Breitscheider Keramik: bauchige Großgefäße/Vorratsbehälter - Höhe 50cm

Begonnen von thovalo, 22. April 2010, 20:42:03

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thovalo

 :winke:

Hmmmmm! Die Bilder sind ja nicht grade "schön", aber ästhetische Pin-Up-Fotos kann ich ja mal später schießen!  :zwinker:


Ich denke mal DAS sind (unter anderem) die Objekte die bei den umfangreichen Raubgrabungen hier gesucht worden sind.


Diese beiden vollständig erhaltenen Belegstücke fehlgebrannter "großer bauchiger Vorratsgefäße,

(Höhe 50cm)

aus "reduziert gebrannter Irdenware" stammen aus Ratingen-Breitscheid (Kreis Mettmann), und sind bereits lange Zeit vor den illegalen Bodeneingriffen geborgen, vom LVR aufgenommen und publiziert worden.

Beide Stücke sind jeweils mit einer Doppelreihe von Fingertupfen dekoriert. Es gibt enorm vielfältige weitere Zierweisen, darunter auch Einzel- und Rollstempeldekore. Das spricht für eine
gewisse Anpassung an Bedürfnisse der Abnehmer, denn in erster Linie "gefallen" mussten die Großgefäße ja nicht, sondern den jeweiligen Anforderungen gemäß ihren Zweck erfüllen. Vielleicht erleichterten die Dekore in größeren Vorratshaltungen auch die Sortierung und das Wiederfinden bestimmter Inhalte.

Durch die Verdunstung von Feuchtigkeit durch den porösen Scherben der Irdenware wurde der Inhalt permanent gekühlt und frisch gehalten. Diese Großformen, die es auch mit eiförmigen Unterboden gegeben hat und die dann in das Erdreich eingetieft werden mussten, waren die "Kühlschränke" des Mittelalters!

Von den schweren Gefäßen gab es insbesondere in Burgen und Klöstern in der Vorratshaltung ganze Serien, da dort unter anderem die Abgaben in Naturalien über längere Zeit hinweg frisch gehalten und ein großer Personenkreis versorgt werden musste!

Die Ränder sind immer überkragend gestaltet, sodaß eine Abdeckung z.B. aus Leder problemlos mit einer Schnur über der Öffnung festgebunden werden konnte. So gelangten Ungeziefer und Verunreinigungen nicht so schnell zwischen die eingelagerten Vorräte. Der eingelagerte Inhalt musste nicht zwangsläufig flüssig sein und konnte je nachdem mit einer Schöpfkelle oder mit der Hand aus den Behältern heraus geholt werden.

Die rostbräunliche Färbung geht auf Anlagerungen von Eisenmineralen im Verlauf der 800jährigen Lagerung im Erdreich zurück.


Datierung: 12./13. Jh. n. Chr.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Levante

Hallo Thomas,

die sind ja der absolute Hammer.

Ich glaube, Die möchte ich mal in Live anfassen.  :glotz:

Grüße

Patrick
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

thovalo

Lieber Patrik:

Das sollte sich machen lassen!  :winke:


Oft wird bei Ausstellungen gefragt ob die beiden dicken Dinger aus Metall gehämmert sind und wie viele andere Fehlbrände, haben die Beiden ihre eigene Ästhetik! Wäre sicher eine Marktlücke im Dekorsegment!   :zwinker:

Als die Beiden "Bomben" auftauchten, hatte ich überhaupt keine Ahnung wie selten so ein vollständig erhaltener Fund ist. Schön, selten und ganz schön Platz raubend! Werden hier gut gelagert verwahrt! Also.....


LG thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.