Bohrer aus Geweih?

Begonnen von Anja, 05. Mai 2010, 02:11:06

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Anja

Hallo, Ihr da draußen.

Da ich mit Steinzeit an sich nicht viel zu tun habe, wollte ich mich mal erkundigen, ob einer von Euch weiß, ob es Beispiele gibt (geographische und chronologische Einordnung egal), dass die terminalen Enden von Geweihsprossen als Bohrer in der Bearbeitung von Knochen benutzt wurden. Insbesondere für das Bohren der Löcher in Flöten aus Vogelröhren.
Wenn ja, lasst doch bitte was hören, ich kann dazu partout nix finden!

Herzlichen Dank und liebe Grüße,

Anja.

Goatman

Hi,
dann mal ein

Ich wünsche dir viele schöne Funde und freue mich
auf nette Postings von dir.
Deine Frage kann ich leider nicht beantworten. Bin
mir jedoch sicher, dass du hier eine Antwort bekommst.

Larry Flint

... aber nicht unbedingt, wenn du deine Fragen in der falschen Abteilung stellst.

Ansonsten denke ich, dass eine Geweihsprosse zu dem Behufe nicht taugt, denn es ist ja immer an sich prima, wenn ein Bohrer eine gewisse Schärfe aufweisen kann, damit es sich vernünftig bohren lässt. Von Standhaltigkeit und Härte mal ganz abgesehen ...

Abgesehen davon, sind ja nicht gerade viel steinzeitliche Flöten erhalten - und wenn man einräumen mag, dass Tierverbiss zuweilen ähnliche Spuren hinterlassen kann wie ein mutmaßlicher, lithischer Flötenmacher, werden es noch weniger...

Kurz: Der Grund, warum du nichts finden kannst, liegt wohl darin, dass bislang niemand nachweisen konnte, dass jemand eine Flöte auf die von dir gemutmaßte Weise gefertigt hat.

:winke:

Larry

Anja

Hallo Larry,

deshalb der Hinweis "chronologische und geographische Einordnung egal" ...
Es geht nicht um steinzeitliche Flöten sondern nur darum, ob man das distale Ende einer Geweihsprosse zum Eintiefen oder Weiten von Löchern benutzen kann. Die Flöten mit denen ich es zu tun habe, stammen aus einem Fundkomplex im Amazonastiefland. Hier kann man mit Fug und Recht von einer Technologie auf Steinzeitniveau sprechen- ist rein chronologisch aber deutlich nicht der Fall. Natürlich vorkommende Steine gibt es in der Region nicht, folglich auch keine Steinwerkzeuge zum Bearbeiten von Knochen. In Frage käme also Zahn oder eben- und nur das war die Frage- Geweih.

Gruß,

Anja.

Larry Flint

#4
Zitat von: Anja in 06. Mai 2010, 02:16:59
[...] Die Flöten mit denen ich es zu tun habe, stammen aus einem Fundkomplex im Amazonastiefland. Hier kann man mit Fug und Recht von einer Technologie auf Steinzeitniveau sprechen- ist rein chronologisch aber deutlich nicht der Fall. Natürlich vorkommende Steine gibt es in der Region nicht, folglich auch keine Steinwerkzeuge zum Bearbeiten von Knochen. [...]

... Steinzeit ist Steinzeit - egal, wann sie stattfindet.

Das kann dann auch an verschiedenen Orten zu völlig unterschiedlichen Zeiten sein - z.B. irgendwo auf den Andamanen just in diesem Augenblick.

Und notfalls findet sie sogar ohne Steine statt, wie dein Beispiel auf's Schönste illustriert.

Das ändert aber nix an der Tauglichkeit von Geweih zum Bohren von Knochen.

Außer vielleicht, dass - sofern sich deine Amazonastieflandindianer immer noch auf dieser Kulturstufe tummeln - es womöglich am einfachsten wäre Winnetou und Pocahontas direkt danach zu fragen, wie sie die Löcher in ihre Flöten puckeln. Zugucken wäre natürlich in diesem Fall auch noch eine Option...

:winke:

Larry

PS: Falls Winnetou und Pocahontas gerade nicht zu sprechen sind, hätte ich noch die Idee, dass man auch mit Hartholzstäben und Geduld  Löcher in Knochen bohren kann (zumindest solange der Baumbestand im Amazonastiefland noch nicht durch irgendwelche Konzerne oder andere Katastrophen vernichtet worden ist...). Wenn man so rrriiiischdisch Zeit hat, dürfte es sogar auch mit weichem Holz fluppen....

