern das A und O.
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.