Man glaubt ja gar nicht, was alles geht - also ich kann z.B. mit einem handelsüblichen Tampon und zwei Frühstücksbrettchen Feuer machen.

Hätt' ich früher - als ich nur machen konnte, dass die Luft stinkt - nich' geglaubt....

:hilfe3:

PPS: Als ultima ratio in Sachen "Probieren-geht-über-studiert-haben" könntest du dich auch an unsere Heimwerkerabteilung z.B. in Gestalt von Marienbad, wenden. Der hat erst kürzlich für ein vermeintliches Artefakt eine bis dato für das Neolithikum völlig unbekannte Funktion für einen bis dato ebenfalls total unbekannten Anwendungsbedarf ins Leben experimentiert. Bin von diesem Erlebnis, in das ich irgendwie verstrickt war,  immer noch benommen...  :schwitz:

PPPS: Wär' einer der Herren Moderatoren vielleicht so nett diesen Briefwechsel in die passende Sparte zu verpflanzen? Dat hat doch alles nix mit Keramik zu tun.... :irre:


Anja

Hallo Larry,

"Winnetou" und "Pocahontas" haben leider ca. 200 Jahre vor Ankunft der ersten christlichen Missionare ihre Siedlungsplätze verlassen...Fragen fällt also aus.
Das mit dem Tampon und den Frühstücksbrettchen hätte ich aber doch gerne ein bißchen näher erklärt :-D. Faszinierend!

Gruß,

Anja.

Larry Flint

Zitat von: Anja in 07. Mai 2010, 16:53:54
[...] "Winnetou" und "Pocahontas" haben leider ca. 200 Jahre vor Ankunft der ersten christlichen Missionare ihre Siedlungsplätze verlassen... [...]

... sowas nennt man wohl weise Voraussicht.

Zitat von: Anja in 07. Mai 2010, 16:53:54
[...] Das mit dem Tampon und den Frühstücksbrettchen hätte ich aber doch gerne ein bißchen näher erklärt [...]

... man pfrümele den Tampon etwas auseinander und verzwirbele diesen wieder zu einer Wurst. Dann lege man die Wurst zwischen die Frühstücksbrettchen (... etwas oberflächenraue Holzbrettchen taugen dazu am besten...), wuchte sich mit ordentlich Gewicht auf die ganze Angelegenheit und fange an die Quetschwurst mittels des oberen Brettchens zu rollen - und zwar feste, bis es qualmt. Tamponwurst raus und pusten. Und schon hast du ein Flammenmeer...

:winke: & viel Spaß

Larry

Silex

Ihr Beiden....allen Respekt!
Und um wieder zur Anfangsfrage zurückzukommen.....selbst mit Pfrümelwurstampons könnte man Flötenlöcher herauspuuln....nur eine Frage der Geduld. Man würde aber vermutlich aus dem "letzten Loch" pfeifen bevor das Tirilieren begänne.
Steine gippds überall- meist knapp unter den Füßen.
Eh die Frühstücksbrettchen qualmen werden die Drillschwielen glühn, Larry, und der Schmerzblicklaser   unchristliche Luftsäulenunterbrecher schmieden.
Die Stahlkuppel wird justament jetzt gesenkt, Mutter Erdes Flötenloch zu tamponieren.
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Freya

erheiternde Momente des Lebens
Danke

:year: :narr: :super: :narr: :year:
Marie :winke:

Anja

#9
Zitat von: Silex in 08. Mai 2010, 00:06:13

Steine gippds überall- meist knapp unter den Füßen.


Anja

Hallo Silex,

auch wenn Dich das bei Deinem Namen wahrscheinlich hart trifft- Steine gibt's nicht überall. Zumindest nicht oberflächig.
Die Region um die es sich dreht liegt in einem Sedimentationsbecken das sich zwischen dem präkambrischen brasilianischen Schild und den subandinen Gebirgsketten bis in die Region des Chaco erstreckt. Die Basis des Beckens besteht aus jungtertiären Sedimenten -bis zu 2500 m stark- und die oberen Schichten aus feinsandigen und tonigen Sedimenten. Hier findet man keinen einzigen natürlich vorkommenden Stein an der Oberfläche. Super zum Graben- wunderschöne Plana!

Gruß,

Anja.